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ZLadL. ANg^siner Anzeiger für Lis Bezirke Nagold, -alw u Freudenstadt

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AtterMetg, Samstag Sea 3. September

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Zur Lage.

Alan kann diese zu Ende gehende Woche schlechthin die Erntewoche nennen, denn nach dem dreiwöchigen August- regen konnte nun endlich die deutsche Getreide- und Oehmd- ernte in der Hauptsache geborgen werden. Allerdings hatte ! das Regenwetter mancherorts Schäden bis zu 30 und mehr Prozent an der deutschen Brotfrucht angerichtet. Aber wie- ! derum hat es die Sonne doch noch gut gemeint. Denn diese i schöne Sommerwoche am Ende des August und zu Beginn des ersten Herbstmonats hat vieles wieder gut gemacht, ^ mancherlei Schaden ausgeglichen und die Hoffnungen auf ! ein im allgemeinen befriedigendes Erntejahr neu belebt. §

Das schöne Sommerwetter über dem europäischen Fest- ! land war so recht auch ein Flugwetter. Die lleberfliegung i des Atlantischen Ozeans wird allmählich Alltägliches, trotz j aller Gefahren. In der Nacht zum Freitag waren vier s Flugzeuge unterwegs, um den Luftweg über den Ozean zu ! bezwingen, zwei amerikanische, ein englisches und ein fran- ^ Höfisches Flugzeug. Drei davon haben wieder aufgegeben, s eines wird vermißt, denn die Wetterlage über Teilen i des Ozeans ist noch ungünstig. Wenn die Ozeanflüge l zur reinen Rekordsucht weiterhin ausarten, wird die Oef- ? sentlichkeit in Bälde kaum noch das bisherige starke Inter­esse an vollbrachten Fliegerleistungeu dieser Art haben. '

In der Politik dieser Woche gab es allerlei getäuschte ' Hoffnungen. In Berlin ist die amtliche Mitteilung einge- s laufen, daß die Besatzungsmächte im Rheinland Frank- ' reich, England, Belgien sich entschlossen haben, endlich die s Versprechungen von Locarno zu erfüllen und das fast 80 000 : Mann betragende Besatzungsheer um 10100 Mann zu ver­mindern. Es hat darüber recht langwierige Verhandlungen zwischen England und Frankreich gegeben mit dem Schluß- i effekt, daß Poincare und die französischen Generäle ihren i Standpunkt durchdrückten und England, das etwa 15 000 : Mann abbauen wollte, nachgegeben hat. Von der erhofften - Räumung, die dem Geiste des Völkerbundes und des Lo- ; icarnovertrags entsprechen würde, ist vorerst nicht die Rede, s Auf der parlamentarischen Friedensunion in Paris hat der ' deutsche Reichstagspräsident Löbe wohl einen starken Vor- ; sstoß in diesem Sinne unternommen, aber die Antwort des ^ Senators de Jouvenel, eines Vertrauten von Poincare, war - Ho scharf ablehnend, daß die deutschen Parlamentarier bitter ^ Enttäuscht waren. Er bekannte klipp und klar, daß Frank- ; Deich nicht an eine Räumung der Rheinlands denke, solange > Deutschland die unmöglichen Ostgrenzen anerkannt und ' garantiert habe. Briand hat zwar in seiner Rede vor der ! Union die Vorzüge der Locarnopolitik hervorgehoben, er ' hat sich sogar ausdrücklich noch einmal zu der außenpoli- ' rischen These des Ausgleichs und der Verständigung bekannt, ! über seine Worte lassen den energischen Willen völlig ver- ' kniffen, ohne den das Locarnosystem ein Torso bleiben muß. : Was nützen alle schönen Reden, wenn das offizielle Frank- , reich in der Praxis immer wieder andere Wege einschlagt, bie dahin führen, wo von einer Versöhnung der Nationen Europas im wirklichen Sinne des Wortes keine Rede mehr Hein kann.

In Genf ist die neue Ratstagung eröffnet worden. Im > Vordergrund stehen Fragen der Ersatzwahl für den Rat, f Danziger Angelegenheiten, allerlei Berichte und Fragen der ! Wkeltwirtschaftskonferenz. Die Abrllstungsfrage dürfte nach ' «ein blamablen Scheitern der Seeabrüstungskonferenz ver- : hagt werden. Man kann sich schon nach den ersten Tagen der ' Senfer Zusammenkunft des Eindrucks nicht erwehren, daß , die Locarnopolitik festgefahren ist. Briand will erst in den . höchsten Tagen erscheinen und läßt sich durch Paul-Boncour vertreten. Der englische Repräsentant, Lord Robert Cecil, . Mt von seinem Ministeramt zurückgetreten, weil ihm die - Aiglische Politik in der Abrüstungs- und wohl auch in der - o^heinlandfrage nicht paßt und er Mißerfolg auf Mißerfolg - Dür d ie britischen Belange erkennt. Es bedeutet dieser Rück- ' ^kt einen Schlag für die ganze Völkerbundspolitik. Polen : hat mit seiner ängekündigten Zollerhöhung eine neue Wirt- ! »chaftliche Kriegsmaßnahme gegen Deutschland getroffen und f arbeitet Hand in Hand mit Paris. Ob Zaleski und der ^ deutsche Reichsaußenminister in Genf eine Milderung er- , reichen, steht dahin. Dr..Stresemann wird mit den Außen- ! Ministern auch allerlei Fragen des Rheinlandes besprechen. -

Die Truppenverminderung ist ja wett hinter den Erwar­tungen zurückgeblieben, die Regelung des Besatzungsregimes rm besetzten Gebiet, die Revision der Rheinlandordonanzen im Geiste von Locarno ist längst fällig. Man nimmt in Deutschland vielfach an, daß eine Besserung der deutsch­französischen Beziehungen erst im kommenden Jahre nach den französischen Wahlen Platz greifen wird. Täuschen wir uns nicht! Die französischen Parteien find in den Fragen der sogenannten Sicherheit und Deutschland gegenüber von jeher geschloffen aufgetreten und die Teilnehmer an der parla­mentarischen Konferenz in Paris haben deutlich erkannt, daß in Frankreich noch ein starker unversöhnlicher Geist vor­herrscht, und daß die europäische Welt in der Mehrheit an der Seite der Franzosen steht. Darum dürfen wir auch von der Völkerbundstagung in Genf keine Erfolge und keinerlei Erleichterungen erwarten. Man scheint in der Wilhelm­straße in Berlin wieder einmal ziemlich optimistisch zu sein, wie eine amtliche Vorschau auf Genf zu erkennen gab. War­ten wir bester ab, damit die Enttäuschung nicht noch größer wird!

Der glänzende Sieg der deutschen Sache, den die am Dienstag vorgenommenen Wahlen zum memelliindischen Landtag gebracht haben, bestätigt das Ergebnis der Wah­len von 1925 und ist ein erneuter Beweis dafür, daß die litauischen Ansprüche auf Memel ebenso unberechtigt sind wie die Lostrennung dieses Gebietes vom deutschen Mutter­lands. Der deutsche Wahlsieg ist diesmal noch höher zu be­werten als das Ergebnis der vorletzten Landtagswahl, da diesmal die Wahlen von litauischer Seite her unter ganz besonderen Druck gesetzt waren und alles geschehen ist, um den deutschen Wählern die Ausübung ihres Stimmrechtes zu erschweren und sie durch Drohungen von der Wahlurne überhaupt fernzuhalten. Die Verhängung des Kriegszustan­des über das Memelgebiet hat einen willkommenen Vor­wand gegeben, die Wahlvorbereitungen der deutschen Par­teien und insbesondere ihre Pressepropaganda aufs schärfste zu knebeln, und die Wahlhandlung selbst stand im Zeichen aller nur erdenkbaren litauischen Behinderungs- und Ve- einflusfungsversuche. Bei der Bewertung der auf die ein­zelnen Parteien entfallenden Stimmziffern muß man be­rücksichtigen, daß auf deutscher Seite die Optanten diesmal ausgefallen sind, während nach der Genfer Uebereinkunft auf litauischer Seite die in das Memelland eingezogenen litauischen Beamten und ihre Angehörigen zur Wahlbetei­ligung zugelassen waren. Das Endergebnis ist, daß die Litauer diesmal statt bisher zwei Abgeordnete vier in den memelländischen Landtag entsenden werden, die aber selbst­verständlich gegenüber der kompakten Mehrheit von 25 deut­schen Sitzen keine Rolle zu spielen vermögen und nur ein indirekter Beweis der deutschen Art des Memellandes sind. Man wird nun erwarten müssen, daß die litauische Regie­rung endlich die Schlußfolgerungen zieht, zu denen sie schon vor dieser Wahl moralisch verpflichtet war, deren weitere Verzögerung nach diesem 30. August aber ein europäischer Skandal wäre.

In der deutschen Innenpolitik gibt es den unerfreulichen Flaggenstreit, der längst Air Agitationssache geworden ist.

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Genf, 2. Sept. In der heutigen Ratssitzung wurde neben dem Berichte über die Pressekonferenz eine Reihe von Be­richten angenommen, nachdem der rumänische Außenmini­ster Titulescu den Dank für die Beileidskundgebung zum Tode König Ferdinands ausgesprochen hatte, der Bericht, der den Antrag Danzigs auf Abänderung der Verwen­dungsbestimmungen der Stadtanleihe an das Finanzkomitee verweist, weiter ein Bericht des Reichsaußenministers Dr. Stresemann über die Arbeiten des Wirtschaftskomitees und schließlich ein,Berscht von Paul-Boncour über die Ar­beiten des Ausschusses für internationqle geistige Zusam­menarbeit wurden debattelos angenommen. In dem Be­richt über die Tätigkeit des Wirtschaftskomitees werden die organisatorischen Vorarbeiten zur Behandlung der drei Fragen der Weltwirtschaftskonferenz dargestellt, die sich auf Zolltarife und Handelsverträge, ferner auf die Vereinheit­lichung der Zollnomenklatur und schließlich auf die Vorbe­reitung einer internationalen Konferenz über die Behand­lung der ausländischen Unternehmungen und Staatsange­hörigen beziehen. Der Bericht über die Arbeiten des Aus­schusses für internationale, geistige Zusammenarbeit, ein ziemlich umfangreiches Schriftstück, befaßt sich mit den Fra­

gen des Pariser Institutes, des Austausches von Bildungs- ^ einrichtungen, des Urheberrechts bei wissenschaftlichen Ver- ! a'Zungen des Völkerbundsausschusses für internationale lnu^e Zusammenarbeit.

i Im Mittelpunkt der heutigen öffentlichen Ratssitzunx,- stand die Erörterung der Resultate der internationale« i Pressekonferenz. Als Berichterstatter fungierte in Abwesen- ? heit Danderveldes der belgische Senator de Brouckere, selbst : Journalist. Der Präsident der Pressekonferenz, Lord Burn- ^ kam. war wie üblich an den Ratstisch gebeten worden, d«

E Brouckere hob die Bedeutung der Probleme hervor, die b.

! handelt worden seien, beglückwünschte den Völkerbund z»

! seiner Initiative und sprach sich für die Wiederholung der

- Veranstaltung aus. Lord Burnham verband mit seinem ' Dank für die Hm zuteil gewordene Ehre die Feststellung,

^ daß die Pressekonferenz eine erste offizielle Anerkennung der i Presse darstelle, die damit zum ersten Malenicht über die s Hintertreppe, sondern über die Freitreppe in die Weltpoli« i 8k eintrat". Die Vertreter von 38 Staaten, unter denen f Lord Burnham das Ausmaß der deutschen, amerikanische«»'

> französischen und englischen Delegationen und die besondere s Anstrengung einer eigens zu diesem Zwecke nach Europ«

gekommenen japanischen Delegation hervorhob. in Verbin­dung mit der vollkommenen Autonomie der von der Nach»

^ richtenabteilung des Völkerbundes wirksam unterstützte»

, Konferenz gebenden Beschlüssen ein außerordentliches Ge»

! wicht.

s Als erster Debatteredner gab Reichsminister Dr. Stre »

! femann den Empfindungen Ausdruck, die das aufmerk» z fame Studium der Veröffentlichungen über die Konferenz

- und ihre Entschließungen bei ihm ausgelöst haben.Es ist ^ etwas bedeutendes", so führte er aus,wenn die Vertreter

- von 38 Staaten und von allen Zweigen der Politik, die nicht immer gleiches Interesse haben, sich zusammenfinden,

k um die Bedingungen für die Durchführung ihrer Aufgaben ! zu erleichtern." Der deutsche Delegierte forderte eine groß­zügige und energische Weiterverfolgung der Entschließungen ! durch den Völkerbund und stellte in Bezug auf die Präam« z bel der vorliegenden Resolutionen fest, daß sie eine feierliche j Erklärung der Grundrechte der Presse darstellen.

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I Vandervelde verläßt Genf

f Genf, 2. Sept. Die plötzliche Abreise Vanderveldes vo« j Genf nach Brüssel ist darauf zurückzuführen, daß Va. ^er» j velde nicht mit Stresemann die Freischärlerfrage erörtern ! will, bevor er nicht die volle Zustimmung der belgische«

- Regierung erlangt hat. Aus Brüssel wird gemeldet, daß ? man mit der Möglichkeit des Austritts zweier Mitglieder s aus dem Kabinett rechnet.

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^ Die belgische Regierung und die Franktireurfrage ' Brüssel, 2. Sept. Im heutigen belgischen Kabinetts- s rat, in dem die Frage der Untersuchung der Ereignisse vom Jahre 1914 betreffend die Franktireurangelegenheit durch s einen neutralen Ausschuß behandelt wurde, wurde die Be- i Handlung und Untersuchung der Franktireurfrage, mit der i sich Deutschland einverstanden erklärt hatte, unter nichtigen ^ Gründen a b g e l e h n t.

! Eine Erklärung Dr. Stresemanns

s Eens, 2. Sept. Zu der Entscheidung des belgischen ! Ministerrats, über welche ein belgisches Kommunique aus- , gegeben wurde, gab Dr. Stresemann die Erklärung ab, daß j ihn das belgische Kommunique äußerst befremdet , habe.

^ Vandervelde fährt nach Genf zurück

^ Brüssel, 2. Sept. Nach dem heutigen Kabinettsrat, in ! dem einzig und allein die Frage des deutschen Vorschlages betreffend die Franktireuruntersuchung behandelt wurde, erklärte Vandervelde, er reise schon heute abend nach Genf zurück.

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! Griechenland will in den Rat

? Genf, 2. Sept. Wie man erfährt, hat Griechenland offi- / ziell seine Kandidatur für den nichtständigen Sitz im Völ- f kerbundsrat als Nachfolger der Tschechoslowakei angemeldet.

: Außer Griechenland kommen noch Finnland, Dänemark und- i Portugal in Betracht. Neben dem zurzeit von der Tschecho- ' slowakei innegehabten Sitz sind auch die Sitze von Belgien . i und San Salvador neu zu besetzen.,'Als Nachfolger für de« j Sitz San Salvadors kovunt in - erster Li«ie Kuba ia l Betracht. ^