Seite 2

Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nr. 53

Protest der Stadt Saarbrücken Saarbrücken, 4. März. Das Saarbrücker Stadtparlament beschloß, mit Ausnahme der Kommunisten, folgendes Tele­gramm an das Eeneralsekretariat des Völkerbundes zu senden:

Dem Hohen Rat des Völkerbundes unterbreitet die Saar­brücker Stadtverwaltung folgenden feierlichen Protest: Jahrelang leidet die Saarbrücker Bevölkerung unter entsetz­licher Wohnungsnot, wesentlich erschwert durch die weit über das Mah des Notwendigen hinausgehende Beanspruchung von Unterkunfisriiumen für Truppen und deren Familien. Das Militär verweigert die Freigabe für Wohnungszwecke der Zi­vilbevölkerung grundlos und nimmt für ein einziges Regiment Mannschaftsräume für 2200 Mann, 187 Unterofsizierswohn- räume, S4VV Quadratmeter Verwaltungsgebäude und 25 000 Quadratmeter Hallen und Ställe in Anspruch. Die Regie- rungskommission lehnt ein Eingreifen ab. Die Stadtverord­netenversammlung erwartet einstimmig, dag der Hobe Rat des Völkerbundes die französische Militärverwaltung zur schleunigen Freigabe von Häusern und Gebäuden an die Stadt­verwaltung veranlaßt."

Genf und das Ostproblem

Berlin, 4. März. Nach Pariser Meldungen wird vermutet, daß im Mittelpunkt der Ratstagung

deutsch-englische Verhandlungen über die Ostfragen stehen. Man glaubt, daß Chamberlain alle Mittel anwen­den wird, um Rußland und Deutschland einander zu ent­fremden. Man glaubt, daß der englische Außenminister für die Lockerung der deutsch-russischen Beziehungen einen Preis zu zahlen bereit sein könnte, der vielleicht in der Unter­stützung der deutschen Ansprüche auf die Rheinlandräumung zu suchen wäre. Eine gewisse Besorgnis über die bevor­stehenden Verhandlungen ist daher im französischen Außen­ministerium nicht zu verkennen. In Berlin hält man es durchaus für wahrscheinlich, daß England unter Zustimmung Frankreichs die Absicht hat, auf der kommenden Ratstagung das Problem der Beziehungen Westeuropas zu Sowjet, rußland grundsätzlich aufzurollen und sich für seine weiters Politik gegen Moskau der Unterstützung Deutschlands zu versichern. Deutschland wird sich aber durch solche Versuchs nicht von seiner klar vorgezeichneten politischen Linie ab­bringen lasten, die eine weitere Verständigung mit Frank­reich und England erstrebt und die zur Erreichung dieses Zieles eine schnelle Vereinigung der noch zu klärenden Fra­gen, insbesondere des Rheinland- und Saarproblems als wichtigste Vorbedingung ansieht.

Der Wechsel im preußischen Justizministerium Berlin, 4. März. Der preußische Justizminister Am Zehn­hoff hat dem preußischen Ministerpräsidenten Braun den Rücktritt von seinem Amte mitgeteilt.

Aus Sladl und Land-

Altensteig, den 8. März 1927.

Brand einer Blockhütte. In der Nacht vom 2. auf 3. März sah der Besitzer eines Altensteiger Autos zwischen Al­tensteig und Ebhausen die Blockhütte im Staatswald Non­nenwald an der Zementbrücke in Brand stehen. Die alar­mierte Feuerwehr von Ebhausen, die bald zur Stelle war, verhütete einen Waldbrand, konnte aber die Hütte nicht mehr retten, die vollständig niederbrannte. Der Schaden beträgt 800 Mark. Es ist dies die vierte Hütte, welche in dieser Gegend innerhalb zwei Jahren abgebrannt ist. In allen Fällen liegt zweifellos Brandstiftung und zwar durch dieselben Brandstifter vor. Während derselben Zeit wur­den 3 Einbrüche in diesen Hütten vorgenommen. Es wird vermutet, daß diese und die in der Gegend vorgekommenen Baumfreveleien von einem und demselben verkommenen Menschen herrühren. Es wäre Zeit ihn endlich dingfest zu machen, damit ihm sein unsauberes Handwerk gelegt und er seiner verdienten Strafe zugesührt wird.

Der Star ist da'. Als einer der Frühlingsboten ist der Star eingezogen. Vom Baumgipfel jubiliert er in lustiger Laune. Anfang Oktober zog der geschwätzige Weltbürger fort, zum Nisten sucht er jetzt die alte Heimat wieder. Der schwarzgefiederte, rotbraun gefüsselte Starmatz mit 'dem grünen und purpurfarbigen Schillerschleier aus der Feder­decke ist mit seiner Mätzin der beste Bauernfreund in der Vogelwelt. Vogelfreunde haben durch genaue Beobachtun­gen festgestellt, lmß eine Starenfamilie im Tag so viel Schnecken auffrißt, als das Jahr Tage zählt. Ter Bauer weiß die Freundschaft des Staren wohl zu schätzen und schafft Starenwohnungen durch Anbringen von Nistkästchen auf hohen Bäumen, auf Stangen in Obst- und Gemüse­gärten, an Hausgiebeln. Die Dorfkinder aber haben ihre Helle Freude an dem munteren Geschwätz der Schwa-'- ichnäbel.

Nagold» 4. März. Hier versuchten zwei Zigeuner, ihres Zeichens Siebmacher, im Alter von 17 und 19 Jahren sich auf billige Weise Zink zu verschaffen, indem sie von einem mit Zink gedeckten Sägmehlschuppen der Hobelwerke von Rentschler bei der Rauserschen Mühle einige Tafeln mit­gehen hießen. Sie wurden jedoch entdeckt und der Sohn des Besitzers nahm mit den Landjägerbeamten zusammen die Verfolgung auf, die auch sehr bald zur Verhaftung der bei­den führte. Tags zuvor hatten sie an einen hiesigen Ge­schäftsmann Zinkplatten verkauft, die sicherlich auch nicht auf ehrliche Weise erworben waren.

- Calw, 4. März. Autounternehmer Kober von Würzbach, der jeden Tag hierher fährt und auch seine Fahrten nach Altensteig auszudehnen gedachte, wurde von einem schweren Mißgeschick betroffen. Er wollte ge­stern nachmittag nach Birkenfeld fahren. Zwischen Ober­reichenbach und Calmbach geriet aber der Wagen plötzlich in Brand, so daß sich der Besitzer schnell aus dem Wagen flüchten mußte. Glücklicherweise war der Wagen nicht be­

setzt, Menschenleben kamen nicht in Gefahr. Der Wagen verbrannte vollständig. Kober erleidet einen großen Schaden. In den letzten Tagen trieb sich ein halb­nackter, geistesgestörter Mann im Walde in der Nähe der Häuser um und versetzte die Leute in Schrecken. Er wurde festgenommen und zunächst in das Gefängnis ge­bracht.

- Calw, 4. März. Zu den bereits genehmigten Bauten kommen noch weitere dazu. Der Gemeinderat hat verschiedene Gesuche um Bauplatzüberlassungen geneh­migt unter der Bedingung, daß mit dem Vau in diesem Jahr noch begonnen werden muß. Als Sicherungsmäß- nahmen für Baudarlehen werden die erforderlichen Be­stimmungen getroffen und zwar in der Weise, daß für alle Baudarlehen eine entsprechende Sicherheit geleistet wer­den muß (früher doppelte Sicherheit, jetzt nur einfache), daß stets eine Vuchhypothek einzutragen ist und daß die Schuldner sich der sofortigen Zwangsvollstreckung zu unter­werfen haben. Der Gewerbeschule werden zu Prämien für tüchtige Schüler 60 -K zur Verfügung gestellt. Der Vienenzüchterverein erhält von der Stadt ein 3 Morgen großes Gelände zur Anlegung einer Bienenweide. Der Sanitätskolonne, die in diesem Jahr eine Kreistagung hier abhält, soll zur Aufbewahrung ihrer Geräte ein größerer Raum angewiesen werden. Das Oberamt hat die Durchnummerierung der Gebäude nach Straßen genehmigt.

Freudenstadt, 4. März. (Monatsbericht des Vezirks- arbeitsamts.) Offene Stellen waren im Februar gemel­det: 307 männliche (im Januar 397), 50 weibliche (29), zusammen 357. Arbeitsgesuche: 377 männliche (467), 67 weibliche (52), zusammen 444. Besetzte Stellen: 292 männ­liche (395), 6 weibliche (6), zusammen 298. Erwerbslosen­unterstützungsempfänger 1174, Notstandsarbeiter 64, Kurz­arbeiter 48.

Oeschelbronn, 3. März. Heute vormittag wollte der Knecht des Eottlieb Schäberle jg. in den Wald fahren. Un­terwegs begegnete ihm ein Nagolder Auto. Die Pferde scheuten, kehrten um und sprangen auf eine Telegraphen­stange, rissen dieselbe um und brachen zugleich die Deichsel ab. Die Magd, die auf dem Wagen saß, konnte sich nur mit Mühe retten. Die Pferde rannten das Dorf hinunter, bis plötzlich eines zu Fall kam und der Wagen umgeworfen wurde. Der Knecht wurde herausgeschleudert, ohne wesent­liche Verletzungen erlitten zu haben. Nun blieben die Pferde stehen, jedoch waren sie ziemlich schwer verletzt, so daß sofortige tierärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte.

Herrenberg, 3. März. Wie durch ein Wunder ist am Dienstag nacht ein größeres Brandunglück verhü­tet worden. Im Hause der Stuttgarter Straße 8 hatte man Asche in eine Kiste statt in ein Metallgesäß geleert, um dort abzukühlen. Die Holzkiste fing zu glosten an. Er­stickender Rauch weckte die Hausbewohner noch rechtzeitig und das Feuer konnte im Keime gelöscht werden.

Weilderstadt» 4. März. (Schwere Folgen.) Vor etwa 8 Tagen stürzte der hiesige Zigarrenfabrikant Albert Kllm- merle beim Ausweichen vor einem Fuhrwerk zwischen Ren­ningen und Weilderstadt vom Motorrad. KLmmerle mußte ins hiesige Krankenhaus gebracht werden. Sein Zu­stand hat sich inzwischen verschlechtert, so daß ihm ein Bein am Knie abgenommen werden mußte. Der Zustand des Kranken ist nicht unbedenklich.

Schramberg. Für den Bau von Holzhäusern machte in Vorträgen, die wegen des Andrangs in zwei Lokalen ab­gehalten werden mutzten, Architekt Schelling von Baden- Baden Propaganda. Stadtschultheiß Ritter und Stadt­baurat Schwarz bekundeten ihre Sympathie für das Un­ternehmen; man müsse jedes Vorgehen ausnützen, um der Wohnungsnot zu begegnen. Wenn auch einige Gegner sich vernehmen ließen, so ist doch nicht ausgeschloffen, daß In­teressenten zum Vau von Holzhäusern dieses Frühjahr schreiten werden.

Oberndorf» 4. März. Wie wir erfahren, findet die Verhandlung gegen den Zigeuner Wilh. Wolfs, gen. Robert Spindler von Bertra, welcher am 7. August 1925 bei Oberndorf den Landjäger Mäßle erschossen hat, am Dienstag, den 5. April d. I., vor dem Schwurgericht Rott­weil statt. Im Herbst 1926 wurde der Zigeuner, wie noch erinnerlich, wegen eben dieses Falles zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt.

Rottenburg, 3. März. (Besitzwechsel,) Das der Frau Studienrat Rommel, Freudenstadt, gehörende Haus Eber­hardstraße 13 ging an Verwaltungsaktuar Sautermeister über. Das Haus des Holzhändlers Ernst Seidt in der Tübinger Straße ging an den Chauffeur und Mechaniker Willy Koch um 15 000 Mark Uber.

Stuttgart, 4. März. (Das Ministergesetz im Finanzaus­schuß.) Der Finanzausschuß beriet über den Entwurf eines Gesetzes über die Dienstverhältnisse der Minister in seiner neuen Faffuna

Hospiz. In weiten Kreisen wird man es mit Freuds begrüßen, daß Stuttgart nunmehr neben dem altbewährten und gernbesuchtenHerzog Christoph" ein neues Hospiz in günstigster Lage ganz in der Nähe des Bahnhofes erhalten hat. Der Verband der Angestellten christlicher Hospize, Restaurants und Kaffees (Horeska), der seit seiner Grün­dung im Jahre 1920 bereits sechs Hospize übernommen hat, hat das alte Hotel Viktoria erworben und es durch gründ­liche Erneuerungsarbeiten zu einem überaus ansprechenden Heim gestaltet. 100 neu hergerichtete Zimmer mit insge­samt 150 Betten bieten in ihrer soliden Ausstattung 1""' Gästen einen angenehmen Aufenthaltsort.

Zur Frage der Mietspreiserhöhung. Der Gesamtvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Lan­desverband Wllrttemberg-Hohenzollern (christlich-nationale Arbeitnehmerorganisationen) erläßt zur Frage der gegen­wärtig sehr stark umkämpften Frage weiterer Mietpreis- evhöhungen eine Kundgebung, in der es u. a. heißt:Die Durchführung der angekündigten Erhöhung der Mieten würde eine schwere wirtschaftliche Belastung im allgemeinen! und der breiten Massen der Arbeitnehmerschaft im beson­deren bedeuten. Sie wäre für die letzteren nur tragbar bei einem genügenden Ausgleich durch Erhöhung der Löhne und Gehälter. Von der württ. Regierung wird im Falle einer allgemeinen Mietserhöhung im Reich erwartet, daß keine Verordnung über Mietpreiserhöhungen erlassen wird, die über den Rahmen der Reichsmindöstsätze hinausgeht, di« Eesamtmiete also auf höchstens 110 der Friedensmiete unter Schonung besonderer wirtschaftlich Notleidender begrenzt wird. Ferner wird gefordert, daß der neue Mietmehrertvag einer verstärkten Förderung des Wohnungsbaues zugesührt und auch eine weitere Senkung der Zinsen der Baudarleheq der Württ. Wohnungskreditanstalt damit vorgenomment wird."

Lotterieglück. Ein außerordentlicher Zufall hat es gewollt, daß einem Arbeiter in der Ludwigstraße just a« dem Tage das Lotterieglück zuteil wurde, als er gerade ei« Jahr arbeitslos war. Die Sorge um das Fortkommen war noch dadurch drückender geworden, daß auch der Sohn, der erst vor einigen Wochen die Lehre beendet hatte, stellungs­los wurde. Man sieht, Fortuna hat nicht nur Launen, son­dern auch ein Herz im Leibe.

Ulm, L, März. (Ein hübsches Stückchen.) Ein hübsches Stückchen .eistete sich vor einigen Wochen der Küfermeister W. in A. Er feierte das Fest der silbernen Hochzeit und legte sich in der Abendämmerstunde, ermüdet vom Fest­trunk, aufs Sofa nieder. Da wird er rasch von seiner Jubel­genossin geweckt:Du, steh auf, do dronta brenget Dir oine a Stendle!"Se sollets no en d'Werkstatt neistella!" Der Liederkranz des Orts hat nicht schlecht gelacht. ^

Heilbronn, 3. März. (Erkannte Leiche.) Die Frauensper­son, die sich in den Neckar stürzte, aber gerettet wurde und dann im Krankenhaus starb, ist eine 31 Jahre alte Kauf­mannsehefrau aus Vaihingen a. F. Der Beweggrund zur Tat dürfte auf ein unheilbares Leiden zurückzuführen sein.

Hochmössingen OA. Oberndorf, 4. März. (Brand.) In dem Haus des 84jährigen Küfers Kopp, dem sog.Deifeles- häusle", brach Feuer aus. Die Feuerwehr konnte sich nur noch auf die Eindämmung des Herdes und den Schutz der benachbarten Häuser beschränken, das ganze Gebäude wurde eingeäschert. Es verbrannten sämtliche Hühner und zroek Ziegen. -

f Forderungen der Württ. Landwirtschaft ' Der Land«. Hauvtverband beim württ. Staatspräsidenten

LC. Am 2. März wurden die Vertreter des Landw. Haupt- Verbandes Präsident Dietlen, Generalsekretär Hummel, Dr. Zelt- ner, Landtagsabg. Dingler, Oekonomierat Zeiner und Schult­heiß a. D. Maunz vom Staatspräsidenten Bazille empfangen z« einer Aussprache über eine Reihe dringlichster Forderungen dep württembergischen Landwirtschaft. Es handelte sich zunächst um die durch die Entscheidung des Schiedsamtes erfolgte Erhöh»»« der Arzthonorare in Württemberg, welche die Gefahr einer web- teren Erhöhung der Krankenkassenbeiträge mit sich bringt. Da die württ. Landwirtschaft gezwungen ist. auch den Pflichtteil ihrer Arbeitnehmer voll und ganz zu tragen, würde sie in ganz beson, derem Maße betroffen werden. Es wurde der Regierung in Aus­sicht gestellt, daß seitens der Landwirtschaft mit allen Mittel» gegen eine noch weitere Erhöhung der Krankenkassenbeiträge eiw- geschritten wird, umsomehr, als neuerdings auch Bestrebungen seitens der Arbeiternehmerorganisationen zu beobachten sind di« auf eine bedeutende Erhöhung der in Württemberg zur Zeit'gel- tenden Tariflöhne Hinzielen. Der Schlichtungsausschuß hat be­reits im Sinne der Arbeitnehmer entschieden und in einer Be­gründung, welche die Lage der Landwirtschaft in einem ganz fall- schen Lichte sieht, die Möglichkeit zum Ausdruck gebracht, daß di« landwirtschaftlichen Arbeitgeber auch wohl in der Lage wären, höhere Löhne zu bezahlen!

Ferner wurde auf die Notwendigkeit der Errichtung von öandkrankenkassen in Württemberg hingewiesen und namentlich darauf abgehoben, daß der württ. Landtag zum mindesten die grundsätzliche Genehmigung für die Errichtung von Landkranken­kassen in Württemberg erteilen müsse. Inwieweit dann die ein­zelnen Bezirke tatsächlich zur Errichtung von Landkrankenkaffen schreiten könnten, sei dann deren Angelegenheit und könne ja von Fall zu Fall genauestens geprüft werden.

Außerdem wurde der Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß event. Bestrebungen zur Wiederhereinnahme der Landwirtschaft zur neuen Arbeitslosenversicherung auch seitens der württ. Regierung aachdrücklichst begegnet werden müßte. Die Landwirtschaft kenne keine Arbeitslosigkeit und sei deshalb auch nicht verpflichtet, Ar­beitslosenversicherungsbeiträge zu bezahlen. Im übrigen leiste die Landwirtschaft auf diesem Gebiete freiwillig schon ganz Enor­mes dadurch, daß sie mit wenigen Ausnahmen ihre während des Sommers notwendigen Arbeitskräfte auch während des ganzen Winters, ohne sie entsprechend beschäftigen zu können, behalte und ihnen somit Verdienst und Lebensunterhalt gewähre.

Hinsichtlich der Bestrebungen des deutschen Städtetages, ein neues Reichsmilchgesetz durchzudrllcken, mit der unverkennbaren Absicht, die jetzt schon stark ausgeprägte Monopolstellung der Städt. Milchzentralen noch weiter auszubauen, wurde nachdrück» lichst darum ersucht, daß bei der endgültigen Regelung die Land­wirtschaft unter allen Umständen gehört wird.

Schließlich wurde noch auf die in Aussicht genommenen Aen» derungen der Unfallversicherungsgesetzgebung hingewiesen, di« eine starke Verschiebung des Einflusses der Arbeitnehmer zu! Ungunsten der Arbeitgeber mit sich bringen würden und entspre­chend rechtzeitige Maßnahmen der württ. Regierung beim Reich- gefordert. Der Staatspräsident erklärte sich bereit, mit den zu­ständigen Stellen alsbald in Verhandlungen einzutreten, um den Wünschen der württ. Landwirtschaft nach Möglichkeit zu ent­sprechen.