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Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Nr. 202
hissen, abgelehnt worden war. Die Vorgänge in Berlin im Zusammenhang mit dem Besuch des Newyorker Bürgermeisters und der für den 3. September festgesetzte Besuch der amerikanischen Redakteure in München gab der sozialdemokratischen Stadtratsfraktion Anlaß, die Flaggenfrage in einem Dringlichkeitsantrag erneut aufzurollen. In dem Antrag war verlangt worden, daß bei dem Besuch der ^ amerikanischen Redakteure auf den städtischen Gebäuden . die offizielle Reichsflagge gehißt werde. In der heutigen Debatte betonte Oberbürgermeister Scharnagl, daß der , Besuch der Amerikaner Bayern und München galten. Bei dieser Gelegenheit die Flaggensrage anzuschneiden, scheine ^ ihm lediglich eine Demonstration zu sein. Der sozialdemo- j kratische Dringlichkeitsantrag wurde mit 24 gegen. 19 Stimmen abgelehnt. r
Auflösung einer Minderheitsschule i
Kattowitz, 30. Aug. Einer Blättermeldung aus Lzernitz zufolge, wurde die dort bestehende Mindsrhsitsschule durch > eine Verfügung des Wojwodschaftsrates aufgelöst und die , Schüler wurden der polnischen Schule überwiesen. ;
Explosion eines Naphtakahnes ^
Straßburg, 30. Aug. Aus bisher noch unbekannter s Ursache ist in Lauterberg ein mit Naphtha beladener Kahn ? explodiert. Der Schiffer und seine Frau sind ums Leben ! gekommen. Der Schaden an den Hafenanlagen von Lauter- ! berg ist beträchtlich. Man vermutet, daß die Explosion ^ durch Unvorsichtigkeit herbeigeführt worden ist. ^
Europatagung des Bundes der Ausländsdeutschen Leipzig, 30. Aug. Die zur Europatagung in Leipzig versammelten deutschen Vereine und Verbände im europäischen Ausland veranstalteten eine öffentliche Kundgebung. Mit lebhaftem Beifall wurde ein Telegramm des Reichspräsidenten ausgenommen. Als erster Redner sprach Reichstags- / abgeordneter Dr. Theodor Heus. Sodann erstattete Postrat ! a. D. Dr. Roscher den Bericht über die Ergebnisse der Welt- I Wirtschaftskonferenz in Genf und führte u. a. aus: Die ; deutsche Regierung habe ihren Willen zur tatkräftigen Mit- ! arbeit an der Verwirklichung der Genfer Beschlüsse bekundet. Noch fehlten aber unzweideutige Beweise der rllckhalt- f losen Durchführung der Genfer Beschlüsse durch England s und Frankreich. Es folgte ein Vortrag des Regierungsrates j Dr. Mohr. Frau Margarete Cronau-Neuyork sprach sodann f über „Amerikaner deutscher Abkunft und Kulturproblem". ! Dr. Heinz Orlovius von der Deutschen Lufthansa behan- j delte das Thema „Luftverkehr und Auslandsdeutschtum". ! Er führte aus, daß im Flugzeug ein nicht zu unterschätzendes ; Bindeglied zwischen der Heimat und dem Auslandsdeutsch- - tum entstanden sei. Das Handelsflugzeug habe sich in dem ? jetzt beginnenden Zeitalter des Weltluftverkehrs würdig an ! die Seite des älteren Bruders, des Handelsdampfers ge- > stellt und diene damit als Pionier zur Wre des deutschen ! Ansehens in der Welt. Nach Gesangsvorträgen des neuen Leipziger Männerchors fand die Tagung mit dem Gesang i des Deutschlandsliedes ihren Abschluß.
Ermordung des deutschen Forschungsreisenden Filchner durch Lamas?
London, 30. Aug. „Times" berichtet aus Peking: Einem Telegramm des britischen Residenten in Sikhin zufolge ist eine Reisegesellschaft von drei oder vier Ausländern von Lamas ist West-Szechwan ermordet worden. Dieser Bericht erinnert an die Tatsache, daß letzten Juni eine Gesellschaft von Missionaren in West-Kansu den Rat erhielt, sich zurückzuziehen, und, weil sie nicht wußte, ob sie die Küste in östlicher Richtung erreichen könne, beschloß, über Ost-Tibet nach Indien zu gehen. Soweit bekannt, bestand diese Gesellschaft
Lotte Lobenftreit
Roman von Erich Eben st ein Urheberschutz durch die Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart
38) (Nachdruck verboten.)
„Nein — nein — bitte, sprich nicht mehr davon", unterbrach ihn die junge Frau ungeduldig. „Ich halte große Stücke von der Freundschaft — vor allem von der deinen, die mich oft treu und liebevoll durchs Leben geleitet und mir Schutz gewährt gegen alle lästigen Zudringlichkeiten anderer — aber von der Liebe halte ich gar nichts und mag nichts hören darüber."
„Gut, so sprechen wir vorläufig nicht weiter darüber. Nur eins muß ich dir sagen, Lotte: Wenn du auch für deine Person gefeit dagegen zu sein glaubst — andere sind es nicht und darauf mußt du immer Rücksicht nehmen. Faßold und Rittoni sind brave, junge Leute, deren Talent ihnen eine schöne Zukunft verheißt. Es wäre schade, wenn sie ihr Ziel aus dem Auge verlieren würden um einer hoffnungslosen Liebe willen!"
„Aber dafür kann ich doch nichts! Ich habe sie nicht im geringsten ermutigt, was soll ich denn tun?"
„Hm — man müßte den Verkehr mit ihnen ganz ab- Lrechen und zwar von unserer Seite, denn sie selbst werden es nie tun."
„O, dann tue es doch, Heinz! Bitte! Und auch mit diesem schrecklichen Mr. Makenzie, ja? Ich mag ihm kein Bild verkaufen und wenn er es noch so gut bezahlt! Ich mag ihn überhaupt gar nicht mehr sehen!"
„So unangenehm ist er dir?"
„Ja, — ich fürchte mich manchmal geradezu vor ihm", murmelte Lotte, während ihr Blick wieder einen grüblerischen Ausdruck annahm. „Er hatte vom ersten Augenblick an etwas Unheimliches für mich!"
„Wie — dieser harmlos, liebenswürdige Mensch? Das l ogreife ich nicht, Lotte! Wie ist das nur möglich?"
„Ich weiß es nicht. Aber seine Nähe macht mich unruhig.
aus einem Engländer, einem Amerikaner und einem deutschen Gelehrten mit Namen Filchner. Von dieser Reisegesellschaft wurde seit ihrer Abreise nichts mehr gehört und es wird befürchtet, daß es sich bei dem oben gemeldeten Verbrechen um die Mitglieder dieser Gesellschaft handelt.
Deichbrüche an der Oste
Bremervörde, 30. Aug. Die großen Ueberschwemmungen an beiden Seiten der Oste haben wenig nachgelassen. Zwischen Bremervörde und dem Fresenburger Kanal sind dis Deiche mehrmals gebrochen. Besonders schlimm ist die Lage in der Neheniederung.
Justizminister Dr. Möller wiedergewählt Schwerin, 30. Aug. Justizminister Dr. Möller war vor einigen Tagen von seinem Amte zurückgetreten, da im Landtage ein kommunistisches Mißtrauensvotum gegen ihn mit Unterstützung der Rechten angenommen war. Bei der heutigen Neuwahl eines Ministers waren 30 Abgeordnete zugegen. Bei der Stichwahl zwischen Dr. Mö" r und Dr. Wolfs erhielt Dr. Möller 24 Stimmen, Dr. W,. ' stim
men. Dr. Möller ist somit wiedergewählt.
Levine über seine Flucht im Flugzeug London, 30. Aug. Der amerikanische Finanzmann Levins, der gestern mit seinem Flugzeug „Miß Columbia" bei seiner Landung in Croydon (wie gemeldet wird, der ersten Landung, die er je vollfllhrt hat) fast tödlich verunglückt wäre, gab der Presse Aufschlüsse über seinen unerwarteten Flug nach London. Er sagte: Ich brachte die „Miß Columbia" nach England, weil ich der Ansicht war, daß dies im besten Interesse des Fluges nach Amerika liegt. Ich sah keine unmittelbare Aussicht, von Paris wegzukommen. Immer wenn Berichte, die ich von britischen oder amerikanischer meteorologischen Stationen erhielt, zeigten, daß die Bedingungen gut waren, schlug ich Drouhin vor, zu starten. Ei lehnte es jedoch ab mit der Begründung, die Berichte der französischen Wetterbüros zeigten, daß die Wetterlage ungünstig sei. Levine erklärte, Drouhin werde jeden Pfennig erhalten, der ihm unter ihrem Kontrakt zustehe und bemerkte weiter: Während ich in Frankreich war, wurde mir jedes mögliche Hindernis in den Weg gelegt. Alles, was ich unternahm, wurde dauernd in der Presse und anderswo kritisiert. Ich sah, daß mein Flug aus Paris so gut wie unter französischer Kontrolle stehen würde und dies schien mir nicht gerecht zu sein. Schließlich, als ich keinen andern Ausweg sah, beschloß ich, das Flugzeug nach England zu bringen und von hier zu starten. Levine schloß, er wolle entweder einen amerikanischen oder einen britischen Flugzeugführer zu bekommen suchen. Auf die Frage, ob er einen Flugschein besitze, schüttelte Levine lachend den Kopf und fügte hinzu, das Luftfahrtministerium habe ihn gebeten, nicht mehr zu fliegen, bevor er einen solchen Schein beiitre.
Das Wetter auf dem Ozean
Hamburg, 30. Aug. lieber dem Atlantischen Ozean herrscht nach wie vor ungünstiges Wetter für die Flieger. Wie die Deutsche Seewarte mitteilt, wird die Wetterlage von einem Sturmwirbel beherrscht.
„Stolz von Detroit" nach Konstantinopel gestartet München» 30. Aug. Das Flugzeug „Stolz von Detroit" ist mit den beiden Fliegern Schlee und Brock an Bord heute früh um 6.35 Uhr in München zum Weiterflug nach Konstantinopel gestartet.
München, 30. Aug. Bei dem Abflug des Flugzeuges „Stolz von Detroit" fand eine besondere offizielle Verabschiedung nicht statt. Die Flieger dankten vor ihrem Weiterflug für den ihnen in München bereiteten Empfang.
Er erinnert mich an irgend jemand, ohne daß ich mich besinnen kann, an wen. Das quält mich. Manchmal kommt es mir sogar vor, als wäre ich ihm schon irgendwo einmal begegnet — unter peinlichen Umständen. Dann grüble ich immer, wo es gewesen sein konnte, obwohl es ja kaum möglich ist."
„Die Strunz wird dich angesteckt haben mit ihrem Mißtrauen!"
„Nein. Es war schon früher, gleich vom ersten Tage an, als er vor drei Wochen mit seinem Kammerdiener hier auftauchte und sich dann durch Schwertling uns in der Osteria vorstellen ließ. Es war Abend — erinnerst du dich noch? Da stand er plötzlich mit seinem farblosen Gesicht neben unserem Tisch wie ein Gespenst — und jetzt, wo die Strunz behauptet, er sei gar kein Amerikaner — ach bitte, Heinrich, wenn du den Verkehr mit Fatzold und Rittoni einstellst, tu es mir zuliebe auch mit Mr. Makenzie! Es wird sich ja ein Vorwand finden lassen!"
„Selbstverständlich, wenn du es wünschest, Lotte! Um so mehr, als ich in der Tat finde, daß unser Verkehr hier in letzter Zeit auch dein Schaffen beeinträchtigt. Du bist nicht mehr mit ganzer Seele bei der Arbeit wie früher!"
Lotte schwieg.
„Nun, das alles ist ja sehr einfach, mein Kind", fuhr Koblitz ruhig fort. „Ich dachte bisher, dein verändertes Wesen habe andere Gründe. Wenn aber das Herz, wie du sagst, nichts damit zu tun hat, so zwingt uns ja nichts, länger auf Capri zu bleiben. Wir brechen also unser Zelt ab, schnüren unser Bündel und gehen fort."
Lotte war mit einer jähen Bewegung herumgefahren und starrte den alten Maler mit leuchtenden Augen an. „O — wir gehn fort! Wie herrlich!" ries sie entzückt.
„Warst du denn ungern hier?" fragte Koblitz betroffen. „Gefiel es dir denn nicht auf Capri?"
„Doch — sehr! Es ist ja wunderschön hier! Aber — wir sind nun schon so lange hier, nun . . ."
„Ja, über zwei Jahre und wollten doch nur ein halbes bleiben! Nun wollen wir weiter nach Palermo, wenn es dir recht ist."
Aus Stadl und Land.
Altensteig» den 31. August 1927.
> Bericht über die Gemeinderatssitzung vom 24. August 1827
Abwesend: Eemeinderat Bätzler Voranschlag der Stadtverwaltung für das Rechnungsjahr 1927
Der Vorsitzende verweist auf den den einzelnen Mitgliedern zugegangenen Etatsentwurf, in dem die Verwaltungszweige der eigentlichen Gemeindeverwaltung, des städt. Elektrizitätswerks der Fürsorgekasse und der Schulkasse je gesondert aufgeführt sind' Zunächst gibt er einen Ueberblick über die Aufstellung des Ge- samtvoranschlags; der vorläufige Abschluß desselben ergebe die Notwendigkeit einer wesentlichen Erhöhung des llmlagefußes gegenüber dem Vorjahr. Die Ursache der Mehrausgabe sei hauptsächlich zu suchen in d'er Erhöhung der Amtskörperschaftsumlage, der Schul- und Stratzenlasten, der Schmälerung der Reichssteueranteile, sowie in den Kosten unaufschiebbarer Arbeiten. In dem Voranschlag sei nur das allernotwendigste mr Ausführung vorgesehen. Für die kommenden Jahre harren weitere große Unternehmungen der Erledigung, wie: Erweiterung des Elektrizitätswerks, Straßenverbesserung durch Teerung, Pflasterung etc., Feldbereinigung III; Straßenneubauten- Wilhelm-, Anker-, Weiherwiesen-, Verkehrsstraße; Brücken- neubauten: Wilhelm-, Anker-, Weiherwiesen-, Seltengrab-n- Brücke; Schulhausan- bezw. Neubau; Nagoldkorrektion- Spritzenhausumbau; Krankenhausbau etc. Von den bei der Einzelberatung des Voranschlags gefaßten Beschlüssen sind m nennen:
1. ) Ausbau des Tannbachwegs im Stadtwald Priemen.
2. ) Kenntnisnahme von der Bekanntgabe des Vors., daß bei
der hies. Gewerbeschule voraussichtlich im Herbst ein zweiter Lehrer angestellt werde.
3. ) Widerruf des Beschlusses vom 20. 10. 26 betr. Ansammlung
eines Krankenhausbaufonds.
4. ) Ablehnung eines Antrags auf Umlegung der Handwerks
kammerumlage auf die einzelnen Handwerker.
5. ) Uebernahme von der Mesnerbesoldung, wie seither.
6. ) Einstellung in den Voranschlag von 2000 Mark für die
Beschaffung von 4 Eisenbahnwagen als Notwohnungen für Mieter, die keine Miete bezahlen. Die Anschaffung selbst wird vorläufig zurückgestellt.
7. ) Anschaffung eines weiteren Ziegenbocks.
8. ) Kanalisation der Egenhauserstraße und der Straßenecke
vom Rathausbrunnen bis zur Wendeplatte bei Oberamtsbaumeister Köbele.
9. ) Vergebung der Anstricharbeiten an der Gewerbeschule an
Malermeister Müller hier.
10.) Lieferung der für den Gewerbeschulanbau erforderlichen Zeichentische durch Schreinermeister Fr. Köhler hier.
Die endgültige Beschlußfassung über den Haushaltooran- schlag erfolgt in der nächsten Sitzung.
Bericht über die Gemeinderatsfitzung vom 28. August 1927 Abwesend: entsch. Eemeinderat Walz, Bäßler und Fuchs Um die Stromspannung in den vom Elektrizitätswerk entfernter gelegenen Stadtteilen zu verbessern, hat das städt. Elektrizitätswerk angeregt, bei der Schwanenbrücke eine Gleichrichteranlage zu erstellen oder das Eleichstromnetz in ein Drehstromnetz umzubauen und zwar sei diese Verbesserung der Stromversorgung noch vor dem Winter unbedingt erforderlich, da sonst das Elektrizitätswerk für eine geordnete Stromversorgung keinerlei Garantie mehr übernehmen könne. — Nachdem nun von mehreren Firmen Angebote mit Preis auf Gleichrichter bezw. Transformatoren vorliegen und die etwaigen Kosten der Anlagen nun berechnet werden können, ist Baurat Denzinger, Vorstand des staatl. Elektrizitätswirtschaftsamts in Stuttgart, in der Sitzung anwesend, um den Eemeinderat fachmännisch über die in Frage stehenden notwendigen Verbesserungen zu beraten. — Er stellt in etwa einstündigem Vortrag die Vor- und Nachteile von Gleich- und Drehstrom einander gegenüber und betont insbesondere, daß mit dem auch schriftlich vorliegenden Gutachten, sowohl die technische, als auch die wirtschaftliche Seite untersucht worden sei. Baurat Denzinger kommt sowohl in seinem mündlichen, als in seinem schriftlichen Gutachten zu dem Schluß, daß für die derzeitigen Verhältnisse der hiesigen Stadt die Aufstellung eines Gleichrichters das Gegebene sei. Der Gleichstrom sei keine veraltete, vom Drehstrom überholte Stromart, große Städte wie Stuttgart, Ulm, Tübingen, Feuerbach etc. haben Gleichstrom und bauen ihr Eleichstromnetz weiter aus. Der Umbau in Drehstrom sei in manchen Fällen fast reine Modesache. — An den Vortrag schloß sich eine eingehende Aus-
„Nach — Palermo?!" Tiefste Enttäuschung malte sich aus. ihrem Gesicht. Er wollte nach Palermo! Noch weiter nach Süden, noch weiter von der Heimat fort.
„Du magst nicht nach Palermo?" fragte Koblitz.
„Doch — wenn du es willst. Ich gehe überall hin» wo du es wünschest ..."
„Ich wünsche nichts, als daß du dich glücklich und zufrieden fühlst und wieder heiter bist, wie vor einem Jahre» Lottchen! Sei also offen: möchtest du lieber nach Norden als nach Süden?"
„Wenn es auf mich ankäme, ja. Es ist so schön in den Bergen, wenn der Frühling sich verklärend über ihr ernstes Antlitz legt! Die Wälder — die Blumen . . . Denke bloß, Heinz, Schneeglöckchen und Primeln — und Tannengrön und Buchenwälder, in denen Tausende von Vögeln singen, das alles haben sie hier doch nicht."
Sie war ganz in Ekstase, Tränen glänzten in ihren Augen.
Koblitz lächelte gerührt. „Gut, dann fahren wir also heim nach Erlsbach und ich telegraphiere noch heute an die gute, alte Rieke Schmetter, daß sie unser Häuschen instand fetzt- Ist es so recht, Lottchen?"
Lotte hatte Pinsel und Palette auf den Malkasten geworfen, war aufgesprungen und zu Koblitz hingelaufen. Ehe er sich wehren konnte, hatte sie in überschwänglicher Begeisterung seine Hand ergriffen und drückte stürmische Küsse darauf.
„O du — du! Du bist der beste, liebste Mann der Welt? — Ich danke dir . . . ich danke dir!"
Sie hatten beide nicht gemerkt, daß ein Herr sich ihnen genähert, die Handkußszene beobachtet hatte und nun in stummer Verblüffung wenige Schritte von ihnen entfernt stand.
Erst als er bewundernd sagte: „Ihr ergebenster Diener, Gnädige — und zürnen Sie mir nicht, daß ich diese entzückende Liebesszene nun durch mein Erscheinen störe . . ." fuhr Lotte erschrocken herum und wandte sich dem Ankömmling zu.
(Fortsetzung folgt.)