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Schwarzwälder TageszeituugAus deu Tuuueu*

Nr. 19

Aus Sladk und Land-

Altensteig, den 25. Januar 1927.

Ablauf wichtiger Friste« bet der Lohnsteuer. Das

Reichsfinanzminifterium weist auf folgendes hin: 1. Arbeit­nehmer, die wegen Verdienstausfalls oder wegen besonderer wirtschaftlicher Verhältnisse einen Antrag auf Erstattung von Lohnsteuer stellen können, müssen dies bis zum 31. März 1927 bei dem Finanzamt, in dessen Bezirk sie im 31. Dezember 1926 ihren Wohnsitz gehabt haben, tun. Frist­versäumung hat Ablehnung des Erstattungsantrags zur Folge. 2. Arbeitgeber, die im Kalenderjahr 1926 die Lohn­steuer ihrer Arbeitnehmer in bar oder durch lleberweisung an das Reich abgeführt haben, müssen bis zum 31. Januar 1927 dem Finanzamt, an das die Lohnsteuer abgeführt worden ist, Ueberweisungsblätter, Nachweisungen und Zu­sammenstellungen nach vorgeschriebenen Mustern, die bei den Finanzämtern unentgeltlich erhältlich sind, einreichen. 3. Arbeitnehmer, für die im Kalenderjahr 1926 Steuer­marken verwendet worden sind, sind verpflichtet, ihre Steu­erkarlen für 1926 mit den mit Marken beklebten Einlage­dogen bis zum 31. Januar 1927 bei dem Finanzamt ab­zuliefern, in.dessen Bezirk sie am 31. Dezember 1926 ge­wohnt haben.

Die Grippe im Lande. Nach dem Wochenbericht der Stuttgarter Orlskranken kaffe betrug der Krankenstand am 8. Januar 7585 gleich 4.81 Prozent der Versicherten und am 15. Januar 9837 gleich 6.19 Prozent. Die Summe der ausbezahlten Barleistungen stellte sich auf 176 932 Mark. In Hall ist nach Mitteilung der Ortskrankenkasse der Kran­kenstand infolge der zahlreichen Erippeerkrankungen seit Monatsanfang von 180 auf 300 gestiegen. In Ulm leidet der Betrieb der Straßenbahn darunter, daß ein größerer Teil des Personals an Grippe erkrankt ist. Im Bezirk Friedrichshafen melden die Krankenkassen einen Kranken­stand bis zu 8 Prozent gegenüber 3,5 Prozent der normalen Ziffer. In Gaildorf sind in den einzelnen Schulklassen 30 bis 46 Prozent der Schüler erkrankt. Auch in Schwen­ningen fehlen in den Schulen 30 bis 40 Prozent der Kin­der. In Ludwigsburg ist der Krankenstand der allge­meinen Ortskrankenkaffe seit dem 6. Januar von 1113 bis 1741 gestiegen.

Barabfindung für Reichsnotopfer. Auf die Bekannt­machung über Gewährung von Varabfindungen an bedürf­tige Personen, die ihr Reichsnotopfer in Kriegsanleihe ent­richtet und hierfür eine Erstattung in Kriegsanleihe oder Anleiheablösungsschuld nicht oder nur zu einem Teil er­halten haben, wird hingewiesen. Solche bedürftige, d. h. erwerbsunfähige oder am 31. Dezember 1926 mindestens 60 Jahre alte Personen, deren Vermögen nach der letzten Veranlagung nicht mehr als 10 000 Reichsmark und deren Einkommen nicht mehr als 3000 Reichsmark betrug, werden zur Stellung eines Antrages aufgesordert, der spätestens dis zum 31. März 1927 bei dem zuständigen Finanzamt ein­zureichen ist,- Antragsvordrucke sind beim Finanzamt er­hältlich.

Schwäbische Bilderbühne. Ein Film über Indien darf zweifellos des Interesses weitester Kreise sicher sein, um so mehr, als bis heute noch keine zusammenhängende Darstel­lung dieses reichen und eigenartigen Landes gegeben wor­den ist. Die Schwäbische Bilderbühne bringt nun zum er­stenmal in ihrem großen KulturfilmIndien, das Land der Wunder" eine sehr umfassende Darstellung über dieses Land, die wir dem amerikanischen Forscher Lowell Thomas verdanken. Alle Teile Indiens ziehen in ungemein ein­drucksvollen Bildern an dem Zuschauer vorüber: die wo- genumbrandete Südspitze Indiens, die Eingeborenen­staaten der Radschputen, das verschlossene Afghanistan

werden besucht, ebenso das märchenhaft schöne Kashmir, das goldene Delhi, mit seinen glänzenden Zeugnissen mo­hammedanischer Kunst; das hochheilige Benares und die vom mordernen Arbeitsbrausen erfüllten Millionenstädte Kalkutta und Bombay zeigen ihre Eigenart und ihren Zauber. In ergreifenden Bildern tritt uns die Ursprüng­lichkeit und die oft seltsam weltabgewandte Religiosität des indischen Volkes entgegen, das neben der lauten europä­ischen Kultur sein im Laufe der Jahrtausende festgefügtes Leben oft völlig unberührt von der modernen Zeit weiter­lebt. Unstreitig ein sehenswerter Film, der in dem Be­schauer ein fesselndes Bild des indischen Volkes und der in­dischen Landschaft erzeugt. Die Vorführung erfolgt nur einmal am Donnerstag, dem 25. d. M., abends 8 Uhr, im Grünen Baum" hier.

Vom Mufikverband des Reckar-Schwarzwaldgaues. In Ergenzingen fand am Sonntag im Gasthaus zur Sonne die diesjährige Generalversammlung des Musikverbandes des Neckar-Schwarzwaldgaues unter Lei­tung des ersten Eauvorsitzenden Kaufmann Wilhelm Frey, Altensteig, statt. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bil­dete die Vergebung des ersten Eaumusikfestes des Verban­des. Beworben hierfür hatten sich der Musikverein Horb und die Stadtkapelle Altensteig. Nach sehr lebhafter De­batte ergab die Abstimmung 14 Stimmen für Altensteig und 9 Stimmen für Horb. Alten steig wurde somit als Ort für die Abhaltung des ersten Gaumusikfestes bestimmt. Gleichzeitig will die hiesige Stadtkapelle die Feier ihres 150jährigen Bestehens mitverbinden. Dem Musikverein Horb wurde das nächst­jährige Taufest in Aussicht gestellt.

Ebhause«, 24. Jan. (Versammlung.) Gestern tagte hier der Bezirksobstbauverein und die Freie Schreinerinnung Nagold. Die Generalversammlung des Be­zirksobstbauvereins im Waldhornsaal war außerordentlich gut besucht. In seiner Einleitung betonte der Vorstand, Oberamtsbaumwart Walz, Altensteig, die Wichtigkeit des Obstbaus. Es folgte die Bekanntgabe des Geschäftsberichts durch denselben und diejenige des Kassen­berichts durch den Kassier, Schultheiß Mutz von hier. An­schließend sprach Obstbauinspektor Sch aal über den Obst­bau. Den Schluß bildete eine Verlosung von Obstbäumen und Obstbaugeräten. Die Versammlung verlief sehr anre­gend. In derSonne" tagte dieFreineSchreiner- innung, deren Mitglieder Vorstand Gabel begrüßte, Schriftführer Kaupp, Nagold, den Jahresbericht, und Kas­sier Döttling, Nagold, den Kassenbericht erstattete; die Kasse weist einen Bestand von 1032 Mark auf. Aus dem Jahresbericht ging der reiche Anfall von Arbeit für den Obermeister im Laufe des verflossenen Jahres hervor. Be­schlossen wurde, in diesem Jahr anläßlich des 10jährigen Bestehens der Innung, ein Stiftungsfest zu feiern. Es wurde dann zu den Vorschlagslisten zur Handwerkskam­merwahl Stellung genommen, der Jnnungsbeitrag auf 5 Mark und der Verbandsbeitrag auf 10 Mk. festgesetzt. Erinnert wurde an die zeitige Anmeldung von Lehrlingen bei der Handwerkskammer und darauf, daß die Eewerbe- bank Nagold bereit ist, über unbekannte Firmen Auskunft einzuholen, damit die Mitglieder vor Schaden bewahrt bleiben. Die Innung bestellt auch wieder auf Grund eines günstigen Angebots Leim für ihre Mitglieder. Nach einer lebhaft geführten Preisdebatte konnte Vorstand Gabel die Versammlungs chließen.

Nagold, 24. Jan. (Vom Rathaus.) Der Latein- und Realschule ist nunmehr durch Erlaß der Min.-Abt. f. d. höheren Schulen vom 14. d. M. das Recht der eigenen Abhaltung der Schlußprüfung (mittlere Reife) vom

Du b i ft rn ; r !

Roman von H. v. Erlin

Copyright by Ereiner L Comp., Berlin W 30

39. Fortsetzung.

(Nachdruck verboten >

"ca uoemuuien. seitlich ge,chm des Kasnwgebauoes hinaus in oen -nstoß, Garten geschritten, und da. dem breiten Mtttelganqe ^ ^ hbr.die Paare promenierten, siav ^ ^brtenwege, vom hohen Gebüsch und schaute durch das ihr gegenüberlie- Fenste. m den großen Saal hinein, schaute hin zr ^.^bULruppe, die den von purpurfarbenem Bald überdeckten Haupteingang umgab.

Pölich hatte per goldig schimmernde Kops

22ilos /En Hände preßten sich ineina

atemlos hatten die Lumen iich geöffnet Sre waren gekommen!

Seite an Seite traten sie langsam in den Saal herein Madeleine und Hartmut Bravanb.

Sie kamen allein. Es lvar, als wenn man :m sie her Spalier bildete. Eine Bewegung schien durch die Reihen der Basarbesucher zu gehen, von allen Seiten reckten üch Köpfe dem Paare entgegen, dem lange schon die Neu­gier vorausgeeilt war.

Madeleines Hand lag auf ihres Gatten Arm. und mit strahlendem Lächeln blickte sie zu ihm au, Er neigte sich mit ritterlicher Liebenswürdigkeit ihr leicht zu Dre allgemeine Aufmerksamkeit, me sie umgab, kümmerte ne nicht. Eins empfand nur das andere, eins war wm an­deren ganz erfüllt - zwei Glückliche so ,ah Angeuka die beiden, und ihr Blick wandte sich ab!

Nicht mehr sie sehen, diese Glücklichen, nicht m hr ihnen begegnen nichi ihm begegnen, nrcht rus .Höherer Nähe noch das Glück aus seinen Augen leuchten ,?h.-nl Zur Bank hinüber war sie geschritten. o,e ganz an Ge­büsch versteckt stand Das mar der rechte Plag ,ür ne, die Unglückliche, ein,am. gerkoi-oe», »->« keinem g.,ucht von keinem vermust.

Im Saale drinnen hatten Hartmut und Madeleine sich in das Sesigewühl gemischt, und immer vernehmbarer waro um sie her ern Summen und Raunen, ein Flüstern, wie ein schwingender Hauch, draus leise Worte hervor­tönten

Schön wie schön."

Ir. Hartmuts Ohr hinein wehte das Wort, halb achtlos ließ er es ool-überklmgen. Sein Blick aber glitt über Madeleine hin, und da erst fühlte auch er plötzlich, was all die anderen empsanden, sah, was alle sahen den u> b schreiblichen, fast blendenden Reiz der Erschei­nung Mad iues

T>e bugiiinc schlanke Gestalt war knapp umschlossen von einem leichten Rock aus resedenfarbener Seide, der Ueberwur! aus einer wunderbaren, alten, halbverblichenen Stickerei kostbare Spitzen füllten in reicher Menge den B>ustansick nitl und die weiten Aermel. Es war ein Bild, w küniil.li,ch. jo vollendet traumhaft, so voll bestricktem Liebreiz, oatz von diesem Zauber verfeinerter Eleganz über Hartmut ein Gefühl kam, das er zuvor noch nie empfunden hatte Stolz, geschmeichelte Eitelkeit des Mannes, daß diese Frau, der all die staunende Bewun­derung galt, die seine war.

Madeteine schien zu fühlen, was in ihm oorging. Ein heimlicher Jubel klang in ehr auf. Leuchtete aus ihren Augen und zündete auch in ihm eine heißere Jlarnme an.

So wandelten sie Arm in Arm durch die Menge, aus der ,ei-t der und ,ener an sie herantrat, sie zu begrüßen. Meist waren es Bekannte Madeleines, bei denen sie ! Teil Besuch gemacht hatten, zuweilen auch einer der klei- neren Gutsbesitzer des Kreises, mit denen Harlmut früher in oberflächlichem Verkehr gestanden. Ueberall dem In- hali nach die gleichen Fragen, Formeln und auf alle die gleichen Verbeugungen und Antworten das gleiche unerschütterliche Lächeln. Und bet allen die gleiche heun- liche Unfreiheit, das Beobachtende, Umlauernde, das ängst- konnt ^rm^de" von allem, was an Vergangenes anklinge«

Madeleine hatte begonnen an den Buden allerlei Ein­käufe zu machen. Zuerst hatte Hartmut dabet an ihrer Sette gestanden, dann hatte er gebeten:

<Entlasse mich, bis du diese Wohltätigkeitspflichten er­ledigt oasr."

Frühjahr 1927 ab probeweise und auf. Widerruf verliehen worden. Die Schüler der 6. Klasse machen nunmehr ihre Prü­fungen am Platze und muffen nicht mehr auswärts. Der Vorsitzende des Eemeinderats, der mit einigen weiteren Ver­tretern des Verkehrsausschusses der Nagoldbahn eine Audienz bei der Reichsbahndirektion über die Verhältnisse der Nagoldbahn und insbesondere über den neuen Fahrplan hatte, berichtet über das Ergebnis derselben. Der Sommcrfahr- plan des Vorjahres wurde mit seinem Eil- und Schnellzugspaar wieder in Aussicht gestellt. Das württ. Landesamt für die Arbeitsvermittlung hat es abgelehnt, zur Verbesserung des mittleren Eisbergwegs eine verstärkte Förderung durch ein Notstandsdarlehen zu gewähren, weil für das Rech­nungsjahr 1926 die Mittel außerordentlich beschränkt seien und die Grundförderung genügen dürfte. Die Neunumme­rierung sämtlicher Gebäude der Stadt erfolgt im nächsten Monat auf Kosten der Stadtpflege und ohne Er­satz durch die Eebäudebesitzer. Die Lieferung von 166 emaillier­ten Stratzentafeln und 767 Stück emaillierten Hausnummern wird unter 11 Angeboten der Fa. Berg u. Schmid hier für zu­sammen 884,50 -4t übertragen. Das höchste Angebot verlangte 1373 -4t. Die Fa. Berg u. Schmid hat die übliche 15jährige Garantie zu leisten. Zur Straßenneubewalzung sind 1229 Kubikmeter Hartsteingeschläg, Basalt, Hornblende und Porphyr erforderlich mit einem Aufwand von 21150 -4t und 2500 Kubikmeter Kalksteine aus den städt. Steinbrüchen mit einem Aufwand einschl. Transport von 16 000 -4t und für Be- walzungsarbeit sind zwei Walzen zusammen 50 Tage nötig, die 12 750 -4t kosten. Für Teerungen einschl. Teergrus sind 15 000 -4t vorgesehen, sodaß die Instandsetzung der Straßen auf 64 900 -4t kommt. Die Hartsteinlieferung wird an die bekann­ten Schotterwerke vergeben, die Walzen stellt wieder I. Seitz, Cannstatt, die Beifuhr von 600 Kubikmeter Kalkstein auf die Jselshäuserstraße aus dem Ziegelbergsteinbruch wird dem Fuhrmann Sindlinger zum Preis 2,80 -4t pro Kubikmeter über­tragen. Die Zahl der Schülerinnen an der Frauenar­beitsschule hat sich im letzten Trimester des Jahrgangs 1926-27 erheblich gesteigert, sodaß die vorübergehende Anstel­lung einer Hilfskraft notwendig ist. Auf Vorschlag der Schul­leitung wird Frl. Mina Lenz, die schon früher wiederholt aus­hilfsweise tätig war, mit einem fortlaufenden Taggeld von 5 -4t angestellt. Der Aufwand kann aus dem Mehrertrag an Schul­geldern bestritten werden. Die bisher gültige Besol- dungsordnung für Körperschaftsbeamte ist durch Verord­nung vom 29. Oktober 1926 in einigen Punkten abgeändert wor­den. Der Farrenwcirter kommt wegen der Gefährlichkeit des Be­rufs von Gruppe 1 in Gruppe 2. Nicht polizeischulmätzig vorge­bildete Schutzmänner in Gemeinden mit mehr als 3000 Einwoh­nern erlangen im Falle der Bewährung nach Zurücklegung von

4 Dienstjahren die Eigenschaft als Gemeindepolizeiwachtmeister der Gruppe 4. Da die Waldschützen den Schutzleuten gleichge­stellt sind, rücken auch sie unter den gleichen Bedingungen als Gemeindeforstwarte in die Gruppe 4 ein. Weiter find Ge­meindepolizeiwachtmeister mit polizeischulmätziger Vorbildung im Falle ihrer Bewährung für ihre Person mit der Amtsbe­zeichnungOderwachtmeister^ in die Gruppe 5 vorzurücken, wenn sie in Gruppe 4 ein Stellendienstalter von 10 Jahren zu- rückgelegt haben. Die Vorrückung wird gesetzlicher Vorschrift entsprechend ab 1. April 1926 genehmigt und zwar bei Schutz­mann Raisch und Schlecht in Gruppe 4 und mit dem Titel Ge- meindevolizeiwachtmeister, bei Wachtmeister Ziegler in Gruppe

5 und dem Titel Eemeindeoberwachtmeister. Die Waldschützen Häußler, Kachele I. und II in Gruppe 4 und je mit dem Titel Eemeindeforstwart. Farrenwärter Sindlinger in Gruppe 2 utto Feldschütz Breyer, der in den letzten Jahren die Baumwarts­prüfung mit Erfolg bestanden hat, als Feldschütz und Gemeinde- baumwart in Gruppe 3, Der Mehraufwand beträgt rund 1000 -4l im Jahr. Frage der Aufhebung der Woh­nungszwangswirtschaft. Nach der Verordnung des Innenministeriums zum Vollzug des Wohnungsmangelgesetzes vom 28. Dezember 1926 ist die Grundlage zu einem weiteren Ab­bau des Wohnungsmangelrechts geschaffen worden, insbesondere sind in die Vormerkungsliste seit 1. Januar 1927 nur noch Woh­nungssuchende mit völlig ungenügenden Wohnungsverhältniffen aufzunehmen. Die Oberämter können künftig auch in Gemein­den mit mehr als 4000 Einwohnern bis zu 10 000 Einwohnern die Wohnungszwangswirtschaft aufheben. Das Oberamt ver­langt Bericht darüber, ob die derzeitigen WoyNMgsverhältnisse in Nagold die Aufhebung der Wohnungszwangs Wirtschaft als geboten erscheinen lasten. Nach der auf den neuesten Stünd be­richtigten Vormerkungsliste sind 16 Wohnungssuchende als dringlich ausgenommen. Dazu kommen 11 Familien, die in Notwohnungen, in Baracken und Sckmlaebäuden rmternebracht

Lächelnd nickte Maoeletne ihm zu und gab >ernea Arm frei. Wußte sie doch, was wieder einmal an sie ge­rührt hatte, wie er sich schämte, mit fernes Weibes Geld Mildtätlgkei zu üben.

Ein stummer Seufzer hob ihre Brust. In ihr helleS! Glück hinein fiel wieder dieser Lchatten! Wann endlrch würde jie jo zu ihm stehen, daß er sich völlig eins fühlte mit ihr, daß es zwischen ihnen nichts von Mein und Dei« mehr gab nur noch ein unser ?

Altern schritt Hartmut durch die Säle. Der flüchtige Rausch, gesteigert noch durch die allgemeine c-Ksssttm- i mung, war vorüber. Ern Fremder tm lauten lachende«

' Gewühl so ging er durch die Menge, und seine Blicke

> suchten die eine, nach der er verstohlen gespäht hattch

' vom ersten Augenblick an, da er an Madeletnes Seite hrer : eingetreten war. Doch noch hatte er Angelika nicht ge-

l sehen. Sie schien nicht unter den Fröhlichen zu sein. Er

^ würde ihr hier nicht begegnen, wie er es gefürchtet, wir ! er es gehofft hatte.

! , Hatte denn eine Hoffnung in ihm gelebt, eine heikw-

! lich sehnsüchtige Erwartung, die ihn in den Garten go»

! trieben?

! Schon wollte er wieder in den Saal zurück, da tauchte

> es wieder auf, das schmeichelnd lockendekein Meiden> j ein Begegnen."

! Langsam war er hinaus in den Garten getreten^ ging zunächst den breiten Mittelweg hinauf und bog auf dem schmalen Pfad zur Seite ein.

Und Plötzlich sah er sie. Halb verborgen im buschigen Grün, fern der lauten Menge, still verloren in all der lärmende Luft so sah er Angelika wieder.

Durch wenige Schritte nur von ihr getrennt, blieb er stehen und blickte hin zu ihr, die dafaß, still geneigten Hauptes. Vom Saal her klang fröhlich die Musik. Fan­den der Dasetnsfreude, für sie hatten sie kernen Klang.

Die Stunde war wieder aufgelebt in Harlmut, da er an seines Bruders frischem Grabe Angelika ein Lebewohl gesagt ein Lebewohl für lange, lange Zeit, wenn nicht auf ewig, wie er damals gewähnt hatte, und nun nach einem Jahre schon fanden sie sich wieder und wie der Ort sich gewandelt, so hatte sich auch sein Lebe« ge­wendet.

(Fortsetzung folgt.)