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Nr. 274. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 89. Jahrgang.

«rfcheinungSweise: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Am OderamtS- -iziek Salw für dt« einspaltige Uorgiszeile 10 Psg-, außerhalb demelven 12 Psg-, k«llam«n LS Psg. Schluß für Jnferatannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 0.

Montag, den 23. Noveinber 1814.

Bezugspreis: In der Etadt mit Triigerlohn Mk. I.2S viertelfährltch, Post- bezugspreiS für den Ort«- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im FernoeHchr Mk. 1.80. Bestellgeld in Württemberg 30 Psg., in Bayern und Reich lpM.

Amtlich» vekENntmachrengc«.

K. Oberamt Calw.

Auf die imStaatsanzeiger" Nr. 277 erschienene Be­kanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 16. ds. Mts.,

betreffend die Abhaltung eines Molkerei- Kurses in Gerabronn,

»erden die Interessenten hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Orlsvor- stehern eingesehen werden.

Den 21. November 1914.

Regierungsrat Binder.

Bekanntmachung.

Das Aufkäufen von Gold zu Spekulationszwecken oder zur Ausfuhr nach dem Ausland wird hiemit verboten.

Zuwiderhandlungen werden gemäß dem Königlich Preuß. Gesetz über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 in Verbindung mit Art. 68 der Reichs Verfassung mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestrast, soweit die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen.

Stuttgart, den 19. Nov. 1914.

Stellvertretendes Generalkommando des Xlll. Armeekorps v. Marchtaler.

Bekanntmachung.

Alle Bersteigerungen von Häuten und Fellen find bis auf weiteres verboten.

Zuwiderhandlungen werden gemäß dem Königlich Preuß. Gesetz über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 in Verbindung mit Art. 68 der Reichsverfaflung mit Gefängnis dis zu einem Jahr bestraft.

Stuttgart, den 19. November l9l4.

Stellvertretendes Generalkommando des XIII. Armeekorps v. Marchtaler.

Vorstehende Derbote werden zur Nachachlung hiemit veröffentlicht.

Calw, den 21. November I9l4.

K. Oberamt: Binder.

Eio Sieg in Pole« bevorstehend. Ein Fliegerangriff ans die Lasts-Werst

Friedrilhshasen. Englands Angst Mst.

Bor einem Siege in Polen.

»In Polen wird noch um den Sieg gekämpft", schreibt unsere oberste Heeresleitung, nachdem sie schon «rn Samstag über eine günstige Entwicklung der Operationen im Osten hatte berichten können. Dazu meldet das österreichische Hauptquartier, datz die An­griffe der Verbündeten in Polen vorwärts gehen.

Nach menschlichem Ermessen stehen wir also vor einem Sieg in Russisch-Polen, dessen Umfang wohl noch nicht vorauszusagen ist, der sich aber allen An­zeichen nach würdig an unsere bedeutendsten Erfolge im Osten reihen dürfte.

Schneller als man ahnen konnte, beginnt der Sieg des Generals Mackensen wie man jetzt er­fährt, hat dieser die Kämpfe auf der Linie Plock- Kutno geleitet seine Früchte zu zeitigen. Mit rücksichtsloser Energie wurde die Ausnützung des Er­folgs vollzogen, zugleich aber war damit den ver­bündeten deutschen und österreichischen Armeen die Gelegenheit zum Vorstotz in der Gegend von Lodz und Czenstochau gegeben. Die vor Warschau stehende russische Armee hat also einem konzentrischen Angriff zu begegnen, der ihre beiden Flanken bedroht. Den Meldungen zufolge ist ihre Hauptstellung zum min­desten stark erschüttert. Gelingt es den russischen Heerführern nun nicht, die Armee noch in letzter Stunde durch einen unter allen Umständen aber ver­lustreichen Rückzug von den Angreifern abzulösen, so kann aus der wahrscheinlich schon jetzt entschiedenen Niederlage eine Katastrophe für die Russen werden, die sie trotz ihres beinahe unerschöpflichen Menschen­materials nicht so bald überwinden dürften.

Militärisch würde eine vollständige Niederlage der Russen die direkte Bedrohung Warschaus durch die Verbündeten bedeuten, und auf der andern Seite die Räumung Galiziens zur unmittelbaren Folge haben, da für die dortigen russischen Heeresteile dann die Gefahr bestände, datz sie von den Oesterreichern im Rücken gesatzt werden.

Auf jeden Fall aber wird der bevorstehende Er­folg die russische Stotzkraft wieder auf eine geraume Zeit lahmlegen, und wir können zu unseren Heeres­leitungen im Osten nach den bisherigen, über alles Erwarten überraschenden Leistungen das Vertrauen haben, datz sie diesen Zeitgewinn ausnützen werden, um gegen den russischen Koloß den letzten Schlag zu führen.

Der materielle Gewinn wird aber gerade im jetzigen Augenblick auch moralische und politische Folgen zeitigen. Sehnsüchtig haben Franzosen und Engländer darauf gewartet, datz sie ihr Bundesge­nosse endlich einmal von dem ungeheuren Druck ent­lasten möchte, dem sie nur mit den größten Anstreng­

ungen Stand zu halten vermögen. Die moralische Depression kann angesichts der erneuten Niederlage der Russen nicht ausbleiben. Andererseits kann dieses wiederholte Zeichen der militärischen Schwäche Ruß­lands diejenigen noch neutralen Staaten zu einer tätigen Stellungnahme gegen unsere Feinde veran­laßen, die bisher nur aus Furcht sich noch zurückge- halten hatten.

Man braucht sich nicht viel aufs Prophezeien verstehen, wenn man annimmt, datz Bulgarien jetzt, wohl nicht mehr lange zögern wird, Mazedonien zu besetzen und in Zentralasien (Persien, Afghanistan) wartet man schon lange auf eine günstige Gelegen­heit, den russischen Druck abzuschütteln.

Diese Erwägungen möchten wir jedoch nicht als ausschlaggebendes Moment für die Bedeutung des Erfolges im Osten betrachtet wissen. Der besondere Wert für uns liegt darin, daß aufs neue der Beweis geliefert wurde, datz die verbündeten Zentralmächte die Kraft besitzen, den numerisch überlegenen Feind zu schlagen, und datz wir deshalb auch auf Grund un­serer militärischen und moralischen Ueberlegenheit die beste Hoffnung auf einen guten Enderfolg hegen

dürfen. O. 8.

*

Der deutsche Bericht vom 21. und 22.

Die Operationen im Osten entwickeln sich weiter. Aus Ostpreußen ist nichts zu melden. Die Verfolgung des über Mlava und bei Plozk zurückgeschlagenen Feindes wurde fortgesetzt. Bei Lodz machten unsere Angriffe Fortschritte. In der Gegend von Czenstochau kämpfen unsere Truppen Schulter an Schulter mit unseren Verbündeten und gewinnen Boden.

In Polen wird noch um den Sieg gekämpft. Das Ringen südlich Plozk, rn der Gegend von Lodz und bei Czenstochau dauert fort. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Tagesbericht.

(W.T.V.) Wien, 22. Nov. (Nicht amtl.) Amt­lich wird verlautbart vom 21 .Nov., mittags: Der Angriff der Verbündeten auf die russischen Haupt­kräfte in Russisch-Polen geht auf der ganzen Front vorwärts. In den Kämpfen nordöstlich Czenstochau ergaben sich zwei feindliche Bataillone. Der Stell­vertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Generalmajor.

15000 Russen gefangen.

(W.T.V.) Wien, 22. Nov. Amtlich wird vom 22. mittags gemeldet: Die Verbündeten setzten ihren Angriff in Russisch-Polen energisch und erfolgreich fort. Unser südlicher Schlachtflügel erreicht den

Szreniwaabschnitt. Vereinzelte Gegenstöße des Fein­des wurden abgewiesen. Bisher machten die K. und K. Truppen über 15VVV Gefangene. Die Entschei­dung ist noch nicht gefallen. Auch westlich des Duna- jec und in den Karpathen sind größere Kämpfe im Gange. Der Stellvertreter des Chefs des General­stabs: von Höfer, Generalmajor.

Mißerfolge der Rüsten gegen Oesterreich.

Budapest, 21. Nov. Alle Versuche, russische Ab­teilungen von Galizien aus gegen die ungarische Kar­pathengrenze vorzuschieben, wurden von unseren Truppen glänzend zuriickgewiesen. Die Rußen waren gezwungen, den Rückzug anzutreten.

Budapest, 21. Nov. Die Bukowina ist vollstän­dig von den Russen gesäubert. Nur in der Gegend von Mehalla und Voja stehen einige Kilometer von der Grenze etwa 2000 Russen. Fast täglich versuchen kleine Detachements gegen den Pruth vorzurücken. Sie werden jedoch von unseren Vorposten vertrieben. Am 18. und 19. versuchte eine russische Abteilung über Wiznitz von Nordwester: her in die Nähe von Czer- nowitz zu gelangen, wurde jedoch an beiden Tagen unter großen Verlusten zurückgeworfen, worauf sich die Russen zur Armee nach Galizien schlugen. Czer- nowitz selbst ist in keiner Weise bedroht und ruhig.

Zur Lage im Westen.

(W.T.V.) Großes Hauptquartier. 21. Nov., vor­mittags. (Amtlich.) Mitteilung der obersten Heeres­leitung. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz ist die Lage im wesentlichen unverändert geblieben. Fast vor der ganzen Front zeigte der Feind eine lebhafte artilleristische Tätigkeit.

(W.T.V.) Großes Hauptquartier. 22. Nov., vor­mittags. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz ist die Lage unverändert.

Der englische Widerstand am Kanal vor dem Zusammenbruch.

London, 22. Nov. DieTimes" veröffentlicht Briefe von englischen Offizieren, die an der Front stehen. Ein Artillerieoffizier schreibt: Von der See kommen schwere Stürme und eisiger Regen. Die Straßen sind unpassierbar. Automobilfahrten stellen große Abenteuer dar. Es ist das reinste Wunder, wie die Motorradfahrer noch ihre Aufgabe erfüllen können. Der Briesschreiber tadelt die Schweigsamkeit der amtlichen Stellen in London und sagt, es müsse den Behörden zu Hause doch einleuchten, datz sie im Publikum mehr Nachrichten geben müssen, damit