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Nr. 161

Zu dem Erdbeben in Palästina j

Jerusalem, 1Z. Juli. Die englischen Fliegerabtetlungs« ; unterstützten wirksam die Hilfeleistungen in den vom Erd« ! beben betroffenen Orten Palästinas. In Hebron wurden - vier Personen getötet. Die Städte Gaza-Akros und Berseba t sind unversehrt, hingegen sind in Safad und Liberias Sa<b> - schaden zu verzeichnen. In etwa 20 Städten und Dorfe" : "nd sieben Opfer an Menschenleben zu beklagen. I» > «imman wurde das britische Amtsgebäude durch das Erd> ; beben zerstört. Acht Personen sind dabei ums Leben gekom< > men. In Cssald hat sich die Zahl der Opfer auf 86 erhöht. ;

Aus Stadt und Land-

Altensteig, den 14. Juli 1927.

Amtliches. Versetzt wurde Oberlehrer Sauter von s Freudenstadt nach Tettnang. i

Die Pension des verstorbenen Staatspräsidenten a. D. :

Blos. Es wird uns geschrieben: Gegenüber der Darstellung ) in der Linkspresse, als habe die gegenwärtige württ. Re- , gierung dem verstorbenen ersten Staatspräsidenten Wil- : Helm Blos Schwierigkeiten in der Pensionszahlung gemacht ; und eine Ehrenpflicht versäumt, sei darauf hingewiesen, ; daß Blos die Ministerpension samt Frauenzulage von jähr- ; lich 7599 -N erhielt, die im Jahr 1920 festgesetzt wurde. Eine f Erhöhung war nicht möglich, solange die Entscheidung des i Reichsgerichts über das vom Landtag im Juni verabschie- z dete Ministerpensionsgesetz nicht vorliegt. Die württ. Re- ; gierung hat dann, als Staatspräsident Blos ins Cann- ; statter Krankenhaus überführt werden mußte, eine außer- ! ordentliche Zuwendung von 2000 gegeben und sich bereit s erklärt, ab 1. Juli die anfallenden Krankheitsunkosten zu ^ tragen. Ebenso übernimmt sie die Kosten der Bestattung.

Bad Teiuach, 12. Juli. Das Erholungsheim L der Ortskrankenkasse Eßlingen, der frühereKühle Brunnen" ^ ist erweitert worden. Die O. K. K. hat ein Nebengebäude, das früher als Brauerei und Stall diente, vollständig um- ^ bauen und zu Wohnräumen einrichten lassen. Das neue z Gebäude enthält im Erdgeschoß ein Arzt-, Schwestern-, ^ Warte- und Badezimmer undeinen freundlichen Tagesraum ? für die Gäste. Im ersten Stock und im Dachraum befinden s sich reizende Wohnzimmer. Das Haus ist mit Dampfheizung Z versehen und hat in allen Räumen fließendes Wasser. Die ^ Inneneinrichtung zeigt vornehme Einfachheit; bis zum letzten s Vorhänglein ist alles wohl abgestimmt. Durch Ankauf eines ^ weiteren angrenzenden Gebäudes und durch das Entgegen- s kommen der Gemeindeverwaltung in der Platzfrage wurde s es möglich, das ganze Anwesen einheitlich gegen die Straße - abzuschließen. Mit einem farbenfrohen Aeußern bildet es ? eine Zierde des Ortseinganges. In dem Anwesen können i nun bis zu 60 Gäste untergebracht werden. Am vergangenen - Sonntag besichtigten der Vorstand und Ausschuß der O.K.K. r den Neubau. Alles war hoch befriedigt. Zu der Feier - war auch der Gemeinderat von Teinach eingeladen. f

Unterreichenbach, 13. Juli. Das Ministerium hat dis s Wahl des Schultheißen Jakob Keppler zum Ortsvorsteher Z der hiesigen Gemeinde bestätigt. . :

Horb» 13. Juli. Die Gewerbebank Freudenstadt hat j das von der Konkursmasse Rothschild, Horb übernommene z Stallgebäude in Horb an Herrn Kaufmann Joh. Vögele t in Horb verkauft. s

Trossingen» 13. Juli. (100 Jahre Harmonika.) Dis - anläßlich des Jubiläums der Mundharmonika in Trosstngen ?

Lotte Lobenstreit

Roman von Erich Eben st ein Urheberschutz durch die Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart

1) (Nachdruck verboten.)

O, es ist mir jetzt alles klar geworden!" fuhr Frau Lobenstreit fort.Man sagte, Jella habe einen bösen Fall getan in Ihrem Zimmer, und Sie hätten nicht recht- Mig zuspringen können, um es zu verhindern. Aber ich weiß nun, als wäre ich dabei gewesen, wie das zuging: Sie haben ihr diese unsinnige Behauptung ins Gesicht gesagt trotz ihres leidenden Zustandes, und der Schreck darüber warf das arme Kind nieder. Sie aber wollten nicht zu­springen, sondern klingelten bloß nach der Dienerschaft! Und darum sind Sie ihr Mörder, wie Sie vielleicht durch 2 hre Härte nun auch noch der Mörder Ihres Kindes wer­den, wenn nicht vor dem Gesetz, so doch vor Gott! Ich kann Sie nicht anklagen vor Gericht, Herr von Wieckfeld, aber ich überlaste Sie Ihrem Gewissen möge es die Tote und deren Kind an Ihnen rächen bis zu Ihrem letzten Atem­zug!"

Sie griff nach dem Scheck, riß ihn entzwei und warf die geballten Fetzen dem Herrn von Wolfshag vor die Füße.

Frau Lobenstreit schritt ohne Gruß aus dem Gemach. Jeder Nerv in ihr zitterte vor Zorn und Empörung. In ihrem ganzen Leben war die gutmütige Frau Lobenstreit, die sonst immer mehr fürs Handeln als fürs Reden war und durchaus große Worte vermied, nicht so außer Rand und Band gewesen wie in dieser Stunde. Meckfeld war nach ihrem Verschwinden wie zerschmettert auf einen Stuhl ge­sunken und bedeckte das unheimlich fahl gewordene Gesicht mit den Händen. So saß er lange stumm, regungslos, ganz seinen düsteren Gedanken anheimgegeben. Nein der Fluch dieser Frau konnte ihn nicht so wenig treffen wie ihre Vor­würfe. Er war kern urteilsloser Knabe, der blind glaubte, verurteilte. Er hatte gehandelt, wie er handeln mußte, und würde es genau wieder so tun, wenn die Umstände es er-.

veranstaltete Gewerbe- und Industrieausstellung erfreut sich nach wie vor: regsten Interesses. Das 140 Kinder starke Trossinger Schüler-Orchester findet vor stets übervollem Saal den stärksten Beifall. Als Abschluß der Jubiläums­tage wird am Sonntag, den 17. Juli ein großer Flugtag veranstaltet, zu dem die Vorbereitungen im vollen Gange sind. Wie übrigens inzwischen bekannt geworden ist, wird auch Bischof Sproll von Rottenburg, den eine Firmungs­reise nach dem Bezirk geführt hat, im Laufe des nächsten Samstags Trossingen mit seiner Anwesenheit beehren. Reichsaußenminister Stresemann hat einen z. Zt in Trossingen auf Besuch weilenden Herrn beauftragt, der Verwaltung der jüngsten Stadt Trossingen und der Matth. Hohner A.-G. seine besten Glückwünsche zum Jubiläum der Stadt und zur Weiterentwicklung der Harmonikaindustrie zu übermitteln.

Stuttgart» 13. Juki. (Tagung.) Der Landesverband Würt­temberg und Baden des Verbandes deutscher Elektro-Jnstal- lations-Firmen hielt vom 9. bis 11. Mai seine zweite Jah­reshauptversammlung in Stuttgart ab. Dipl.-Jng. Donau­bauer überbrachte die Grütze des Wirtschaftsministeriums und des Landesgewerbeamts; Direktor Plebst diejenigen der Stadtverwaltung Stuttgart und des Elektrizitätswerkes Stuttgart. Nach weiteren Begrüßungsansprachen erstattete der Geschäftsführer des Landesverbandes, Ing. Hugendubsl» den Geschäftsbericht, aus dem hervorgeht, daß das Elektro- Jnstallateur-Gewerbe im Jahre 1926 noch nicht allzuviel von der Besserung der Wirtschaftslage verspüren konnte. Noch immer muß sich der Verband mit der Bekämpfung der Jnstallations- und Materialmonopols befassen. Die eigenen Jnstallations- und Verkaufsabteilungen der Werke machten den Jnstallationsfirmen viel zu schaffen. Es ist gelungen, bei einer größeren Anzahl von Werken Installateur-Aus­schüsse zu gründen. Hierauf sprach der Syndikus des Verban­des, Rechtsanwalt Dr. rer. pol. Aufrecht, überUnterneh­men, Wirtschaft und Gesetzgebung im heutigen Deutschland". Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt: Oberingenieur Kilp- Stuttgart, Oberingenieur Wild-Stuttgart, Präsident Elbs- Freiburg i. Br. und Direktor Stotz-Mannheim. Am Sonn­tag fand ein Festabend im Oberen Museum statt. Die nächste Jahreshauptversammlung findet in Freiburg i. Br. statt.

Werkbund aus st ellungD ie Wohnung". Die Stuttgarter WerkbundausstellungDie Wohnung" wird am 23. Juli 1927 eröffnet. Um 10 Uhr vormittags wird im ehe­maligen Kgl. Privatgarten beim Neuen Schloß der offizielle Eröffnungsakt vor sich gehen. Hierauf erfolgt die Besichti­gung der AbteilungInternationale Plan- und Modellaus­stellung Neuer Baukunst" in den städtischen Ausstellungs­hallen auf dem Jnterimstheaterplatz, in welcher zirka 50 Führer der neuen Baukunst aus aller Welt vertreten sind. Anschließend wird die Hallenausstellung am Gewerbehallen­platz und im Stadtgarten besichtigt, die in erster Linie alle Teile für den Innenausbau und die Ausstattung des Hau­ses sowie die hauswirtschaftlichen EinrichtungsgegenstänLe, Musterküchen usw. enthält. Die Gäste fahren dann zur Er­öffnung der Weißenhofsiedlung. Die Siedlung umfaßt 33 Ein- und Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 64 Wohnun­gen, von denen ein sehr großer Teil bis zur Ausstellungs- erösfnung fertiggsstellt und möbliert ist. Die Architekten waren bestrebt, neue Konstruktionen zu erproben und neue Crundrißlösungen zu schaffen. Da bei den meisten Bauten bei Ausstellungseröffnung die interessanten Konstruktions­einzelheiten und neuen Baustoffe nicht mehr zu erkennen sind, werden auf dem anschließenden Versuchsgelände die , verschiedenen, beim Bau der Siedlung angewandten Kon­struktionen und Materialien an Bauproben erläutert. Eben­so kommen dort Hausbauten in verschiedenen Bausystemen zur Aufstellung. Die Ausstellung wird bis 9. Oktober 1927 dauern.

forderten . . . Darum keine Schwäche, kein Mitleid. Man hatte es auch mit ihm nicht gehabt...

Unten fuhr ein Wagen vor. Gedämpfte Stimmen, Ge­flüster und ganz leise und schwach, wie durch Tücher ge­dämpft, ein seltsam klagender Laut . . . Die Stimme des Kindes . . . Herr von Wieckfeld erbebte. Sein Herzschlag stockte einen Augenblick, aber er rührte sich nicht. Erst als unten das Rollen des Wagens verhallte und alles wieder still wurde, erhob er sich und klingelte. Ein hochaufgeschosse­ner junger Mann, blond, bartlos, mit unterwürfigem Ge­sichtsausdruck trat ein: Karl Kummer, Wieckfelds Sekretär. Er wollte seinem Herrn schüchtern ein paar Worte des Bei­leids aussprechen, aber Wieckfeld winkte sofort ab.Lassen Sie das. Ich Litte. Herr Kummer, veranlassen Sie alles Nötige wegen des Begräbnisses. Ich wünsche dabei mög­lichst Stille und Einfachheit, vor allem keine Beteiligung Fremder. Die Stunde der Beerdigung ist daher geheim- zuhalten, die Anzeigen erst nachträglich auszuschicken. Etwaige Kondolenzbesuche aus der Nachbarschaft sind aus­nahmslos abzuweisen, schärfen Sie das der Dienerschaft besonders ein. Gleich nach dem Begräbnis reisen wir ab, treffen Sie also Dispositionen danach."

Darf ich fragen, wohin wir reisen, Herr von Wieckfeld?-: Es ist wegen etwaiger Quartierbestellung."

Herr von Wieckfeld blickte sekundenlang ins Leere. Wohin : sollte er gehen? Die Welt war groß und er hatte sechs Mo­nate Urlaub genommen.Zunächst nach Wien", sagte er dann.Dort werde ich mich weiter entscheiden. Und nun ersuche ich Sie, mich in der ganzen Angelegenheit mit nichts mehr zu behelligen." Ein kurzes, stummes Kopfnicken Herr Kummer war entlassen.

Draußen rollte der Wagen mit Frau Lobenstreit und dem neugeborenen Kinde durch die Nacht der Stadt zu. Frau : Lobenstreit weinte jetzt leise und bitterlich vor sich hin. Aus die ungeheuren Erregungen der letzten Stunden war ein vollkommener Nachlaß der Nerven gefolgt. Das Kind, in zahlreiche Kissen und Tücher gehüllt, schlief jetzt. Frau Lo- .benstreit hatte ihm etwas warmen Tee mit Milch einge-

Lübingen, 13. Juli. (Jubiläum der Universität Tübingen.), Im Festakt des Jubiläums am 25. Juli vormittags kommt eine eigens dafür kompinierte Jubiläumskantate für Soli Chor, Orchester und Orgel von Karl Hasse nach Worten der Bibel zur Aufführung. Ws Solisten wirken mit Margarete Olden-Mehlich, Baden-Baden und Professor Hans Joachinx Moser, Heidelberg. Das Philharmonische Orchester Stutt­gart und derr Chor des Tübinger Akademischen Musikver­eins vereinigen sich zu dieser Aufführung unter Leitung des Komponisten. Am zweiten Festtag, dem 26. Juli findet tiy Rahmen der Jnstitutsbesichtigungen ein Konzert im Musik-, institut der Universität unter Leitung von Professor Dr. Karl Hasse statt. Das Akademische Streichorchester spielt ery Concerto grosso von Corelli und ein Orgelkonzert von HLr> del, dessen Solopart Professor Wilhelm Kempff, Stuttgart; ausführt. Professor Hans Joachim Moser, Heidelberg wird, begleitet vom Akademischen Streichorchester, die Gesänge des Epimetheus aus der Pandora von Arnold Mendelssohn zun, Vortrag bringen.

Lausten a. N.» 13. Juli. (Erntebeginn.) Die Getreide­ernte hat hier mit dem Schneiden und Einführen von Roggen bereits begonnen. Der Schnitt von Gerste schließt sich unmittelbar daran an. Die Ernte verspricht hei samt, sichen Cetreidearten einen guten Ertrag.-

Untertürkheim, 13. Juli. (Blitzschlag.) Bei dem Gewitter» das am gestrigen Spätnachmittag über Stuttgart nieder­ging, schlug der Blitz in die eiserne Daimlerbrücke, über die bekanntlich die Industriebahn führt. Durch den Blitz wurde die in der Brücke liegende Gasleitung getroffen und das Gas zur Explosion gebracht. Durch die Explosion wurde» Stücke des Fußgängerstögs abgerissen und umhergeworfen. Die zahlreiche Menschenmenge, die unter der Brücke Schutz vor dem Gewitterregen gesucht hatte, kam mit dem Schrecken davon.

Tübingen, 13. Juli. (Vermißt.) Beim Baden im Neckar ertrunken ist wahrscheinlich der Student Otto Koch. Er kan, zu seinem in der Bismarckstraße wohnenden Schwager Dr. med. Kurt Neubert, wo er sich zum Baden umkleidete. Da er nicht mehr zurückkehrte, ist wohl anzunehmen, daß er ei» Opfer des Neckars wurde, stud. med. Koch ist ein Sohn des Sägewerksbesitzers Koch in Faurndam Seine Leiche wurde noch nicht gefunden.

Pommertsweiler, OA. Aalen, 13. Juli. (Zündender Blitz.? Bei dem gestern abend über die hiesige Markung nieder­gegangenen Gewitter schlug der Blitz in das Anwesen des« Landwirts Ocker. Wohnhaus, Stall und Scheuer standen i» kurzer Zeit in Mammen und brannten vollständig nieder^ Das Vieh konnte gerettet werden, doch verbrannten sechs Schweine.

Wimpfen a. N.» 13. Juli. (Wegen eines Bubikopfes irr­sinnig geworden.) Aus der Kreisstadt Heppenheim wird folgendes berichtet: Eine 40jährige Ehefrau ließ sich eise« Bubikopf schneiden, ohne daß ihr Mann etwas davon wußte. Als die Frau zu ihrem Mann zurückkehrte, geriet dieser in eine solche Erregung, daß er in Tobsucht verfiel und die ganze Wohnungseinritchung zertrümmerte. Es mutzt«, drei Wärter der hiesigen Heil- und Pflegeanstalt herbei« geholt werden, die Len Tobsüchtigen unter großer Mühe kW die Anstalt brachten.

Mannheim» 13. Juli. (Mühlenarbeitevstreik.) Gestern fiWd die Belegschaften von vier Mannheimer Mühlenwerke« ia den Streik getreten, nachdem am Sonntag in einer Ur­abstimmung der von dem Schiedsgericht gefällte Schied», sprach mit großer Mehrheit abgelehnt worden war. Heute vormittag hat sich die Belegschaft der Ludwigshassner Wah, mühle dem Streik angeschlossen. .. ^

flößt, ehe sie Wolfshag verließ, und nach Hause telegra­phierte, daß man Milch und den Sterilisierapparat, den sie bei ihren eigenen Kindern in Gebrauch gehabt hatte, vor­bereite.

Die Eisenbahnfahrt war, da sie einen Schnellzug benütze», konnte nicht allzulang, bloß zweieinhalb Stunden. Aber, dann ging es freilich noch mit dem Wagen drei Stunden i««' Gebirge hinein bis Weißbuch, wo ihr Mann als Gemeindet arzt angestellt war. Gegen Morgen erst konnte sie dort s«ÜL, Ob die Kleine bei dem rauhen Herbstwetter die lange FaHÄ ohne Schaden aushalten würde? Das Herz tat Frau Lo^a»i streit weh, so oft sie an das arme Würmchen dachte. BKe! hätte die arme Jella, die Kinder so liebte, dieses, ihr Erster^ vergöttert und verhätschelt! Wie hatte sie sich darauf g«-! freut! Bis in die letzte Zeit waren ihre Briefe eitel GWk und Seligkeit gewesen, weil sie Mutter werden sollte. LiÄ nun lag sie tot, und ihr Kind waren aus dem Haus ge- . wiesen worden wie ein Schandfleck.

Magdalena Lobenstreits Hand ballte sich unwillkürlich 'zornig die Faust, so oft sie daran dachte. Nicht einen Augen­blick dachte sie an die Beschuldigungen Wieckfelds. Dazu kannte sie Jella, das einzige Kind ihrer Schwester, viel zu . genau. War doch Luise nach dem Tode ihres Mannes mit Jella, die damals noch ein Kind gewesen, nach Weißbach übergesiedelt, um Lobenstreits nah zu sein, und Jella so­zusagen unter den Augen der Tante aufgewachsen. Und als die arme Luise vor zwei Jahren plötzlich an Lungenentzün­dung starb, hatte Lobenstreits Jella natürlich ganz zu sich genommen.

Dort lernte Wieckfeld sie anläßlich eines Jagdausfluges kennen, verliebte sich in sie und heiratete sie vier Wochen später. Jella, kaum achtzehnjährig, war noch ein halbes Kind, das nichts von Liebe und wenig vom Leben wußte. Aber Wieckfeld flößte ihr trotz seines steifen, ernsten Wesens sogleich eine tiefe, leidenschaftliche Liebe ein. Sie folgte ihm gern nach Wolfshag, schien eine sehr glückliche Braut, und auch ihre Briefe waren stets voll Glück und Zufrieden­heit. (Fortsetzung folgt.)