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Nr. 288. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 89. Jahrgang.

HrschelnungSrveise: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- Ä^trr Calw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg.. außerhalb desselben 12 Psg., NeUamen Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9. !

Mittwoch, den 9. Dezember 1914.

Bezugspreis: In der Stadt mit Lrägerlohn Mk. I.2L vierteljährlich, Poft- bezugSpreiS iür den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. i.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg,, in Bayern und Reich 42 Psg.

Günstige Lage im Osten. - SW miedrr ivvvk Rnssen gesangkn.-Ser Kaiser erkrankt.

Bon den Kriegsschauplätzen.

Der deutsche offizielle Bericht.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 8. Dez., vor­mittags. (Amtlich.) An der flandrischen Grenze be­reiten die durch die letzten Regengüsse verschlechter­ten Bodenverhältnisse den Truppenbewegungen große Schwierigkeiten. Nördlich Arras haben wir einige kleinere Fortschritte gemacht. Das Kriegslazarett in Lille ist gestern abgebrannt, wahrscheinlich liegt Brandstiftung vor. Verluste an Menschenleben sind aber nicht zu beklagen. Die Behauptung der Fran­zosen über ein Vorwärtskommen im Argonnenwald entspricht nicht den Tatsachen. Seit längerer Zeit ist dort überhaupt kein französischer Angriff mehr erfolgt, dagegen gewinnen wir fortgesetzt langsam Boden. Bei Malancour östlich Barennes wurde vor­gestern ein französischer Stützpunkt genommen; da­bei ist die größere Zahl der Besatzung gefallen. Der Rest, einige Offiziere und etwa 15V Mann, wurden gefangen genommen. Ein französischer Angriff ^cgcn unsere Stellung nördlich Nancy wurde gestern abgewiesen.

Im Osten liegen von der ostpreußischen Grenze keine besonderen Nachrichten vor. In Nordpolen folgen die deutschen Truppen dem östlich und südöst­lich Lodz schnell zurückweichenden Feind unmittelbar.

Außer den gestern schon gemeldeten ungewöhn­lich starken blutigen Verlusten haben die Russen bis­her etwa 5VVV Gefangene und 16 Geschütze mit Mu­nitionswagen verloren.

Zn Südpolen hat sich nichts besonderes ereignet.

Oberste Heeresleitung.

Der Kaiser leicht erkrankt.

(W.T.B.) Berlin. (Amtlich.) Der Kaiser hat seine für heute geplante Wiederabreise zur Front infolge einer Erkrankung an fieberhaftem Bron­chialkatarrh um einige Tage verschieben müssen. Er konnte aber gestern und heute die Vorträge des Chefs des Generalstabs des Feldheers über die Kriegslage entgegennehmen.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(W.T.B.) Wien, 8. Dez. Amtliche Meldung vom 8. Dez. mittags: Die Kämpfe in Westgalizien neh­men an Heftigkeit zu.

Nunmehr auch von Westen her angreisend, ver­jagten unsere Truppen den Feind aus seiner Stel­lung Dobczyce-Wieliczka. Der eigene Angriff dauert an. Die Zahl der Gefangenen läßt sich noch nicht übersehen. Bisher wurden über 5VVV, darunter 27 Offiziere, abgeschoben.

Zn Polen wurden erneute Angriffe der Russen im Raum südwestlich Petrikau von unseren und deut­schen Truppen überall abgewiesen.

In den Karpathen hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

Die Kämpfe gegen die Serben.

(W.T.B.) Wien, 8. Dez. Vom südlichen Kriegs­schauplatz wird amtlich gemeldet vom 8. Dez.: Die Umgruppierung erfolgt programmäßig. Einzelne Versuche des Gegners, dieselbe zu stören, wurden ab­gewiesen. Hierbei erlitt der Feind empfindliche Ver­luste. Unsere Offensive südlich Belgrad schreitet gün­stig vorwärts und wurden hier 14 Offiziere und 400 Mann gefangen genommen.

*

Zur Lage im Osten.

" Die letzten Nachrichten der beiden verbündeten Heeresleitungen im Osten lassen auf das Vevorstehen einer großen Entscheidung gegen die russischen Streit­kräfte schließen. Die Deutschen verfolgen den aus Lodz vertriebenen, in eiligem Rückzuge befindlichen Feind weiter, der dabei nicht nur schwere Verluste erlitt, sondern auch eine bedeutende Anzahl von Mannschaften durch Gefangennahme verlor.

Gleichzeitig meldet nun die österreichisch-unga­rische Heeresleitung, daß die Russen unter schweren Verlusten in Westgalizien (in der Nähe von Krakau) zurückgeschlagen wurden, und daß unsere Verbün­deten nunmehr selbst zum Angriff übergehen. Das bedeutet aber für die bei Petrikau (Piotrkow) ste­henden großen russischen Kräfte eine schwere Gefahr. Wie gemeldet wird, sind auch diese durch die Verbün­deten bei ihrem Angriff abgewiesen worden. Ge­lingt dieser Armee nun ein eiliger Rückzug nicht mehr, so steht sie vor der Tatsache, daß sie durch die bei Lodz stehenden deutschen Truppen von ihrer Ope­rationsbasis abgeschnitten, und außerdem in ihrem linken Flügel von unfern Verbündeten bedroht wird.

Eine solche Katastrophe könnte selbst das russi­sche Riesenheer nicht überwinden.

Eine neutra'e Stimme zur Lage im Polen.

Bern, 8. Dez. (W.B. Nichtamtlich.) Heber die Kriegslage in Russisch-Polen schreibt derBund": Man kann annehmen, auf der ganzen Front wird von den Verbündeten planmäßig gehandelt. Sie haben die Offensive der Russen in ihren Grundzwek- ken vollständig unterbunden. Die russische Offensive ist in ihren Wurzeln geknickt. Ihre Situation ist der ungeheuren Stoßkraft der Hindenburgschen Flanken­offensive zu danken. Das Blakt weist wiederholt aus die Schwierigkeiten der Russen hin. den Nach­schub zu regeln. Es wird von ihrer vorhandenen Kraft abhängen, ob die Heeresleitung Zeit gewinnt, die Neugruppierung durchzuführen. Nur ein glück­licher Durchbruch kann sie der Notwendigkeit der Neugruppierung entheben, sonst geraten sie in die größte Gefahr. Dazu kommt die Zerstörung aller Eisenbahnen bei dem planmäßigen Rückzug Hinden- burgs. Wie ein Millionenheer da noch längere Zeit planmäßig bewegt und ausreichend verpflegt werden kann, während von Norden und Westen der Feind drückt, ist nicht auszüdenken. Nur die gewaltigste und verzweifeltste Kraftanstrengung oder ein allgemei­ner Rückzug kann die Russen aus dieser Lage befreien. Beides mutz sie unzählige Opfer kosten. Das Blatt erwartet am Schluß grundstürzende Veränderungen auf den Kriegsschauplätzen in den nächsten Tagen.

Noch der Besetzung von Lodz.

(W.T.V.) Berlin, 8. Dez. Ueber die Beschießung von Lodz übermittelt das Petersburger Nachrichten­bureau verschiedenen Blättern folgendes: Viele Häuser in den vornehmsten Stadteilen wurden zer­stört. Der obere Teil des großen Savoyhotels fiel im Schravnellfeuer zusammen. Eine Granate traf einen großen Gasbehälter, der explodierte. Dadurch wurde die ganze Stadt für einen Augenblick taghell erleuchtet. Nachher waren die Straßen in Finsternis gehüllt. Es herrscht Mangel an Lebensmitteln, be­sonders an Milch. Der Petersburger Korrespon­dent derPolitiken" meldet lautLeipz. Tageblatt": Die russische Armee ist auf der ganzen Westfront zur Defensive übergegangen. Die Linie Marschau-Jwan- gorod ist die natürliche Verteidigungsstellung West­rußlands. Der deutschfeindliche Petersburger Kor­

respondent desLorriere della Sera" stellt noch vor dem Vekanntwerden der Nachtricht von der Einnahme von Lodz die unbestrittene gewaltige Ueberlegenheit der deutschen Artillerie fest.

Der Rückzug der Russen aus Ungarn.

Budapest. 8. Dez. Halbamtlich wird gemeldet: Der in den Kommitaten Sarosz und Zamplin eiu- gedrungene Feind befindet sich, von unseren Truppen bedrängt, überall auf dem Rückzug. Unsere Truppen sind an mehreren Stellen bereits auf galizisches Gebiet vorgedrungen. Von ungarischem Gebiet be­finden sich nunmehr nur noch eine oder zwei Ge­meinden in den Händen des Feindes. Das Er­scheinen einer kleineren feindlichen Kolonne in Tornya im Kommitat Marmarosz ist überhaupt von keiner Bedeutung.

Die russischen Verluste.

(W.T.B.) Berlin, 9. Dez. Der Kriegsbericht­erstatter derNeuen Freien Presse" rechnet bei der Ueberprüfung der Angaben desRuski Invalid" aus, daß die Russen bis zum 4. Dezember etwa 6V 000 Offiziere verloren. Im Verhältnis hierzu müssen die Gesamtverluste niedrig gerechnet 2 bis 2^ Millionen Mann betragen.

Ioffre's Träume.

Amsterdam, 8. Dez. Hiesige Blätter berichten aus Paris, einer französischen militärischen Autorität zufolge hege Joffre volles Vertraue« in das, was er seinenmathematischen Sieg" nenne. Bisher hätten die Deutschen, so wird derVosfischen Zeitung" berichtet, dadurch, daß sie Truppen von Osten nach Westen sandten, ihm stanvgehalten. Jetzt aber, so meint er, werden die Nutzen kräftig Vorgehen (!) und ihn dadurch in den Stand setzen, seinerseits auf der rötlichen Front mit den Deutschengründ­lich abzurechnen".

Ein Armeebefehl des Königs von England.

(W.T.V.) London, 8. Dez. (Reuter.) König Georg erließ, bevor er aus Frankreich zurückkehrte, folgenden Tagesbefehl: Es ist für mich eine Freude, zu sehen und eine Vorstellung von dem Leben er­halten zu können, das Ihr führt. Ihr habt Diszip­lin, Mut und Ausdauer, die Ueberlieferung der bri­tischen Armee, hochgehalten und ihrer Geschichte neuen Ruhm hinzugefügt. Ich kann an Euren Kampfgefahren und erfolgen nicht teilnehmen, (!) aber ich kann Euch die Versicherung des Stolzes, des Vertrauens und der Dankbarkeit geben, die ich und Eure Landsleute empfinden. Wir verfolgen stets in Gedanken Euren sicheren Weg zum Siege.

Die Vorbereitungen des Dreiverbands.

Berlin, 8. Dez. DerLokalanzeiger" wird von einem deutschen Fabrikanten, der in Petersburg eine .Niederlassung hat, darauf aufmerksam gemacht, daß sich dieNowoje Wremja" seit 2 Zähren im Besitz des Konsortiums der LondonerTimes" befindet. Im Herbst 1912 wurde in Petersburg eine Aktien­gesellschaft zur Uebernahme derNowoje Wremja" gegründet und die Anteile dieses Unternehmens sind bis auf das letzte Stück von der Timesgruppe über­nommen worden. In Rußland ist dieser Besitzwechsel allgemein bekannt und auch französische Blätter ha­ben seinerzeit davon Notiz genommen. Tatsächlich habenTimes".Temps" undNowoje Wremja" zusammengearbeitet, auch die Berliner Blätter pfleg­ten ihr Material untereinander auszutauschen.