sen, daß mir ihre geheimen Verhandlungen mit Ruß­land über eine Marinekonvention bekannt seien. 14

Tage später schon trat es ein, was ich vorausgesagt hatte. Wir haben aus dieser Lage der Dinge die Kon­sequenzen gezogen. Schnell hintereinander habe ich Ihnen die größten Rüstungsoorlagen gebracht, die die deutsche Geschichte kennt, und wir haben in voller Er­kenntnis der Gefahr einmütig und opferbereit bewil­ligt, was für unsere Selbstverteidigung nötig war. (Beifall.) Als dann der Krieg ausgebrochen war, ließ England jeden Schein fallen. Laut und offen verkün­dete es: England will kämpfen, bis Deutschland nieder­gezwungen ist. Wirtschaftlicher und militärischer, pan- slavistischer Deutschenhaß stimmten jubelnd zu.

Frankreich hofft mit der ganzen Kraft einer sol­datischen Nation die Scharte von 1870 auszuwetzen. Darauf haben wir an unsere Feinde nur die eine Ant­wort: Deutschland läßt sich nicht vernichten. Wie unsere militärische, so hat auch die finanzielle Kraft Deutsch­lands sich glänzend bewährt. Das wirtschaftliche Leben wird aufrechterhalten.

Ich wiederhole noch einmal das Wort, das der Kaiser sprach, als der Krieg ausbrach:Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!" Wenn der Krieg beendet sein wird, werden Parteien wieder­kehren, ohne Parteien, ohne politischen Kampf kein po­litisches Leben! Auch für das freieste und einigste Volk! Auch kämpfen wollen wir dafür ich für meinen Teil verspreche es Ihnen, daß es in diesem Kampfe nur mehr Deutsche geben darf.

Nachdem der Reichskanzler geschlossen, verlas der

Abgeordnete Haase (Sozialdem.) eine Erklärung seiner Partei, worin es heißt: Wir stehen noch ganz ge­nau auf dem Standpunkt, den wir am 4. August dar­gelegt haben. Der Krieg hat seine tieferen Ursachen in den ökonomischen Interessengegensätzen. Wir verlangen einen baldigen Friedensschluß, sobald die Völker dazu bereit sind. Wir verlangen Fürsorge im weitesten Sinne für die am Kriege Beteiligten und ihre Ange­hörigen. Wir erkennen dankbar die Taten unseres Heeres au.

Abgeordneter Spahn (Zentrum) gab namens aller übrigen Parteien des Hauses eine Erklärung ab, worin die weitestgehende Fürsorge für die am Kriege Be­teiligten und ihre Hinterbliebenen verlangt wird.

Die Vorlagen werden hieraus in erster und zwei­ter und sodann aus Antrag Spahn auch in dritter Le­sung angenommen. Dagegen stimmt nur der Abgeord­nete Liebknecht. Hierauf wird die Vertagung des Reichs­tags bis zum 2. März 1815 beschlossen.

Abgeordneter Graf Westarp (Kons.) berichtet über Petitionen und sagt den Ostpreußen sowie den Elsaß- Lothringern zu, daß ihre alte Heimat in völligem Glanze wiederhergestellt werde, und daß sie in ihre Erwerbsstände wieder eingesetzt werden.

Präsident Dr. Kämpf: Ich kann mit höchster Ge­nugtuung feststellen, daß die Einmütigkeit des deut­schen Volkes sich in der Annahme der Vorlage bekun­det hat. Deutschland kann nicht besiegt werden, solange es einig ist. Auf diese Einigkeit bauen wir alle als auf das herrlichste Palladium unserer Zukunft.

Reichskanzler Dr. von Bethmann-Hollweg verliest alsdann die Vertagungsurkunde. Präsident Dr. Kämpf erbittet und erhält die Ermächtigung, den Parla­menten der verbündeten Länder Oesterreich-Ungarn und der Türkei Sympathiekundgebungen zugehen zu lassen. Darauf schlicht der Präsident die Sitzung mit dem Hoch auf Kaiser, Volksheer, Marine und Vater­land.

Das ganze Haus stimmte begeistert ein bis auf die Sozialdemokraten, die sich ebenfalls von ihren Plätzen erhoben hatten. Schluß 6 Uhr.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Der deutsche Tagesbericht.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 2. Dez., vor­mittags. (Amtlich.) Mitteilung der obersten Heeres­leitung. Zm Westen wurden kleine Vorstöße des Feindes abgewiesen. Zm Argonnenwald wurde vom wiirtt. Infanterieregiment 12V, dem Regiment Sr. M. des Kaisers, ein starker Stützpunkt genom­men, dabei wurden 2 Ossiziere und annähernd 300 Mann zu Gefangenen gemacht.

Aus Ostpreußen nichts Neues. Zn Nordpolen nahm der Kamps einen normalen Fortgang. Zn Südpolen wurden feindliche Angriffe zurückge­schlagen.

Die Erfolge der letzten Wochen im Osten.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier. 2. Dez., vor­mittags. (Amtl.) Mitteilung der obersten Heeres­leitung. Die in der ausländischen Presse verbreitete Nachricht, daß in der von uns gemeldeten Zahl von 40VVV russischen Gefangenen, die bei Kutno gefan­genen 23 vvo mitenthalten seien, ist unrichtig. Die Ostarmee hat in den Kämpfen bei Wlozawlek, Kut­no, Lodz und Lowitsch vom 11. November bis 1. De­zember über 8V80V unverwundete Russen gefangen genommen.

Der österreichische Tagesbericht.

(W T. B.) Wien. 2. Dez. Amtliche Meldung vom 2 Dezember mittags: Die Ruhe an unserer Front in Westgalizien und Russisch-Polen hielt im allgemeinen auch gestern an. In der vergangenen Nacht wurde ein russischer Angriff nordwestlich Wol-

brom abgewiesen. Die Kämpfe im Raume westlich Nowo-Radomsk und bei Lodz find in günstiger Ent­wicklung deqriffen. Bor Przemysl bleiben die Russen unter dem Eindruck des letzten Ausfalls passiv. Zwei feindliche Flieger warfen erfolglos Bomben ab. Die Operationen in den Karpathen find noch zu keinem Abschluß gekommen. Die Nachricht von dem Ein» rücken unserer Truppen in Belgrad löste auf dem nördlichen Kriegsschauplatz unaussprechlichen Jubel aus. Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralstabs: von Höfer, Generalmajor.

*

Belgrad erobert!

(W.T.B.) Wien, 2. Dez., nicht amtlich. Der Kaiser erhielt von General Frank, Kommandeur der 5. Armee, eine Huldigungsdepesche, in der es heißt:Zch bitte Euer Majestät am Tage der Voll­endung des 66. Regierungsjahres die Meldung zu Füßen legen zu dürfen, daß die Stadt Belgrad heute von Truppen der 5. Armee in Besitz genommen wurde."

Serbien am Ende.

Wien, 2. Dez. DieVossische Zeitung" meldet von hier: Immer wiederkehrende Gerüchte über einen Sonderfrieden mit Serbien werden heute durch gefangene serbische Offiziere bestätigt. Danach soll der frühere serbische Gesandte in Wien nach Petersburg geschickt worden sein, um für den wahr­scheinlichen Fall des Zusammenbruchs der zweiten serbischen Verteidungsltnie die Erlaubnis des Zaren zum Abschlüsse eines Separatfriedens zu erwirken

Der gelungene Durchbruch.

Christiania, 2 Dez. Einer PetersburgerTimes"- Depesche zufolge berichtet derLokalanzeigers" daß die zwei deutschen Armeekorps, die vorige Woche durch die neu erschienenen russischen Streitkräfte bei Brzeziny mit Umfassung bedroht wurden, in folgender Weise durchgebrochen sind: Die Deutschen sandten noch zwei Armeekorps durch eine Oeffnung in dem russischen Umfassungsringe hindurch. Was für die zwei ersten Armeekorps gefährlich gewesen wäre, gelang hier den vier Korps: sie brachen durch, wenn auch unter Verlusten.

Typhus in der belgischen Armee.

London, 2. Dez. DieTimes" veröffentlichen einen Brief eines Majors des englischen Sanitäts­wesens aus Calais, in dem es heißt, daß Calais von einer Typhusepidemie bedroht sei. Die bel­gische Armee sei von Typhus durchseucht. Wenn man die Krankheit sich ausbreiten laste werde von der belgischen Armee bald nichts mehr übrig sein. Es sei unbedingt notwendig, die Spitaleinrichtungen schnellstens zu vervollkommnen.

Der Islam im Kriege.

Siege der Marokkaner.

Kovstantinopel, 2. Dez. Nach Mitteilungen aus amtlicher Quelle hat im südlichen Marokko in der Schauja bei Ain Galaka zwischen den Sennusfis und französischen Truppen unter dem Befehl des Generals Largou ein Gefecht stattgefunden. Der Führer der Sckauja, der Scheik Abdulah, fand da­bei zwar den Tod, dock wurden die Franzosen in die Flucht geschlagen. Die Senussis trugen auch in den Gegenden von Kanem und Wadai glänzende Siege davon.

Die Mohammedaner in Jaffa.

Paris, 2. Dez. DerTemps" meldet aus Port Said, daß der Kommandant der Gendarmerie in Jaffa das gesamte muselmanische Volk zusammen­berufen, Waffen verteilt, und es ermahnt haben, einer etwaigen Landung der Verbündeten äußersten Widerstand entgegenzusetzen. Sobald die Flotte der Verbündeten auftauche, sollen alle Schaluppen und Segler versenkt werden. Sollte trotzdem eine Landung erfolgen, werde die Stadt angezündet und die Bahnstation in die Luft gesprengt werden.

Das von den Engländern als Stützpunkt aus­ersehene Jaffa dürfte also nach der Eroberung seinen Wert bedeutend eingebüßt haben.

Kanadische Freiwillige für Aegypten.

Athen, 2. Dez. Aus Alexandria wird dem BlatteEmbros" unter dem 27. November gemeldet, daß 34 VVO kanadische Freiwillige in Aegypten ge­landet würden.

Der heilige Krieg.

Konstantinopel, 1. Dez Wie derAgence Otto­mane" von zuständiger Seite mikgrte lt wird, haben die Notabeln Aeyptens an den Sultan eine gemein­schaftliche Adresse gerichtet, in der sie ihre uner­

schütterliche Anhängigkeit und Ergebenheit für das Kalifat ausdrücken

Jaffa 1 Dez. Zweihundert Sudanesen, die beim Anblick der islamitischen Fahne von der englisch-ägyptischen in die türkische Armee überge- treten sind, werden im Triumph unter großem Jubel der Bevölkerung durchs Land geführt.

Italiens Neutralität.

Frankfurt, 2. Dez. DieFranks. Zeitung" mel­det aus Rom 30. Nov.: In diesen Tagen ging das Gerücht, Italien werde die Zahresklasse 1891, die ein- berusen ist, nach Hause beurlauben. Daraus zog man den Schluß, daß die Regierung sich wohl von der Zwecklosigkeit der Rüstungen überzeugt habe und die Neutralität im Weltkrieg -als unbedingt gesichert an­sehe. Dieser Schluß ist, wie aus einer richtigen Be­trachtung der Entlassung einberufener Jahresklassen hervorgeht, falsch. Es ist nämlich zwischen dem Kriegs­minister und dem gesamten Kabinett eine Präfenz­ziffer festgestellt worden, die unter allen Umständen durch Neueinberufung von Mannschaften gehalten werde, wenn schon länger unter den Waffen stehende Jahrgänge beurlaubt werden müssen. Durch die Ver­schiebung wird erreicht, daß allmählich alle waffen­fähigen Mannschaften zu längeren Hebungen heran­gezogen werden, ohne daß das Land die Kosten und wirtschaftlichen Schäden einer allgemeinen Mobili­sierung zu tragen habe. Als der Krieg ausbrach, hatte Italien, wie man sich erinnert, teils wegen der in­neren Unruhen in der Romagna und in den Aiarken, teils wegen der Revolution in Albanien. 3 Klaffen, die Jahrgänge 1891, 92 und 93 einberufen. Zu die­sen kam noch der Jahrgang 1889, im ganzen etwa 210220 000 Mann. Als das neue Ministerium zu- sammentvat, wurden 160 000 Mann der alten Klaffe 1889 beurlaubt und dafür die Mannschaften der 2. Kategorie des Jahrgangs 1894 sowie die mit Rück­sicht auf Fannlienverhältniffe zuerst von der Uebunq befreiten Mannschaften der Jahrgänge 188991 einberufen. Jetzt wurden am 15. ds. Mts. wieder 60 000 Mann der Klaffe 1890 entlasten und durch frühere Einberufung der jungen Rekruten des Jahr­gangs 1895 auf den 1. Jan., zusammen etwa 170 bis 180 OM Mann ersetzt. Da diese die Zahl der unter den Waffen stehenden Mannschaften bedeutend er­höhten, so ist es wahrscheinlich, daß über kurz oder lang auch die 70 OM Mann der Klaffe 1891 entlasten werden. Auf diese Weise sucht Italien die diploma­tische Formel derbewaffneten" Neutralität mili­tärisch zu lösen. Es hält eine genügende Anzahl Truppen unter den Waffen, um plötzlichen interna­tionalen Verwicklungen gegenüber gerüstet zu sein, daneben beschleunigt es die Ausbildung der Truppen, so daß diese bis zum Frühjahr marschbereit sind, wäh­rend die alten Mannschaften der Reserven zu Uebun- gen herangezogen werden und im Bedarfsfall inner­halb weniger Tage zu den Waffen gerufen werden können.

Ein Schluß auf die weiteren Absichten der ita­lienischen Regierung kann hieraus nicht gezogen wer­den. Solche gibt es unserer Meinung nach nicht, sondern die Entschlüsse der italienischen Regierung werden so gefaßt werden, wie das die Entscheidungen im europäischen Krieg, die noch immer ausstehen, verlangen werden.

Portugiesische Rechtfertigungsversuche.

Mailand, 1. Dez. Der portugiesische Gesandte

in Rom erklärte einem Vertreter derStampa", die Expedition nach Angola gehe dieser Tage ab. Deutschland habe dort Unruhen stiften wollen und schon dreimal einen allerdings vergeblichen Ein­fallsversuch gemacht. Das portugiesische Volk sei auch deshalb für den Krieg, weil Deutschland ver­suche, Portugal an Spanien auszuliefern, um sich so eine politische Basis im Süden zu sichern.

Der Herr Gesandte hätte wohl gut daran getan, sich über die Beweggründe Portugals zum Eingrei­fen in den Krieg ausznschweigen, denn die wahre Ur­sache ist die, daß Portugal politisch und finanziell von England abhängig ist, und deshalb auch sein Schicksal für dieses Krämervolk aufs Spiel setzen muß.

Ein portugiesischer Torpedojäger beschlagnahmt.

Mailand. 2. Dez. Ein Torpedojäger, der auf der Ansaldo-Werft in Sestri bet Genua für Portugal im Bau war, wurde unmittelbar vor dem Stapel­lauf von der italienischen Regierung aus Rücksichten der Neutralität beschlagnahmt.

Vermischte Nachrichten.

Die hohe« Getreidepreife.

Köln, 2. Dez. Der Verband der Brotfabriken für Rheinland und Westfalen hat an Reichskanzler