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Sir. 287.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

89. Jahrgang.

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Dienstage den 8. Dezember 1814.

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Bor der Entscheidung im Osten

Günstiger Stand der Riesenschlacht in Polen.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 7. Dez., vor­mittags. (Amtlich.) Mitteilung der obersten Heeres­leitung. In Nordpolen haben wir nach langem Rin­gen um Lodz durch das Zurückwerfen der nördlich, westlich und südwestlich dieser Stadt liegenden star­ken russischen Kräften einen durchgreifenden Erfolg errungen. Lodz ist in unserem Besitz. Die Ergeb­nisse der Schlacht lassen sich bei der Ausdehnung des Kampffeldes noch nicht übersehen. Die russischen Verluste sind zweifellos sehr groß. Versuche der Rus­sen. aus Südpolen ihren bedrängten Armeen im Norden zu Hilfe zu kommen, wurden durch das Ein­greifen österreichisch-ungarischer und deutscher Kräfte in der Gegend südwestlich Petrokow vereitelt.

Der österreichische Tagesbericht.

(W.T.B.) Wien. 7. Dez. Amtliche Meldung vom 7. Dez. mittags: Das Ringen um die Entschei­dung auf dem russischen Kriegsschauplatz dauert an. Oesterreichisch-ungarische und deutsche Truppen wie­sen im Angriffe im Raum südwestlich Petrikau die über Noworadomsk nordwärts vorstrebenden russi­schen Kräfte zurück, indes deutsche Truppen den Feind zum Weichen zwangen.

In Westgalizien find gleichfalls größere Kämpfe im Gange. Ihr Ergebnis steht noch aus. In diesem Raum nahmen unsere und deutsche Truppen weitere 1588 Russen gefangen.

In den Karpathen wird weitergekämpft. An manchen Stellen hat der Feind starke Kräfte wieder hinter den Gebirgskamm zurückgezogen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer. Generalmajor.

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Eine österreichische Stimme zur Lage.

(W.T.B.) Budapest. 7. Dez. DerPester Lloyd" bringt von militärischer Seite zensurierte Mittei­lungen, die in die Strategie der jüngsten Kämpfe in Polen einigen Einblick gewähren. In diesen Mittei­lungen heißt es. Die Schlachtfront in Polen verläuft etwa von der Mündung der Bsura über Lowitsch, Lodz gegen Sieradz, zieht dann in stumpfem Winkel zum Teil auf dem östlichen Ufer der Warte bis in die Gegend des Warteknies, nördlich von Lzenstochau und von hier gegen den Bereich von Krakau. Die Kampflinie im Norden hat das Gesicht gegen Slld- osten. Der äußerste linke Flügel reicht bis auf 70 Kilometer an Warschau Heran. Schon rechnen die Russen mit einer neuerlichen Zernierung Warschaus. Diese würde aber diesmal einen ganz anderen Cha­rakter haben, als gelegentlich der ersten Offensive an der mittleren Weichsel. Damals standen riesige rus­sische Massen auf dem östlichen Weichselufer bereit und ihr durch leistungsfähige Bahnen und den Brllk- kenkopf Warschau unterstütztes überraschendes Ein­greifen hatte die deutsche Führung zu einem Aus­weichen und zu einer Neugruppierung veranlaßt. Heute hat Rußland fast seine gesamte Macht bereits eingesetzt. Drei in Reserve gehaltene Armeen stehen schon seit über einer Woche im Kampfe. Eine wurde in der Gegend von Lowitsch eingesetzt, konnte aber das Zurückgehen des in der Gegend südöstlich Plozk stehenden nördlichen russischen Flügels nicht auf­halten. Alle russischen Massenangriffe zerschellten in der Folge an den deutschen Linien unter fürchter­lichen Verlusten^ Die an die Bsura vorgerückten deutschen Kräfte bedrohen den Rückzug der russischen Mitte auf Warschau. Die Ereignisse nehmen den

von den Verbündeten vorgedachten Verlauf, wie heute der Generalstab festgestellt hat. Wenn der Ver­lauf den Erwartungen entspricht, dann dürfte es wohl nur den an der Bsura stehenden russischen Kräften gelingen, nach Warschau zurückzukehren.

Die russischen Reserven.

Berlin, 7. Dez. Ueber Rußlands letzte Reser­ven meldet lautVossischer Zeitung" dasWiener Fremdenblatt", daß diese größtenteils aus asiati­schen Mongolen, Kalmücken. Tschungusen und Tar- taren bestehen. Bei Przemysl lockere sich die russische Angriffslinie, da dortige Truppen nach Russisch-Polen geleitet werden.

Von den anderen Kriegsschauplätzen.

Die Belagerung von Verdun.

Rotterdam, 7. Dez. Nach Meldungen an die Daily Chronicle" soll sich die Belagerung Verduns immer noch nicht auf den ganzen Umfang der Festung erstrecken. Die Zone des deutschen Artilleriefeuers werde, so wird derBossischen Zeitung" auf Grund jener Meldungen von hier berichtet, durch eine Linie begrenzt, welche sich in einem Abstande von minde­stens 20 Meilen von der Festung hinziehe. Das fran­zösische Heer habe immer noch nicht seine Bewegungs­freiheit verloren. An der Front der französischen Öst- grenze drohe keine Gefahr.Daily Mail" weiß zu berichten, daß vor Verdun eine Viertelmillion deut­scher Soldaten stehe.

Die Kümpfe in Serbien.

(W.T.B.) Wien, 7. Dez. Vom südlichen Kriegs­schauplatz wird amtlich vom 7. Dez. gemeldet: Die

mit der Einnahme von Belgrad bedingten Opera­tionen erfordern nunmehr eine Umgruppierung un- l serer Kräfte, deren Einzelheiten sich naturgemäß der allgemeinen Veröffentlichung entziehen.

Erfolge der Türken gegen die Rüsten.

(W.T.B.) Konstantinopel, 7. Dez. Das Große Hauptquartier teilt mit: Zn der Gegen- von Adjara haben neue, für uns erfolgreiche Kämpfe stattgefun­den, in denen wir den Russen, die Dum-Dum-Ge- schosse gegen uns benutzen, eine Kanone und eine Menge Bomben. Waffen und Munition abnahmen. Russische Angriffe östlich des Wan-Sees an der tür­kischen Grenze waren ohne Erfolg. Hingegen haben unsere von Nepander verrückenden Truppen Saoutsch- blaghe, 7V Kilometer jenseits unserer Grenze, besetzt, einen wichtigen Stützpunkt der Russen in der Provinz Aserbeidschan.

Der heilige Krieg.

Frankfurt, 7. Dez. DieFrankfurter Zeitung" meldet aus Zürich: Die arabischen Stämme der Sinai-Halbinsel haben sich russischen Meldungen zu­folge den Türken angeschlossen.

Die Haltung Italiens.

Kopenhagen. 5. Dez. Aus Rom wird berichtet, daß der Minister des Aeußeren, Sonnino, gestern bei einem Empfange sagte, Italien werde die Ueberein- kunft mit den Zentralmächten strenge innehalten, so­lange nicht seine eigenen Znteressen dadurch schwer geschädigt würden. Es sei, so besagt eine Mitteilung an dieDeutsche Tageszeitung" weiter, eine Ehren­sache, Verbündete, mit denen man 38 Jahre lang

treu zusammengehalten habe, im Unglücke nicht zu verraten. .

Die Anschauung Gtottttis.

(W.T.B.) Rom, 6. Dez. Im weiteren Verlauf der Sitzung ergriff auch der frühere Ministerpräsi­dent Giolitti das Wort und führte aus, daß es vor allem von Wichtigkeit sei, daß die Loyalität Italiens über jeder Diskussion stehe. So erinnere er beispiels­weise bezüglich seines völligen Rechtes, die Neutrali­tät zu erklären, daran, daß Oesterreich schon im Jahr 1913 an eine Aktion gegen Serbien dachte, der es den Charakter einer Defensivaktion geben wollte: er aber habe mit dem verstorbenen Minister des Aeu- ßern die Ansicht geteilt, daß dabei der Bündnisfall nicht gegeben sei, und diese Ansicht habe die freund­schaftlichen Beziehungen zu den verbündeten Mächten nicht gestört. Als Italien seine Neutralität prokla­mierte, habe es also vollkommen loyal gehandelt und nur sein gutes Recht ausgeübt. (Lebh. Beifall.) Ep billige vollkommen die von der Regierung abgegebene Erklärung einer wachsamen und gewappneten Neu­tralität, die von allen Italienern solgange loyal be­achtet werden müsse, als nicht der Augenblick eintrete, ! der es zur Pflicht mache, ins Fell) zu eilen, um die höchsten Interessen Italiens zu wahren. (Beifall.) Der Redner ermahnte weiter die Italiener, eine kluge und reservierte Haltung zu beobachten.

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Rom, 7. Dez. Der Herausgeber derVittoria" verteidigt sich gegen Verleumdungen, die die fran­zosenfreundliche Presse auch gegen ihn als Teilnehmer an der Journalistenfahrt nach Deutschland, erhoben hat. Nach einem Berichte an denLokalanzeiger" erklärte er, daß er allein auf eigene Kosten gereift sei. Er rate allen italienischen Journalisten, nach Deutschland zu fahren, um sich davon zu überzeugen, daß man dort besser lebe, als in manchen neutralen Ländern, daß Lebensmittel im Ueberflusse vorhanden seien, daß die Fabriken fieberhaft arbeiteten und daß der Krieg dieses große Volk, anstatt es zu entmutigen, begeistere. Er führte aus, daß noch zahlreiche junge Leute vorhanden seien, die auf den Ruf zu den Fah­nen warten und inzwischen ruhig der Arbeit nach­gehen. Ganz Deutschland sei von einem eisernen Ring umgeben. Die Lügen der französischen Presse wür­den angesichts der Wahrheit in sich zusammenfallen und lediglich deshalb, weil die Vertreter des Drei­verbandes dies befürchteten, hätten sie ihren Ver­leumdungsfeldzug begonnen.

Nom, 7. Dez. Die Ernennung des Fürsten- low hat hier, obschon vorher die Nachricht vielfach er­örtert war, nun doch überrascht. Der Eindruck dieser Ernennung ist hier, wie sich dasBerliner Tagebl." melden läßt, vorzüglich, da Fürst Bülow in Italien tatsächlich allgemein beliebt ist. In politischen wie parlamentarischen Kreisen, wo der Berichterstatter des genannten Blattes Umfrage hielt, äußerte man sich durchweg dahin: Wenn irgend ein Staatsmann zwischen Deutschland und Italien völlige Klarheit schaffen und nutzbringend unterhandeln kann, so ist dies Bülow.

Deutschland und die Buren.

(W.T.B.) Berlin, 7. Dez. Von Vurenseite wurde die kaiserliche Regierung um Abgabe einer Erklä­rung über die Stellung Deutschlands zur südafrika­nischen Union während des gegenwärtigen Krieges gebeten. Der Staatssekretär des Reichskolonialamts, Dr. Solf, hat darauf folgendes erklärt:

Um den in keiner Weise provozierten Einfall englischer Truppen in das Schutzgebiet von Deutsch-