Der Typhus in Calais.
London, 3. Dez. Die britische Rote-Kreuz- Gesellschaft hat zur Bekämpfung der Typhusepidemie in Talais 10000 Pfund bewilligt.
Die Kämpfe in den Argonnen.
Genf, 3. Dez. Im Argonnenwalde ist es, wie dem „Lokalanzeiger" von hier gedrahtet wird, den vereinten Anstrengungen der Minen legenden Pioniere ud des württembergischen Kaiserregimenies gelungen, im Gehölze von Grurie einen äußerst wichtigen Stützpunkt zu nehmen. Zu spät erkannten die Franzosen, daß sie dort in eine Falle gegangen waren. An anderen Stellen des Arqonnenwaldes, namentlich bei St. Menehould, Cour-de-Chausse und St. Hubert, dauern die deutschen Anstrengungen, die französischen Laufgräben zu nehmen, fort.
Dar Reims.
Berlin. 3 Dez. Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Mailand: Nach Pariser Berichten eines Mailänder Blattes soll die Lage in Reims furchtbar sein. Die deutschen Schützengräben seien bis auf 1800 Meter an die Vorstädte vorgelegt. Die reiche Textilindustrie der Stadt sei auf Jahre hinaus vernichtet. Der bisherige Sachschaden wird auf 350 Millionen Francs geschätzt.
Die »moralische Verantwortung- Frankreichs.
Berlin. 5. Dez. Der „Lokal-Anzeiger" meldet: Poincare und Viviani erhielten gestern abend bei ihrer Rückkehr nach Paris den Tekt der Vethmann- fchen Neichstagsrede. Darauf gab das offizielle Presseburoau für die Behandlung der Kanzlerrede folgende Richtlinien: Frankreich bestreitet, daß seine Diplomaten vor dem Kriegsausbruch eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Es nimmt vielmehr in demselben Grade wie seine Verbündeten die moralische Verantwortung in Anspruch. Dieser Grundgedanke entspricht dem Selbstgefühl des gegenwärtigen Regimes. Im übrigen werden die Franzosen zum Schlüsse dann wenigstens wissen, wem sie die Schuld an dem Unglück ihres Landes zu verdanken haben.
Die französischen und englischen Verluste.
Rom, 3. Dez. Der Korrespondent des „Torriere della Sera" berechnet, wie wir dem „Verl. Tagebl." entnehmen, daß das französische Heer an Toten, Verwundeten. Vermißten und Gefangenen bisher insgesamt einen Verlust von mindestens 50 Prozent gehabt habe. Diese Zahl gelte jedoch nur für die Linie und die jüngeren Reserven. Wo sich die Ter- ritorialtruppen (Landwehr) allein schlagen mußten, seien ihre Verbände fast vollständig aufgerieben worden. — In den Kasernen an der Riviera sind bis jetzt insgesamt 3000 erkrankte Farbige aus dem Senegal untergebracht worden, die das rauhe Klima Nordfrankreichs nicht aushalten konnten.
(W.T.B.) London. 3. Dez. Der militärische Korrespondent der „Times" gibt die Verluste der britischen Armee auf 84 000 Mann an, was ungefähr der anfänglichen Stärke des britischen Heeres Entspricht, die ins Feld rückte. Die Verluste in der Schlacht bei Ppern und Armentiöres betrugen etwa 50 000 Mann, wovon etwa 5500 auf das indische Korps entfallen. Der Korrespondent fährt fort: Wir müssen zugeben, daß die deutschen Truppen trotz schrecklicher Verluste noch zahlreicher sind als wir und daß sie starke Stellungen haben. Sie besitzen eine furchtbare Artillerie, die zerstreut aufgestellt und wohl verborgen ist. Die schweren Geschütze haben noch die Oberhand und begraben beständig unsere Leute, wobei ganze Abteilungen in den Laufgräben zerstört werden. Die deutschen Scharfschützen sind kühn und hartnäckig. Die englischen Offiziere und Unteroffiziere sind in schrecklicher Weise geschwächt. Wir haben fast die ganze reguläre Reserve und den besten Teil der Spezialreserve vieler Korps an die Front gebracht. Wir brauchen jeden Mann, den wir finden können.
Zur Einnahme von Belgrad.
(W.T.B.) Budapest. 3. Dez. (Nicht amtlich.) Der „Az Est" bringt folgende Einzelheiten über die Besetzung von Belgrad: Nach mehrtägigem Artilleriefeuer. das zur Foge hatte, daß die serbische Artillerie, die französische 28 Centim.-Geschütze besaß, zum Schweigen gebracht wurde, erfolgte am Mittwoch von 4 Seiten ein allgemeiner Sturm. In 4 Stunden war Belgrad fest in unseren Händen. Die von Obrenovic anrückenden Truppen zogen nach Besiegung des zähen Widerstandes der serbischen Truppen ebenfalls in die Stadt ein. Hunderte von bereits früher vorbereiteten Fähren und Kähnen transportierten unsere Truppen ans andere Ufer. Die
serbische Besatzung versuchte, bei der Eisenbahnbrücke Widerstand zu leisten, wurde aber förmlich überrannt, ebenso die übrigen serbischen Truppen, die in den Straßen Belgrads Widerstand versuchten. Vor dem Konak spielte sich eine ergreifende Szene ab, als die ungarischen Truppen, darunter zahlreiche Landsturmmannschaften, die ungarische Hymne sangen. Die Stadt hat von der Belagerung nicht allzusehr gelitten, obwohl stellenweise die verheerende Wirkung der Beschießung wahrzunehmen ist.
Budapest, 2. Dez. Die österreichisch-ungarischen Truppen haben nach einer ausführlichen Meldung des „Magyar Hirlap" gestern Abend in einem unwiderstehlichen Bajonettsturm die Westseite Belgrads genommen. Heute früh wurde ganz Belgrad in Besitz genommen. Die Truppen hielten unter stürmischer Begeisterung ihren Einzug.
Die serbischen Verluste.
Bukarest, 3. Dez. Die „Deutsche Tageszeitung" erfährt über Mailand von hier, daß der „Unioersul" auf Grund einer Zusammenstellung aus den bisher erschienenen fünf serbischen Verlustlisten die Einbußen des serbischen Heeres an Toten und Verwundeten auf 98 734 Mann beziffert.
Französische Niederlagen in Marokko.
Köln. 2. Dez. Die „Köln. Ztg." schreibt: Die spanische Presse ist der Ansicht, daß die Niederlage der Franzosen bei Khenifra, worüber bisher nur kurz telegraphisch berichet wurde, eine große Bedeutung habe, da sie ein Zeichen dafür sei, daß sich Frankreich unter den gegenwärtigen Umständen in keiner Weise auf die dortigen Stämme verlassen könne, und zwar umsoweniger, wenn erst die wahre Lage in Europa im Innern bekannt würde. Ueber die Vorgänge selbst wird dem „Jmparcial" aus Tanger wie folgt berichtet: Am 13. Nov. erfuhr Oberst Laverdure, Befehlshaber in Khenifra, daß einige Kilometer von diesem Platz entfernt aufrührerische Berber ein Lager aufgeschlagen haben. Der Oberst hielt seine Stellung dadurch für gefährdet und beschloß, diese anzugreifen. Er hatte 6 Kompagnien Infanterie, 2 Batterien und eine Abteilung Reiter zu seiner Verfügung. Anfangs hatte er auch Erfolg, aber als er nach der Eroberung des feindlichen Lagers nach Khenifra zurückkehren wollte, wurde er in einem schwierigen Gelände von über 5000 Marokkanern überfallen und völlig umzingelt. Die Truppen schlugen sich zwar tapfer, aber schließlich ging ihnen die Munition aus, so daß nur noch mit dem Bajonett weitergekämpft wurde. Als die Nacht hereinbrach, war ihre Niederlage vollständig. 32 Offiziere und über 600 Soldaten lagen tot auf der Wahlstatt. Die Rebellen führten die zwei französischen Batterien mit sich.
Dewet gefangen?
(W.T.B.) Pretoria, 3. Dez. Reuter meldet: Kommandant Brits berichtet, daß er am 1. Dezember Dewet auf der Farm Waterburg, 100 Meilen östlich von Mafeking gefangen genommen hat. Dewet hatte in der Nacht des 21. Nov. den Vaalfluß überschritten und das Transvaal betreten. Er wurde von Kommandant Dutoit im Automobil verfolgt, entkam aber mit 4 Anhängern. Eine Reihe schwerer Gewitter begünstigte Dewet. da es unmöglich war, auf den schwierigen Wegen Automobile zu benutzen Die Verfolgung wurde ununterbrochen fortgesetzt und am 1. Dez. holte Brits Dewet auf der Farm Waterburg ein. Die Buren, 52 Mann stark, ergaben sich, da sie umzingelt waren, ohne einen Schuß abzufeuern. Die Gesamtzahl der von Brits Gefangenen beträgt ungefähr 120 einschließlich des Kommandanten Oost und 5 Feldkornets.
Man wird wohl noch eine Bestätigung dieser Nachricht von anderer Seite abwarten müssen, denn das Reuterburoau kann nach den bisherigen Erfahrungen für uns nicht maßgebend sein.
Die Türken gegen den Suezkanal.
Mailand. 3 Dez. Nach einer römischen Information des „Torriere della Sera" marschieren hunderttausend Türken, wie die „Deutsche Tageszeitung" sich berichten läßt, gegen den Suezkanal.
Indier »ach Aegypten.
Berlin, 2. Dez. Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Rom: Wie ..Torriere della Sera" berichtet, ist ein bereits aus Port Said abgeqange- ner Transport indischer T Uppen funkentelegrap isch nach Aegypten zurückbeordert worden. — Die Türken bauen unter Leitung deutscher Ingenieure eine Feldbahn von Maan nach dem Suezkanal.
Italiens Haltung im Weltkriege.
Rom. 3. Dez. Ministerpräsident Salandra erklärte heute in der Kammer bei Wiederaufnahme der Arbeiten, dem neuen Ministerium sei sein Arbeitsprogramm unmittelbar durch die Notwendigkeit auferlegt, weil es in diesem kritischen Augenblick die Geschicke des Landes zu lenken hat. Die Negierung hätte erwägen müssen, ob die Vertragsbestimmungen zur Teilnahme am Konflikte zwangen. Aber die gewissenhafte Prüfung der bestehenden Vereinbarungen und die Kenntnis der Ursprünge und des augenscheinlichen Endzweckes des Konfliktes hätten die Ueberzeugung gebracht, daß Italien nicht zur Teilnahme verpflichtet war. Die Wahrung der italienischen Interessen hätte erfordert, unverzüglich die Neutralität zu erklären. In den Ländern und Meeren des alten Erdteils, dessen politische Gestaltung vielleicht im Begriff sei, sich zu ändern, besitze Italien vitale Interessen. Es müsse seine Stellung als Großmacht behaupten und sie so erhalten, daß sie durch die möglichen Vergrößerungen anderer Staaten nicht relativ geändert werde. Daher müsse notwendigerweise Italiens Neutralität eine tätige und wachsame sein. (Andauernder Beifall.) Demgemäß war und ist höchste Sorge der Regierung: vollständige Vorbereitung von Armee und Marine. (Beifall.) Wenn auch Italien nicht das Ziel habe, irgend jemand mit Gemalt zu unterdrücken, so müsse es sich doch mit der größten Stärke organisieren und rüsten, damit es nicht früher oder später selbst unterdrückt werde.
Die Aeußerungen Salandras sind zum mindesten sehr vieldeutiger Natur. Der langen Rede kurzer Sinn ist der, daß Italien nur solange Bundestreue hält, als es seine Interessen damit verfolgen kann.
Die Schrift!.
Zürich. 2. Dez. Nach einer Mailänder Meldung der „Neuen Züricher Zeitung" hat sich dort gestern ein Agitatiovsausschuß gebildet, um den Umtrieben für den Krieg seitens der irredentistischen Kreise eine energische Werbearbeit für die Aufrechterhaltung der Neutralität Italiens entgegenzusetzen.
Die Neutralen und der Krieg.
Die Verletzung der Schweizer Neutralität.
Zürich, 3. Dez. Der Berner Korrespondent des Luzern er Vaterland telegraphiert nach dem Berl. Lok.-Anz. aus der Bundesstodt: „Der von süd- deutsckien Blättern gemeldete Neutralitätsbruch des englischen Gesandten Grant Duff in Bern bestätigt sich. Etwa 8 Tage vor der Fahrt des englischen Flieger nach Friedrichshafen verlangte und erhielt der Gesandte vom Bundesrat die Erlaubnis zu einer Autofahrt. Für das Gesuch waren gesundheitliche Gründe geltend gemacht worden. Der Gesandte fuhr mit 2 Aviatikern über Zürich und St. Gallen noch Romaushorn, besah dort den Turm der neuen katholischen Kirche, beobachtete die Lage von Friedrichsdafen und fertigte Pläne und Zeichnungen an. Auf dem Heimweg fuhren die Herren längs der Bodensee- und Rheinlinte über Schaffhausen und Stein. Selbstverständlich wird der Vundesrat dafür sorgen, daß dieser Bruch unserer N-utraliIät seine Sühne findet." In anderen Blättern wird erklärt, daß wenn sich die Dinge wirklich so verhalten, der Bundesrat dem Gesandten seine Pässe zubellen solle.
Dazu schreibt die offiziöse „Schweizerische Depeschenagentur": Es ist richtig, daß Anfangs November der englische Gesandte eine Autofahrt in die schweizerische Rhein- und Bodenseegegend unternommen und sich in Romanshorn aufgehalten hat. wo er mit Erlaubnis des dortigen katholischen Pfarrers den Kirchturm bestieg (!). Es ist festgestellt: 1. Daß an dem betreffenden Tage nebliges Weiter herrschte und Friedrichshafen und das deutsche Bodenseeufer wenigstens mit bloßem Auge (!) nicht sichtbar waren; 2. daß keiner der drei an dem späteren Fluge beteiligten Aviatiker den Gesandten begleitet hat. Es ist ferner zu bemerken, daß der englische Gesandte zur Erlangung des nötigen Passierscheines dem Armeestab im Voraus genaue Angaben über die von ihm zu verfolgende Route gemacht hat. Anspielungen auf eine vom Bundesrat beantragte oder zu beantragende Abberufung des Gesandten entbehren jeder Begründung.
Die „Berichtigung" des offiziösen Bureaus wird den Verdacht der Spionage eher befestigen, als abschwächen. Die Schriftl.
Die Verstärkung der griechischen Flotte.
Konstantinopel, 3. Dez. Der „Tanin" erfährt, Griechenland werde in 14 Tagen wieder zwei Kreuzer mit je 6000 Tonnen Raumgehalt und vier Tcnpedobootszerstörer von je 4000 Tonnen erhalten, die bei englischen Werften erbaut worden seien. Die Besatzungen von 1200 Mann seien schon bereit.