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Nr. 104
Europa, dieses Beispiel und seine Vorteile nicht aus den Augen i ru verlieren. s
Im Anschluß an Zimmermann sprach die Vorsitzende des Inter- > nationalen Konsumgenossenschaftsverbandes, Frau Freund- ! lich (Oesterreich). Sie beleuchtete hauptsächlich die Lage und ' die Interessen der Verbraucher und betonte, daß die gegenwär- ^ tige Wirtschaftslage geeignet sei, die Lebenskosten zu erhöhen ! und damit zur Verbitterung der Massen beizutragen. Sie ver- s langte im Namen der Verbraucher Bewegungsfreiheit für Güter j und Menschen. j
Siemens' Rede auf der Weltwirtschaftskonferenz j
In der Vormittagssitzung der Konferenz hielt dann der Prä- l fident des Reichswirtschaftsrates, C. F. von Siemens, eine Rede, s in der er u. a. ausführte: Die große wirtschaftliche Notlage hat . wohl in allen Ländern das Verständnis für die Bedeutung der Wirtschaft reifen lasten. Die Wirtschaft stellt die Grundlage. ! kür Staat und Gesellschaft dar. Das wirtschaftliche Leben spielt z sich nun in den wenigsten Ländern nur innerhalb der eigenen < Grenzen ab. Der Heimatsmarkt bat in d.n meisten Ländern, s besonders in solchen mit starker landwirtschaftlicher Produktion, s eine ausschlagebende Bedeutung. Industrie und Landwirtschaft ' sind auf das stärkste voneinander abhängig. Es muß jedoch aus - vielen Gründen auch ein lebhafter Austausch zwischen den ein- ! Seinen Volkswirtschaften vorhanden sein. Man kann mit Recht ) sagen, daß das Gleißen jeden Volkes in starker Abhängigkeit s von dem Gedeihen der anderen Völker steht. Gerade in Europa s ist durch die schweren Erschütterungen der Wirtschaft der Nutz- ! effekt der gesamten Wirtschaftsmaschine erbeblich herabgesetzt. Es r ist die wichtigste Aufgabe der Regierungen der verschiedenen Län- i der, Ordnung und Ruhe in die wirtschaftlichen Verhältnisse im ^ eigenen Lande und in die wirtschaftlichen Beziehungen zu den anderen Ländern zu bringen und so ihren Völkern wieder einen ^ möglichst hohen und gesicherten Lebensstandard zu verschaffen. ^ Es ist der Zweck dieser Konferenz von Wirtschaftlern, den Poli- g tikern die Erundforderungen der Wirtschaft aufzuzeigen, damit s die bestehenden wirtschaftlichen Hemmungen abgebaut und der s natürlichen Entwicklung wieder freierer Spielraum gewährt wer- i Sen kann. Die Zwangswirtschaft auf dem Gebiet der Mieten hat - zur Folge gehabt, daß das Bauen in der Praxis 80 Prozent teu- : rer geworden ist als vor dem Kriege, während die sonstige Wa- , renteuerung etwa 35 Prozent über die Vorkriegszeit beträgt. Die ^ Beeinflussung der Wirtschaft durch die Staatsleitungen ist heute ^ viel größer als vor dem Kriege. Hierdurch ist eine starke Veein- t trächtigung der natürlichen Produktionsbedingungen zum Scha- g den der Lebenshaltung der Bevölkerung eingetreten. Weiterhin L sind die Produktionsstätten aus Kriegs- und Jnflationsgründen H weit über das notwendige Maß vermehrt. Die Wirtschaft hat Z nicht immer schnell genug den Mut gefunden, die notwendigen s Konsequenzen daraus zu ziehen. Staatshilfe bedeutet aber nur - Unterstützung eines Wirtschaftszweiges auf Kosten der anderen. ) Gänzliche Aufrechterhaltung von an sich nicht mehr lebensfähigen < Gebilden hemmt aber den technischen Fortschritt und die gesunde ? Entwicklung. Denselben Einfluß haben auch die nicht aus wirt- ' schaftlichen Gründen entstandenen internationalen finanziellen ^ Verpflichtungen. Ihre Erfüllung kann auch nur durch vermehr- : ten Export vorgenommen werden. Dies macht eine Umstellung § der Produktion erforderlich, aus der gebenden die nehmende > Seite, und hat daher eine Rückwirkung auf alle am Weltmarkt ? beteiligten Länder. Die europäischen Völker sind besonders auf s dauernde geschäftliche Beziehungen angewiesen und es ist ein ? hohes Ziel, diese Beziehungen so zu gestalten, daß auf die Dauer i für alle die günstigste Entwicklung ermöglicht wird. Eines der r ernstesten wirtschaftlichen und politischen Probleme ist die nach ' dem Kriege in Europa eingetretene Arbeitslosigkeit» die in der s Hauptsache durch die plötzliche Verteuerung der Arbeitskraft in s Europa entstanden ist. Es ist die grobe Frage, was sozial rich- ! tiger ist, dafür zu sorgen, daß möglichst viel Menschen Arbeit ; haben, wenn auch zu einem etwas geringeren Einkommen, oder - daß diejenigen, die im Besitz von Arbeit, möglichst viel verdienen s und dann von diesem Verdienst die kärgliche Unterhaltung der ! anderen abgeben. Siemens ging dann zu der Frage der inter- z Rationalen Verständigung gleichartiger Industrien über, die nur ' durchführbar sei, wenn zunächst die nationale Verständigung her- s beigeführt werde. Er betonte sodann, daß es unbedingt notweu- ;
dig sei, für den internationalen wirtschaftlichen Verkehr eine Definition der Begriffe zu schaffen. Wenn man sich verständige? wolle, müsse man zunächst die gleiche wirtschaftliche Sprache sprechen. Es müsse versucht werden, auch für die Wirtschaftswissenschaft das Maßsystem zu begründen, wie es auf der ganzen Welt Gültigkeit hat. Zum Schlüsse berührte von Siemens die Frage, ob die bisherigen Wirtschaftsformen die einzig richtigen und möglichen wären. Er glaube, daß auch hier der Stein der Weisen noch nicht gefunden sei und daß an ihrer Weiterbildung ernsthaft, aber mit größter Vorsicht gearbeitet werden müsse.
Dann sprach noch der Japaner Shidochi.
Neues vom Tage.
Die Besetzungslast in der Pfalz
Landau, 5. Mai. Die Zahl der von der Besatzung be- schlagnahmten Wohnungen in der Pfalz belief sich Ende 1926 auf insgesamt 9463. In dieser Zahl, die sich inzwischen nicht wesentlich geändert hat, sind die beschlagnahmten Privat- und reichseigenen Wohnungen enthalten. Die Besatzungsstärke überschreitet die frühere deutsche Earnison- stärke von etwa 11000 Mann um 4006. Die Gesamtzahl der beschlagnahmten Bürgerwohnungen beträgt 717, zu denen an beschlagnahmten reichs- und landeseigenen Wohnungen (einschließlich der vom Reich errichteten Besatzungswohnungen) 919 hinzutreten, sodaß insgesamt 1636 Wohnungen dem Wohnungsmarkt entzogen sind.
Eine Sowjetnote an den Moskauer chinesische« Gesandte«
London, 8. Mai. „Chicago Tribüne" meldet aus Peking: Die Sowjetregierung hat dem chinesischen Geschäftsträger in Moskau eine scharfe Note übersandt, in der es heitztr Wenn die in den russischen Gebäuden in Peking verhafteten Beamten und Frau Borodin und ihre Begleiter dieselbe Behandlung erfahren würden wie die jüngst erdrosselten chinesischen Kommunisten, so würde Moskau „unverzüglich angemessene Schritte tun". Infolgedessen ist die Verhandlung gegen die russischen Gefangenen plötzlich aufgeschoben und eine Konferenz von militärischen und juristischen Beamten, sowie Beamten des Außenministeriums einherufeo worden.
Keine gemeinsame Note an die südchinesische Regierung London» 5. Mai. Der diplomatische Korrespondent de« „Daily Telegraph" schreibt: In britischen Kreisen wirk jetzt vermutet, daß die Absendung einer gemeinsamen Note der Mächte betreffend die Nankinger Vorfälle aufgegeben werden wird.
Die Coolidge-Konferenz
Paris» 3. Mai. Der „Chiyago Tribüne" wird aus Genf gemeldet, daß die von Coolidge vorgeschlagene Seeabrü- ftungskonferenz der drei Länder in Genf stattfinden und am 20. Juni beginnen werde.
Die Ueberschwemmnngskatastrophe in Amerika
New Orleans, 3. Mai. 13 Kreise in Nord- und Mittel- Louisiana, die mehr als 100 große Städte, kleine Städte und Dörfer umfaßen, sind überschwemmt und von den Einwohnern verlaßen. Die angeschwollenen Eewäßer des Mississippi bewegen sich auf die fruchtbarsten Baumwolle-, Zucker- und Reis erzeugenden Gebiete des Staates und auf die Hauptstadt zu. Das nordöstliche Louisiana ist in einer Ausdehnung von annähernd 4000 Quadratmeilen nahezu zerstört. Der Strom hat die Dämme an zwei weiteren Stellen durchbrochen. Ein neues Heer von Flüchtlingen hat sich in Bewegung gesetzt, wodurch die Kabl der Heimatlosen auf 25V OVO steigt.
Aus dem Rechtsausschuß des Reichstages Berlin, 5. Mai. Im Rechtsausschuß des Reichstages wurde die Beratung der Gesetzentwürfe über die Verzinsung aufgewerteter Hypotheken und ihre Umwandlung in Grundschulden fortgesetzt. Anträge von Keil (Soz.), Dr. Best und Brodaus (Dem.) auf Abänderungen, Verlegung des Nachtrags und Verlängerung der Anmeldung wurden abgelehnt. Bis zur zweiten Lesung werde die Regierung prüfen, ob eine neue Anmeldung zugelaßen werden könne.
Württembergischer Landtag.
Der Nachtragsetat im Finanzausschuß Stuttgart, 5. Mai. Der Finanzausschuß setzte am Mittwoch die Beratung des Nachtragsetats beim Haushalt der Kultverwaltung fort und nahm folgende Anträge an: Das Staatsministerium zu ersuchen, 1. im Haushaltsplan für 1928 Vorsorge zu treffen, daß bei der Einstufung der Reallehrer und Präzeptoren den besonderen Verhältnissen dieser Beamten, bei denen es keinen Nachwuchs mehr gibt, Rechnung getragen wird, 2. die im Fahre 1924 abgebauten Latein- und Realschulen und die abgebauten einklasstgen Volksschulen soweit als möglich wieder zu errichten. Angenommen wurde ferner ein Antrag auf Errichtung weiterer Planstellen für die höheren Schulen und die Volksschulen. Der Kultminister teilte mit, daß im Nachtragsplan etwa 89 000 Mark, die vom Reiche bisher zur Linderung der Funglehrernot zur Verfügung standen, nunmehr in den eigenen Haushaltsplan übernommen werden. Die Frage des Schicksals der Mittelschulen wird zurzeit geprüft. Sodann wurde ein Antrag angenommen, im Haushaltsplan für 1928 die Mittel zur Schaffung einer dem Bedürfnis entsprechenden Zahl von neuen Lehrstellen an den Volksschulen bereitzustellen. Zugestimmt wurde auch einer Entschließung, eine vom Kultministerium für notwendig erachtete lleberschreitung der für Stellvertretungskosten der Volksschullebrer vorgesehenen Mittel im Planjahr 1927 nicht zu beanstanden. Angenommen wurde ferner ein Antrag Pollich betr. Personalständigkeit für die Lehrerinnen und entsprechende llebernahme der Kosten auf die Staatskasse. Eingehend erörtert wurde die Höhe der Mittel für Beiträge an bedürftige Gemeinden zu Bauten für Volksschulzwecke. Ein Antrag, eine lleberschreitung der Summe bis zu 200 000 Mark nicht zu beanstanden, wurde angenommen. Die Forderung von 50 000 Mark für das Deutsche Auslands-Institut wurde gegen die Stimmen der Kommunisten genehmigt. Ein Antrag, die vorgesehenen Mittel für die schwäbische Jugendherberge um 30 000 Mark überschreiten zu dürfen, wurde angenommen. Sodann befaßte sich der Ausschuß mit dem Justizctat. Der Justizminister setzte sich sehr energisch für die Belange seines Reßorts ein. Ein sozialdemokratischer Redner befürwortete die Umwandlung von 70 Stellen im mittleren Dienst. Der Justizminister erklärte, er habe sich um eine Vorzugsbehandlung und um einen Vorsprung für sein Ressort bemüht und ihn erreicht. Die Abstriche an seinen Forderungen seien nicht auf Unfreundlichkeit des Finanzministers zurückzu- führen. Der Minister wünschte für die Richter ein Gehaltssystem wie dasjenige der llniversttätsvrofessoren als Vorrückung. Einen kommunistischen Amnestieantrag betr. Sprengstoffvergchen konnte der Minister nicht befürworten. Er hielt auch den Antrag, die Gerichtsaßessorinnen zum allgemeinen Richteramt zuzulasseu» nicht für zweckmäßig, wohl aber könnten ihnen besondere SNckb rate wie beim Jugendgerichtsamt übertragen werden. Dem Finanzausschuß wurde dann noch ein Organisationsplan für die Arbeitsgerichte vorgelegt. Am Donnerstag findet eine Besprechung aller beteiligten Organisationen statt. Der Minister gab vann noch vorläufige Aufschlüsse über die Auswirkung der Arbeitsgerichtsgesetzgebung auf die Gerichtsstellen usw. Ein Antrag auf weitere Planstellen für 1927 wurde mit 6 gegen 4 Stimmen bei 3 Enthaltungen abgelehnt. Die Rechte und das Zentrum gaben die Erklärung ab, daß sie dem Antrag inhaltlich zwar zn- siimmen, aber der gemeinsamen Abmachung entsprechend ihre Forderung zum Etat für 1928 aufrecht erhalten, der im Herbst zur Beratung kommt. Für Nachtragsetats find Neuforderunsen nicht zulässig. Der kommunistische Amnestisantrag wurde abgelehnt.
Die Fra« des Adjutanten
Roman von Fr. Lehne
Nachdruck verboten.
33 Fortsetzung
Er preßte die Lippen fest aufeinander. War dieser Rasenden denn gar nicht beizukommen? Konnte er sich so wenig beherrschen, daß das. woran er kaum zu denken wagte, was er weit von sich wies, wenn es sich ihm nahte — daß sie ihm das von der Stirn ablas? Er zwang sich zur Haltung. „Baronesse Reinach, da ich nicht will, daß meine Frau in ihrer Ahnungslosigkeit Ihnen eine Freundschaft entgegenbringt, über die Sie lachen und spotten, muß ich Sie bitten, Ihre Besuche in meinem Hause einzuschränken."
„Und wenn ich es nicht tue?" fragte sie lauernd und drehte herausfordernd an dem Ring, den er ihr einst geschenkt.
Er sah es. Eine peinigende Unruhe erfaßte ihn und Reue, daß er ihn damals nicht zurückgenommen. „Dann lasse ich es auf das Äußerste ankommen," sagte er entschlossen. „Ich werde Jolantha die Augen über Ihre wahre Gesinnung öffnen."
„Was Sie bitter bereuen würden," höhnte sie. „Jolantha würde Ihnen niemals verzeihen. Alles verzeiht Jolantha Teschendorf — nur eine Lüge nicht — und am allerwenigsten dem eigenen Mann! Ich könnte es ja schließlich verwinden. Aber Sie? Ich kenne Ihre Frau besser, als Sie sie kennen!"
„Mit Ihren Worten sprechen Sie selbst Ihr Urteil. Denn von dem Tage an bliebe Ihnen unser Haus verschlossen und Sie wären unmöglich in der Gesellschaft geworden. - Wir haben uns jetzt nichts mehr zu sagen. Baronesse Reinach!"
Er tat einige Schritte nach der Tür und blieb dort wartend stehen.
„Also in aller Form rausgeworfen! Sehr gut Leonie war bleich geworden. „Und doch — ich w dich quälen. Heinrich Altorf. so wie du mich quälst und glücklich sollst du auch nicht sein, weil ick es «L
bin — abschütteln kannst du mich so leicht nicht!" Das rief sie ihm noch von der Türschwelle zu und lachte leise aus. „Und zur Taufe komme ich doch!"
Der bittere Nachgeschmack dieser Stunde verließ ^Heinrich den ganzen Tag nicht. Ihm graute förmlich vor den Untiefen in Leonies Charakter. Wenn er sein DVeib dagegen verglich — rein und licht wie die Sonne War siel
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s ^ Jolantha kam sehr befriedigt von ihrem Besuche Bei der Prinzessin zurück. Sie erzählte beglückt, wie ! Huldvoll man gegen sie gewesen war, und daß sie auch ' Den Prinzen kennen gelernt hatte.
! „Und der Eindruck, den er auf dich machte?"
Nachdenklich blickte sie vor sich hin. Dann schüt- ! teile sie den Kopf. Ich weiß noch nicht recht, was ich ! sagen soll. Auf jeden Fall ist er mir sehr sympathisch. Er scheint noch leidend, hat wenig gesprochen, aber hielt sich doch bis zu meinem Fortgehen bei uns Damen aus. Ich mußte ihm etwas Vorsingen. Mit seinen dunklen, melancholischen Augen ist er ein sehr in- ! terefsant aussehender Mann." j „Schau nur nicht zu tief in diese dunklen, melancholischen Augen," versuchte er zu scherzen, obwohl es I ihm gar nicht darnach zumute war. s Da trat sie zu ihm, legte ihre Hände um seinen Kopf und sah ihn innig an. „Wenn diese Sterne mich nicht schon für alle Ewigkeit gefesselt hielten!"
Und leise und zart küßte sie ihn auf die Lider.
Da nahm er ihre Hand und drückte seine Wange daran. Er konnte nicht sprechen. Die Kehle war ihr» wie zugeschnürt.
Und traurig und fragend sah ihn sein Weib au.
13. K a p i t e l.
Angenehm angeregt durch das auserlesene Mahl und die guten Weine saßen die Gäste in dem schönen, vornehmen Heim Altorfs zwanglos in Gruppen beieinander. Die Türen und Fenster des Speisesaales standen weit offen nach dem Garten, in dem mehrere der Gäste sich ergingen, um die erfrischende Abendlust zu genießen. Die meisten der Damen hatten sich in den Salon aurückaezoaen.
i T>er etwas formelle Ton, die feierliche Zurück- ! Haltung, die die Gegenwart des Prinzen Adrian auferlegte, hatte sich gelockert. Beinahe noch in letzter Stunde hatte sich der Prinz bei dem Freunde angesagt. um die Taufe von dessen Erstgeborenen mitzu- z feiern — zur Überraschung der Geladenen, die er- - freut waren, bei dieser Gelegenheit die Bekanntschaft ^ des Prinzen zu machen, der bisher noch wenig oder ' gar nicht aus seiner Reserve herausgetreten war. Er § hatte die junge Hausfrau zu Tisch geführt, die wie ^ ein Maüonnenbilü in dem schlicht frisierten blonden Haar und dem weißen Gewand wirkte, deßen Kostbarkeit durch die überaus einfache Form gar nicht zur Geltung kam.
Leonie Reinach dagegen hatte verstanden, Toilette zu machen. Das zartgrüne Eoliennekleid dämpfte vorteilhaft die lebhaften Farben ihres stark gepuderten Gesichtes. Das freigebige Dekolletee ließ schöne, fast zu üppige Schultern und einen blendenden Nacken bewundern. Etwas Frauenhaftes, Reifes, haftete ihrer Erscheinung an. Sie wirkte blendend.
Und trotzdem hatte der Prinz kaum Notiz von ihr genommen. Als sie ihm vorgestellt wurde, glitten seine träumerischen Augen gleichgültig über sie hinweg — und vergebens suchte sie nach dem Blitz aufflammenden Interesses, den sie bis jetzt noch in jedem Männerblick gefunden.
Sie war enttäuscht darüber, in ihrer Eitelkeit gekränkt, und suchte das in Huldigungen zu vergessen, die ihr der Oberst v. d. Heyden darbrachte. Mit ihrer Liebenswürdigkeit hatte sie ihn ganz umstrickt. Sie war von einem Kreise von Herren umgeben, und ihr lautes Lachen konnte man ieüen Auaenblick kören.
(Fortsetzung ftilgt.)
Heiteres.
Sie
„Meine Frau will sich von mir scheiden laßen, Herr Rechtsanwalt."
„Schön, aber ich sagte Ihnen doch schon: die Gründe reichen nicht aus."
„Da kennen Sie meine Frau schlecht, ihre Gründe reichen immer aus."