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SchwarzwLlder T«geszeit«»> ,,A»» den Tennen"

Nr. 36

Stuttgart» 12. Febr. Im Landtag wurde heute die Beratung der Aenderungsgesetze zur Landessteuerordnung und zum Ge­meinesteuergesetz beendigt. Bei der Landessteuerordnung gab cs eine längere Debatte über den soz. Antrag, für die Arbeiterwobn- gemeinde Bückingen aus Mitteln des Ausgleichsstocks für das Rechnungsjahr 1926 und 1927 390 090 Mk. zu bewilligen. Der Antragsteller Hornung (Soz.) betonte, wenn die Summe nicht bewilligt werde, bleibe der Stadt Bückingen nichts anderes übrig als den Antrag auf Zwangseingemeindung nach Heilbronn zu stellen. Finanzminister Dr. Deh lins er erklärte, zur Unter­stützung der Arbeiterwohngemeinden diene nicht nur der Aus­gleichsstock. Man habe bei der Berechnung der Schlüsselanteile auch noch besondere Zuschläge eingefübrt. Die Verhältnisse in Bückingen seien besonderer Art und dürften nicht verallgemeinert werden. Ein Steuergesetz könne nicht dazu dienen, die unhalt­baren Zustände einer einzelnen Gemeinde in Ordnung zu brin­gen. Man wolle Bückingen helfen, aber nicht durch gesetzliche Re­gelung. Die Mittel des Ausgleichsstocks würden vom Steuerver­teilungsausschuh individuell ausgegeben. Das sei eine Aufgabe der inneren Verwaltung. Der Antrag Hornung wurde schließlich mit 32 gegen 29 Stimmen Lei 4 Enthaltungen abgelehnt. Im übrigen wurden die einzelnen Artikel der Landessteuerordnung nach den Ausschubanträgen angenommen und verschiedene Abän­derungsanträge abgelebnt. Das gleiche war beim Eemeindesteuer- gesetz der Fall. Bei der 3. Lesung des Landessteuergesetzes wurde eine soz. Entschließung betr. Uebergangsregelung des Finanzaus­gleichs mit dem Ziele, den Antei lder Gemeinden an den über­wiesenen Reichssteuern zu erhöben und eine Verminderung ihrer Schul-, Polizei- und Soziallasten vorzunebmen, mit 35 gegen 29 Stimmen bei 2 Enthaltungen abgelehnt. In der Schlutzab- stimmung wurde die Landessteuerordnung gegen die Stimmen der Demokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten, das Ge- meindestenergesetz gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen.

Präsident Körner erhielt die Ermächtigung, den Landtag wieder einzuberufen, sobald weitere Regierungsvorlagen einge­gangen sind.

Aus Stadt und Land.

Altensteig, den 14. Februar 1927.

Die Kundgebung » des Kirchenpriisidentr» zu den Fast mchtslustSarkeiten

ep. In den evangelischen Kirchen des Landes wurde am ge­strigen Sonntag eine eindrucksvolle Kundgebung des Kirchen- vräsidenten gegen d'-e Auswüchse der Vergnügungssucht in der Fastnachtszeit verlesen. In der Kundgebung, die weit über die evangelisch-kirchlichen Kreise hinaus Zustimmung finden wird, heißt es u. a.:

Die mit der Fastnachtszeit verbundenen Lustbarkeiten drohen ein Ausmaß anzunehmen, das nicht nur Volksfreunde mit Sorge erfüllt, sondern auch Christen es zur Eewissensvflicht macht, zu warnen und dem Uebermaß der Vergnügungssucht nach Kräften zu steuern. Um sich über die trübe Gegenwart hinwegzutäuschen, scheint es manchem erlaubt, das Treiben dieser Wochen in vollen Zügen auszukosten. Andererseits fehlt so vielen die Selbstbe­herrschung und die Kraft des Maßhaltens. Gewiß soll unserem Geschlecht der Zutritt der Freude nicht verwehrt sein. Helft un­serem Volk zu reiner Freude! Helft denen, die sich helfen lassen wollen, zur Freiheit von dem, was sich nicht ziemt!

Wir sind ein verarmtes Volk. Vor vielen Türen steht der Hun­ger und die barte Not. Arbeitslosigkeit und Sorge ums tägliche Brot ruft nach tatkräftiger Hilfe. Es ist unwürdig, zu schwel­gen, während Brüder sterbrn. Es gilt, zu meiden, was Aerger- nis erregt, zu lassen, was verbitternd wirken kann. Helft allen in eurem Kreis, wandeln in christlicher Zucht, der Verantwor­tung vor Gott eingedenk, als ein Halt für andere, ein Vorbild für die Jugend."

Mit der dringenden Mahnung an alle, die sich unter das Evan­gelium stellen, unverantwortliche Verschwendung und Ausschrei­tungen zu unterlassen und zu bekämpfen, schließt die Kund­gebung.

Amtliches. Uebertragen wurde eine Lehrstelle ' an der evangelischen Volksschule in Münchingen OA. Leon- l berg dem Hauptlehrer Walter in Martinsmoos, f Versetzt wurde Reichsbahnobersekretär Stumpf in , Sindelfingen nach Nagold.

- Die diesjährige Fastnachtszeit weist fast überall im ! Lande wieder eine regere Tätigkeit der Narrengesellschaf- s ten und eine Zunahme der Fastnachtsveranstaltungen auf. ' Auch in Altensteig tritt die Fastnacht Heuer wieder mehr in j Erscheinung als seither. So wurde am Samstag hier eine ^ Fastnachtszeitung, dieAltensteiger Faschingspost", ' von einer Gesellschaft hiesiger Herren herausgegeben, in

welcher manche Begebenheiten der Vergangenheit verulkt , und sonstige Narreteien getrieben werden. Auch ein M a s- ? ken- und Kostümball wurde am Samstag im fest- i lich geschmückten Saal desGrünen Baums" abgehalten, f Um Jrrtümern zu begegnen, möchten wir bezüglich der

- Fastnachtszeitung darauf Hinweisen, daß diese nicht von * der Buchdruckerei dieses Blattes herausgegeben wurde und / wir auch keinerlei Einfluß auf ihren Inhalt hatten, in- ' folgedessen also auch keinerlei Verantwortung tragen.

Bericht über die Eemeinderatsfitzung am 9. d. M. Abwe- ' send Eemeinderat Kaltenbach. Gegen ein Gesuch des Adam ; Hehr, in der Kunstmühle, eine Kammer einbauen zu dür- ; fen, wird nichts eingcwendet. Eine Aenderung der Miete soll ( Hierwegen nicht erfolgen. Es wird die Bedürftigkeit einiger i Klein- u. Sozialrentner festgestellt, sodaß die Ileber- ; nähme von Apothekerkosten durch das Bezirkswohlfahrtsamt in ? Frage kommt. Bezüglich einer Schätzung zu dem Vefrei- ; ungsgesuch der Frau Wackenhut veranlaßt der t Verwaltungsrat der Gebäudebrandversicherungsanstalt zu einer / nochmaligen Stellungnahme. Ein Steuernachlaßge- i such wird dahin beschieden, daß Stundung und ratenweise Ab- i Zahlung gewährt wird. Die Eemeindesatzung betr. s die Dienstbezüge der Gemeindebeamten ist abänderungsbedürf- l tig. Die Satzung wird durchgesprochen und gegen die, z. Teil

- durch die neuerdings ergangenen gesetzlichen Bestimmungen be- s dingte Aenderungen nichts erinnert. Das Nähere wird noch s durch Anschlag am Rathaus bekannt gemacht. Genehmigt / wird ein Stammholz verkauf von 1739 Fm. vom 4. d. ! M. mit einer Taxe von 38 053 und einem Erlös von 57 015

' bei 150 Prozent Durchschnittsangebot. Es wird einstimmig ! beschlossen, daß der bisherige Obersekretär Krapf auch als

- Stadtpfleger Stellvertreter des Ratschreibers s sein solle. Verlesen wird ein Dankschreiben der Eheleute ! Vogel für die Glückwünsche des Gemeinderats anläßlich ihrer ! goldenen Hochzeit. Zwei Gesuche um Nachlaß der Feu- ^ erwehrabgabe 1925 bzw. 1926 werden aus begründeten

- Billigkeitsrücksichten (Krankheit) genehmigt. Besprochen wird ein Zwangserziehungs- und ein Entmündigungs-

! fall. Die kath. Filialkirchengemeinde bittet um einen Beitrag zu den Kosten der geplanten Kapelle mit Woh- / nung an der Karlstraße. Da die Finanzen der Stadt einen z angemessenen Barbeitrag nicht gestatten, wird beschlossen, die ^ elektrische Leitung mit Beleuchtungsanlage durch das Elektri- i zitätswerk unentgeltlich montieren zu lassen. Dem Hermann ; Schmidt und Karl Ziegler hier werden ein Teil ihres Pacht- i geldes für 1924 nachgelassen, da der Ertrag der Grundstücke nicht ^ im Verhältnis zum Pachtgeld stehe. Für andere Fälle erfolgte , Ablehnung. Nach den Gebäudeentschuldungssteuer-Ausfüh- H rungsbestimmungen können Nachlässe an der Gebäudeeut- i sch uldungs st euer gewährt werden, wenn der Einzug der j Steuer nach Lage der Sache unbillig wäre. Die Entscheidung s darüber, ob die Voraussetzung im Einzelfall zutrifft, wird der Wohnungskommission einschließlich Stadtpfleger übertragen, l Für die kommende Jahreszeit wird in Zeitungen für den . Luftkurort Altensteig inseriert werden. Der Gemeinderat ver- ' willigt hierzu 300 .41 und wünscht, um die Reklame wirksam

> betreiben zu können, daß mit den hiesigen, am Fremden- : verkehr interessierten Geschäftsleuten gemeinsame Aus-

! schreiben erlassen werden. Der Vorsitzende teilt mit, daß er

- von Mitte FebruarMärz (pro 1926/27) Urlaub nehmen i werde. In dieser Zeit wird Eemeinderat Zimmermann die ' Stellvertretung übernehmen. Es wird noch davon Kenntnis

> genommen, daß der Bezirksrat das Gesuch des Kronenwirts

> Zeitbös um Wirtschaftserlaubnis abgelehnt hat. ' Erundstücksschätzung.

Die Lesebücher für die Volksschule. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die Lesebücher für die Volksschulen Württembergs, die auf den Lehrplan von 1907 eingestellt sind, müssen nunmehr den neuen Lehrplänen angepaßt wer­den. Ihre Neubearbeitung ist soeben begonnen worden; sie wird längere Zeit beanspruchen. Die bisherigen Lesebücher bleiben deshalb vorläufig noch weiter im Gebrauch.

Nagold, 10. Februar. (Vom Rathaus.) Eemeinderats- sitzung vom 9. Februar. Das Württ. Innenministerium hat das Gesuch der Stadtgemeinde um einen Staatsbeitrag zu den Kosten der Erweiterung ihrer Wasserversorgungsanlage a b- gelehnt, weil die verfügbaren Staatsmittel sehr beschränkt seien und nur zu Wasserleitungsneubauten verwendet werden dürfen. Zur Erweiterung des Ortsnetzes bestehender Wasser­versorgungsanlagen können grundsätzlich aus Mangel an Mit­teln keine Beiträge mehr gegeben werden. Die Brennholz- Verkäufe der letzten Zeit werden bekanntgegeben und geneh­migt. Um Gewährung von Baudarlehen von der Woh­nungskreditanstalt im Baujahr 1927 haben 16 Baulustige un­ter Vorlage der erforderlichen Pläne nachgesucht. Für insge­samt 29 Wohnungen wird von Seiten der Stadt die gesetzliche Bürgschaft übernommen. Für diejenigen Bauwesen, die auf städt. Bauplätzen erstellt werden sollen, wird die Abtretung zu den üblichen Preisen in Aussicht gestellt. Unter die Bedingungen ist noch besonders der Passus aufzunehmen, daß das anfallende Äushubmaterial restlos auf den städt. Ausfüllplatz an der Moltkestraße zu verbringen ist. Wenn diese Baugefuche von der Wohnungskreditanstalt anerkannt und von den Baulustigen ausgeführt werden, so ist mit einer erfreulichen Belebung des Baumarkts 1927 zu rechnen. Der Bericht des Oberamtsbaum- warts über Ergebnis der Besichtigung der Obst­baumpflanzungen wird zur Kenntnis genommen. Die Frage der Entfernung der Akazien an der Oberjettingersteige, um den dazwischenstehenden Kastanien bessere Entwicklungs­möglichkeiten zu geben, wird dahin entschieden, daß vorläufig einmal nur die Kronen der Akazien zurückgeschnitten werden sollen. 79 Obstbäume sind zum Umpfropfen bestimmt, das in­nerhalb 2 Jahren stattfinden soll. Soweit der Stadtbaumwart die Arbeiten nicht allein zu machen im Stande ist, ist er be­rechtigt, geeignete Hilfskräfte von den hiesigen Gärtnern Hin­zuzuziehen. Am letzten Dienstag hat im Pforzheimer Rat­haus die alljährliche Fahrplankonferenz stattgefunden über die der Vorsitzende berichtet. Mit Beginn des Sommer­sahrplans kommt, wie Reichsbahnrat Kühleisen bemerkte, die 2 4 Stundenzeit, die dann in Europa restlos durchgeführt sei. Im neuen Fahrplan heißt es dann also statt 1 Uhr mit­tags 13 Uhr, statt 7 Uhr abend 19 Uhr usw. Ueber die Un­zulänglichkeit der Fahrpläne, besonders auf der Nagoldbahn, wurde von den Rednern allgemein geklagt. Für den am 15. Mai beginnenden Sommerfahrplan sind sämtliche Kurse wie im Vorjahr zu erwarten. Der ganzjährigen Führung der Eil- züge 901 und 934 ebenso des Nachtzuges 937 ab Calw bis Na­gold auch Witners steht der Referent nicht mehr völlig ableh­nend gegenüber und es sollen von sämtlichen Beteiligten, Ge­meinden und Korporationen erneut dringende Gesuche um die ganzjährige Führung dieser Züge eingereicht werden. Der seit einigen Wochen eingeführte Schüler- und Berufszug ab Hochdorf an Nagold morgens 7.10 Uhr soll, wenn ein Bedürfnis auch für den Sommer sich ergibt, ganzjährlich ge­führt werden. Energisch gekämpft wurde von den Städten Altensteig und Nagold und mit Unterstützung des Nagoldbahn­verkehrsausschusses um die Verbesserung des Fahrplanes für die Altensteiger Bahn. Dem Referenten wurde so zuge­setzt, daß er schließlich ausrief: Die Altensteiger tuen ihm selber leid, daß sie sich in einer solch ungünstigen Lage befinden, er könne aber mit dem besten Willen nicht weiter entgegenkom- men, weil eben der letzte Zug zu gering besetzt sei. Die Eisenbahn könne unter den vorliegenden Umständen gegen eine besondere Auto-Linie nichts einwenden. Er gab zu, daß die Linie nach Alten­steig mitsamt der danebenführenden Staatsstraße ein beson­deres Problem sei, die Reichsbahndirektion sei bereit mit den beteiligten Gemeinden evtl, auch mit der Staatsstraßenbauver­waltung weiter zu verhandeln. Auf der Schwarzwaldbahn wird der Frühzug ab Calw 6.39 Min. wieder geführt, der Abendzug ab Stuttgart 7.40 Uhr soll auf 8.45 Uhr verlegt und der Zug um eine halbe Stunde heschleunigt werden, sodaß er bereits um 10.20 Uhr in Calw eintreffen kann. Mit einem einstündigen Aufenthalt ist auch der Anschluß nach Nagold ge­geben. Wenn auch noch viele Wünsche unerfüllt sind, so wird im Laufe der Zeit nach dem Eindruck der Verhandlung

D« bist mein!

Roman von H. v. Erlin Copyright by Ereiner L Comp., Berlin W 30.

50. Fortsetzung.

(Nachdruck verboten.)

Vergib mir Madeleine, was ich an dir sündige, aber

ich kann, ich kann ja nicht anders! Ich habe gegen diese Liebe gekämpft, es war vergeblich. Sie ist in mich ytnein- gewachfen, und ich kann die Wurzeln nicht heransreißen, ohn' mich selbst zu vernichten."

Tief in dis Lippen hinein hat Madeleine die Zähne gegraben, den Schmerz hinabzuzwingen, der sich ächzend Bahn brechen will. Dann steht sie wieder vor Hartmut, hat auf seine Schultern die Hände gelegt, als wolle sie an ihm rütteln, daß die klare Besinnung ihm zurückkehre.

Warst du unglücklich an meiner Seite, Hartmnt? Habe ich dir nichts gegeben, was dir auch gegen mich P,lichten auferlegt? Was willst du denn? Unsere Ehe lösen, um eine neue mit Angelika einzugehen? Und glaubst du denn, daß du darin dein Glück finden würdest, mit dem Bewußtsein, was du mir angetan?"

Und wenn es nie wieder ein Glück für mich gäbe, aber ich kann ein Leben der Lüge nicht länger ertragen! Wie sollen wir denn weiter leben miteinander nach dieser Stunde? Unsere Ehe hätte nie sein dürfen, denn sie ist aus einem Irrtum aufgebaut, und darum noch einmal, Ma- deleili^ sei gut, sei groß -- laß uns den Irrtum lösen

gib mich frei!"

Nein!" Ein Wort wie eine eherne Mauer.Und abermals nein. Ich halte fest an dir, denn du cist mein! Mein durch das Recht meiner Liebe. Und bevor ich nicht er­kannt habe, daß über dieser eine andere, höhere steht, von der dir ein besseres Glück kommen muß, als ich es dir je bringen könnte, gebe ich dich nicht frei. Du kannst dich von mir mit Gewalt loslösen freiwillig aber lasse ich dich nicht noch nicht."

20. Kapitel.

Bitte, lies!"

Frau Klementine überreichte ihrem Sohne e»n früh­

morgens empfangenes Billet. Cr nahm es, las, und legte es zusammengefaltet wieder in die Hände seiner Mutter.

Herr Bravand und Gemahlin bedauern, krankheits­halber unsere Dinereinladung ablehnen zu müssen. Ja, liebe Mama" mit ironischem Lächeln zog ^r die Schultern in die Höheda scheinen wir eben mit dem Anerbieten unseres Löffels Suppe ein wenig zu lange gezögert zu haben!"

Ter Gutsherrin Züge wurden grüblerisch; sie schüttelte den Kopf.

Nein, etwas anderes ist der Grund dieser Absage. Mir ahnt, auf Falkenhagen hat der Konflikt begonnen. Nicht nur von uns, von aller Welt zieht sich Madeleine in letzter Zeit auffällig zurück."

Um uns vielleicht eines Tages durch die Mitteilung eines glücklichen Familienereignisses zu überraschen."

Tal sind unpassende Bemerkungen, lieber Egon", verwies die Mutter mit sanfter Entrüstung ihres Sohnes Zwischenruf, um alsdann mit der eigenen Menschenfreund­lichkeit ihre düsteren Prophezeiungen weiterzuspinnen:

Was unausbleiblich war, wird schon eingetroffen sein. Madeleine bereut, der Konflikt ist da, spitzt sich zu und das Ende dieses abgeschmackten Eheromans steht vor der Türr Skandal, Trennung! Du aber, lieber Egon, was sagtest du dazu, wenn es wirklich so weit käme?"

Ich, Mama?" Die schweren Lider des gepflegten jungen Mannes sanken müde über die Augen Herab.Du meinst, ob wir eventuell eine zweite, verbesserte Auflage dieses Eheromans mit Vorwort Bravand und Motto: Ende gut, alles gut" gefallen könnte? Werde pflicht­schuldigst darüber Nachdenken und mich zu diesem Zwecke sogleich in eine stimmungsvolle Umgebung versetzen. Leb' wohl, Mama."

Ein galanter Handkuß auf die mütterlichen Finger und mit schlürfendem Schritt verließ Egon das Zimmer.

Auf einer Bank unter einer gelb und rot gefärbten Buche saß Ulla, die Arme um ihre Knie geschlungen» den blonden Kopf tief auf die Brust herabgeneigt, vor sich hinaus starrend und grübelnd in schwermutsvoller Ver­sunkenheit. Mit ein paar raschen, leisen Schritten war er an ihrer Seite.

Nun, gnädigste Dame Ulla, wo drückt der Schuh?"

Gar nicht verwundert über sein plötzliches Erscheinen,

nur todestraurig skchen ihre blauen, ehrlichen Kinderaugen ihn an, und mit steinerweichendem Seufzer kam es von ihren Lippen:

Ich bin so furchtbar unglücklich, Egon, am liebste.^ möchte ich sterben."

Das Elesantenküken und sterben! Aber ist denn f» etwas möglich?" entfuhr es Graf Egon, und lächelnd nahm er ebenfalls auf der Bank Platz.Wer hat dir denn was getan, kleine Große, daß du auf so ungemütliche Gedanke«! kommst?" Z

Ein wehmütiges Lächeln schlich um ihre Lippen, ver-. schwand aber sofort wieder, als der volle rote Mund voll; Trauer sagte: !

Siehst du, Egon, habe ich denn nicht auch am End«!

recht, mir den Tod herbeizuwünschen? So ein armes Din-! wie ich, nicht hübsch, nicht reich, nicht gescheit, was tut di« denn eigentlich aus der Welt?" !

Heiraten!" meinte er lakonisch. ,

Heiraten?" Die kleine Große machte verblüffte Augen.: Mer du, das täte ich doch schrecklich gern, wüßte ich im«! erneu, der mich möchte."

Den du möchtest," verbesserte Egon mit Augen­zwinkern.

Ich ach du lieber Gott" sie zuckte die Achsel« und warf sich tiefseufzend an die Bankleyne zurück,darauf, kommt es nicht an, wo ich schon zwei unglücklich liebe."

Donnerwetter! Zweie auf einmal. Alle Achtung!"

Des Vetters lachende Anerkennung erstickte ein vor­wurfsvoller Blick Ullas.

Ach du. das verstehst du nicht! Man kann Wohl zwei« lieben jeden anders als den andern." !

Egon studierte wieder einmal höchst angelegentlich sein« Stiefel und nickte tiefsinnig:

Jeden anders als den andern du sprichst ein großes Wort gelassen aus. Im übrigen ist es nicht gerade ver­wandtschaftlich gehandelt, Ulla, daß du mich so mangel­haft in dein Verträum ziehst. Wenn schon, denn schonk Alles oder nichts!"

Unsicher sah sie ihn von der Seite an. Meinte er

wirklich, daß sie-. Sein Gesicht war jedenfalls ganz

ernsthaft. Und stockend klang.es von.ihren frischen.Lippenr

(Fortsetzung folgt.)