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anderes übrig bleibt» um die auch von ihm als erwünscht bezeich­net« Annäherung zwischen unseren Ländern zu erleichtern» so steht diesem groben Ziele auf deutscher Seite nicht das geringste entgegen. Er kann seine politische Absicht sofort verwirklichen und der deutschen Oeffentlichkeit den Gegen« beweis seines guten Willens erbringen» wenn er leinen grobe« persönlichen Einflub dafür einsetzt» uns beispiels­weise zunächst in der Frage der Truppenreduktion Genugtuung r» verschaffen. DasdeutscheBolkistvereit, dieSand an erfasse«, aber nicht die Kand des Siegers, smmer spricht man von der französischen Sicherheit. Es gibt aber keine verantwortungsvollen Menschen in Deutschland» die ßo verbrecherisch wäre«, Deutschland in einen Krieg gese» irgend eine Macht im Westen oder Oste» zu Hetzen. Wir wolle« aber endlich, acht Jahre nach dem Kriege» die Wiederherstellung der deutschen Souveränität, wir wollen ei« friedliches aber freies Volk sein. lVeifall.1 Unser Volk ist schwer enttäuscht. An Frankreich haben wir die Frage zu richten, wohin geht dein Weg? Soll der Geist der Kriegspsychose ewig dauer« oder wählst du die DeviseFriede und Frei» heit?" Nicht nur wir, sondern alle Dole r» die den Friede« wollen, warte« auf Antwort. (Stiir» Mischer Beifall.)

Neues vom Tage.

Die Fiuanzminifterkonferenz ohne Ergebnis Berlin. 23. Juni. Die Konferenz der Finanzminister der Länder im Reichsfinanzministerium über die Frage der Fi­nanzierung der Besoldungsreform wurde für vertraulich Er­klärt. Der Reichssinanzininifter wird am kommendM'Frei­tag im Reichshaushaltsausschuß über das Ergebnis der Be­ratungen Mitteilung machen. Es herrschte Uebereinstim» mung darüber, daß eine Reform der Beamtenbssoldung un­umgänglich und eine Erhöhung der Beamtengehälter un­bedingt erforderlich sei. Es herrschte ferner Uebereinstim- mung darüber» daß die Erhöhung der Gehälter aus schweren finanziellen Bedenken heraus nicht vor dem 1. Oktober d. I. vorgenommen werden könnte. Die Länder jedoch waren ein­mütig der Auffassung, daß sie die Kosten für die Erhöhung der Gehälter aus eigenen Mitteln keinesfalls aufbringen könnten. Demgegenüber Hat der Reichsfinanzminister erneut auf seine Erklärung im Haushaltsausschuß des Reichstages hingewiesen, daß auch das Reich nicht in der Lage sei, den Ländern weitere Zuschüsse zu gewähren. Es steht also Mei­nung gegen Meinung mit dem praktischen Ergebnis, daß die Notwendigkeit der Erhöhung der Beamtenbezüge allgemein anerkannt, aber ebenso allgemein zum Ausdruck gebracht wird,daß Mittel hierfür nicht vorhanden sind. Es scheint nur noch die Hoffnung zu bleiben, daß die Einnahmen über Sen Voranschlag hinausgehen und der Versuch gemacht wird, au ven sogenannten Restausgaben noch Abstriche zu machen.

Das deutsch-französische Handelsprovisorium Paris, 23. Juni. Heber die Verhandlungen, dis zwischen der deutschen und der französischen Wirtschaftsdelegation wegen Verlängerung des am 30. Juni ablaufenden Handels­provisoriums geführt werden, schreibtPetit Parisien": Di» Perhandlungen gehen fort, aber die Verständigung schein« wenig wahrscheinlich. Man darf sich also nicht wundern, wenn das ablaufende Provisorium nicht erneuert wird Dann wird am 1. Juli der allgemeine Tarif zur Anwendung gelangen bis zu dem Augenblick, in dem der neue Zolltarij vom Parlament gebilligt und die Wiederaufnahme der Ver­handlungen zwischen Deutschland und Frankreich über de" Abschluß eines endgültigen Handelsvertrages gestattet wird.

Die Neubildung -es rumänischen Kabinetts Bukarest, 23. Juni. Der mit der Kabinettsbildung beauf­tragte Bratianu hat nunmehr ein Kabinett gebildet, dem

Nr. 144

u. a. folgende Minister angehören: Jean Bratianu: Mim- sterpräsident und Minister des Auswärtigen; Duca: Mini­ster des Innern; Vintila Bratianu: Finanzminister,' Ste- lian Popesco: Justizminister,' General Anchelesoo: Kriegs­minister.

Spaniens Ansprüche in Tanger Paris, 23. Juni. DasJournal" meldet aus Madrid, der Ministerrat habe die spanische Antwortnote in der Tanger­frage gebilligt. In dieser Note werde unter Berufung au! die militärischen Erfolge die Erfüllung der spanischen For­derungen verlangt, denn es sei bewiesen, daß Spanien di> Polizeigewalt in seiner Zone durchzuführen in der Lage sei. Die Note werde in Madrid für so gewichtig gehalten, daß die künftige Fortführung der Tangerverhandlungen von der Aufnahme in Frankreich abhängen werde.

Aus Etadk und Land-

Allevsteis, den 24. Jvni 1927.

Probealarm. Gestern abend war hier Feuerwehralarm durch die Sirene. In 5 Minuten war die Feuerwehr aktionsfähig, ein Zeichen, daß die hiesige Freiwillige Feuer­wehr auf der Höhe und zuverlässig ist.

Heimalpflege Fremdenverkehr Musikfest. Es

wird uns geschrieben: Der Sommer ist ins Land gezogen u. mit ihm kam die Zeit der Ausflüge und des Fremdenver­kehrs. Landauf, landab bemühen sich die Stadtverwaltun­gen und Verkchrsvereine auf manigfache Art und Weise um die Hebung des Fremdenverkehrs, es werden Heimat- und historische Festspiele, Kurkonzerte und Werbeveraustal- tungen aller Art geboten, mindestens ist man bemüht, feine Stadt im günstigsten Lichte zu zeigen und den Fremden den Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Eingedenk der be­deutsamen Tatsache, daß jeder Fremde, der unsere Stadt betritt, eine lebende Reklame und mehr wert als 100 Werbe­prospekte und -Inserate (ohne deren Notwendigkeit in Zwei­fel zu ziehen) sein kann, dürfen wir im Interesse des Frem­denverkehrs und der Weilerempfehlung unserer Stadt die Abhaltung des Musikfestes nur begrüßen. Ich bin heute schon überzeugt, daß die zahlreichen, aus allen Himmels­richtungen herbeikommenden Festgäste nachher überall nur Gutes und Erfreuliches über unsere Gastfreundschaft und über die mannigfachen Darbietungen des Festes sagen kön­nen. Was aber werden sie vom äußeren Aussehen unserer Stadt berichten können? Im allgemeinen auch Gutes, dann die eigenartige Lage hat viel für sich und die Stadt­verwaltung ist bemüht, die Sladr im Festglanz erstrahlen zu lassen. Ob dies der einzelne auch tut?! Ein Gang durch die Stadt bietet in dieser Richtung betrübliche Aus­sichten. Da lagert vor manchen Häusern Unrat aller Art, Bauschutt, Nutz- und Brennholz in allen Dimensionen und vieles andere, was dem Stadtbilde nie, besonders nicht an einem Fest, zur Zierde gereicht. Darum: d ie Straß e dem Verkehr, d em Gast und die Stadt festlich geschmückt, überall, denn die Gäste kommen nicht nur auf die Festzugsstraßen, sondern auch in die abgelegenen Gaffen! Und alles soll bei ihnen in bester Erinnerung stehen, zur Freude des Einzelnen und zum Nutzen und zum Wohl unserer Stadt.

Zwerenberg, 22. Juni In dichibesttzter Kirche fand am Sonntag die Investitur von Pfarrer Kübler statt. Di- Einser-nuva «nttttrt durch Dekan Zell-r. umaeben von

den Kirckengemeinderäten, dem Vater und Schwager von Pfarrer Kübler.

Oberschwandorf, 20. Juni. (Radsahrerfest). Bei dem am Sonntag hier stattgefundenen SOjährigens Jubiläum des Rad­fahrervereinsWanderlust" verbunden mit Bezirksfest des Neckar- Nagold - Bezirks ergab die Preisverteilung folgendes Resultat: l. Eröffnungsfahren: I. Preis Rinderknecht, Oberjettingen, j> Schweizer Karl, Glashütte, 3, Haizmann, Hochdorf, 4. Walz Albert' Oberschwandorf, 5. Bruck, Gaisburg, 6. Rummel, Oberjettingen

3. Neulingsfahren: 1. Preis Gauß, Nagold, 3. Koch Egenhausen'

3. Müller, Hochdorf, 4. Katz, Hochdorf, 5. Stahl, Dietersweiler' 6. Reßbach Eutingen, 7. Maser, Oberjettingen, 8. Stikel, Walddorf' 9. Platz, Eutingen, 10. Roller, Schönbronn. 3. Bezirksmeisterschaft' Fahrt: OberschwandorfAltensteigNagoldOberschwandorf: i! Sieger Rinderknecht, Oberjettingen 52Pz Min., 2. Wiedmäier' Eutingen, 56fP Min., 3. Rommel, Oberjettingen, 86Min., 4' Reichert, Rohrdorf, 58Vs Min., 5. Maser, Oberjettingen, 59 Min.' 6. Gauß, Nagold, 61 Min., 7. Ratsch, Pfalzgrafenweiler, 6IP2 Min

4. Korsofahren: Klasse -4: In Hochdorf mit 14,37 Punkten' lb Nagold mit 13,81 P., Ic Walddorf mit 12,74 P. ; Klasse L : In Spielberg mit 11,90 Punkten, Ib Pfrondorf mit 11,76 P., lc Pfalzgrafenweiler mit 11,75 P., Ick Beihingen mit 10,39 Punkten Is Oberjettingen mit 9,65 P , II Dietersweiler mit 9,60 Punkten!

5. Reigenfahren: I. Preis Gaisburg, 2. Nagold. Ein Festbankett im Gasthaus zumSchwanen" bildete den Abschluß des Festes.

Calw, 23. Juni. (Aus der Mkthodistengememde). Prediger Flößer, wurde nach Freudenstadl versetzt, Prediger Harsch von Nagold nach Galw.

Calw, 23. Juni. Das Beamtenwohnhaus im Kapellenberg und die Reit- und Sporthalle im Walkmühlenweg sind ausgeführt und werden in den nächsten Tagen bezogen. Der Gemeinderat besichtigte gestern beide Gebäude und war von der Ausführung vollständig befriedigt. Nur die Verteilung der Benutzung und das Anbringen eines Bodens für die Sportvereine macht in der Reithalle noch Beschwerden. Bei der Medizinalvisitation wurden hauptsächlich drei Punkte beanstandet: Die Verlegung der Schießbahn der Schützengesellschaft, die Wasserversor­gung sfrage und das Fehlen einer Leichenhalle. Der elftere Punkt ist dadurch erledigt, daß die Schützengesellschaft ihre Schießbahn auf die Steinrinne verlegt hat und dem 2. Punkt ist jetzt weitgehend Rechnung getragen. Die Bischoffquelle, die haupt­sächlich der Beanstandung unterlag, wurde neu gefaßt und ist nun in der Fassung solid und einwandfrei. Das Untersuchungsamt Pforzheim hat das Wasser baktereologisch und chemisch untersucht und dasselbe als gut bezeichnet. Es sind alle Maßnahmen mit Erfolg durchgeführt worden. Wenn die Verhältnisse so bleiben, dann muß die Bischoffquelle nicht aufgegeben werden, auch sind keine weiteren Maßnahmen notwendig. Ganz ist die Wasserver­sorgung nicht gelöst, da beim Bebauen der Anhöhen ein weiterer Höchwasserbehälter notwendig wird. Die Wasserleitung wird aus 5 Quellen gespeist, welche normal 21 Sekundenliter und in der Mindestleistung 13 Sekundenliter liefern. Bei 6 000 Einwohnern kommen täglich 288 Liter normal auf den Kopf u. bei geringer Lei­stung der Quellen immerhin noch 175 Liter. Der Wasservorrat ist also so groß, daß er allen Anforderungen gerecht wird. Der Wurst­brunnen wird nun normalerweise aufgegeben und nur in Zeiten größter Trockenheit zur Verfügung gestellt. Die Kentheimer Quelle soll in diesem Winter einer näheren Untersuchung und Erweiterung unterzogen werden, um die Quelle in einem höher gelegenen Punkt fassen zu können. Die Erbauung einer Leichenhalle hält der Gemeinderat nicht für dringend. Am l6. Juli findet hier ein Spiel- und Turntag der hiesigen und benachbarten höheren Schulen statt. Der Gemeinderat bewilligt 50 Mk. zu Prämien. Der Pächter auf dem 40 Morgen großen Calwer Hof hat um Entlassung aus seinem Pachtverhältnis nachgesucht. Die landwirt­schaftliche Schule hat bereits bei dem Hos ein Versuchsfeld angelegt. Es wird deshalb der Hof der Landwirtschaftskammer angeboten, Wenn kein Vertrag zustande kommt, wird der Hof parzelliert und in kleineren Stücken verpachtet. Von Calw nach Ge »hingen wird eine neue Autolrnie eingeführt. Die Konzession ist vom Oberamt erteilt worden

Frevderistadl, 22. Juni. Mit dem Bau des Kabels Äppenwerer-Sluttgart wurde vor 6 Wochen in Appenweier begonnen; Ende letzter Woche ist bereits Freu­denstadt erreicht worden, und spätestens in 3 Wochen wird die ganze Strecke Appenweier-Horb verlegt sein. Zugleich mit dem Fernkabel wird das Fernleilungskabel Horb-Freu- denstodt verleat.

Die Frau des Adjutanten!

Roman von Fr. Lehne -

Nachdruck verboten, r

61 Fortsetzung

Undine Nixe!" ries die Prinzessin scherzend. ! Jolantha plätscherte und richtete sich auf.Ihre - Majestät Königin Amphirite befehlen?" fragte sie Es ist jetzt genug! Nicht übertreiben! Ich gehe inzwischen, mich anzukleiden." <

Jolantha kletterte auf den Steg.Ich fang' ja jetzt 1 erst an!" rief sie fröhlich und winkte der Davongehen- ? den nach, die in dem kleinen Borkenhäuschen, daS I mitten auf einem sonnenbeschienenen Rasenfleck stand, Z schon von der Kammerfrau erwartet wurde. 1

Sie stand wieder auf dem Laufsteg. Ihre Augen ; schweiften umher, das schöne Landschaftsbild in sich aufzunehmen. Da der Herzschlag stockte ihr bei- » nahe, eine brennende Röte stieg in ihr Gesicht sie j hatte auf dem Balkon der Villa den Prinzen Adrian entdeckt, der sie durch seinen Krimstecher beobachtete. ; Schnell sprang sie ins Wasser und schwamm weit hin- i aus. Ein peinliches Gefühl war es ihr, sich von ihm < beobachtet zu wissen, von ihm, dessen brennende Blicke j jetzt so deutlich zu ihr sprachen, die sie aber nicht ver- j stehen durfte und wollte. !

Die Prinzessin satz auf einem Tuch, das auf den j Rasen gebreitet war, und wartete auf Jolantha, die z jetzt wieder angekleidet aus der Badehütte trat. , Herrlich wohl fühle ich mich, nun ich die Master- ! scheu überwunden habe!" rief sie der jungen Frau , entgegen.Jetzt werde ich mich jeden Morgen den > kühlen Fluten anvertrauen. Und einen Hunger Hab ich bekommen köstlich! Setzen Sie sich noch ein Weil- > chen zu mir. Gelt, das war eine feine Idee von , mir, daß wir hier unsere Zelte aufschlugen, hier in dieser köstlichen Umgebung mutz man ja gesund wer- ! Sen körperlich und seelisch! Auf meinen Sohn i haben di zehn Tage, die er jetzt bei mir ist, schon j außerordentlich günstig gewirkt. Südtirol ist nichts , für seine Nerven, das erschlafft, aber diese herbe, kräf- j

tige Lust hier regt an." sie seufzte ein wenig.Ja, man hat so seine Sorgen!" Auf Jolanthas verwun­derten Blick fuhr sie fort:Glauben Sie vielleicht, daß Sie allein zu tragen haben? Wenn ich Ihnen von meinen durchweinten Nächten erzählen wollte! Adrian ist das einzige von vier Kindern, das mir geblieben. Er hat das Leiden seines Vaters geerbt, ein Nerven- übel. Deshalb bin ich besorgt um ihn, erfülle ihm möglichst jeden Wunsch. Schweres Hab ich schon mit ihm erlebt alles tue ich für ihn, auf alles verzichte ich um ihn. Seinetwegen Hab ich auch nicht wieder ge­heiratet, trotzdem nun, das gehört ja nicht hierher."

Das wußte ich alles nicht, Hoheit," flüsterte Jo­lantha und drückte leise die Lippen auf die Hand der Prinzessin.

Ich weiß selbst nicht, weshalb ich Ihnen das sage, vielleicht, weil ich eine Bitte habe. Legen Sie das schwarze Kleid ab, Jolantha. Sie haben es lange ge­nug getragen. Meinen Sohn macht die schwarze Farbe nervös. Wenn jemand sein Kind aufrichtig be­trauert, dann sind Sie es. Aber alles mutz ein Ende haben und auch für Ihre Stimmung ist es bester. Sagen Sie selbst die Farbe der Trauer patzt gar nicht hierher, wo alles nach Leben ruft!"

Jolanthe berührte dieses Verlangen schmerzlich. Sie hatte gemeint, sich niemals mehr anders zu klei­den, der Sinn stand ihr nicht danach. Doch sie sagte: Ich, werde mich dem Wunsche selbstverständlich fügen."

Am Frühstückstisch erschien Jolantha in einem schlichten, weißen Leinenkleiöe. Befriedigt nickte ihr die hohe Frau zu.

Der Prinz schlug eine Kahnfahrt vor, doch die Prin­zessin wollte lieber ein Stündchen ruhen.

So schenderten die beiden allein langsam durch den Garten, bis sie am Seeufer angelangt waren. Er löste das Boot, das leise schaukelnd auf dem Master lag, von der Kette, reichte Jolantha die Hand beim Eiu- steigen und griff dann nach dem Ruder.

Sie trieben langsam in der Nähe des Ufers entlang unter den schattigen, überhängenöen Bäumen. In reaelmätziaen Abständen sielen seine Rnderschläae aus

- das Wasser. Er war kein guter Ruderer. Die ge- j ringste Bewegung strengte ihn schon an. Mancher ; Blick fiel aus den vorüberfahrenden Booten Nach dem j eleganten Paar. Die Bewohner der VillaSeefrie- ! den" waren wohl bekannt und flößten viel Jnter» i esse ein.

-Wissen Sie, daß Sie mir sehr gefehlt haben, Fra»

- Jolantha?" fragte der Prinz in verhaltenem Ton und neigte sich hinüber zu ihr.Ich bin erst ruhig, seit

^ ich Sie wieder habe. Sie sind mir unentbehrlich!"

Zu lange schon nahm ich die Gastfreundschaft hiev : in Anspruch. Ich mutz bald ans Weiterwandern den- ken." In leichter Abwehr sprach sie, denn sie durfte / ihn fa nicht hören.

!Mit meinem Willen niemals. Sie gehören z» j mir, Jolantha. Nicht dieses Abwenden, dieses Stirn- I runzeln!" Er nahm ihre Hand und hielt sie trotz z ihres Sträubens fest.Betet der Gläubige nicht auch ! zu seiner Madonna, beglückt sie ihn nicht mit ihrer j Huld und Güte? Läßt sie einen, der zu ihr fleht, un- z getröstet von dannen ziehen? Sie, Jolantha, stnd

- meine Madonna! Neigen Sie sich mir gütig zu wei- H ter will ich ja nichts!"

j Doch seine heißen Augen führten eine andere j Sprache: die nahmen von ihr Besitz, die tranken ihr ? süßes Bild, daß sie verwirrt zu Boden blickte, j Daß Sie so kluge, welterfahrene Prinzessin in dieser j Hinsicht so blind war, daß sie des Sohnes Leidenschaft

- für die schöne, junge Hausgenostin nicht ahnte!

. * « »

. Am Nachmittag brachte die Post einen Brief für ? Jolantha mit den Schriftzügen Altorfs.

Sie saß in ihrem Zimmer. Die Balkontüre stand weit offen, der Sonne ungehinderten Einlaß gewäh­rend. Ein Dampfer durchschnitt die grünen Fluten des Sees, eine weiße, schäumende Spur znrücklastend. Viele kleine und große Boote trieben dahin in lustigem Gleiten. Von Süden her grüßten die blau verschleier­ten Berge.

(Fortsetzung folgt.) ^