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Nr. 297. (Erstes Blatt.) Amts- und AnzeigebLatt für den Oberamtsbezirk Calw.
89. Zayrgang.
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Erscheinungsweise: 6rnal wSchentllcb. Anzeige npreiS: Im OberamtS* r, r»Kirk Lolw für die einspaltige Borgiszeile 10 Psg., außerhalb desselben !2 Pfg., !j ^rllsmen 2b Pfg. Echluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S. s!
Samstag, den 19. Dezember 1914.
t! BezngSvreis: In der Cladt mir Trügerlohn Mk. I.L5 vicneljillirtich. Post. bezuaSpreis für den Orr»- und Nachdarottsoertcyr Mk. I.Ä). im Fernverkehr Mk. 1.30. Seftellgeld in Württemberg 30 Psg., in Bayern und »!eich 42Psg.
Die ROa lverdr« ms der WM Rout Urscht. — Mesttllde Erfolge irn Weftea.
der auf französisches Gebiet über. Die Franzose» haben aus der Richtung Tont eine» größere» Vorstoß unternommen, der aber blutig gescheitert ist. Auch am Merkanal ist das Vorgehen der Franzosen nach privaten französischen Berichten gescheitert.
! Ftindliche Flieger über Lothringen.
(W.T.B.) Saarburg. 18. Dez. Vergangene Nacht gegen 12 Uhr überflogen zwei feindliche Flugzeuge die Stadt und warfen insgesamt 18 Bombe« ab. Dabei wurde ein Ulanennnteroffizier und ei« Ulan auf offener Straße getötet und ein Dienstmädchen so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Der angerichtete Materialschaden ist ziemlich bedeutend. Auch im Heming warfen die Flieger zwei Bomben ab, ebenso auf die Bahnstation Rieding.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Der deutsche Tagesbericht.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, vormittags, amtlich. Der Kampf bei Nieuport steht günstig, ist aber noch nicht beendet. Angriffe der Franzose« zwischen La Bossöe und Arras, sow e beiderse 1s der Somme scheiterten unter schweren Verlusten für den Gegner. Allein an der Somme verloren die Franzosen 1286 Mann Gefangene und mindestens 1888 Tote. Unsere eigenen Verluste beziffern sich dort auf noch nicht 208 Mann. 2n den Argonnen trugen unsere eigenen, gut gelungenen Angriffe etwa 758 Gefangene und einige Krirgsoerä e ein.
Von den übrigen Teilen der Westfront find besondere Ereignisse nicht zu melden.
An der ost- und westpreußischen Grenze ist die Lage unverändert. In Polen folgen wir weiter de« Feind.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.T.B.) Wien, 18. Dez. Amtliche Mitteilung vom 18. Dez., mittags: Die geschlagenen ruffischen Havptkräfte werden aus der ganzen, über 466 Kilometer breite« Schlachtfront von Krosno bis zur Bsuramündung verfolgt. Gestern wurde der Feind auch aus seinen Stellungen im nördlichen Karpathenvorland zwischen Krosno und Zakliczqn geworfen. Am unteren Dnnajec stehen die verbündeten Truppen im Kampfe mit gegnerischen Nachhuten.
In Südpolen vollzog sich der Vormarsch bisher ohne größere Kämpfe. Petrikau wurde vorgestern vom K. n. K. Infanterieregiment Wilhelm I Deutscher Kaiser und König von Preußen Nr. 34. Przed- -orc gestern von Abteilungen des Ragyczeboner Infanterieregiments Rr. 31 erstürmt. Die heldenmütige Besatzung von Przemysl setzte ihre Kämpfe im weiteren Vorfeld der Festung erfolgreich fort.
Die Lage in den Karpathen hat sich «och nicht wesentlich geändert.
Das westliche Hauptquartier und der Sieg im Osten.
Berlin, 18. Dez. Der Kriegsberichterstatter der „Deutschen Tageszeitung" meldet: Der gewaltige! über die Russen erfochtene Sieg wurde im Großen Hauptquartier in den Abendstunden bekannt gegeben und rief großen Jubel hervor. Auf dem Marktplatz sangen Offiziere und Mannschaften „Deutschland, Deutschland über alles", „Heil dir im Sieger- kranz" und die „Wacht am Rhein". Die Einwohner j eilten an die Fenster und betrachteten erst verständnislos die Kundgebung, dann aber mit tiefer Niedergeschlagenheit, da sie mit der baldigen Eroberung Berlins durch die Russen gerechnet hatten. Unter Hochrufen auf den Kaiser, auf Hindenburg, General Ludendorff und die österreichischen Heerführer blie- ! den die Truppen noch bis spät in der Nacht vereint. Alle Glocken der Stadt verkündeten den Sieg bis! «ach Mitternacht. Die Nachbarorte nahmen dieses Siegesläuten auf, und in dieser Weise pflanzte sich das Glockengeläuts durch das ganze besetzte Gebiet fort, so daß überall französische Glocken die aus dem Osten gekommene Kunde von dem deutschen Siege weitertrugen.
Der Berner „Bund" zur mili'ärischen Lage.
(W.T.B.) Bern. 18. Dez. Der Berner „Bund" schreibt: Die größte Entscheidung, die dieser Krieg
bisher gebracht hat, ist gefallen entsprechend unserer Voraussage, welche wir wagten, als es sichtbar wurde, daß das prachtvolle Manöver der Hindenburg- ischen Flankenoffensive nicht nur geglückt war, sondern auch, als im Süden und Westen die verbünde- > ten Armeen die Offensive der Russen zu ersticken ver- ! mochten. Es ist fraglich, was die Russen nun nach ! der Schlacht, welche wir als die größte der Weltgeschichte und im Zusammenhang der taktischen Ent- ! scheidung mit der strategischen Operation als eine ! der genialsten Kriegshandlungen aller Zeiten be- trachten, auf dem Rückzug noch einbützen. Ballt Ruß- ! land hinter der Weichsel nochmals sein Heer zusammen, wozu seine Menschenmassen es noch lange befähigen, so wird ihm doch soviel Moral fehlen, ^ um nochmals mit Aussicht auf Erfolg den bereits zweimal vereitelten Versuch, den Krieg auf Berlin und Mion vorzutragen, ins Werk zu setzen. Solange wir einen Einblick in die wahren Verhältnisse des russischen Heeres haben, bleibe die Schlußfolgerung ausgesetzt, ob die russische Eeneraloffensive endgültig gebrochen und der russische Feldzug entschieden ' ist, entschieden ist in dem Sinne, daß Rußland nunmehr auf die Verteidigung angewiesen ist. Die großen Abgaben an Gefangenen weisen aber bereits auf eine hohe Zersetzung hin. Wo aber blieb in den Tagen, wo im Osten die Entscheidung reifte, der große durchgreifende Angriff der Franzosen und Engländer?
! Die Kämpfe am Kanal.
(W.T.B.) Berlin, 18. Dez. Heber neue Kämpfe bei Ppern heißt es in der „Voss. Zeitung": Auf der ganzen Linie wird hartnäckig gekämpft. Die Truppenbewegungen nach der Front dauern fort. An der Herstellung der Wege wird ununterbrochen gearbeitet.
Rotterdam, 18. Dez. Aus Oostburg wird der „Deutschen Tageszeitung" berichtet: Heute war südwestlich Ostende heftiger Kanonendonner zu vernehmen. Es ließ sich jedoch nicht feststellen, ob wieder eine englische Flotte die Küste beschießt oder ob etwa ein neuer Angriff an der Mer tobt.
Die gestrige Meldung aus dem Großen Hauptquartier, wonach „der Kampf bei Nieuport günstig stehe, aber noch nicht beendet" sei, läßt auf die letztere Möglichkeit schließen, da Nieuport in der Tat südwestlich von Ostende liegt.
Die Loqe im Oberelsaff.
Basel, 18. Dez. Im großen und ganzen beschränken sich, wie die Voss. Zeitg." vernimmt, die deutschen Truppen in Oberelsaß auf die Defensive. Gelegentlich, wenn es ohne große Verluste geschehen kann, wird auch die französische Offensive mit kräftigen Gegenstößen beantwortet, wie das bei Steinbach der Fall war. Ein wirksames Vordringen der Franzosen ist vorläufig ganz ausgeschlossen, da auf deutscher Seite starke Truppenmassen an der Vogesenfront stehen und außerdem gut ausqebaute und schwer armierte Feldbefestigungen vorhanden sind, die einen Durchbruchsversuch so gut wie unmöglich machen. An ihnen brach Angriff auf Angriff unter großen Verlusten zusammen. Unter den im Ober- elsatz stehenden Truppen herrscht ein vorzüglicher Geist.
Zürich. 18. Dez. Der „Tagesanzeiger" meldet: „Auf dem westlichen Kriegsschauplatz herrscht wieder lebhafte Bewegung. Im Oberelsaß dreht sich der Kampf immer noch um die Beherrschung der von Belfort über Sulzbach—Gewenheim—Aspach nach Thann führenden Straße. Bei Saales greift die deutsche Stellung unter dem Schutze des Donon wie
Der Islam und der Krieg.
Türkische Erfolge gegen die Ruff n.
(W.T.B.) Konstantinopel, 18. Dez. Amtlich wird gemeldet: Die russischen Truppen versuchte« unter dem Schutze vo» Geschützen und Maschinengewehre» auf dem linken Ufer des Tschoruk vorzu- gehen, wurden aber nach fünfstündigem Kampfe zurückgewiesen. Rach der Schlacht bei Sarail, die für für die türkischen Truppen glücklich endete, setzte« diese die Verfolgung des Feindes ohne Unterlaß fort. Die türkische Kavallerie traf 1k Kilometer westlich von Kotour auf den Feind, griff ihn, ohne das Eintreffen ihrer Infanterie abzuwarten, an und »erjagte ihn in der Richtung auf Razr-Kotonr.
Das Blockierungsgefchwader an den Dardanellen.
(W.T.B.) Basel, 18. Dez. Nach einer Athener Meldung besteht das französisch-englische Geschwader, das die Dardanellen blockiert, aus k Dreadnoughts, und zwar aus 4 englischen und 2 französischen, sowie aus 7 Kreuzern, nämlich 4 englischen und 3 französischen, ferner aus 2 französischen Minenlegern, 8 englischen Zerstörern, 4 französischen Torpedobooten, Unterseebooten und zahlreichen Transportschiffen. Den Oberbefehl hat ein französischer Admiral.
Die Türken am Suezkanal.
Berlin, 18. Dez Das „Berl Tageblatt" meldet aus Rom: Der „Mattina" erfährt auf dem Umwege über Syrakus und Aegypten, daß die türkischen Truppe« und die Beduine« l3 Meileu vom Suez- kanak entfernt in der Nähe des Roten Meeres stehen.
Aegypten unter englischem Protektorat.
London. 18 Dez. (Reuter ) In Aegypten ist das englische Protektorat verkündet worden. — Das ist dasselbe England, das die kleinen Staaten vor dem deutschen Militarismus schützen will.
Zur Beschießung der englischen Küste.
(W.T.B.) Berlin, 18. Dez. Der Verlust der englischen Torpedojägerflottille ist, wie dem „Berl. Lokalanz." aus Genf berichtet wird, einer Privat- meldunq zufolge, weit ernster, als die Admiralität zugesteht. Die Funkspruchstation von Scarborough funktionierte noch während des Bombardements, doch erschien keine größere englische Einheit, bis die , deutschen Kreuzer außer Sicht waren.