Südwestafrika zu entschuldigen und um in den Augen der holländischen Bevölkermrg Südafrikas, deren überwiegende Mehrzahl gegen eine solche Maß­nahme war, diesen Schritt zu rechtfertigen, haben Mitglieder des Ministeriums sowie des Parlaments der südafrikanischen Union öffentlich und privatim behauptet, die deutsche Regierung beabsichtige im ge­heimen Südafrika in Besitz zu nehmen und zu einer deutschen Kolonie zu machen. Da die deutsche Re­gierung dem Eindruck zu begegnen wünscht, den diese falschen Nachrichten auf alle Südafrikaner gemacht haben, erkläre ich das Folgende: Die deutsche Regie­rung hat niemals den Wunsch oder die Absicht gehabt, das Territorium der südafrikanischen Union vorüber­gehend oder dauernd zu besetzen, noch auch irgend eine Art der deutschen Herrschaft über die Union oder Uber Teile dieses Landes zu erzwingen, weder durch militärische Einfälle von Deutsch-Südwestafrika aus noch in anderer Weise. Deutschland wünscht die Feind­seligkeiten, die ihm durch die Regierung der südafri­kanischen Union aufgezwungen worden sind, einzu­stellen, vorausgesetzt, daß auch die Regierung der Union von weiterem feindlichen Vorgehen gegen deutsches Territorium Abstand nimmt und die be­reits besetzten Gebiete wieder räumt. Die deutsche Regierung ist in diesem Falle bereit zu versichern, daß keinerlei Feindseligkeiten von Deutsch-Südwest­afrika aus gegen die südafrikanische Union unter­nommen werden sollen. Sollte es den Südafrikanern gelingen, einen unabhängigen Staat zu errichten, so wird die deutsche Negierung ihn anerkennen und seine politische Unabhängigkeit und territoriale Integri­tät respektieren.

Die Frage der japanischen Truppensendung.

Berlin, 7. Dez. Aus Kopenhagen meldet die Nationalzeitung": Das in Tokio erscheinende offi­ziöse BlattHochi Shimbun" teilt mit:

In Europa laufen Gerüchte um, daß japanische Truppen nach dem dortigen Kriegsschauplatz entsen-l det werden sollen. Zu einer solchen Expedition liegt vorderhand weder ein Grund noch eine direkte Auf­forderung vor. Eine Truppenentsendunq käme nur in Frage, wenn die Streitkräfte der Verbündeten denen der Gegner an Zahl unterlegen wären. Die Streitkräfte Frankreichs und Englands aber sind den deutschen an Zahl gleich, und Rußland ist Deutschland und Oesterreich-Ungarn sogar stark über­legen. Eine japanische Hilfe ist demnach zur Zeit nicht erforderlich. Nur für den Fall einer Niederlage würde Japan es fiir seine Pflicht halten, seinen Ver­bündeten zu helfen.

Ob Japan dann noch Hilfe leisten würde, ist bei dem japanischen Ehavakter fraglich. Die Schrift!.

Die Neutralen und der Krieg.

Bulgarien vor dem Krieg?

Berlin, 7. Dez. DieB. Z." meldet aus Mai­land: Nach demEorriere della Sera" soll das Ein­greifen Bulgariens in den Krieg unmittelbar bevor- stehen. Serbien habe sich, so berichtet derEorriere", an Griechenland um militärische Hilfe gewandt unter Hinweis auf die Gefahr des Vormarsches der Oester­reicher auf Saloniki. Athen habe aber die Forde­rung dilatorisch behandelt und dürfte dem Ansuchen kaum entsprechen.

Als Symptom für das Bestehen eines Einver­nehmens zwischen Bulgarien und der Türkei wird demEorriere della Sera" gemeldet, daß für die Türkei bestimmtes Material eiligst in dem bulgari­schen Hafen Dedeagatsch ausgeladen und nach Kon­stantinopel »reitergeschickt werde. Frankreich und England seien darüber sehr erregt und suchen durch ihre Schiffe diese Kontrebande zu verhindern. Da weder Serbien noch Griechenland den Bulgaren Konzessionen machen will, so erscheint der bulgarische Einmarsch in Mazedonien in Uebereinstimmung mit dem österreichischen Vormarsch bevorzustehen. Selbst wenn Serbien und Griechenland jetzt noch der bul- rischen Regierung entgegenkämen, wäre es wahr- einlich zu spät.

Die Lage auf dem Balkan.

Mailand, 5. Dez. Nach demEorriere della Sera" sollen die Leute, die die Wardabrücke spreng­ten, bulgarische und türkische Komitatschis, aus dem bulgarischen Staatsarsenal mit Waffen versehen und von einem bulgarischen Offizier geführt worden sein. In Nisch sei man darüber sehr aufgebracht. Auch sol­len Vulgaren an Griechenverfolgungen in Kleinasien und Thrazien (?) teilnehmen. Man schließe daraus in Athen und in Nisch, daß Bulgarien sich der Türkei anschließen wolle. Geheimverträqe zwischen der Tür­kei und Bulgarien scheinen das Zustandekommen eines neuen Balkanbundes zu verhindern. Falls die Oesterreicher Nisch besetzen, würden die Bulgaren vor-! aussichtlich in Mazedonien einsallen.

Rumänien lehnt ab.

Bukarest, 7. Dez. Die rumänische Regierung lehnte das Verlangen des russischen Gesandten wegen Zurückhaltung von vierzehn Waggons mit Maschinen­teilen für die Türkei ab, weil es sich um Material für die Bagdadbahn handle, das nicht als Kriegs­konterbande betrachtet werde.

Der Schutz der Schweizer Neutralität.

(W.T.B.) Bern, 7. Dez. Auf die Vorstellungen hin, die der Bundesr-at bei der britischen und der französischen Regierung wegen des Ueberfliegens des schweizerischen Gebiets Lurch die englischen Flug­zeuge erhob, hat der französische Botschafter eine Er­klärung des französischen Ministeriums des Auswär­tigen abgegeben, dahingehend, daß er den Vorfall, sofern er erwiesen sei, bedaure. Dieser Vorfall könne gewiß nur Unachtsamkeit zuqeschrieben werden. Im übrigen lege die französische Regierung mehr als je Gewicht auf die schweizerische Neutralität. Sie wolle, daß diese durch ihre Truppen beachtet werde, einerlei, ob es sich um das eigentliche Gebiet der Eidgenossen­schaft oder den darüberliegenden Luftraum handle. Die britische Regierung hat heute durch ihren Ge­sandten dem Bundesrat eine Note überreichen lassen, worin sie ausfllhrt, daß die Flieger, die an dem An­griff auf di« Zeppelinwerft teilnahmen. die bestimmte Weisung hatten, schweizerisches Gebiet nicht zu über­fliegen. Wenn sie es dennoch getan Hütten, so sei das auf Unachtsamkeit und auf die Schwierigkeit zurückzufllhren, in großer Höhe die wirkliche Lage eines Luftfahrzeuges festzustellen. Auf Grund der ihr von schweizerischer Seite unterbreiteten Beweise fiir das Ueberfliegen schweizerischen Gebietes hält die Regierung darauf, dem Bundesrat zu versichern, j daß dies entgegen ihrer Absicht geschehen sei und! spricht ihm deshalb ihr lebhaftes Bedauern aus. Die britische Regierung wünscht im Anschluß daran ! festzustellen, daß aus den ihr vorläufig erteilten In­struktionen und dem dem Bundesrat wegen der Nicht­beobachtung ausgesprochenen Bedauern keine allge­meinen Schlüsse auf die ihrerseitige Anerkennung eines nicht unbestritten geltenden völkerrechtlichen Grundsatzes betreffend die Gebietshoheit über den Luftraum gezogen werden können. Der Bundesrat hat den beiden Regierungen für ihre Erklärung ge­dankt und die Gelegenheit benutzt, der britischen Re­gierung neuerdings mitzuteilen, daß mit Rücksicht darauf, daß keine völkerrechtliche Beschränkung der Gebietshoheit über dem Luftraum bestehe, er die letztere in vollem Umfange geltend machen müsse und schon bei Gelegenheit der Mobilisation der Truppen eine entsprechende Weisung zum Schutze derselben erlaßen habe.

Konstanz, 7. Dez. Der schweizerische Bundesrat ist, wie dem Lokalanzeiger von hier gedrahtet wird, ernstlich gewillt, trotz der Vorbehalte, di« England in seiner Antwort auf die schweizerische Protestnote gemacht hat, ein ferneres Ueberfliegen der Eidge­nossenschaft unmöglich zu machen. Dies geht daraus hervor, daß heute sowohl am Rhein, in Egglisau, als auch in Kreuzlingen größere Detachements Ge- birgsinsanterie, Artillerie und Maschinengewehr­abteilungen stationiert werden.

Der englische Gesandte in der Schweiz.

Zürich, 7. Dez. Zur Spionagefahrt des eng­lischen Gesandten in Bern nach Romanshorn erfährt die St GallerOstschweiz", daß Deutschland eine diplomatische Eingabe an den Vundesrat richten wolle, und daß in Friedrichshafen ein Schweizer wegen Spionage gefangen sitze, der verschiedene be­lastende Aussagen über den Eesandtenbesuch in Romanshorn gemacht habe.

Spanien deutschfreundlich.

(W.T.B.) Berlin» 7. Dez. (Nicht amtlich.) Aus Madrid gehen uns folgende vom 26. Nov. datierte Meldungen zu: Die allgemeine Stimmung ist un­verändert freundlich für Deutschland. Die Presse be­spricht hauptsächlich die englischen Schiffsverlust« und das völlige Versagen der englischen Flotte. Sie schil­dert ferner die wirtschaftliche Lage Deutschlands als günstig. Die ZeitungDebate" schreibt: Die Unab­hängigkeit der wirtschaftlichen Lage Deutschlands ist heute größer als ehemals. Sie ist begründet in der eigenen Erzeugungskraft, in der Festigkeit des inne­ren Handels, wogegen die Beschränkung des Außen­handels wenig in Erscheinung kommt. Die Aus­sichten für die Heimkehr deutscher Wehrpflichtiger sind gleich Null. Die Franzosen und Engländer unter­suchen peinlichst die neutralen Schiffe.

Rücktritt des portugiesischen Kabinetts.

Lissabon, 7. Dez. Das ganze portugiesische Kabinett ist zurückgetreten. Es soll ein nationales ! Kabinett aus Mitgliedern aller Parteien gebildet werden.

Das bedeutet also, daß nun ein Kriegskabtnett gebildet wird, dein man den Anstrich geben möchte, als stehe das ganze portugiesische Volk hinter diesen neuen Regierung. Die Schriftl.

PersiensNeutralität".

(W.T.B.) Teheran, 6. Dez. (Nicht amtlich.) (Pet. Tel.-Ag.) In Gegenwart des diplomatischen Korps eröffnete der Schah den dritten Modschlis. In der Thronrede lud er die Vertreter der Nation ein, an der Wiedergeburt Persiens mitzuarbeiten und Hab die finanziellen Verlegenheiten hervor. Er sagte, ihre Beseitigung hänge von der Entwicklung der notwendigen Einrichtungen ab, unter ihnen der Gendarmerie, die die Ordnung aufrecht erhalte. Er schloß, indem er den Entschluß ausdrückte, stritte Neu­tralität zu wahren.

Persien ist neutral, solange die Russen noch in der Nähe sind. In übrigen hat sich schon ein großer Teil der persischen Stämme den Türken angeschlossen, die bei weiterem Vordringen noch größeren Zulauf aus den Reihen der Perser erwarten dürfen.

Die amerikanischeNeutralität-.

Petersburg, 5. Dez. LautRjetsch" ist die Eröffnung von Dampferlinien zwischen Wladiwostock und der amerikanischen Westküste geplant. Die russische Regierung sagte hierfür während der Kriegsdauer eine große Ermäßigung der Transport­sätze für Nickel, Zinn, Kupfer, Blei, Alluminium und Salpeter zu.

Chinesische Entschädigungsansprüche an Japan.

Köln, 5. Dez. DieKöln. Ztg". schreibt: Der Temps" meldet aus Schanghai: Im Laufe der von den englisch-japanischen Streitkräften bei Kiaut- schou vorgenommenen Operationen seien in der Provinz Schantung 97 Chinesen getötet und 238 verwundet worden. Die chinesische Regierung ver­langt dafür eine Entschädigung von 100000 Pfund Sterling. Eine Bestätigung liegt nicht vor.

England und der Krieg.

Die englische Rekrutierungsnot.

(W.T.B.) Kopenhagen. 7. Dez. Der militärische Mitarbeiter derBerlinske Tidende" schreibt: Kit- chener hat ungeheure Schwierigkeiten mit der Aus­bildung eines neuen Heeres für die Verbündeten. Während Deutschland seine jungen Mannschaften zu einem bestimmten Zeitpunkt mit allen Hilfs­mitteln, wie Kasernen und alter Mannschaft zu syste­matischem Untericht einberuft, ist der Miitärdienst in England ein Erwerbszweig mit hohen Löhnen und bedeutenden Pensionen fiir die Hinterbliebenen der Gefallenen und Verwundeten. Die Kasernen sind nur für eine geringe Anzahl berechnet. Neu« Re­kruten treten täglich ein und erschweren somit den Unterricht. Offiziere und Unteroffiziere fehlen. Es ist schwierig, den Soldaten militärische Disziplin beizubringen, da diese darin keine Borschulung haben.

Hilfstruppen für England.

(W.T.B.) London» 4. Dez. Amtlich wird berich­tet: Australische und neuseeländische Truppen sind in Aegypten eingetroffen, wo sie an der Landesverteidi­gung teilnehmen und ihre Ausbildung vollenden sol­len. Sie werden später nach Europa an die Front ge­sandt.

(W.T.B.) London, 4. Dez. DieTimes" meldet aus Toronto: Amtlich wird verlautbart, daß für das frische Truppenkontingent in Westkanada 5 Kaval­lerieregimenter und 9 Infanterieregimenter, in Ost­kanada 4 Kavallerieregimenter und 10 Jnfanterie- regimenter aufgestellt werden. Die Gesamtzahl der Truppen beläuft sich auf 31700 Mann.

Und die Herren Engländer sitzen in ihren Klub­sesseln und machen Geschäfte oder widmen sich dem Sport, der nicht so gesundheitsschädlich ist, wie der Aufenthalt im Schützengraben.

Die irischen Nationalisten.

London, 5. Dez. Die Times melden aus Dub­lin: Die Druckereien der Zeitungen Irish Freedom, Sinnfein, Irland, Irish Morker, Irish Volonteen und Leader wurden polizeilich verwarnt, daß sie vor ein Kriegsgericht kommen, und ihre Druckerei­anlagen konfisziert würden, wenn sie Artikel drucken würden, die geeignet seien, Unzufriedenheit hervor­zurufen und die Rekrutierung zu behindern. Die Polizei handelte dabei im Auftrag der Militärbe­hörde. Alle in Irland ankommenden Waffen und Munition, selbst solche für den Cportgebrauch, wer­den konfisziert.

London, 7. Dez. Daily Telegraph berichtet aus Dublin: Die Polizei hat unter militärisch r Begleitung die Zeitung Irish Worker besetzt, die Druckerei geschlossen, die vorhandenen Exemplare