So hat sich die Tripleentente vorbereitet, um den geplanten vernichtenden Schlag gegen Deutschland führen zu können. Mit englischem und französischem Kapital ist die öffentliche Meinung fast der ganzen Welt erkauft worden, die denn auch prompt mit einer skrupellosen Hetze gegen Deutschland bei Ausbruch des Krieges quittierte.
ÄlZenn man angesichts der erdrückenden Fülle von Belastungsmaterial, das die Schuld des Dreiverbands klar darleqt. im neutralen Ausland immer noch an den Lügenmärchen der Entente festhält, so kann es sich nur um Böswilligkeit oder — Dummheit handeln. Die Schriftl.
Belgiens finanzieller Zvsammenbruch.
Brüssel. 8. Dez. Nachdem schon der Staat die Auszahlung der Beamtengehälter eingestellt hatte, folgen nun, wie der „Deutschen Tageszeitung" gedrahtet wird, auch die belgischen Städte, indem sic zunächst wenigstens eine Herabminderung der Bezüge der Gemeindebeamten, sowie der städtischen Arbeiterlöhne um 25 Prozent Vornahmen. Alle öffentlichen Kassen sind leer. Die Steuern gehen nicht ein. Nur wenige Leute besitzen Barmittel. Gent mit seinen 200 000 Einwohnern mutz an 40 000 Menschen Brot und Suppe verteilen. Sollte der Krieg noch etliche Monate weiter dauern, so wird Belgien von einer Finanzkatastrophe betroffen werden, wie sie die Weltgeschichte noch niemals gesehen hat.
Die Freiheit in Rußland.
Kopenhagen, 8. Dez. Stockholmer Blätter melden, wie der „Lokalanzeiger" weiterqibt, aus Petersburg. daß in Rußland das reaktionäre System weiter besteht und ständig drückender wird. Die Hoffnungen, die man anfangs des Krieges hegte, es werde ein freierer Kurs einsetzen, sind eben infolge des Verlaufs. den der Feldzug genommen hat. tiefer Niedergeschlagenheit gewichen. Täglich werden zahlreiche Verhaftungen politischer Führer vorgenommen. Besonders große Erbitterung hat die Festnahme von 8 Duma-Mitgliedern und 5 Sozialistensührern hervorgerufen. Die Regierung begründet diese Maßnahmen damit, daß sie den Verhafteten Teilnahme an revolutionären Verschwörungen nachsagt. In Wirklichkeit aber sind die Sozialisten deshalb verhaftet worden, weil bei ihnen ein Bericht gefunden wurde, der bestimmt ist, auf dem in nächster Zeit in Kopenhagen stattfindenden internationalen Sozialistenkongreß verlesen zu werden. Die Verhaftungen der Duma-Mitglieder gaben Anlaß zu großen regierungsfeindlichen Demonstrationen. Revolten sind ausgebrcchen, an deren Spitze, wie gewöhnlich, die Arbeiter der Putilow-Werke stehen. Studenten hielten Versammlungen ab und nahmen eine Resolution an, die sich auf die Verhaftungen bezieht. Die Folge davon war. daß die Polizei in die Universität eindrang und verschiedene Verhaftungen vornahm.
Die »Freundschaft* Japans zum Dreiverband.
(W.T.B.) London. 8 Dez. Das Reutersche Bureau meldet aus Tokio vom 7. Dez.: In der bei der Eröffnung des Parlaments verlesenen Thronrede heißt es: Ich bin glücklich, zu verkünden, daß die Freundschaft des Reiches mit den verbündeten Staaten an Herzlichkeit zunimmt. Das Bündnis mit Großbritannien und die Entente mit Frankreich und Rußland sind in der gegenwärtigen kritischen Lage durch stärkere Bande der Freundschaft fester gefügt worden. Der Frieden wird im Orient allmählich wieder hergestellt, der große Krieg ist jedoch noch nicht beendet. Ich verlasse mich auf die Loyalität und die Tapferkeit meiner Untertanen und wünsche, daß das Ziel möglichst schnell erreicht werde. Die Thronrede schließt mit der Aufforderung an das Parlament, einmütig bei der Durchführung des Programms mit der Verwaltung zusammen zu arbeiten.
(W.T.B.) Berlin, 8. Dez. Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Genf: Nach einer privaten Meldung aus Tokio erfährt der Schlußsatz der kaiserlichen Botschaft an die Volksvertretung, daß Japan noch militärische Aufgaben während des Krieges zu erfüllen habe, seitens der Hofkreise die Deutung, daß Japan seine Hoffnung, Jndochina zu gewinnen, nicht aufgegeben habe. Sei ein gütliches Abkommen mit Frankreich unmöglich, so müsse man zu anderen Mitten greifen. — Der Pariser „Cri de Paris" und „Petit Journal" befürworten ein gütliches Abkommen.
Portugal, der Sklave Englands.
Genf, 8. Dez. Hiesige Blätter veröffentlichen Madrider Drahtmeldungen, wonach, wie die „Deutsche Tageszeitung" meldet, in ganz Portugal die Verhaftungen fortdauern. Im Parlament haben stür
mische Szenen stattgefunden wegen der verfehlten Auslandspolitik der Regierung und besonders wegen der Mobilisierung. Die Regierung hatte zunächst ihre Entlassung gegeben, schließlich blieb sie aber doch, weil die Bildung einer nationalen Regierung scheiterte. Die Bevölkerung zeigt geringe Begeisterung für den Krieg. Bis jetzt sind zwei Schiffe mit dreitausend Mann unter dem Kommando eines Majors nach Afrika abgegangen.
Daß sich das „mächtige" England nicht schämt, Portugal ins Unglück zu stürzen, ist ein Beweis färbte Skrupellosigkeit dieses traurigen Krämervolkes.
(W.T.B.) London, 8. Dez. Die „Times" melden aus Lissabon: Präsident Arriaga hat den Rücktritt des Kabinetts angenommen. Man hofft, bis zur nächsten Sitzung des Kongresses am Mittwoch ein neues Ministerium bilden zu können. — Folgende halbamtliche Note wurde veröffentlicht: Sobald die Möglichkeit unserer Teilnahme am europäischen Kriege aktuell wurde, schlug der Präsident der Republik die Abdankung des Kabinetts vor. um ein Ministerium zu bilden, das die Führer aller politischen Parteien einschließt. Diese Entschließung wurde im Ministerrat endgiltig angenommen.
Die Neutralen und der Krieg.
Rumänien und Griechenland lehnen ab.
Konstantinopel, 8. Dez. Rußland wünscht Rumänien zu rascher Entscheidung zu drängen. In hiesigen politischen Kreisen wird nach Berichten an die „Voss. Ztg."die Auffassung vertreten, daß nun Rumänien, um dem von Rußland ausgeübten Drucke zu entgehen, versuchen werde, zu einer unmittelbaren Verständigung mit Bulgarien zu gelangen. Wiederholt soll in den letzten Tagen der rumänische Gesandte in Sofia lange Besprechungen mit dem bulgarischen Ministerpräsidenten gehabt haben, nach denen ein außerordentlicher Ministerrat stattgefunden habe. In Konstantinopel ist man von dieser Wendung der Dinge sehr befriedigt. Dagegen erregt eine Nachricht des Blattes „Turan", wonach Griechenland Banden aus Epirus nach Mazedonien werfen wolle, um Monastir zu besetzen, ehe Bulgarien diesen Platz in Besitz nehmen könne, eine gewisse Besorgnis. Angeblich werden in Griechenland, und zwar mit Zustimmung der Regierung. Aufrufe zu einem Vorgehen in diesem Sinne verbreitet.
Bukarest, 8. Dez. Nach der „Voss. Ztg." melden sämtliche Blätter. Minister Bratianu habe die Vorschläge der Gesandten des Dreiverbandes hinsichtlich einer Einmischung Rumäniens in den Valkanstreit zugunsten Serbiens abgelehnt.
Rom, 8. Dez. Der „Corriere d'Jtalia" erhält aus Athen, wie der „Lokalanzeiger" erfährt, die Nachricht, alle Bemühungen des Dreiverbandes, Griechenland, unter Berufung auf das griechisch-serbische Bündnis, zur Hilfeleistung für Serbien zu bewegen, hätten nicht erreicht, daß Veniselos den Bündnisfall als gegeben anerkenne. Griechenland werde nach wie vor in seiner Neutralität verharren.
Spanische Professoren für Deutschland.
Berlin, 7. Dez. (W.B. Nichtamtlich.) Einern Berliner Universitätsprofessor ist ein Schreiben zugegangen, das in der Uebersetzung unter Auslassung, unwesentlicher Stellen folgendermaßen lautet: Barcelona, 21. Nov. Hochgeehrter Herr! Da ich vor mehr als einem Jahr das Vergnügen hatte, der Vertreter Spaniens auf dem Berliner Kongreß für Aesthetik zu sein, wende ich mich an Sie als den Präsidenten des ständigen Ausschusses für ästhetische Kongresse, dem ich gleichfalls anzugehören die Ehre habe, um im Verein mit den Gelehrten, deren Unterschriften sich an die meinige anschließen und die alle Professoren der Universität Barcelona sind, anläßlich der Lage, in der sich das große deutsche Volk befindet, die Bewunderung zu bezeugen, die wir für die Wissenschaft und Kultur dieses Landes empfinden, eine Bewunderung, die gewiß alle gebildeten, von Vorurteilen freien Spanier mit uns teilen. Die Veranlassung zu einer Kundgebung in den gegenwärtigen Verhältnissen gibt meinen Kollegen und mir der Wunsch, daß sie als Protest gegen die ungerechten Anschuldigungen dienen möge, die eine parteiische und von der Leidenschaft verblendete Presse anläßlich dieses gewaltigen Krieges gegen das deutsche Volk erhebt. und gegen die Bezeichnung „Barbaren", mit der die gebildetsten Männer der Erde belegt werden. Wer die Liebe zu Kunstdenkmälern kennt, in der jeder Deutsche erzogen wird, wer die unvergleichlichen Museen Deutschlands besuchte, wer da weiß, daß es in Deutschland keine Analphabeten gibt, daß Männer und Frauen, selbst bescheidenen Stand" ie Verse ihrer hervorragendsten Dichter und d'e ke ihrer unvergleichlichen Tonkiinstler auswendig kennen, und wer nun jetzt sieht, wie das ganze deutsche Kulturvolk sich erhebt, um das Vaterland mit seinem Blute zu verteidigen, ohne daß das Heer aus Söldnern oder
Kolonialtruppen besteht, der ist dessen ganz sicher, daß, wenn die deutschen Truppen sich gezwungen sahen, irgendein Kunstdenkmal zu zerstören, sie es jedenfalls nur taten, um das eigene Leben zu verteidigen. Ich zeichne, Herr Professor, hochachtungsvoll ergebenst Prof. Dr. Jost Jordan de Urries y Azara. Angeschlossen sind die Unterschriften der auch in Deutschland bekannten Professoren: Eduarde Perez Agudo, Martiniano Martinez, Eosme Parpal. Jost Amoros, Claudio Miralles des Imperial, I. I. Baro y Comas, Pedro Fonty Puig.
Die Neutralität Schwedens.
Stockholm, 7. Dez. Der Minister des Auswärtigen, Wallenberg, hat sich erneut dahin ausgesprochen, daß Schweden durch eine strikte Neutralitätspolitik den Frieden bis zum Kriegsschluß aufrechterhalten werde und daß nichts außer einem Angriff auf die Unabhängigkeit des Landes diesen Standpunkt ändern könne. Ein Teil der schwedischen Presse beunruhigt sich darüber, daß Wallenberg allzu eifrig die schwedische Friedensliebe um jeden Preis betone. „Stockholms Dagblad" schreibt, die Worte des Ministers erwecken den Eindruck, als ob die kriegführenden Mächte uns ganz nach ihrem eigenen Gutdünken behandeln könnten, solange sie nicht in unser Land marschieren. Eine derartige Neutralitätspolitik müsse schlapp sein und werde uns eher in Ungelegenheiten hineinziehen als ihnen Vorbeugen. Auch die Aeußerung Wallenbera. daß dis Befürchtungen Schwedens gegenüber Rußland im Schwinden begriffen seien, werden hier unter Hinweis auf die neue Vergewaltigungspolitik Rußlands in Finlanv scharf kritisiert.
Die deutschen Schiffe in Amerika.
Kopenhagen, 8. Dez. Wie sich die „Deutsche Tageszeitung" von hier berichten läßt, dürfte die amerikanische Kongreßtagung, nach Mitteilungen aus Washington an die „Times", anscheinend recht interessant werden. Man erwartet heftige Angriffe gegen die englische Handhabung der Bestimmungen über die Kontrebande. Ferner nimmt man an. daß Präsident Wilson ein Gesetz Einbringen werde, wonach die in amerikanischen Häfen liegenden Schiffe von der amerikanischen Regierung angekauft werden sollen. Diese Vorlage werde Anlaß zu lebhaften Debatten geben, da eine starke Strömung gegen den Plan bestehe.
Die Türkei und Italien.
Berlin, 8 Dez. Der König von Italien empfing gestern den türkischen Botschafter, der ihm, wie dem „Berliner Lokalanzeiger" gemeldet wird, versicherte. daß Italien von dem heiligen Krieg ausgenommen sei und die Einwohner Lybiens von der Türkei als italienische Untertanen betrachtet würden.
Italiens Interessen.
(W.T.B.) Budapest, 8. Dez. Das „Nene Pester Journal" kommentiert die Rede Sa lande as und sagt: Es ist begreiflich, daß Italien auf seine Interessen in der Adria und im Mittelmeer wachsam achtet. Die italienischen Interessen an der Adria, sowohl wie im Mittelmeer, werden einzig von den Dreiverbandsmächten bedroht. Nm Rußland allein könnte, wenn es Herr der Dardanellen würde und den Balkan in seine Gewalt bekäme, die Adria zu einem Slaven-Meer machen. Nur England und Frankreich könnten Italien die ihm zukommende Vorherrschaft im Mittelmeer gefährden. Wir sind überzeugt, daß die Zentralmächte kräftig genug sind, um mit Hilfe der Türkei zu verhindern, daß die Dreiverbandsmächte die Adria und das Mittelmeer ganz in die Gewalt bekommen. Jedenfalls ist es Pflicht der Selbsterhaltung für Italien, falls seine vitalen Interessen auch nur im Entferntesten gefährdet werden, nicht etwa um den Zentralmächten zu helfen, sondern im eigenen Interesse gegen jene Mächte anzukämpfen, die sich zum Herrn der die Küste Italiens berührenden Meere aufwerfen wollen.
England und der Krieg.
Die irischen Nationalisten.
London, 8 Dez. Die Times melden aus Dublin: Gegen die Unterdrückung der aufrührerischen Blätter wurde eine öffentliche Protestversammlung ab- gehalten. Eine Kompagnie der Bürgerarmee bestehend aus Mitgliedern der Transportarbeiter- pewerkschaft, die mit Gewehren ausgerüstet war, diente der Versammlung als Schutzwache. Einer der Redner, namens Connolly sagte, daß die Gewehre nicht untätig geblieben wären, wenn Polizei oder Militär versucht hätten, die Versammlung zu sprengen. Es seien Vorkehrungen getroffen, um die unterdrückten Blätter in anderer Form fortzuführen. Andere Redner sprachen gegen die Re-