Die blockierte »Königsberg".

London, 15. Dez. Nach einer privaten Mittei­lung der englischen Admiralität ist Kapitänleutnant Patterson bei dem Versuch, an den blockierten KreuzerKönigsberg" heranzukommen, in deutsche Gefangenschaft geraten.

Der Kreuzer ist also anscheinend noch nicht in eng­lischem Besitz. Es ist übrigens anzunehmen, daß bet Gefahr einer Kapitulation der Kreuzer in die Luft gesprengt würde.

Oesterreich sicher Edelmut.

(W.T.B.) Wien. 10. Dez. Bei Kriegsausbruch war Radom ir Nikolic, der Sohn des Präsidenten der serbischen Skuptschina, wegen Spionageverdachts verhaftet worden. Die Untersuchung wurde nach einiger Zeit eingestellt. Nikolic verblieb aber als demnächst Wehrpflichtiger unter Aufficht. Dieser Tage erfolgte durch Vermittlung der italienischen und spanischen Botschaft die Freilassung des jungen Mannes, da sein Vater, der bereits vor einigen Mo­naten seine Frau und vor einigen Tagen auf dem Schlachtfeld seinen älteren Sohn verloren hat. unter diesen Schicksalsschlägen zusammenzubrechen droht.

Der Burenaufstand.

London, 12. Dez.Daily Telegraph" meldet aus Kapstadt vom 10. Dezember: Es Ist noch nicht entschieden, was mit den Anführern der Aufrührer geschehen wird. Sie werden wahrscheinlich zur Ab­urteilung vor eine aus Richtern zusammengesetzte Kommission gestellt werden.

Der abgelehnte Weihnachtsrvaffenstillstand.

Köln, 14. Dez. Die Kölnische Zeitung meldet aus Berlin: Die Anregung des Papstes, eine kurze Waffenruhe über Weihnachten herbeizuführen, ist bei einer Mehrheit der Kriegführenden auf gün­stigen Boden gefallen. Besonders äußerten sich Deutschland und Oesterreich-Ungarn sofort zustim­mend. Auch die Türkei war bereit, dem Wunsche der Kurie Rechnung zu tragen. Der Widerspruch gegen die päpstliche Anregung ging von Rußland und Frankreich aus, die bestimmt ablehnten, auf den Vorschlag einzugehen. Die Ablehnung Frank­reichs erscheint in besonderem Lichte, da neuerdings die französische Politik den Anschein hervorzurufen suchte, als bringe sie mit Rücksicht auf das soge­nannte katholische Protektorat Frankreichs im Orient wie auch aus anderen Gründen dem Vatikan freundliche Gesinnungen entgegen. Durch ihre Zu­stimmung zu dem Vorschläge zeigten Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Türkei, daß sie für den religiös-humanen Gedanken, der dieser Anregung zugrunde liegt, volles Verständnis haben. Auch das ist eine Widerlegung des sinnlosen Vorwurfes der Barbarei, mit dem unsere Feinde gegen uns zu wirken suchen.

Unstimmigkeiten im Dreiverband?

Genf, 14. Dez. Die französischen Blätter neh­men Notiz von der Audienz des französischen Bot­schafters beim Zaren, ohne über den Zweck derselben eine bestimmte Erklärung geben zu können. Es heißt bloß, wie sich dieNationalzeitung" Mitteilen läßt, daß dieser Besuch des Vertreters der Republik im Zarenpalais einen Beweis für das ständig gute Ein­vernehmen zwischen den beiden Verbündeten dar­stelle. Außerdem wird noch hervorgehoben, daß der englische Botschafter in Petersburg zu der Beratung nicht zugezogen wurde, eine Bemerkung, die darauf schließen läßt, daß dasgute Einvernehmen" doch ein Loch haben müpe. Dieser Eindruck wird noch da­durch verstärkt, daß die Ankunft des russischen Bot­schafters Jswolski in Paris besonders heroorgehoben wird, so daß es beinahe den Anschein gewinnt, die Anwesenheit Jswolskis in der französischen Haupt­stadt stände in Zusammenhang mit jener Audienz beim Aaren. Man vermutet, daß es sich um eine kri­tische Würdigung der bisherigen Kriegsereignisse gehandelt habe.

Es ist nicht unmöglich, daß Rußland und Frank­reich die bisherigeHilfe" Englands nicht für ge­nügend erachten.

Die IahresKlasse ISIS i« Frankreich.

(W.T.B.) Bordeaux. 14. Dez. (Nicht amtlich? Das Kriegsministerium veröffentlicht den Einbe rufungsbefehl der Jahresklasse 1915, sowie der Zr rückgestellten von 1913 und 1914. Die Eesamtzah der Einberufenen beträgt 220 000 Mann, wovoi 210 340 der Infanterie einverleibt werden. Jede Regiment erhält 1010, jedes Alpenjägerbataillc' 600, jede Radfahrerkompagnie 100 Mann. Die Ar tillerie erhält nur Schmiede, jedes Regiment je 3/ insgesamt 2500 Mann. Die Genietruppen 400" Mann, die Luftschiffertruppen 500 Mann. Die Re­kruten haben zwischen dem 15. und 19. Dezember bc ihren Truppenteilen anzutveten.

Die englischen Verluste bei den Falklandsinseln

Rotterdam, 14. Dez. Wie demEourant" aus London gemeldet wird, haben die Kriegsschiffe der Alliierten, die zur Verfolgung des deutschen Ge­schwaders aufgeboten worden war, in der Seeschlacht bet Cap Horn ernstere Verluste davongetragen, als der englische Bericht mutmaßen laste. Eine Be­stätigung dieser Annahme finde sich in einer New- Porker Heraldmeldung, wonach mehrere Kriegsschiffe der Verbündeten Flotten in neutralen südameri­kanischen Häfen eingelaufen sind, um notwendige Reparaturen vorzunehmen.

Das russische »Ziel".

Rotterdam, 11. Dez. Das AmsterdamerHcm- delsblaad" will aus zuverlässiger Quelle den rus­sischen Feldzugsplan erfahren haben. Aus seinen Mitteilungen darüber gibt dieDeutsche Tages­zeitung" folgendes wieder: Das einstweilige Haupt­ziel der Russen sei die Vernichtung des österreichi­schen Heeres und der nachherige Einbruch in Ober­schlesien, durch den Hindenburg der Rückzug abge­schnitten werden solle.

Russisches.

(W.T.B.) Wien, 11. Dez. Aus dem Kriegs­pressequartier wird gemeldet: Nach beim Armeeober­kommando eingegangenen Meldungen des Komman­dos der polnischen Legion haben die Russen im Kampf gegen die Truppen ihrerseits Dum-Dum- Geschosse in Anwendung gebracht, die in den meisten Fällen furchtbare Verwundungen hervorriefen.

Brotversorgung Italiens.

Berlin, 11. Dez. Aus Rom wird derTäglichen Rundschau" gemeldet: Um die von Carcona im Par­lament angekündigte Versorgung Italiens mit Brot zu garantieren, reist dieser heute nach vorheriger längerer Unterhandlung nach Argentinien ab, um die großen Eetreideeinkäufe in die Wege zu leiten. Er ist beauftragt, die Bedingung enfllr die Sen­dung festzulegen, für welche 120 Schiffe in Aussicht genommen still).

Aus Stadl und Land.

Tal«, den 15. Dezember 1914.

Kriegsauszeichnung.

Der Gefreite der Reserve Karl vühler aus Stammheim wurde mit der silbernen Militärver­dienstmedaille für Tapferkeit u. Treue ausgezeichnet.

Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw.

(Amtliche württembergische Verlustliste Nr. 79 und 80.)

Reserve-Iufanterie-Regimeut Nr. 120.

Res. Gottlob Wentsch aus Kohlerstal, gefallen.

Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 110.

Gefr. d. L. Gottlob Walz, Deckenpfconn, l. verw.

(Aus der preußischen Verlustliste Nr. 88 und 97.) Grenadier-Regiment Nr. 110, Mannheim «. Heidelberg.

Gren. Hermann Hämmerle, Calw, s. verw. Res. Herm. Sieber, Calw, verm. Gren. Gottlob Stürner, Stammheim, l. verw. Res. Herm. Edelsmann, Wildberg, verm.

Reserve-Iufanterie-Regimeut Nr. 289.

Musk. Friedrich Bleich, Neubulach, verm. Musk. Johann Harsch, Kcntheim, verw.

Infanterie-Regiment Nr. 114, Nastatt.

Musk. Wilhelm Stöffel, Dachtel, schw. verw.

Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm Nr. 116, Gießen.

Krgsfr. Karl Entenmann, Calw, verm.

Vom Rathaus.

Oeffentlich« Sitzung des Gemeinderats und der Orts­armenbehörde am Donne-stag, den 10. Dez., nachm. 4 Uhr. Anwesend sind 12 Mitglieder des Gemeinderats und von 5 Uhr ab Dekan Roos und Stadtpfarrer Heberle.

Die Ortsarmenbehörde erledigte einige Armensälle und ein Gesuch um Ausnahme in das Altersheim. Ein nicht ge- nügend begründetes Gesuch um Wochenunterstützung wurde abgelehnt.

Die Gemeinderatesitzung wurde vom Vorsitzenden, G.R. Dreiß mit der Bekanntgabe von dekorierten Aur- marschierten eröffnet. Mit dem Eisernen Kreuz wurden ausgezeichnet: Obertopograph Schnürle, Glnth jun., Gefr. Pftiffer, und Martin Albrecht. Die Verdienstmedaille er­hielten Viktor Clans und Gefr. Jnngiuger. Die Kollegien erheben sich zu Ehren der tapferen Krieger.

Eine besondere Freude machte dem Gemeinderat der große militärische Erfolg von Stadtschultheiß Tonz im Argonnenwald. Als Führer des 1. Bataillons des Kaiser Wilhelm Infanterie-Regiments 120 hat unser Etadtschultheiß den größten Erfolg errungen, der bisher in den heftigen Kämpfen im Argonnenwald zu verzeichnen ist. In einem humoristischen Gedicht und in einem äußerst interessanten Brief schildert Stadtschultheiß Conz das Leben im Schützengraben und den Verlaus des Sieges am 1. Dez. Der Gemeinderat beglückwünscht aufs herzlichste seinen Stadtvorstand zu dem großen Erfolge und übersandte ihm eine Glückwnnschurkunde.

Die Wahlperiode der Waisenrichter und zugleich der Mitglieder für das Nachlaßgericht ist am 31. Dez abge- lausen. Eine vorgenommene Neuwahl läßt die seitherigen Mitglieder wieder in ihrem Amte. Als ordentliche Mitglieder wurden gewählt Privatier Schlatterer und G.R. Kleinbub,

als Stellvertreter G.R. Feldweg und Oberamtsgeomete» Bühner und Privatmann Fr Bauer. In die Inventur­kommission wurden ebenfalls die setiherlgen Mitglieder wiedergewühlt und zwar als ordentliche Mitglieder die Herren Kolb und Bühner und als Stellvertreter die Herren Bauer und Kleinbub.

Einige Reklamationen wegen der angesetzten Feuerwehr­abgaben wurden im Sinne der Gesuchsteller erledigt.

Bauwerkmeister Alber hat ein Baugesuch um Er- baung von 2 kleinen Wohnhäusern am Ende des Teuchel­wegs bei dem Steinbruch eingereicht. Der Gemeinderat hat ein diesbezügliches früheres Gesuch wegen der Nähe de» Waldes, der notwendigen Erbreiterung des Weges und be­sonders aber wegen der Nähe der Pfaffenbrunnenquelle nicht genehmigt; auch der angebotene Preis von 20 Pfg. der qm war seinerzeit als nicht diskutabel abgelehnt worden. Der Gemeinderat ist auch heute zunächst nicht in der Lage, dem Gesuch zu entsprechen. Es soll vielmehr eine Kommission, bestehend aus den G.R. G.R. Wagner, Staudeumeyer und Bäuchle, einen Augenschein des Geländes vornehmen und unter Umständen andere Vorschläge machen. Die gleiche Kommission soll sodann auch über die von G.R. Schoenle« beantragte Entfernung aller Hochstämme an der Uhlandstraße beraten und dem Gemeinderat geeignete Vorschläge unter­breiten.

Dom Etadtwald werden Heuer keine kleinen Chrtst- bäume abgegeben, dagegen wie seither größere aus vorherige Bestellung. Der Perkauf der Christbäume wird Privatleuten frei gegeben und als Markttage für Christbäume der Mitt­woch und Samstag bestimmt. Als Platz zur Ausstellung wird der Platz unter dem Rathaus bestimmt.

Die Ingendwehr bittet um Einräumung der Benützung der Turnhalle für einige Uebungen und um Ueberlassung de» Frauenarbeitsschullokale zu Instruktionsstunden. Das Gesuch wird genehmigt.

Der Vorsitzende teilt sodann mit, daß von der General- direktion der Posten ein 3. Bestellgang durch die hiesige Post abgelehnt worden sei; dagegen werden die Bestell­bezirke verkleinert werden, so daß die Postsachen etwas früher in die Hände der Adressaten kommen werden. Der Gemeinde- rat will sich zwar zunächst bei diesem Beschluß bescheiden, behält sich aber für später, wenn es die Umstände erfordern werden, weitere Schritte bei der Generaldirektion vor. Aus der Mitte des Gemeinderats wird hierauf auf die mangelhafte Abfertigung der Postsachen am Sonntag von 11 bis 12 Uhr hingewiesen. Beim Abholen der Post fei nur 1 Nebeu- schalter geöffnet, so daß das Publikum oft eine halbe Stunde warten müsse, bis es Zutritt zu dem Schalter erhalte. Da der große Zudrang während der Kriegezeit nicht Nachlaßen werde, so wäre eine Abhilfe dringend notwendig.

Die Eisbahn wird vom Wintersportoerein nicht mehr übernommen, dagegen hat sich Jakob Ehnis bereit erklärt, die Eisbahn aus seine Kosten herzurichten und zu unterhalten. Der Gemeinderat hat nichts dagegen einzuwenden und setzt das Eintrittsgeld auf die Eisbahn für Erwachsene aus 10 A und für Kinder auf 5 fest.

Die Aufhebung der Rekruieuunterstützung für dieses Jahr wird gutgeheißen. Auf Antrag der Stadlpflege be- schließt der Gemeinderat, Quartierzettel, die bis 14. Dez. nicht vorgelegt werden, nicht mehr anzuerkennen.

Von den eingerückten und anSmarschierte« Soldaten ist für die Zusendung des Etadtgeschenkes eine große Zahl von Danksagungen eingelaufen. Alle Bedachten drücken ihre Freude über die erwiesen« Liebe seitens unserer Stadt aus und knüpfen daran zum Teil recht interejsante Schilde- rungen des Kriegslebens. Einer der Ausmarschierten bat sogar eine Gabe zur Unterstützung bedürftiger Familien ein- gesandt. Der Schluß der Sitzung war ausgefüllt mit der Begleichung eines Rechtsstreits, mit kleineren Gegenständen und mit Rechnungen und Drkreturen.

Der Pforzheimer Bankkrach.

(S.C.B.) Pforzheim, 14. Dez. 10 Millionen Mark beträgt nunmehr der Verlust, den die un­glückseligen Spekulationen der beiden vormaligen Vankdirektoren Herrmann und Krämer dem hiesigen Bankverein verursacht haben. Allerdings steht das 8 Millionen betragende Vermögen des Bankdirektors Kayser zur Verfügung.

(S.C.B.) Vaihingen a. E., 14. Dez. Samstag abend gab es hier ein Eroßfeuer. Die beiden Wohn­häuser der Witwe Heß und des 63 Jahre alten Chri­stof Bader, sowie eine dazwischen liegende Scheuer fielen dem Brand zum Opfer. Die Bvandursache selbst ist noch nicht festgestellt, doch vermutet man, daß einige Kinder in der Scheuer gezündelt haben. Bader wollte noch etwas aus dem Hause retten, er kam er nicht wieder zurück. Als man ihn holen wollte, fand man ihn erstickt und in verkohltem Zustand vor. Ueber die Höhe des Schadens läßt sich noch nichts sagen, doch sind die Abgebrannten versichert. )" Mobiliar wurde so gut wie gar nichts gerettet. Die Nachbarhäuser sind durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr von dem Brande verschont geblieben.

(S.C.B.) Heilbronn, 14. Dez. Gestern vor­mittag ist Landtagsabgeordneter Karl Betz einem Magenleiden, das ihn seit längeren Monaten ans Bett fesselte, erlegen. Er hat die Stadt seit 1895 im Landtag ununterbrochen vertreten und gehörte seit 1896 dem Gemeinderat hier an. Er war auch Mitglied des Orts- und Handelsschulrats. Der Verstorbene hat ein Alter von 62 Jahren erreicht.

Für die Schriftleitung verantwort!.: Otto S eltmann, Calw Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckeret, Calw,