Auch auf der Schwäbischen Alb hat sich die Kälte wieder bis auf 14 Grad gesteigert. Dagegen find die Luftströmungen im westlichen Frankreich und in England so mild geworden, daß die Morgentemperatu­ren 11 Grad über Null liegen. Nicht ohne Interesse sind die Witterungsvorhersagen, die Stadtpfarrer Schmucker in Eundelfingen im Oberamt Münfingen demGrenzer" schickt, der sie mit der Bemerkung ver­öffentlicht, daß Schmuckers Prognosen im vorhergegan­genen Monat im großen Ganzen Tag für Tag einge­troffen seien. Nach ihnen gestaltet sich das Wetter vom 1.16. Februar folgendermaßen: An den er­sten zwei Tagen dieses Monats ist der Himmel leicht be­wölkt, Wind und Niederschläge sind gering, die Tem­peratur noch normal. Bom 3.6. folgt nach Frühnebel vorwiegend heiteres, trockenes Wetter, während gleich­zeitig die Kälte zunimmt. Vom 7. ab wechselt Sonnen­schein mit leichten Niederschlägen bei schwacher Luftbe­wegung und mäßiger Kälte. Am 9. und 10. ist vor­wiegend sonniges, trockenes Wetter in Aussicht, die Luftbewegung ist gering. Um den 11. wird vom Ozean her eine Sturmflut beginnen, die sich bald darauf auch in den südlichen Ländern Europas ausbreiten wird. Vom 12.13. ist der Himmel vorübergehend noch heiter, Wind und Wolken nehmen aber zu, worauf im Hoch­land Schnee, in den tieferen Lagen Schnee und Re­gen zu erwarten ist. Mit dem 14. beginnt im allge­meinen Besserung, es folgt vorwiegend sonniges, trocke­nes Wetter, die Temperatur sinkt wohl etwas unter den Nullpunkt, tagsüber ist es jedoch meist heiter und trocken bei schwachem Winde.

Eeneralpardo« 1913. Mit Bezug auf die Anfrage von Vertretern aller Parteien der Zweiten Kammer teilt der Staatsanzeiger mit, das Finanzministerium habe an die untergebenen Steuerbehörden Weisung da­hin gelangen lasten, daß die Befreiung von der Ver­pflichtung zur Nachzahlung der Steuer für frühere Jahre nach Maßgabe des 8 68 des Wehrbeitragsgesetzes (Ee- neralpardon) das Steuerjahr 1913 mit umfaßt, und daß die Vorschrift des 8 68 auch zu Gunsten der Erben eines Beitragspflichtigen wirkt.

Schiffsliste für billige Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika (10 L für je 20 Gramm). (Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf die Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. V. Tanada.) Kaiserin Auguste Viktoria" ab Hamburg 29. Jan. Prinz Friedrich Wilhelm" ab Bremen 31. Januar. Amerika" ab Hamburg 3. Februar.Kronprinzessin Cecilie" ab Bremen 10. Februar.Moltke" ab Ham­burg 14. Febr.Kaiser Wilhelm ll" ab Bremen 24. Febr.Kaiserin Auguste Victoria" ab Hamburg 26. Febr.Kaiser Wilhelm der Große" ab Bremen 3. März. Postschluß nach Ankunft der Frühzüge. Alle diese Schiffe sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgänge die schnellste Be­förderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerke wie .Direkter Weg" oder über Bremen oder Hamburg" zu versehen.

K> Oberkollbach, 2. Febr. Gestern vor 3 Uhr nach­mittags füllte sich das Wirtschaftslokal des Fr. Steinin-

ger zumLamm" so, däß kein Platz mehr übrig blieb. Zur großen Freude des Volksoereins und vieler Wähler erschien der hier gerne gesehene Landtagsabgeordnete Staudenmeyer. Dieser öffentlichen Versammlung wurd anfangs von Hauptlehrer Hezler der Dank ausgesprochen für das zahlreiche Erscheinen. In vor­trefflicher Weise führte der Redner die aufmerksamen Zuhörer dann in die zahlreichen Arbeiten des Reichs­und Landtags ein, auch die Vorkommnisse in Zabern wurden behandelt. Nach 2stündiger Rede schloß man die Versammlung mit großem Dank und dem Wunsch, Herr Staudenmeyer möge recht bald wieder hierher­kommen.

Württemberg.

Württembergischer Landtag.

Die Erste Kammer erledigte gestern die Beratung des Eebäudebrandversicherungsgesetzes bis zu Artikel 68.

Die Sicherheit auf der württembergischen Bahn.

Nach der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Nach­weisung der Unfälle beim Eisenbahnbetrieb auf deut­schen Eisenbahnen (ausschließlich Bayerns) im Monat November 1913 nehmen unter 32 Verwaltungen die württembergischen Staatseisenbahnen die 29. Stelle ein; 25 Verwaltungen hatten verhältnismäßig mehr und nur 6 Verwaltungen weniger Unfälle.

Erdbeben im Lande.

Hohenheim, 2. Febr. Heute nachmittag wurde von den Instrumenten der Erdbebenwarte ein Nahbeben aus­gezeichnet, besten Herd wieder auf der Schwäbischen Alb liegt. Die Ausschläge setzten allmählich ein um 4 Uhr 35 Minuten 28 Sekunden. Der stärkste Stoß folgte 9 Sekunden später. Es ist dies die stärkste Erschütte­rung, die seit dem letzten starken Beben vom 20. 7. 13 aus unserem Schwäbischen Erdbebengebiet hier ausge­zeichnet wurde. An zahlreichen Orten des Albtraufs ist der Stoß lebhaft gespürt worden, so besonders in Ebingen, Balingen und Hechingen. Nach den bis jetzt vorliegenden Berichten ist aber nirgends Schaden ent­standen.

Bundeswettlauf des Schwäbischen Schneeschuhbuudes.

Freudenstadt, 2. Febr. Vom Wetter begünstigt, nah­men gestern die Veranstaltungen des Schwäbischen Schneeschuhbundes für seinen 7. Vundeswettlauf unter Beteiligung von 23000 Zuschauern und einer großen Anzahl Läufer einen ausgezeichneten Verlauf. Den kleinen Langlauf über 6 Kilometer gewann Mehrhard- Vaiersbronn, den großen Langlauf über 18 Kilometer in Klasse 1 Ihle-Stuttgart, in Klasse 2 Eoßwein-Wan- dervogel und in Kaste 3 Schwarz-Stuttgart. Den Htn- dernislauf sicherte sich unter 35 Bewerbern Eönner- Alboerein. Auch ein aktiver Offizier, Leutnant Holz vom 125. Jnf.Regt., war unter den Vordersten, indem er an vierter Stelle ankam. Den Damenlauf gewann Lotte Taaks-Stuttgart, den kleinen Sprunglauf Fromm- knecht-Jsny und den großen unter 15 Bewerbern Schön- leber-Stuttgart. Meister von Schwaben wurde Bild- stein-Vorarlberg.

Obstbautagung.

Im Bürgermuseum in Stuttgart tagte am gestrigen Montag der Ausschuß mit den Freunden und Ver­trauensmännern des Württbg. Obstbauvereins unter

des Kaisers, durch die ihm diese Versetzung persönlich mitgeteilt wurde, ist, wie der Berl. Lokalanz. mitteilt, am gestrigen Sonntag nachmittag an ihn abgegangen. Der Oberst v. Reuter tritt damit an die Spitze eines durch seine ruhmvolle Kriegsgeschichte weitbekannten Regiments; die Versetzung erhält dadurch noch eine be­sondere Bedeutung, daß einst sein Vater an der Spitze dieses Regiments i. I. 1870 auf reichsländischem Boden einen ehrenvollen Soldatentod gefunden hat. Gleich­zeitig wird bekannt, daß Leutnant Frh. v. Forstner in das Jnf.Regt. Graf Schwerin (3. pomm.) Nr. 14 nach Bromberg versetzt worden ist.

*

Straßburg, 2. Febr. Kreisdirektor Mahl in Zabern ist von heute an nach Thann im Oberelsaß und Kreis­direktor Beyerlein von Thann nach Zabern versetzt worden.

Stadt, Bezirk «ad Nachbarschaft.

Calw, den 3. Februar 1914.

Die Gemeindesteuern im Bezirk Calw.

Nunmehr liegt das Ergebnis der Gemeindesteuern vom Steuerjahr 1. April 1911 bis 31. März 1912 vor, wonach in Württemberg 54 787 226 solcher Steuern erhoben wurden, davon 36 388 3181t Gemeinde- und Amtskörperschaftsumlagen und 11013 382ll Eemeinde- einkommensteuer; der Rest entfiel auf die Kapital-, Wohn-, Umsatz-, Zuwachs- und Wandergewerbesteuer, sowie die Bier- und Hundeabgabe. Auf den Bezirk Calw entfielen an Gemeindesteuern (wir stellen im Hinblick auf die Bedeutung der Sache anläßlich der be­vorstehenden, teilweisen Neuregelung des Eemeinde- einkommenssteuerwesens die Ergebniste der beiden Vor­jahre gegenüber):

Bezirk Calw Gemeinde- und Amts-

1911

1910

1909

körperschaftsumlage

201 583

199 005

194 191

Einkommenssteuer

57 707

54 758

49 029

Kapitalsteuer

11803

11881

10 839

Wohnsteuer

10 984

11159

11267

Vierabgabe

9 972

8 702

7 925

Erundstücksumsatzsteuer

5 604

7 223

5 017

Hundeabgabe

12164

11883

12143

Wandergewerbesteuer

1029

807

689

Zuwachssteuer

1045

Insgesamt

311 891

305 418

291100

Bon der Witterung.

Die angekündigten und erwarteten Niederschläge, auf die man Mitte der vergangenen Woche gefaßt sein mußte, blieben aus. Das Wetter wandte sich ins Ge­genteil, wurde heiter, tagsüber mäßig kalt, nachts da­gegen schon empfindlicher und Nacht für Nacht bleibt die Gelegenheit, den gestirnten Himmel zu bewundern. Wir verdanken das heitere Wetter einem Hochdruck, der sich über das Alpengebiet, sowie über Süddeutsch­land anhaltend behauptet, während der Norden unter dem Einfluß einer barometrischen Depression steht. Haben wir durchweg trockenes Wetter, so fallen in den Nordsee- und Ostseegebieten seit einigen Tagen Nieder­schläge, meist Regen. Ein Rest des alten Kältegebiets hat sich in Oesterreich-Ungarn erhalten; einzelne Sta­tionen melden dort immer noch Fröste von 18 Grad.

Der Wildfang.

16) Novelle von Adolf Schmitthenner.

Meine Kleider trieften, aber das Master war lau, und die Sonne schien noch heiß, und die Luft war warm; so be­ruhigte sich Margarete, die in tausend Aengsten gewesen war. Kunigunde aber sagte: Es ist Zeit, daß ihr beide unter die Haube kommt, ihr wilden Gesellen.

Valentin hatte die Ruder ergriffen. Wir flogen dem Anger zu. Wir sahen die Zelte, die tanzenden Paare und hörten die Musik.

Noch ein paar Ruderschläge, und der Nachen stieß ans Land. Hand in Hand sprangen Valentin und Kunigunde ans Ufer.

Darf ich neben dir gehn? fragte ich Margarete. Fürchtest du dich nicht vor meiner lächerlichen Gestalt?

Sie faßte mich zutraulich an der Hand und sagte: So mußt du nimmer sein. Das paßt gar nicht zu dir. Was hast du?

Sie hatte meinen traurigen Blick gesehen.

Du wirst alles erfahren, sagte ich und drückte ihre Hand. Komm! Laß uns eilen! Es droht ihnen Gefahr.

Wir erreichten die beiden noch vor den Zelten. Sie wandelten langsam an den Tischen vorbei und zeigten sich den Leuten in stolzer Glückseligkeit. Margarete schaute nach ihrem Vater aus, und ich spähte nach Gerwig.

Wie ich so vorwärts schaute, sah ich in einer Bude, an der unser Weg vorbei führte, vom am Tisch, halb auf der Gaffe, den Büttel sitzen. Er sah uns entgegen, und ich bemerkte, wie sein Blick auf Valentin ruhte und nicht von ihm wich, so viele Leute auch neben uns und hinter uns kamen und gingen. Das war nicht auffallend, denn Valentin ragte über alle hervor. Aber es lag etwas in des Büttels Augen, das mir nicht gefallen wollte.

Das Brautpaar drängte sich an dem Büttel vorüber, und dieser rückte, um Platz zu machen, weiter hinein und aus der

Gasse heraus. Valentin schaute von ungefähr an ihm vorbei in die Bude hinein, wandte aber alsbald den Kopf und zog .Kunigunde vorwärts.

In diesem Augenblick stand einer auf, der an des Büt­tels Tisch gesessen hatte. Er beugte sich über eine Weinlache und einen umgestürzten Becher herüber und sagte:

Ei, Valentin Herbert, seit wann bist du denn so stolz, daß du deinen Landsmann nimmer kennst?

Er streckte ihm die Hand entgegen.

Valentin verfärbte sich und wandte sich um.

Wir haben keine Zeit, guter Freund, rief ich; wir suchen jemand.

Glaubs wohl, daß er Eile hat, sagte der andre. Aber er wird doch seinem Landsmann noch die Hand geben können?

Valentin reichte ihm die Hand und sagte: Marx! Seit wann bist du hier?

Seit vierzehn Tagen. Ich habe Felle gebracht von der Frankfurter Messe für die Kürschner. Aber ich war seit der Zeit schon wieder einmal in Mainz.

Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Marx!

Aber ich habe dich schon gesehen, am ersten Tag, wo ich hier war.

Valentin erschrak sichtbar und sah den Büttel an. Der nickte ihm zu und hob ihm sein Glas entgegen.

Ich danke, sagte Valentin abwehrend. Dann reichte er seinem Landsmann die Hand.

Ein andermal, Marx! Leb wohl derweilen!

Wir gingen weiter.

Du bist verraten, flüsterte ich Valentin zu.

Ja, gab der zurück. Es schadet nichts. In vierzehn Tagen ist der letzte pfälzische Vogt hinter mir.

So sehen deine Landsleute aus? sagte Kunigunde und ergriff wieder den Arm ihres Liebsten. Der will mir gar nicht gefallen. Woher kennt ich euch denn so genau?

Wir haben als Kinder miteinander an der Stadtmauer gespielt.

An der Stadtmauer? fragte Kunigunde verwundert.

Ja. Was ist denn dabei? Wir wohnten in der Nähe.

Dann schaute Valentin zu uns zurück und sagte: Wir finden Euern Vater nicht, Margarete. Du hast Recht gehabt^ Johannes, das Gedräng ist häßlich. Wir wollen umkehren und nach Hause.

Aber nicht auf demselben Wege, gab ich zurück. Ich konnte durch die Zeltstangen über eine Reihe von leere« Tischen hinweg nach dem Platze schauen, wo der Büttel gesessen hatte: der Stuhl war leer.

Wir wollen hier gleich die Gaffe hinaus nach der Laden­burger Straße zu.

Dort wollen wir noch vorbei gehn! sagte Kunigunde und wies nach einem seitwärts stehenden Tisch, um den Student«» saßen. Valentin zögerte, aber Kunigunde sah ihn lächelnd an und zog ihn mit sich.

Es ist ja nur ein kurzer Umweg, dachte ich, und vielleicht finden wir Gerwig, der allein weiß, was jetzt not tut.

Kunigunde und Valentin gingen langsam auf den Tisch zu. Die Augen der Studenten waren auf das herrliche Pa« gerichtet. Der Vorderste stand auf, brachte einen Pokal, ve» neigte sich vor Kunigunde und sagte: Dürfen wir die schöne Jungfrau und ihren Liebsten bitten, uns Bescheid zu tun? Es kommt von Herzen und soll viel Glück bringen.

Ich danke den Herren! sagte Kunigunde und hob de» Pokal mit anmutigem Gruße.

In diesem Augenblick war es mir, als ob ich Gerwig sähe, wie er am Eingänge der Zeltgaffe stand und herschaute; aber ehe ich ihm winken konnte, war er hinter einer Bude ver­schwunden.

Seht die Pfalzgräfin l ließ sich eine Stimme hinter uns hören. Eine Gesellschaft von Bürgersleuten drängte sich vor­bei. Andre bilden stehn, und es bildete sich allmählich ein Kreis um uns.

Kunigunde schaute spöttisch nach der Sprecherin. Dann nippte sie von dem Wein und reichte den Becher ihrem Brän- tigam.

(Fortsetzung folgt.)