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Nr. 103

Aus Stadt und Land.

Altensteig, den 5. Mai 1927.

Amtliches. Ilebertragen wurde je eine Lehrstelle an der evangelischen Volksschule Münster AOA. Stuttgart dem Oberlehrer Közle in Schönbronn OA. Nagold, Oberkollwangen OA. Calw dem Unterlehrer Fried­richt Nicklas in Eammersfeld OA. Eerabronn.

Im Grünenbaum-Lichtspiel gelangt diese Woche der 1. und 2. Teil des bekannten FilmesFriedericus Rex" zur Aufführung. Friedericus Rex ist ein Königsschicksal. Das kleine Preußen, durch des Königs Sparsamkeit und Zucht mächtig geworden, wird von den Großmächten England und Oesterreich umworben und eine Heirat des Kronprin­zen Friedrich mit einer englischen Prinzessin sollte die Bande enger knüpfen. Fritz hat aber andere Pläne im Kopfe, er verweigert seinem Vater den Gehorsam und will fliehen; hierbei wird er durch seinen Jugendfreund Leut­nant von Katte unterstützt. Der König ist über seinen Sohn wütend und läßt ihn ins Gefängnis in Küstrin wer­fen. Sein Freund von Katte kommt vor das Kriegsge­richt und wird zum Tod verurteilt. Fritz muß von seiner Kerkerzelle aus zusehen, wie sein Freund gehenkt wird. Dies Erlebnis macht Fritz zum ernsten Mann. Er wird ^ frei und leistet den Eid des Gehorsams. Vater und Sohn

! versöhnen sich. Doch bald stirbt der Väter und Friedrich

! wird König. Dieser sehr spannend gehaltene Film durfte

l einen Besuch lohnen.

Zum Deutschen Muttertag am 8. Mai. Die Arbeits­gemeinschaft für Volksgesundung in Berlin, die an allen größeren Plätzen Ortsgruppen gegründet hat, macht es sich zur Aufgabe, den Deutschen Muttertag in der Familie, in Schule und Kirche und in der Oeffentlichkeit zu festigen. In Werbeschriften und Vorträgen hat diese Arbeitsgemein- l schüft den Gedanken des Muttertages verbreitet und die

! innigste Anteilnahme des ganzen deutschen Volkes gefun-

! den. Der Deutsche Muttertag soll nicht nur der Stärkung

' des inneren Familiengefühls dienen, er soll nicht allein der

Zugend die Jdealgestalt unserer deutschen Mutter vor

> Augen führen, sondern er soll das ganze deutsche Volk auf-

i blicken lasten zu dem Ideal seines Volkstums zur deut-

> scheu Frau. Und die Mutter soll wieder den Grund bauen helfen, der uns die Früchte reifen läßt zur deutschen Ernte:

! Achtung und Treue. Wir wollen der Mütter in Altershei-

'! men gedenken, die kranken Mütter erfreuen, die toten Mür-

>! ter besuchen. Wir wollen der Mutter in Kirche und Schule

» gedenken und so mithelfen, den deutschen Muttertag zu

§ einem Festtag für das ganze Volk zu machen.

' Der Kuckuck. Der Kuckuck läßt schon seit geraumer Zeit

da und dort seinen neckischen Ruf ertönen. Schon seit den ältesten Zeiten gehört er zu den Kündern des Frühlings. Als Göttervogel des deutschen Heidentums galt es als weis­sagend und prophezeiend:Das weiß der Kuckuck". Noch heute kommt ihm diese Bedeutung zu. Wird er beim ersten Ruf, den man zu hören bekommt, gefragt, wie lange man noch zu leben habe, so gibt er durch die Zahl seiner Töne dis Jahre des Lebens an. Sein erster Ruf ist Zauberzeit: Wer den Geldbeutel schüttelt, hat das ganze Jahr Geld! Wer aber kein Geld in der Tasche hat, dem fehlt es das ganze Jahr hindurch und wer Hunger hat, der hat ihn auch übers ganze Jahr! In der Regel läßt sich der Kuckuck bis Mitte Juni hören. Soll er noch nach Johanni rufen, so soll ein unfruchtbares Jahr folgen.

Nagold, 4. Mai. (Gelöscht Unfall?) Letzte Nacht gerieten in der Oelfabrik 200 Zentner in Ballen gepreßte Kunstwolle in Brand. Die hiesige Weckerlinie löschte den Brand und beseitigte die Gefahr. Ein Telegraphenar­beiter stürzte hier in angetrunkenem Zustand aus dem Fenster eines Gasthauses und erlitt dabei einen Schädel­bruch. Sein Zustand ist ernst.

- Calw, 4. Mai. Der Bienenzllchterverein hat im vorigen Jahr eine Bienenweide angelegt und damit ü A sehr günstige Erfahrungen gemacht. Er hat deshalb Heuer

i; Z! die Weide vergrößert und weitere Grundstücke mit Boretsch

1 H angesät. Die ganze Bienenweide umfaßt nunmehr über 20

> Hektar. Die Bienen sind gut über den Winter gekommen.

^ ? Die Ruhr ist selten aufgetreten, da die Tierchen mehrere

st 4. Reinigungsausflüge machen konnten. Dagegen findet man

st viele schwache Völker, auch wenn diese noch großen Futter-

' st Vorrat im Stock hatten. Der Tisch ist für die Bienen nun

st reicht gedeckt. Millionen von Blüten auf Wiesen, Aeckern

? s und Bäumen können nun von den Bienen beflogen wer -

!! den. Die naßkalte Witterung der letzten Zeit war dem

^ Ausflug nicht dienlich. Erst die vergangenen Tage haben

, st den Bienen das Einträgen von Pollen und Honig er-

^ st möglicht.

j Rottweil, 1. Mai. (Zusammenstoß.) Heute nachmit-

i tag gegen 2 Uhr fuhren zwei Autos zweier hiesiger Ee-

! schäftsleute ineinander. Das eine kam von der Hochbrücke

! st und fuhr die Königstraße hinaus, das andere kam die Karl-

j straße (beim Turnplatz der Realschule) herunter. An der

s Einmündung der beiden Straßen stießen sie aufeinander,

k ^ Beim einen Auto wurde der Vorderwagen stark beschä-

; st digt, das andere kam mit einer Beschädigung der Kotflü-

! i gel davon.

st s Aichhalden, OA. Oberndorf, 3. Mai. (Das leidige Hoch-

, st zeitsschießen.) Der ledige Joseph Elatthar, Landwirtssohn

j, st hier, wollte bei der gestrigen Hochzeitsfeier mit Böller schie-

! ! ßen, wobei sich einer unerwartet entlud und die linke Hand

schwerverletzte.

st st Trossingen. Die Vorbereitungen für eine I n d u st r i e-

st , und E e w e r b e a u s st e l l u n g vom 2. bis 19. Juli

i ! nehmen einen guten Fortgang. Die Zahl der Aussteller ist

so groß, daß die ganze Friedensschule samt dem großen Hof- ; raum für Ausstellungsräume benötigt wird.

! Eechingen, 4. Mai. (Goldene Hochzeit.) Das Fest der s goldenen Hochzeit feierte am Sonntag der Landwirt Lud- ' wig Vetter und seine Ehefrau Gottliebin, geb. Schaible.

' Die beiden Jubilare stehen im Alter von 77 Jahren und i erfreuen sich körperlich wie geistig einer seltenen Frische i und Gesundheit.

s Stuttgart, 4. Mai. (Ein Landesverband Wllrttemberc s im Bund Deutscher Radfahrer.) Am Sonntag, den 1. Mai, r traten die Vertreter der württ. Gaue des Bundes Deutscher ? Radfahrer zu einer bedeutsamen Tagung zusammen, in der ! einLandesverband Württemberg im Bund Deutscher Rad- ' fahrer e. V." gegründet wurde. Der Zweck der Gründung ; ist die engere Fühlungnahme der württ. Bundesradler un- ^ tereinander, rege sportliche Zusammenarbeit, Vertretung i gegenüber den Behörden, Austragung der württ. Meister- j schäften auf allen Gebieten des Radsports usw.

! VerlängerungderS. K. E. -Linie. Vom Don- s nerstag nb wird die S.K.E.-Linie über die Silberburg- ! straße hinaus bis zum Bismarckplatz verlängert, und zwar,

! ohne daß der bisherige Fahrpreis von 25 Pfennig geändert i wird.

§ 5000schwäbischeSängergehenn a 'ch Wien, i Zum 10. Deutschen Sängerbundesfest in Wien 1928 sind an ! Voranmeldungen eingegangen: aus 3302 Vereinen zusam- ! men 91036 Sänger mit 2685 Fahnen und 50 Festwagen.

! Davon entfallen auf den Schwäbischen Sängerbund 139 Ver- j eine mit zusammen 4823 Sängern und 126 Fahnen. Es ist « damit zu rechnen, daß diese überaus zahlreiche Beteiligung ! bis zur endgültigen Anmeldung noch erheblich überschritten > werden dürfte.

l Verbotene Kundgebung. Die von der national- ! sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Gau Württemberg, anläßlich ihres Eauparteitages am 7. und 8. Mai in Stutt- j gart vorgesehene Massenkundgebung auf dem Marktplatz ist z aus verkehrspolizeilichen Gründen verboten worden.

! Jagdschutzverein. Auf der Hauptversammlung des § Allgemeinen Jagdschutzvereins, Landesverein Württem- ' berg, erstattete Eeheimrat Dreiß den Geschäftsbericht, wo->

! bei er betonte, daß der württembergische Jagdgesetzentwurf,

! der die Beseitigung der 50 Morgen-Eigenjagden anstrebe,

! wenig Aussicht auf Verwirklichung habe. In Preußen sei s eine Ermäßigung der Jagdpachtsteuer auf ein Drittel der ; bisherigen Sätze erzielt worden und man hoffe, daß ein ? gleichartiger Antrag des Landesvereins an die württem- s belgische Regierung Erfolg habe. Die Einführung eines so- H genannten Iagdexamens in Württemberg bezeichnete der j Referent als aussichtslos. An Prämien wurden an das ! Forst- und Landjägerpersonal im Jahre 1926 rund 1200 i Mark vom Verein bezahlt. Die Witwe eines von Wilderern ! erschossenen Försters erhielt 300 Mark. Der Landesvor- ! sitzende, Oberjägermeister Freiherr von Gaisberg, wurde ; einstimmig wiedergewählt. Neu gewählt wurde in den Aus-,

! schuß Obersorstrat Maurer von der Württ. Forstdirektion.

Cannstatt, 4. Mai. (Schwerer Straßenbahnunfall.) Am Dienstag nachmittag ereignete sich bei der Fabrik von Wer­ner u. Pfleiderer ein schwerer Zusammenstoß zwischen der Straßenbahn und einem Lastfuhrwerk. Ein Lastkraftwagen,! der stark mit Kies beladen war, fuhr unvorschriftsmäßig auf der Mitte der Fahrbahn und streifte einen abwärts kom­menden Straßenbahnzug der Linie 13, brachte den Trieb­wagen der Straßenbahn zur Entgleisung und warf ihn um. Fünf Personen, die verletzt wurden, wurden nach dem Kran­kenhaus Cannstatt verbracht. Die Verletzungen scheinest nicht so schwer zu sein, wie ursprünglich angenommen wurdet Die Namen der Verletzten sind: Studienrat Karl Bauer,' Buchhändler Reinhold Zeltwanger, Ingenieur Karl Maier,' Schaffner Michael Hoffmann, Hilfsschaffner Karl Brunn, s

Ludwigsburg, 4. Mai. (Kasernenbrand.) Heute früh 1.30 Uhr brach im Ostflügel der Arsenalkaserne, in der die 6s j Kompagnie des Reichswehrinfanterieregiments 13 unter­st gebracht ist, ein Brand aus, dem der Dachstuhl zum Opfer z fiel. Den vereinigten Bemühungen des Militärs, der Feu,

! erwehr von Ludwigsburg und eines Zugs der Stuttgarter I Feuerwehr unter persönlicher Leitung von Brandirektor ! Müller gelang es, ein Uebergreifen des Brandes auf die ! unteren Stockwerke und den anderen Flügel zu verhindern, z Die Vrandursache ist noch nicht aufgeklärt. j

; Neckargartach, OA. Heilbronn, 4. Mai. (Schwerer Auto- ! Unfall.) Ein von Neckarsulm kommender, mit vier Personen ; besetzter Kraftwagen wich einem Fuhrwerk aus und mußt«

! dann noch einen Handwagen überholen. Dabei platzten di«

! beiden linken Reifen. Der Wagen schleuderte und wurd«

) über den Straßengraben in eine Wiese geworfen, wobei ! zwei der Insassen herausgeschleudert wurden. Beide, eip Baron von Plessen aus Berlin und Direktor Kemnitz am Stuttgart, wurden schwer, aber nicht lebensgefährlich ver­letzt. Der Führer und ein weiterer Insasse kamen mit leich­teren Verletzungen davon.

Bückingen,. Heilbronn, 4. Mai. (Schwerer Sturz.) Eine Frau Staubitz war in einem Hause der Blücherstraß« beschäftigt und stürzte die Kellertreppe hinunter. Hierbei erlitt sie einen Schädelbruch und eine Reihe weiterer Ver­letzungen. !

Oehringen, 4. Mai. (Tödlicher Sturz.) Der beim lieber- landwerk Jagfthausen beschäftigte Arbeiter Knödler von z Jagfthausen stürzte in Sindlingen von einem elektrischen s Masten und war auf der Stelle tot. j

Tuttlingen, 4. Mai. (Vom Dach gestürzt.) Äm Montag verunglückte der ledige 21 Jahre alte Flaschner Wilhelm Weiniger sehr schwer. Er war auf dem Dach eines Gebäu­des mit Flaschnerarbeiten beschäftigt und stürzte vom Dach auf den Gehweg ab. In schwerverletztem Zustande wurde er nach dem Vezirkskrankenhause verbracht.

Die wirtschaftliche Lage des Schwarzwälder Handwerks

imApril 1927.

Die Handwerkskammer Reutlingen teilt hierzu mit:

Die Besserung des Geschäftsganges, die seit März d. I. sich bei einer Reihe von Handwerksberufen bemerkbar machte, setzte sich während der Berichtsperiode langsam fort. Auch in solchen Handwerkszweigen, welche bisher recht schwach beschäftigt wa­ren, entwickelte sich allmählich eine etwas lebhaftere Tätigkeit Infolgedessen konnten die vielfach schon seit langem bestehen­den zahlreichen Betrieseinschränkungen wenigstens zum Teil ausgehoben und auch manche wegen Arbeitsmangel geschlossene Werkstätte wieder geöffnet werden.

Die Verdienstmöglichkeiten ließen allerdings meistens poch ziemlich viel zu wünschen übrig, so daß die wirtschaftliche Lage des Handwerks trotz besserer Beschäftigungsverhältnisse im all­gemeinen eine wesentliche Erleichterung bis jetzt nicht erfahren hat. Hier traten die Schwierigkeiten, mit denen das Handwerk nach wie vor zu kämpfen hat, deutlich zutage. Hemmend wirk­ten sich vor allem die hohen Produktionskosten aus, die durch die Verteuerung des Rohmaterials sowie durch Lohnerhöhungen in letzter Zeit weiter gestiegen sind. Auf der anderen Seite steht dem die verringerte Kaufkraft der Bevölkerung gegenüber, die, wenn sie sich auch in den letzten Monaten etwas gekräf- tigt hat, einer Berücksichtigung der vermehrten Aufwendungen durch den Handwerker bei der Preisberechnung nicht viel Raum läßt.

Die Schwarz- und Nebenarbeit hat zwar infolge des Rück­gangs der Arbeitslosigkeit und der Kurzarbeit nachgelassen, ist aber noch häufig anzutreffen.

Außerdem wurden die ansässigen Geschäfte durch den weit­verbreiteten Hausierhandel erheblich geschädigt. Die Formen, die dieser Handel angenommen hat, machen eine baldige gesetz­liche Regelung dringend nötig.

Außerordentlich erschwert wurde die Betriebsführung im Handwerk durch den oft sehr langsamen Eingang der Zahlungen. Die nachteiligen Folgen dieser Handlungsweise eines Teiles der Kundschaft machten sich in der Handwerkswirtschaft jetzt noch mehr als bisher fühlbar, da die bessere Beschäftigung auch einen größeren Bedarf an Betriebskapital erforderlich macht. Die in diesem Fall übliche Inanspruchnahme von Kredit begeg­net wohl keinen erheblichen Schwierigkeiten mehr, aber es ist doch zweifellos unwirtschaftlich, wenn der Handwerker ge­zwungen ist, anstatt mehr mit eigenem Kapital mit fremden zu arbeiten, das er zudem mit 7 bis 9 Prozent zu verzinsen hat und gewöhnlich nach kurzer Zeit wieder zurückzahlen muß. Dieses Mißverhältnis zwischen den bei der Kundschaft zinslos aussteh­enden und den verfügbaren eigenen Geldern ist da und dort im Handwerk bereits so groß geworden, daß man sich genötigt sah, in öffentlichen Aufrufen der Bevölkerung die den Handwerks­betrieben durch verspätete Zahlung entstehenden wirtschaftlichen Nachteile eingehend darzulegen und auf einen gesunden Zah­lungsverkehr zwischen Kundschaft und Handwerk hinzuwirken. Es wäre zu wünschen, daß den Lebensnotwendigkeiten des Handwerks gerade auch in diesem wichtigen Punkt Verständnis entgegengebracht und Rechnung getragen würde.

Die großen Aufwendungen für Steuern usw. hemmten eben­falls sehr stark die dringend notwendige Beweglichkeit und Er­holung der Betriebe. Es wird deshalb allgemein im Handwerk eine Erleichterung des Steuerdrucks gefordert.

Mit der lebhafteren Beschäftigung des Handwerks hat auch die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder zugenommen. Die Löhne sind im Zusammenhang mit den Lohnbewegungen der letzten Zeit verschiedentlich erhöht worden.

HavMersvnimliing der württ. LülMMMststauium.

^ie Württ. Landwirtschaktskammcr trat am Dienstag nach­mittag im Sitzungssaals der früheren Ersten Kammer in Stutt­gart zu einer zweitägigen Sitzung zusammen. Präsident Adorno begrüßte die zahlreich erschienenen Kammerangebö- rigen, Vertreter des Wirtschaftsministeriums und der Zentral­stelle für die Landwirtschaft. Zn einem Ileberblick über die all­gemeine Wirtschaftslage und die der Landwirtschaft im beson­deren hob der Präsident die Tatsache hervor, daß die Not der Landwirte in weitesten Kreisen anerkannt wird, die praktische Ausnützung dieser Erkenntnisse aber in der Hauptsache ausgeblie­ben ist. Das beweist die Zurücksetzung der Landwirtschaft in den Handelsverträgen und der teilweise immer noch unzureichende Preisstand der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Die Forderungen der württembergischen Landwirtschaft hierzu formulierte der Präsident wie folgt: 1. Beseitigung der seither beliebten Zurück­setzung der landwirtschaftlichen Interessen bei Abschluß von Han­delsverträgen; 2. Sicherstellung der in ihrer Existenz bedrohten landwirtschaftlichen Betriebe bei den Bestrebungen der Produk-. tionssteigerung durch Revision des Zolltarifs bezw. der bisher!-! gen Handelsverträge; 3. keine Verlängerung der landwirtschaft­lichen Zwischenzölle über den 31. Juli d. Zs.; 4. Einschränkung der Einfuhr von Vieh und Gefrierfleisch; 5. ausreichenden Zoll­schutz für die Getreidevroduktion, ferner stärkeren Schutz für die Produktion des Wein-, Obst- und Gemüsebaus; 6. bessere und zuverlässigere Einziehung von Erkundigungen über die einschlä­gigen Verhältnisse unter vermehrter Heranziehung landwirt- Ichaftlicher Sachverständiger insbesondere der landwirtschaftlichen Spitzenorganisationen. Zur Siedlungsfrage erklärte Präsident lldorno, daß die Kammer das allergrößte Interesse an einer ver- mnftigen Siedlung habe. Mit Dank wurde auch die bevor stehende Herabsetzung der Realsteuern als ein Verdienst der Re­gierung anerkannt.

Direktor Dr. Ströbel gab Erläuterungen zu dem umfang­reichen Tätigkeitsbericht über das 7. Geschäftsjahr, nach dem die Arbeiten der Kammer in allen ihren Abteilungen wiederum be­deutend angewachsen sind und das Arbeitsfeld auch da und dort erweitert wurde. Aus den Ergebnissen der Buch- und Wirtschafts« beratungsstelle ist hervorzuheben, daß von den der Buchstelle an­geschlossenen Betrieben 1924-25 gleich 96,9 Prozent, 1925-26 gleich 83,7 Prozent mit Verlust abgeschlossen haben. Die Schulden der Betriebe sind je Hektar von 41,40 am 1. Juli 1924 auf 162,20 Mark am 1. Juli 1926 gestiegen! Die Milchpropaganda hat eine, wesentliche Steigerung des Milchverbrauchs erzielt.

Nach der Anerkennung des Rechnungsergebnisses 1925-26 nahm Direktor Ströbel zum Haushaltsplan 1927 das Wort. An neue« Ausgaben sind für das Siedlungswesen 2000 Mark, für Obstbau­versuchsringe 6000 Mark eingesetzt. Durch entsprechende Abstriche und Verschiebungen innerhalb der einzelnen Positionen war es möglich, den Etat ohne eine Erhöhung der Umlage auszugleichen. In der Aussprache wies Gutsbesitzer Mayer- Pommertsweiler auf die in einzelnen Bezirken zu erwartende mißliche Ernte hi« und bat die Kammer, alle Anstrengungen zum Schutze der Bau­ern zu machen. Forstarbeiter Arnold- Tonbach regte die Ein­stellung von Mitteln zur Unterstützung der durch Kartoffelkrebs Geschädigten an. Dies führt zur Feststellung durch Direktor Ströbel. daß die Bekämvfuna von Mlanzenkrankheiten Auf-