konfisziert und die Druckmaschine abmontiert. Die Zeitung Sinnfein hat vorläufig ihr Erscheinen eingestellt.

Die Fidschi-Insulaner!

London, 3. Dez. Die Eingeborenen der Fidschi- Inseln senden 1600 Mann auf den Kriegsschau­platz und zeichneten 15000 Franken.

Was sagen die KulturgesättigtenNeutralen" zu diesem Akt ihrer weltbefreienden Freunde?! Die Fidschi-Insulaner haben vor noch nicht allzu­langer Zeit die in Europa bisher nicht ganz ver­ständliche Gewohnheit gehabt, neben Tierfleisch noch Menschenfletsch zu genießen.

Die englische Gewaltpolitik.

Berlin, 6. Dez. DerLokalanzeiger" meldet aus Kopenhagen:

Zwei für Rechnung Norwegens in England ge­baute Panzerschiffe sind von England beschlagnahmt worden. Das gleichfalls von England beschlagnahmte und unter dem NamenCanada" in Dienst gestellte Linienschiff war für Rechnung der chilenischen Re­publik gebaut worden.

Vermischte Nachrichten.

Gin preußischer Prinz ausgezeichnet.

Berlin, 5. Nov. (Nicht amtlich.) Dem Prinzen Joachim von Preußen ist für seine Tapferkeit im Gefecht bei Kutno vom Kaiser Franz Joseph das österreichisch-ungarische Militärverdienstkreuz mit der Kriegsdekoration verliehen worden. Der Prinz besitzt bereits das Eiserne Kreuz 1. Klaffe.

Jagd auf ein deutsches Unterseeboot.

Mailand, 7. Dez. Laut Drahtbericht, der dem Lodalanzeiger" übermittelt wird, meldet das heu­tige französische Marinekommando. daß die im Ka­nal veranstaltete Zagd auf das deutsche Unterseeboot II 29 erfolglos geblieben sei. II 29, das auch den eng­lischen KreuzerPathfinder" versenkte, brachte am 23. November die englischen Dampfer Malachites und Primo zum Sinken. Daraufhin wurden zwei Torpedobootflottillen zu seiner Verfolgung ausge­schickt. Sie entdeckten das Unterseeboot am 25. No­vember ; bei dem sich entwickelnden Kampf schleuderte dieses auf den einen seiner Verfolger drei Torpedos. Am 26. November erfolgte dann bei Cap Antifer die Versenkung des englischen Dampfers Primo. Am 29. November erschien H 29 abermals in der Nähe von Cap Antifer, schleuderte wieder ein Torpedo ans ein feindliches Torpedoboot und verschwand darauf in der Richtung nach Norden. Den zur Verfolgung dieses Unterseebootes entsandten Schiffen ist es bis jetzt nicht gelungen, es einzuholen oder seiner habhaft zu werden.

Sanitütshunde im Osten.

Berlin, 6. Dez. Der geschäftsführende Vor­sitzende des Deutschen .Vereins für Sanitatshunde Kommerzinrat Stolling, war telegraphisch in das östliche Hauptquartier zum Vortrag beim General- feldmarschall von Hindenburg befohlen worden. Das Ergebnis dieses Vortrages war, daß der Generalfeldmarschall den Befehl gab, sämtlichen Sanitätskompagnien seiner Armee Hunde für die Verwundetensuche in möglichst großer Zahl zuzu­fügen, wobei er das Dringliche dieser Maßnahme besonders betont hat.

Deutsch-tschechische Aussöhnung.

Berlin, 7. Dez. Aus Wien meldet dieVosfi- sche Zeitung" von einer neuen deutsch-tschechischen Versöhnungsaktion, die dadurch erleichtert werden soll, daß der Statthalter Fürst Thun demnächst zurücktreten würde. Die bisherigen Ausgleichsver­suche sind bekanntlich daran gescheitert, daß Fürst Thun jedesmal offenkundig die Serben begünstigte.

Die Einberufung des Jahrgangs 1916 in Frankreich.

Paris, 5. Dez. Nach der Jahresklasse 1915 beruft Frankreich nun auch die Jahresklasse 1916 und zwar auf Mitte Februar. Wenn auch diese Rekruten nicht sofort in den Krieg geschickt werden sollen, so scheint doch aus der getroffenen Maßregel hervorzugehen, daß Frankreich noch mit einer langen Kriegsdauer rechnet. Im Westen sind beide Gegner auf mehreren Parallellinien so fest ver­schanzt, daß selbst die heftigsten Kämpfe (nach französischer Ueberzeugung) nur leichte Aenderungen der Linien bewirken könnten; unter diesen Um­ständen genüge selbst ein Jahr nicht, um die Deutschen aus dem Lande hinauszuwerfen.

Köln, 7. Dez. DieKölnische Zeitung" meldet aus Zürich: Aus Paris wird berichtet, daß die Rekrutierung für 1915/16 ohne ärztliche Untersuchung worgenommen wird.

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Erlaß an die Schultheißevämter, betreffend Feilbieten von geistigen Getränken an Sonn- und Festtagen.

Anläßlich der Vorlage der vlerteljährl. Sporteloerzeich- nisse wurde schon öfter die Wahrnehmung gemacht, daß bei Erteilung der Erlaubnis zu einem nach 8 42 a Abs. 3 der Gewerbeordnung erfolgenden vorübergehenden Schankwirt­schaftsbetrieb an einem Sonn- und Festtag der Regierungs- Erlaß vom 2. Juli 1913 Nr. 4314, ausgeschrieben mit ober- amtl. Erlaß vom 4. Nov. 1913, insofern nicht eingehalten wird, als zum vorübergehenden Wirtschaftsbetriebe an einem Sonn- und Festtag die Zulassung durch das Oberamt nach 8 55 a Abs. 2 Gew.-Ordng. bisher umgangen wurde.

Die Schullheißrnämter werden daher beauftragt, Grsuche gedachter Art (künftig) zunächst dem Oberamt zur Erteilung der Zulassung nach 8 55 a Abs. 2, Gew.-Ordnung vorzulegen.

Calw, den 5. Dezember 1914.

K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

Versteigerung von Pferden.

Nach Mitteilung des Kommandeurs des Etoppentrains findet am Montag, den 21. Dezember ds. Fs., vormittags 10 Uhr in Saargemünd (Lothringen) eine Pferdeversteigrrung statt. Unter den Tieren befinden sich etwa 35 trächtige Stuten und einige Fohlen. Auf die in Elsaß-Lothringen stattfinden- Pferdeversteigerungen finden die Bestimmungen für die Ver­käufe von kriegsunbrauchbaren Militär- und Beutepferden, welche durch Vermittlung der K. Zentralstelle für die Land- Wirtschaft in Württemberg vorgenommen werden, keine Anwendung.

Den 6. Dezember 1914.

Regierungsrat: Binder.

Paris verdunkelt sich. ^

Rotterdam, 7. Dez. Nachdem schon seit einigen Wochen die elektrische Beleuchtung der französischen Hauptstadt eingestellt worden war, hat man nun­mehr neuerdings auch die öffentliche Gasbeleuchtung mit Rücksicht ans den Kohlenmangel oingehen lassen müssen. Es sind jetzt nach Mitteilungen an die Deutsche Tageszeitung" nur noch wenige Hauptver­kehrsadern spärlich beleuchtet. Wie lange dieser Zu­stand andauern wird, hängt von dem noch vorhan­denen Kohlenvorrat ab. Infolge der Einstellung der Straßenbeleuchtung hat in allen Merteln der Stadt die Unsicherheit beträchtlich zugenommen. Täglich ereignen sich Raubüberfälle und Mordtaten, ohne daß die Polizei imstande wäre, etwas dagegen auszurichten.

Die französische Niederlage in Marokko.

(W.T.B.) Madrid. 7. Dez. Zuverlässige Nach­richten aus Marokko bestätigen die schwere Nieder­lage der Franzosen bei Kenifra, südlich von Mekines. Die Verluste der Franzosen betrugen 3V Offiziere und 800 Mann. Ferner erbeuteten die Berber acht Geschütze. Die Nachricht hat in ganz Marokko große Bewegung hervorgerufen. Besonders hat die Erobe­rung der Geschütze Eindruck gemacht. Die Franzosen bringen jetzt alte aus Marokko herausgezoaene Trup­pen über Marseille wieder zurück.

Die russischenKullurlräger."

Genf, 7. Dez Nachrichten aus Kischinow zu­folge ist es nach dem strategischen Rückzug der österreich-ungarischen Armee aus Polen und Süd- rutzland neuerdings zu schweren Pogromen gekom­men. besonders in Podolsk, Rachem, Erodisk und Cholm.

General Rennenkampf verhaftet.

Bukarest, 5. Dez.Adverul" meldet aus Odessa: General Rennenkampf ist verhaftet worden. Er kam auf dem östlichen Kriegsschauplatz 18 Stunden zu spät an, so daß der berühmte Durchbruch der Deutschen gelang.

Ein englischer Minenleger gefunken.

Frankfurt, 6. Dez. DieFranfurter Zeitung" meldet aus Petersburg: Aus London wird der Rußkoje Wjedomosti" berichtet:

Der englische MinenlegerMary" geriet vor Lowestoft auf eine deutsche Mine und sank mit Minen an Bord.

Der japanisch-amerikanische Reibungspunkt.

Berlin, 7. Dez. Wie derFranks. Zeitung" aus Tokio indirekt gemeldet wird, kündigt das Organ des Ministeriums des Aeußern an. es würden neue Gesetzentwürfe des Staates Kalifornien gegen den Erwerb von Landbesitz durch Japaner veröffentlicht. Die japanischen Diplomaten seien dadurch sehr be­unruhigt.

Aus Stadt und Land.

Eal», den 8. Dezember 1914.

Kriegsauszeichnungen.

Dem Reservist im Reserve-Feldartillerie-Regi-

bulach, sowie dem Sanitätssergeanten Gustav Ohn- gemach im Feldlazarett Nr. 10, ebenfalls aus Neubulach, wurde die silberne Verdienstmedaille für Tapferkeit verliehen.

Kriegsfürsorge auf dem Lande.

lieber die Fürsorge für die bedürftigen Krieger- samilien auf dem Lande, die durch die Unterstütz­ungsabteilung des Roten Kreuzes in Verbindung mit der Zentralkeitung für Wohltätigkeit in die Hand genommen ist, kann berichtet werden, daß die Zahl der unterstützungsbedürftigen Familien in täglichem Wachsen begriffen ist. Die Beantwortung der in allen Bezirken ausgegebenen Fragebogen sichert die genaueste Ermittlung des einzelnen Falles und ge­rechte Beurteilung. Durch die besonders gearteten wirtschaftlichen Verhältnisse auf dem Lande ist es bedingt, daß hier die Not sich später geltend macht als in den größeren Städten. Ernteverdienst und Ernteertrag wirken hier günstig mit. Sobald aber die unentbehrlichsten Lebensmittel gekauft werden müssen, und die Verdienstmöglichkeit aufhört, ist der Mangel da, der mit der Fortdauer des Krieges und der Teuerung immer schwerer auf den Familien lastet. Die Sammlungen in den einzelnen Bezirken des Landes und bei der Hauptsammelstelle (Kassen- amt der Zentralleitung. Stuttgart, Falkertstraße 29) zeigen denn auch in erfreulicher Weise, wie die Bedürftigkeit und 9kot der Familien unserer Käm­pfer fürs Vaterland ganz besonders ans Herz geht. Es darf als ein schönes Ergebnis bezeichnet werden, daß für die Zwecke der Familiensürsorge bis heute nahezu eine Million Mark, wovon 371 000 auf die Hauptsammelstelle entfallen, an freiwilligen Bei­trägen eingegangen ist. Aber so schön dieses Ergeb­nis ist, es gilt nicht müde zu werden im Opfern, wenn wir auch in dieser wichtigen und umfassenden Für­sorge durchhalten wollen bis zum hoffentlich guten Ende.

Stuttgart, 5. Nov. Belgische Geschütze. Heute vormittag ' -9 Uhr wurden drei belgische Geschütze die Kriegsbergstraße heraufgeführt. Sie kamen vom Sammelplatz in Münster i. W. und wurden in das hiesige Armeemuseum verbracht.

Der Konflikt in der Sozialdemokratie.

(S.C.B.) Stuttgart, 7. Dez. Auf der Kreisver­sammlung für den 1. württembergischen Reichstags­wahlkreis, die gestern im hiesigen Gewerkschaftshaus tagte, erstattete Keil namens des Landesvorstandes einen Bericht über die Vorgänge, die zur verän­derten Besetzung 'der Tagwachtredaktion geführt haben. Namens der Stuttgarter Vereinsleitung sprach Crispien, der, wie die Schwäbische Tagwacht berichtet, in zweistündigen Ausführungen die Ge- samtpartei in unerhörter Weise herabsetzte. Clara Zetkin überbot hierauf noch die Tonart Crispiens; als die Genossin erklärte, bestimmte Mitglieder des Landesvorstandes könne sie als Menschen nicht mehr Achten, verließen die Mitglieder des Landesvor­standes das Lokal, und 42 Delegierte von Stuttgart- Amt und den Bezirken Fangelsbach und Prag schlos­sen sich ihnen an. Die Genossen wurden, während sie hinausgingen, von aufspringenden Stuttgarter Delegierten bedroht, gestoßen und gepufft. In wei­teren Ausführungen verteidigte Abgeordneter Hil­denbrand die Stellungnahme des Reichstags zur Be­willigung der Kriegskredite. Eine von Westmeyer gestellte Resolution gegen den Landesvorstand wurde sodann von dieser Versammlung angenommen. Die 42 Delegierten, die mit dem Landesvorstand die Kreisversammlung verlassen hatten, versammelten sich sofort in einem anderen Lokal des Gewerkschafts­hauses. Einmütig wurde hier der Meinung Aus­druck gegeben, daß man Ereignisse, wie die heutigen im Parteileben noch nicht erlebt habe. Solle nicht die ganze Arbeit von Jahrzehnten mit einem Schlag zertrümmert werden, so müsse jetzt mit aller Ent­schiedenheit dafür gesorgt werden, daß die Stutt­garter Genossen, die der Gesamtpartei die Treue be­wahren wollen, eine Betätigungsmöglichkeit bekom­men. Die Genossen von Stuttgart Amt brachten zum Ausdruck, daß sie es ablehnen, sich fernerhin von einem Teil der Stuttgarter Mitglieder vergewal­tigen zu lassen. Einstimmig gelangte sodann eine vom Abgeordneten Keil gestellte Resolution zur An­nahme, in der zum Ausdruck kommt, daß die Ver­sammlung sich auf den Boden der Beschlüsse der Reichstagsfraktion stellt und dieser ihr volles Ver­trauen ausspricht, und worin sie es billigt, daß der Landesvorstand die notwendigen Schritte unternahm, um den Standpunkt der Gesamtpartei zum Weltkrieg in der Schwäbischen Tagwacht zur Geltung zu brin­gen, und worin sie von ihm erwartet, daß er auch fernerhin in diesem Sinn wirkt; ferner wurden die notwendigen Vorarbeiten für die Gesundung des Parteilebens im 1. Wahlkreise besprochen. Die Ar­beiten sollen sofort in die Hand genommen werden.

ment Nr. 26 Hans Hamanns, Kaufmann in Neu-

Für die Schriftleiluag rerantwortl.: Otto Seltmann, Calw Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw,