Nr. 284
Amts- und Anzcicicblatt für den Oberamtsbezirk Calw
89. Jahrgang.
VrschelnungSwelse: 6 mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OveramrS- Lalw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg.. außeryald deSlelden 12 Pfg.. A rklavirn 25 Pfg. Schlug für Fiiseralannahmc >0 Uhr vormittags. Telefons.
Freitag, den 4. Dezember 1914.
Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich. PoL- vezugspreis für den OrtS- und NachbarortSverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., m Bayern und Reich 42 Pfg.
Aintlietze Nek-»nnt«ia«tzr,nAen.
K. Oberamt Calw.
Die Gemeindebehörden
werden auf den Erlaß des Kgl. Ministeriums des Innern, betr. die Ausstellung von Ausweisen an Privatpersonen zu Reisen an die Front oder nach den durch deutsche Truppen besetzten feindlichen Landcsteilen vom 26. November 1914, Staats-Anz. Nr. 283, zur Beachtung hingewiesen mit dem Auftrag, etwaige Antragsteller entsprechend zu belehren und ihrerseits die Ausstellung von Ausweisen irgend welcher Art zu dem erwähnten Zwecke zu unterlassen.
Den 2. Dezember 1914.
Regierungsrat: Binder.
K. Oberamt Calw.
Bekanntmachung, betreffend den Bezug von Gummibereifung für Kraftwagen.
Nachdem die Heeresverwaltung den Verkauf von Gummireifen, Decken und Schläuchen an Private verboten hat, wird darauf aufmerksam gemacht, daß Gesuche um Freigabe von Gummibereifung in Zukunft ausschließlich an das Immobile Krastwagendepot Nr. 7 in Untertürkheim zu richten sind, das sie begutachten und an die Inspektion des Militär-, Lust- und Kraftfahrwesens, Vereifungsstelle, in Berlin-Schöneberg weiterleiten wird. Eine kurze Erklärung der zuständigen Gemeindebehörde über die das Gesuch begründenden Tatsachen sowie darüber, ob sie dasselbe befürwortet, ist jedem Gesuch auf besonderem Blatt anzuschließen. Gesuche, die den erwähnten Bestimmungen nicht entsprechen, bleiben unberücksichtigt, (s. Anordnung des K. Minist. des Innern vom 26. v. Mts. — Staatsanz. Nr. 284 —.)
Den 2. Dezmber 1914.
Regierungsrat Binder.
Levchiül-Berbrauch.
Da die Zufuhr amerikanischen Erdöls so gut wie abgeschnitten, die Zufuhr aus anderen Ländern aber sehr erschwert ist, so ist es durchaus erforderlich, mit dem in Deutschland vorhandenen Leuchtöl recht haushälterisch umzugehen. Die Einfuhrfirmen haben in der Lie fcrung an ihre Kunden bedeutende Einschränkungen vornehmen müssen. In verschiedenen Füllen scheint überhaupt keine Lieferung an die Kunden mehr zu erfolgen. So kann der Kleinhändler den Wünschen seiner Kundschaft nicht in jedem einzelnen Fall genügen und er wird wohl durchweg eine Kürzung der Menge eintreten lassen müssen, die er sonst seinen Kunden abgegeben hat. Gegebenenfalls könnte in einer solchen Einschränkung keine Weigerung zur Abgabe im Sinne des Höchstpreisgesetzes erblickt und deshalb von den Behörden aus diesem Grund nicht im Weg des Zwangsverkaufs vorge- ganoen werden. Die Verbraucher werden sich mit dieser Tatsache abfinden und sich in ihrem Leuchiölver- brauch auf das notwendigste Maß beschränken müssen. Soweit eine Einschränkung nicht durchführbar ist, kann es sich um Ersatz des Erdöls durch Spiritus handeln. Eine empfindliche Erhöhung des Erdölpreises im Kleinhandel wird übrigens durch die Erdölknappheit wohl nirgends begründet, weil bis jetzt anscheinend die Großhandelspreise nirgendwo eine Erhöhung erfahren haben, ben. —
Sollte trotzdem in einzelnen Gemeinden eine fühlbare Steigerung des Kleinhandelspreises stattfinden, etwa mehr als 25 Pfg. für das Liter Erdöl verlangt werden, so ersuche ich die Gemeindebehörden um sofortige Benachrichtigung, damit gegebenenfalls Höchstpreise für das Erdöl festgesetzt werden können.
Calw, den 2. Dezember 1914.
K. Oberamt: Binder.
K. Oberamt Calw.
Auf die im Staatsanzeiger" Nr. 278 (Beilage) erschienene Bekanntmachung der K. Prüfungskommission
für Einjahrig-Freiwillige vom 7. vor. M., betreffend Belehrung derjenigen jungen Leute, die in Württemberg die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst nachsuchen wollen, werden die Interessenten hiemit hingewiesen.
Der „Staatsanzeiger" kann bei den Herren Ortsvorstehern eingesehen werden.
Den 2. Dezember 1914.
Regierungsrat Binder.
K. Oberamt Calw.
Bekanntmachung, betr. Förderung des Obstbaus.
,-Dilejeiligen Gemeindeverwaltungen, welche wünschen, daß Herr Oberamtsbaumwart Widmann von hier in ihren Gemeinden Vorträge, sowie praktische Belehrungen über Obstbaumpflege abhält, oder in der Fortbildungsschule im Pflanzen und in der Pflege der Obstbäume Unterweisung erteilt, wollen dies binnen 4 Tagen hierher anzeigen.
Den 2. Dezember 1914.
Regierungsrat: Binder.
K. Oberamt Calw.
Die Ortspolizeibehörden werden aus den im „Staatszeiger" Nr. 284 erschienenen Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 26. v. Mts.,
betreffend die Ueberwachung verwundeter oder erkrankter österreichisch-ungarischer Militärpersone»,
hiemit hingewiesen.
Den 2. Dezember 1914.
Regierungsrat Binder.
Die bisherig?« Verluste her Ravzsse«. EnglSuber mb Serbe«.
Mie«s bemssuete RevtraM.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 3. Dez., vormittags. (Amtlich.) Auf beiden Kriegsschauplätzen hat sich nichts besonderes ereignet.
Oberste Heeresleitung.
DerKaiserbei den österreichischen Heerführern
(W.T.B.) Großes Hauptquartier. 3. Dez., vormittags. (Amtlich.) Se. Majestät der Kaiser hatte gestern in Breslau eine Besprechung mit dem Oberst- tommandierenden des österreichisch-ungarischen Heeres, dem Erzherzog Friedrich, der von dem Erzherzog Thronfolger Franz Joses und dem Chef des Generalstabs. General der Infanterie. Freiherr Konrad von Hözendors begleitet war. Später besuchte der Kaiser die Verwundeten in den Lazaretten der Stadt. ' -
Oberste Heeresleitung.
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Unsere Feinde über die Lage im Osten
Rotterdam» 3. Dez. Der „Nieuwe Rotterdam- sche Courant" meldet aus London: Nach dem Urteil militärischer russischer Kreise hat die Lage in Polen eine neue ungewöhnliche Bedeutung gewonnen. Es gab noch kein Ereignis, mit dem so große Interessen und so große Gefahren verbunden waren. Alles weist auf eine Fortdauer und selbst auf eine Vermehrung der gegenwärtigen Spannung
hin. Da die Deutschen ihre Stelluugen gegenüber Lodz und Lowitz behaupten, so ist es deutlich, daß der Feind bald Verstärkungen erwartet. Es ist ebenfalls klar, daß O'tpreußen zu weit liegt, um Gelegenheit zu einer Gegendemonstration zu bieten, selbst wenn die Russen dort über eine überwältigende Mehrheit verfügen würden. Und die Strecke zwischen Plozk und Soldau eignet sich nicht für Truppenbewegungen in dieser Jahreszeit. Die militärischen Mitarbeiter der bedeutendsten Zeitungen stimmen in dem Urteil überein, daß die deutsche Offensive fortgesetzt werden wird.
Der Sündendock.
London, 3. Dez. Die „Morning Post" meldet aus Petersburg: General Rennenkampf ist vom Oberbefehlshaber enthoben, weil er in der Konzen- trationsbewegung zur Einschließung der Deutschen seine Stellung zwei Tage zu spät einnahm.
Der Kampf um den Kanal.
Rotterdam, 3. Dez. Die „Tijd" berichtet aus Calais, daß in Flandern eine große Schlacht erwartet werde. Die Deutschen haben, wie in einer Mitteilung an die „Deutsche Tageszeitung" gesagt wird, in den letzten Tagen ihre Truppen auf der Linie Ostende-Ppern gewaltig verstärkt; Sachverständige setzen ihre Zahl auf 700 000 Mann an. Die Ver
bündeten haben ebenfalls neue Reserven hinzugefügt, so daß beinahe anderthalb Millionen Manu einander gegenüberstehen. Die Antwerpener Truppen stehen jetzt an der Pser-Front. Das Kommando in Calais liegt in englischen Händen. Die Belgier werden im Gebrauche der englischen Schiffskanonen geübt; auch eine große Anzahl schwerer französischer Feldgeschütze ist herangeschafft worden. Flieger rekognoszieren oft die Gegend.
„Daily Lhronicle" meldet aus Amsterdam: Gestern früh fand ein allgemeiner Angriff der Deutschen auf die Reserven der Verbündeten statt. Unter dem Schutze größerer Kanonen, wie sie von den Deutschen bisher noch nicht verwendet worden waren, ist ein gewaltiger Sturm unternommen worden. Die englische Flotte ist in Höhe der Stadt gesichtet worden, und man nimmt an, daß sie aufs neue Ostende bombardiert hat.
Amsterdam. 3. Dez. Aus Flandern wird hiesigen Blättern, wie wir dem „Lokalanzeiger" entnehmen, berichtet, daß Einzelheiten über den neuen Kampf an der Pser noch fehlen. Es sind jedoch bereits zahlreiche Transporte Verwundeter in Brügge angekommen. Seit Dienstag früh halb sechs Ühr hört man stündlich zunehmenden Kanonendonner. Der ununterbrochene Zug von Automobilen, Munitionswagen und Proviantkolonnen erstreckt sich bis nach Mariakerke, wo die Grenze des Operationsgebietes ist. Die Küste ist vollständig in Verteidigungszustand gesetzt.