der Leitung des Vereinsvorsitzenden Fischer. Vom Sekretär Schaal wurde Bericht über das Ausstel­lungswesen erstattet, seine Forderung, auch für die Be- xirksausstellungen die Staatsmedaille zu gewähren, lehnte Reg.Dir. v. Sting ab, weil das eine Herab­setzung des Werts der Medaille bedeuten und Folgen für andere Ausstellungen nach sich ziehen würde. Ear- tenbauinspektor Schelle-Tübingen verglich die Ein­nahmen aus dem Weinbau des verflossenen Jahres mit nur 525 077 und die aus sonstigen Jahren, die bis 15 Millionen erbracht hätten^ Solche Segensjahre kä­men nicht mehr, was einem nationalen Unglück gleichkomme. Das Verhältnis zwischen Wein- und Obst­bau verhalte sich wie 1 :2)4 und werde sich immer mehr zugunsten des Obstbaues verschieben. Vom Vor­sitzenden wurde gefordert, daß die dem Pomologenverein vom Reich gewährten 30 000»4t auf die einzelnen Län­der umgelegt werden. Reg.Dir. v. Sting sprach gegen die von Schelle gewünschte Obstbauversuchsanstalt. Obst- und Weinbau dürften nicht miteinander ver­glichen werden und man käme vom Regen in die Traufe, wenn es zukünftig neben Wein- auch Obstbauern geben würde. Es wäre verfehlt, wenn man die staatliche Un­terstützung nach den Produktionserträgen, statt nach dem Bedürfnis bemesse. Der nächste Tagungsort ist Eß­lingen. Auf der Generalversammlung gab der Vorsitzende den Rechenschaftsbericht. Darnach ist das abgelaufene Jahr auch für den Obstbau ein Unglücks­jahr gewesen. Während der Obstertrag im Jahre 1911 sogar auf 11 Millionen Mark berechnet werden konnte, hat das Jahr 1913 eine vollständige Mißernte ergeben; auf nur 4 des Erträgnisses von 1912 wird sie amtlich geschätzt, und 13 Millionen Mark hat man für eingeführ­tes Obst dank der Frosttage vom 12. bis 14. April an das Ausland bezahlen müssen. Auch im Eeschäftsleben war das vergangene Jahr höchst unbefriedigend. Die Zahl der aktiven und passiven Mitglieder betrug am 1. Januar 1914 24 532. Der Vermögensstand des Ver­eins ist befriedigend, wenngleich die vier Vereinsgärten in Stuttgart, Cannstatt, Erunbach und Leonberg lei­der noch nicht schuldenfrei sind. Dem Oberlehrer Ils - Ochsenhausen wurde aus Anlaß seines 25jährigen Jubi­läums die große silberne Vereinsmedaille mit Diplom verliehen und dem Senior des Vereins, Albert Herz, anläßlich seines 80. Geburtstages die Ehrenmitglied­schaft. An die Sturmgeschädigten imHorber Be­zirk sind vom Verein 400 Obstbäume kostenfrei ge­liefert worden. Neue Vereine sind 15 gegründet wor­den. Die Jahresrechnung ergab eine Eesamteinnahme von 97760 »«27 Nach Abzug der Ausgaben bleibt ein Kassenvorrat von 193,02 »4t. Vorstand Fischer wurde durch Zuruf auf zwei Jahre einstimmig wieder gewählt. Auch die Wahl des Ausschusses ergab kein verändertes Resultat. In seinem Vortrag brachte Obstbauinspektor Winkelmann- Ulm verschiedene obstbauliche Lehren des Jahres 1013 unter besonderer Berücksichtigung der Frost- und Sturmschäden in Vorschlag.

Geflügel-Ausstellung.

Giengen a. Br., 2. Febr. Die 29. Landesverbands- ausftellung der Geflügelzucht- und Vogelschutzvereine in Württemberg fand vom 29. Januar bis 2. Februar in der hiesigen Turnhalle statt. Die Ausstellung war aus dem ganzen Lande sehr gut beschickt und zwar fast durchweg mit lauter gutem Material. Prachtvolle Exemplare befanden sich unter den ausgestellten Hüh­nern, Enten und Gänsen, wertvolle zierliche Tiere er­blickte man unter den Tauben. Hauptsächlich am Sonn­tag erfreute sich die Ausstellung eines überaus starken Besuchs und von nah und fern waren die Interessenten herbeigekommen. Neben der Ausstellung fand auch eine Prämiierung statt. Die goldene Medaille des Landes­verbands erhielt der Geflügelzüchter Taver Straub in Bitz OA. Balingen für einen Hühnerstamm 1,5 weiße Italiener, die silberne Medaille der Eeflügelhof Faber in Kirchheim u. T. für 1,1 Toulouse! Gänse. Weiter wurden vergeben zahlreiche 1., 2. und 3. Preise, lobende Anerkennungen und Anerkennungen, Ehrenpreise vom hiesigen Eeflügelzuchtverein. sowie 14 Staatspreise, letz­tere nur in Abt. 1 für Eeflügelstämme. Die nächste Landesausstellung findet in Vaihingen a. E. statt.

Der See gefriert weiter.

Während der kalten Nacht zum Sonntag ist die ausgedehnte Bregenzer Bucht des Bodensees zugefroren, was seit Jahren nicht mehr der Fall war. Die Eisdecke war am Vormittag noch so stark, daß selbst die Wellen der Dampfer sie nicht zum Bersten brachten. Die glitzernde Bucht bot einen prächtigen Anblick. Erst ge­gen Mittag mußte das Eis den Sonnenstrahlen langsam weichen. Die Eisdecke brachte das gefiederte Seevolk, die vielen Möven, Enten, Taucherli usw. in nicht ge­ringe Verlegenheit, denn es gab am ganzen Vormittag an den gewohnten Plätzen nichts zu fressen. In großen Schwärmen saßen die Tierchen mit eingezogenenen Köpfchen auf dem Eise.

»«- Watt ««» Seit.

Die letzte Fahrt.

Dortmund, 2. Febr. Heute nachmittag fand in dem benachbarten Brambauer die Beerdigung der 22 Opfer der Erubenkatastrophe auf Zeche Achenbach statt. Kurz

nach 3 Uhr setzte sich die gewaltige Trauerversammlung in Bewegung; etwa 100 Fahnen und 20 Musikkorps befanden sich im ersten Teile des Zuges, der aus Ver­einen aus dem ganzen Jndustriebezirk bestand. Die Särge von 20 Bergleuten wurden zu je 5 auf großen schwarzbehangenen Rollwagen gefahren, die der beiden Steiger auf besonderen Leichenwagen. 12 katholische Geistliche und 9 evangelische Geistliche gaben den Toten das letzte Geleite. Die Beisetzung erfolgte in einem Massengrab unmittelbar neben dem der Opfer der letz­ten Katastrophe auf derselben Zeche im Jahre 1912.

Ein deutscher Viermaster gestrandet.

Der Hamburger ViermasterHera", der mit einer Nitratladung von Pisagua kam, lief um Mitternacht bei Portscathe (Cornwall in Engl.) auf einen Felsen auf. Ein Boot, das auf das Wasser gelassen wurde, schlug um. Acht Mann gelang es, das sinkende Schifs wieder zu erreichen. Sie klammerten sich eine Zeit lang an die Maststange an. Drei wurden von einer ungeheuren Welle hinweggeschwemmt. Die fünf übri­gen wurden durch ein Rettungsboot von Falmouth ge­rettet. Zwölf Leichen sind später geborgen worden.

England kauft deutsche Luftkreuzer.

Halle (Saale), 2. Febr. Die englische Regierung hat bei der Luftfahrzeuggesellschaft in Bitterfeld einen fünften Parseval bestellt, der zum ersten Male als Wasserluftschiff gebaut wird. Die Gondel erhält einen schiffskielartigen Querschnitt, wird mit einem Deck ver­sehen und völlig geschlossen, um schwimmfähig zu sein. Eine Ausrüstung mit leichten Geschützen ist vorgesehen.

Eine Bluttat.

San Remo, 23. Febr. Der Eroßkaufmann Moritz Sigall aus Leipzig und ein junges Paar namens Long- field und Wolfs angeblich aus Stuttgart, die hier sich aufhielten, unternahmen am Nachmittag, also am 30. Janur, einen Automobil-Ausflug nach Men­tone. Auf der Rückfahrt wurde der Chauffeur plötzlich veranlaßt zu halten. Sigall stieg totbleichen Antlitzes aus und fiel zur Erde. Das junge Paar suchte zu ent­fliehen. Polizisten brachten jedoch alle zur Gendarmerie- wache, wo der Tod Sigalls festgestellt wurde. Er ist durch einen Schuß mit einer Browningpistole getötet worden. Eine Kugel steckt noch im Rücken. Die Polizei beschlagnahmte wichtige Papiere, aus denen hervorgeht, daß Longfield ein berüchtigter internationaler Ver­brecher ist. Er ist 23 Jahre alt, seine Begleiterin 19. Sigall ist 35 Jahre alt. Er hinterläßt in Leipzig eine Witwe und Kinder. Der Revolver wurde im Auto nicht gefunden, doch ist festgestellt, daß die Frau eine Vrowningpistole besaß. Der Berliner Lokalanzeiger weiß, daß die Begleiterin des Verhafteten Hochstablers Longfield-Wolff die Tochter einer angesehenen Stutt­garter Familie ist und im Stuttgarter Konservatorium ihre musikalische Ausbildung erhalten hat. Das Mäd­chen lernte vor einem halben Jahre den angeblichen Studenten Longfield-Wolff kennen, der sehr elegant auf­trat. Kurze Zeit darauf ließ sich das junge Paar in London trauen. Der junge Ehemann, der sich als Sohn eines reichen Amerikaners ausgegeben hatte, ließ durch- blicken, daß sein Vater am 29. Januar nach Berlin kommen werde, worauf sich die junge Frau mit ihrer Mutter nach Berlin begab, um den Schwiegervater kennen zu lernen. Trotz mehrtägigen Wartens kam dieser nicht und, als die Mutter Zweifel an der Exi­stenz des Vaters äußerte, reiste der Mann mit seiner jungen Frau nach San Remo unter dem Vorwände, er müsse dort eine Erbschaft antreten und werde dann nach Stuttgart zurückreisen. Als das Paar längere Zeit nichts von sich hören ließ, und auch nicht in Stuttgart eintraf, wandte sich die Mutter, da alle Nachforschungen nach dem Verbleiben ihrer Tochter ohne Erfolg waren, an die Behörde von San Renw, weil sie befürchtete, daß ihre Tochter einem Schwindler in die Hände ge­fallen sei, der auch ihre Korrespondenz ihrer Tochter mit ihr unterschlagen haben mochte. Inzwischen traf die Nachricht über die Mordtat in San Remo ein.

««»rnsE«.

Stuttgart, 2. Febr. Landesproduktenbörse. In der abgelaufenen Woche war die Stimmung am Getreide­markt infolge der etwas milderen Witterung ruhiger. Die Preise waren aber nicht viel billiger, weil infolge ungünstiger Ernteberichte aus Argentinien England stärker als Käufer auftrat. Die Schiffahrt auf dem Rhein ist wieder eröffnet worden. Die heutige Börse war schwach besucht. Die Umsätze waren nicht von Be­lang. Der diesjährige Frühjahrssaatfrucht- markt findet am Montag, den 9. Februar d. I. von vormittags 10 Uhr ab im Lokale der Landesprodukten­börse (Europäischer Hof) in Stuttgart statt. Muster sind spätestens bis Samstag den 7. Februar vormittag» an das Sekretariat der Börse (Europäischer Hof) einzu­senden. Wir notieren:

Weizen württ.

1 «.

bis 20.

.. fränk.

19.50

20 50

bayr.

20.50

21.50

.. Ulka

22.75

23.50

Saxonska 23.

23.50

Azima

22.50

23.

KansaS II 23 25

*

23.75

, Manitoba l 23.50

24.

Dinkel

12.50

13.50

Kernen

19

20.

Roggen, neu Gerste, württ.

16.75

17.50

16.

18.

Gerste, Pfälzer

19

19.50

Tauber

17.

18.

fränk.

17.

18.

Futtergerste

14.

14 50

Hafer, württ., neu 15.

17.

Mats, Laplata

15.75

16

mit Sack, Kasse 1«/

» Skonto.

(Württ. Marken).

Tafelgries

33.

34.

Mehl 0

33.

34

1

32.

32.50

2

31.

31.50

3

29.50

30.50

4

26.

27

(netto Kasse

Kleie

9.25

-

9.75

ohne Sack)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Wenn man's recht bedenkt, ist Kathreiners Malzkaffee doch der beste. Er hat sich seit 25 Jahren bewährt. Der Gehalt macht's!

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