Nr. 103

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aabe der Kammer, die Unterstützung Geschädigter aber Aufgabe d-s Staates ist. Gutsbesitzer L a n g - Balingen kritisierte u. a. die Finanswirtschaft des Reiches und stellte einen Antrag des Inhalts, die Staatsregierung wolle mit Rücksicht auf die mißliche Lage der Landwirtschaft darauf hinwirken, daß Lei allen Aus­lagen auf äußerste Sparsamkeit gesehen und eine Erhöhung der Eesamtauslagen Unterlasten wird. Eine Senkung der Steuern and sozialen Abgaben müsse unter allen Umständen in Bälde er­folgen wenn nicht eine ordnungsmäßige Weiterfübrung der Be­triebe'ernstlich gefährdet werden soll. Der Antrag wurde ein­stimmig angenommen. Ebenso ein solcher von Dr. Frank- Oberlimvurg, wonach der Staat um eine erhebliche Erhöhung des Staatsbeitrages zur Landwirtschaftskammer angegangen werden soll- Gutsbesitzer Herrmann- Blauselden und Euts- pächter H e r m a n n - Hobenmübringen begrüßten die Beschrän­kung des Etats auf den seitherigen llmlagesatz umsomehr, als der Aufgabenkreis der Kammer zugenommen habe. Nachdem noch Landwirt König- Saubach das Interesse der Milcherzeuger an der Butter- und Käsebörse Kempten erläutert batte, wurde der Etat einstimmig angenommen.

lieber Elektrizitätsfragen verbreitete sich Aüg. Dingler- Ealw in dem Sinne einer Verbilligung der Strompreise für die landwirtschaftlichen Abnehmer und einer gerechten Regelung der Frage der Leitungsmastenentschädigung. Verhandlungen über die letztere Frage sind noch im Gange.

Die „Mechanisierung der landwirtschaftlichen Betriebe" und die mit ibr verbundenen vielseitigen Probleme behandelte Guts­pächter S e g e - Sohebuch. Oekonomierat Zein er-Neuhaus faßte die Wünsche der Landwirtschaft zur Normalisierung der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte zusammen, wobei die leidige Frage der Beschaffung von Ersatzteilen eine Hauptrolle spielte. Starkes Interesse beanspruchten auch die Referate über die Standardisierung der verschiedenen landwirtschaftlichen Er­zeugnisse durch Professor Dr. Wacker- Hohenheim (Pflanzen­bauerzeugniste), Generalsekretär S u b e r - Stuttgart (Milch- erzeugniste), Professor Dr. Walter- Hohenheim (sonstige Tier­zuchterzeugnisse), Domänenpächter Aldinger - Burgholzhos (Obstbau) und Landesökonomierat Schaffer - Weinsberg (Weinbau). Ueber Rationalisierung der Landwirtschaft sprach Professor Dr. Münz ins er-Hohenheim. Eine entsprechend« Entschließung fand Annahme. Zur Einleitung dieser Maßnah­men werden die für die einzelnen Gebiete zuständigen Ausschüsse der Landwirtschaftskammer beauftragt, die einschlägigen Fragen zu prüfen und Richtlinien auszuarbeiten. Zunächst kommen fm die einzelnen Produktionsgebiete eine Reihe von Vorschlägen i« Betracht, über die noch berichten bleibt.

Nach weiteren Berichten am Dienstag dankte der Kammer­präsident den Referenten für ihre wertvolle Berichterstattung und gab seiner Freude Ausdruck, daß Kammerdirektor Dr. Stro­bel wieder in voller Frische an den Beratungen teilnehme« konnte und schloß die Tagung.

Unsere Mütter .

Du willst Muttertag feiern deutsches Volk,-Weißt

Du auch, was das heißt?-Dies Wort senke ich Dir in

Deine zerrissene Seele: Die Mütter sind Dein köstlichster Schatz. Ohne Mütter wärest Du überhaupt nicht. Sie sind die Quellen Deines Lebens. Weh Dir, wenn Du diese Quellen nicht hegst und pflegst und rein erhälst! Weh de­nen, die diesen Lebensbrunnen verschütten!-Die

Mütter geben der Nation das Veste, sie sind die geheimnis­vollen Lebenskräfte in Deiner Geschichte.-Die Stel­

lung zu Deinen Müttern ist ein Gradmesser für Deine Kraft. — Die Kräfte aus denen Deine Mütter leben, sind:

Hingabe, Liebe, Treue, Opfer und Glaube.-Nur mit

diesen Kräften wirst Du siegen.-Das sei der Sinn

Deines Muttertages: Du sollst heimfinden zu dem Besten, was Du hast, zu Deinen Müttern, Du sollst in Dankbarkeit ihrer gedenken und Dich für alle Arbeit mit den Kräften der Mutter rüsten mit Liebe, Hingabe, Treue, Opferbe­reitschaft und Gottesglauben. A. Rau-Tübingen.

Kleine Nachrichten ans aller Welt

Verurteilung Cachins. Don dem Appellationsgericht in Rennes wurde der kommunistische Abgeordnete Cachin zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er Militärpersonen zum Ungehorsam aufgefordert haben soll. Nach dem „Echo de Paris" ist außerdem gegen die „Humanite" erneut Straf­antrag wegen Aufreizung von Militärpersonen zum Un­gehorsam gestellt worden.

Umbildung des litauischen Kabinetts. Das amtliche Or­gan der „Tautininkai" bestätigt den Rücktritt der Minister Karvelis, Bistras und Jankevitschius. Das Finanzministe­rium übernimmt Tubelis, ein Schwager Smetonas, das Kultusministerium Schakeni, der Nachfolger Smetanas im Sejm.

Eisenvahnunfall in Spanien. Der Schnellzug Andalusien —Madrid stieß im Bahnhof Palma del Rio mit einem Güterzug zusammen, einige Minuten, nachdem der Zug, in dem die königliche Familie nach Madrid zurückgekehrt, diesen Bahnhof verlassen hatte. Infolge des Unfalls wurden zwei Personen getötet und einige verletzt, darunter der deutsche Staatsangehörige Richard Krim.

Anhalt gegen ei« Konkordat. In einer Sitzung des an- haltischen Landtages gab namens der Staatsregierung Dr. Weber eine Erklärung ab, daß Anhält seinen Vertreter im steichsrat beauftragen werde, gegen den Abschluß eines Konkordates zu stimmen.

Verhängnisvoller Leichtsinn. Abends kam ein junger Mann auf den Einfall, über den Bogen einer Elbbrücke in Magdeburg zu gehen. Obwohl er wegen der herrschenden Dunkelheit gewarnt wurde, ließ er sich von seinem hals­brecherischen Vorhaben nicht abbringen. Er glitt auf der abfallenden Seite aus und stürzte ab. Er war sofort tot.

Beschlagnahme eines englischen Alkoholschmugglerschiffes nu Neuyorker Hafen. Nach einer Meldung der „Chicago Tribüne" aus Neuyort ist ein englischer Fischdampfer mit einer Ladung Alkohol im Werte von 1200 000 Dollar an Bord im Hafen von Neuyork beschlagnahmt und die Be­satzung von 30 Mann verhaftet worden.

Aus dem Gerichtssaal.

Augendiagnose vor Gericht

Eine für weitere Kreise interessante Strafsache beschäftigte als Berufungsinstanz die Tübinger Strafkammer, vor der sich der frühere Drechsler Lorenz Feuerlein, Heilpraktiker in Stuttgart zu verantworten hatte. Zu der Verhandlung waren drei ärztliche Sachverständige zugezogen, Univ.Prof. Dr. Stock, der Vertreter der Augenheilkunde an der Landesuniversität, die praktischen Aerzte Dr. med. Schleich-Calw und Dr. Henzler- Geislingen a. St. Der vom Angeklagten F. beantragte Sach­verständige, Homöopath Dr. E. Schlegel-Tübingen, konnte we­gen längerer Reise nicht erscheinen. F., S6 Jahre alt, befaßt sich seit 25 Jahren.mit einem Heilverfahren, das sich auf Mag­netismus, Homöopathie und Biochemie stützt. Er ist überzeug­ter Anhänger der sogen. „Augendiagnose", d. h. F. will im Auge, in der Regenbogenhaut die jeweilige Krankheit eines Patienten genau erkennen. Ihm dient dazu eine nach langjäh­riger Prüfung von ihm selbst herrührende Kreiseinteilung des Augenseldes. Mit Magnetismus will F. nur die Schmerzen lindern, mit homoöpathischen und biochemischen Mitteln aber die Krankheit heilen. Die Anklage legte ihm zur Last, er habe in Calw in verschiedenen Fällen den Patienten schwere Krank­heiten zugesprochen, die nicht vorhanden waren und sie so zur Geldhergabe bewegt. F. ist von seiner Lehre fest überzeugt, und es stand im Vordergrund der Verhandlung die Frage: Kann mit Augendiagnose nach der neuesten Forschung eine Krankheit fcstgestellt werden oder nicht. Darüber hat sich der Vertreter der Augenheilkunde, Prof. Dr. Stock, in eingehendem Gutachten vom Standpunkt der modernen Wissenschaft aus, völlig ableh­nend ausgesprochen. Er habe sich sehr eingehend mit dieser speziellen Frage befaßt und an einer Reihe von Patienten auch nicht den geringsten Anhaltspunkt für die Richtigkeit ihrer An­nahme finden können. Es sei ausgeschlossen, daß jemand aus einem Organ, das nicht erkrankt ist, seine Diagnose herleiten kann. Die Beweisaufnahme hat ergeben, daß vollendeter Be­trug nicht nachgewiesen werden konnte, in zwei Fällen wurde F. freigesprochen, doch wurde in drei Fällen versuchter Betrug erblickt und F. zu einem Monat Gfängnis verurteilt. In der Erstverhandlung vor dem Amtsgericht Calw waren ihm drei Monate Gefängnis zugesprochen, nachdem der Staatsanwalt 6 Monate beantragt hatte.

Kandel und Verkehr.

Börsen

Berliner Börse vom 4. Mai. Bei ziemlich grobem Geschäft sab es vorbörslich so aus, als wenn die gestrige Aufwärtsbewegung ihren Fortgang nehmen würde. Ein günstiger Bericht der preu­ßischen Handelskammer für Avril 1927 und der sehr feste Börsen­verlauf des Neuyorker Marktes hatten die Spekulation in dieser Annahme eher noch bestärkt. Farbenaktien wurden daraufhin unter exaltierten Knrssvrüngen bis 365 gesprochen. Zu den ersten Kursen stellte es sich jedoch heraus, daß die warnenden Stimmen der letzten Tage in der Provinz Eindruck gemacht haben. Das Publikum bemühte sich, die nach den enormen Steigerungen der letzten Tage auf ihren Engagements ruhenden Gewinne sicher­zustellen und zeigte überwiegend Abgabenneigung. Hieraus er­klärensich die bei den führenden Werten bis zu 10 Prozent be­tragenden Kursverluste. Nur wenige Werte konnten sich der Allgemeintendenz entziehen. Im Verlaufe wurde es unter Schwankungen allgemein schwächer, wobei auf den heutigen Wo- Äenausweis der Reichsbank vom 30. Avril hingewiesen wird, der eine merkliche Verschlechterung zeige. Besonders die Erhöhung des Umlaufes an Reichsbanknoten um 529,5 Millionen und die Abnahme der Notendeckung durch Gold von 50,8 Prozent auf 50,3 Nrozent und durch Gold und Devisen von 64.2 Prozent auf 55 Prozent sei zu beachten. Am Geldmarkt bleibt Tagesgeld mit 7—8,5 Prozent gesucht. Monatsgeld 6.75—7.75 fast nominell.

Getreide

Berliner Produktenbörse vom 4. Mai. Weizen märk. 306—309, Koggen märk. 275—278, Sommergerste 235—256, Wintergerste rlO—220, Hafer märk. 240—244, Mais loco Berlin 192—195) Weizenmehl 36.75—38.75, Roggenmehl 36.50—38, Weizenkleie (5.75—16, Roggenkleie 17, Viktoriaerbsen 42—58, kl. Sveiseerbsen "9 Futtererbsen 22—23. Tendenz: beruhigt.

Letzte Nachrichten.

Der Kampf gegen das Deutschtum in Ostoberschlesien Königshütte, 4. Mai. Seitens der Schulabteilung der Wojewodschaft wurde 4 deutschen Studienräten der Gym­nasien in Könighütte sowie 3 Studienräten in der dortigen Oberrealschule zum 1. August d. I. gekündigt. Die Kündigungen erfolgten ohne vorherige Verständigung mit dem deutschen Elternschulbeirat. Dadurch ist die Weiter­führung der deutschen Lehranstalten in Könighütte in Frage gestellt. Die von dieser Maßnahme getroffenen El­tern beabsichtigen beim Wojewoden vorstellig zu werden.

Ein neuer Weltrekord im Segelfliegen Rossitten, 4. Mai. Der heutige Tag brachte einen neuen internationalen Rekord im Segelfliegen mit einem Segelflugzeug mit Fluggast. Der Darmstädter Nehring flog auf der „Margarete" 5 Stunden 50 Minuten mit Passagier und drückte damit den seit dem 9. Januar 1923 in französischer Hand befindlichen, international aner- kanten Weltrekord um 4 Stunden 41 Minuten. Die deutsche Höchstleistung dagegen hält nach wie vor Ferdi­nand Schulz mit seinem Fluggastsegelflug vom Jahre 1926.

Dr. Hermes über die Agrarfragen in Genf Genf, 4. Mai. Der frühere Reichsfinanzminister Dr. Hermes erklärte heute vor Vertretern der deutschen Presse, die Weltwirtschaftskrise könne nur dann erschöpfend be­handelt werden, wenn auch die Weltagrarkrise dabei in vollem Ausmaße berücksichtigt werde. Bei einem Gesamt­wert des Welthandels von 241 Millionen Mark im Jahre 1924 entfielen rund ein Drittel der gehandelten Waren auf landwirtschaftliche Produkte. Die Heilung der Welt­wirtschaftskrise könne also nur durch Einbeziehung aller Produktionszweige erfolgen. Dr. Hermes verwies ferner auf eine deutsche Denkschrift, in der die Möglichkeiten und Vorteile einer direkten Zusammenarbeit zwischen land­wirtschaftlichen Erzeugergenossenschaften und Konsumge­nossenschaften behandelt werden, wodurch der entbehrliche Zwischenhandel in hohem Grade ausgeschaltet wird und Preisvorteile für beide Teile entstehen. Die Denkschrift empfehle daher eine zweckmäßige Entwicklung und inter­nationale Zusammenarbeit der verschiedenen genossen­schaftlichen Erzeuger- und Verbraucherorganisationen.

Ankunft der russischen Wirtschaftsabordnung

Genf, 4. Mai. Die russische Delegation ist heute nach­mittag halb 6 Uhr in Genf vollzählig eingetroffen und im Hotel d'Angleterre abgestregen. Auf dem Bahnhof hatten sich zahlreiche Journalisten eingefunden, die nach Ankunft des fahrplanmäßigen Zuges erfuhren, daß die russischen Delegierten eine Station vor Genf den Zug verlassen und sich im Auto nach Genf begeben haben.

Ausschreitungen in einer nationalsozialistischen Ver­sammlung in Berlin

Berlin, 5. Mai. In einer nationalsozialistischen Ver­sammlung im Kriegervereinshaus in Berlin, auf der der neue Gauleiter der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei, Dr. Eöbbels, eine Rede hielt, die nach dem Bericht des „Berliner Tageblattes" wiederholte Aufforderungen zur Gewalttätigkeit enthalten haben soll, wurde der Berichter­statter des „Lokalanzeigers", Hennig, mit Bierseideln miß­handelt und aus dem Saale geworfen. Auch der evange­lische Pfarrer Struwe, der einen Zwischenruf machte, wurde so geschlagen, daß er blutüberströmt zusammenbrach. Die nunmehr eingreifende Polizei tonnte die Täter bis auf einen festnehmen.

80 Aufständische getötet

Mexiko» 4. Mai. Die Regierung gibt bekannt, daß am Montag in den Provinzen Euanajuato, Euerrero und Zacatecas mehrere Banden zerstreut bzw. vernichtet und bei dieser Gelegenheit 8V Aufständische getötet worden sind. Es steht fest, daß eine der Banden an dem räuberischen Ueberfall auf den Eisenbahnzug bei Limon im Staate Ja- losco am 19. April beteiligt war.

Eingeborenenüberfall auf eine holländische Truppen- Aüteilung auf Sumatra

Haag, 4. Mai. Nach einer heute hier eingetroffenen amtlichen Mitteilung ist gestern eine holländische Truppen­abteilung im Mengamat-Tal in der Landschaft Kloet im Atjeh-Eebiet (Sumatra) von Eingeborenen überfallen worden, wobei ein Holländer und 8 eingeborene Soldaten verwundet und K der Angreifer getötet wurden.

Vultanausbruch im Kaspischen Meer

Moskau, 4. Mai. In der Nacht zum 3. Mai erfolgte im Kaspischen Meer in der Nähe von Kap Kurinsk (39 Gr. nördl. Br.) der Ausbruch eines großen unter Wasser befind­lichen Vulkans, der 15 Minuten anhielt. Eine riesige Feuersäule war über dem Wasser sichtbar. Am Orte des Ausbruchs hat sich eine größere Insel gebildet.

Dammbruch und Ueberschwemmung bei Verona

Nom, 4. Mai. Bei Verona brach heute der Damm eines Kanals. In einer Länge von etwa 40 Metern ergoß sich das Master auf die umliegenden Felder. Die Bevölkerung konnte sich retten. 2 Häuser brachen zusammen. Der Feld­schaden wird auf etwa eine Million Lire geschätzt.

Neue Deichbrüche am Mississippi

New-Orleans, 4. Mai. Am Mississippi haben sich zwi­schen Vickburg und Natchez neue Deichbrüche ereignet, wo­durch weite Strecken Landes überschwemmt und mehrere 1000 Personen obdachlos wurden.

Für die Schriftleitung verantwortlich: L ndwig 8 a « 6 Druck und verlas der W. Rieker'schen Buchdruckeret, LltenUel,

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