die unter den gegenwärtigen Umständen in Deutschland und Oesterreich eingeführt werden können, dort sicher und ausschließlich zu militärischen Zwecken verwendet würden. Die britische Regierung hielt es deshalb für gut, diese Artikel der Liste als unbedingte Konterbande geltenden Gegenstände hinzuzufügen. Alle möglichen Maßnahmen würden ergriffen, um ,zu verhindern, daß wirklich für neutrale Länder bestimmte Oele, Essenzen und Kupfer getroffen würden.
Die Deutschen in England.
Mac Kenn« erklärte im Unterhaus, es seien in England 14500 Untertanen feindlicher Staaten interniert ohne Einbeziehung der Kriegsgefangenen und auf den Schiffen Festgevommenen. Wenn man diese Ziffer mit der Anzahl der polizeilich angemeldeten Deutschen und Oesterreicher vergleiche, gelange man zu dem Ergebnis, daß sich noch 29000 auf freiem Fuß befinden.
Die Bemerkung verfolgt doch nur den Zweck, weitere Internierungen vorzunehmen.
Die englische Arbeiterpartei für die Regierung
(W.T.B.) London» 13. Nov. (Nicht amtlich.) Das Unterhaus hat die Adresse auf die Thronrede angenommen. Der neue Führer der Arbeiterpartei Hinderson wies dabei auf die Einigkeit aller Gesellschaftsklassen hin und sagte, seine Partei werde alles tun, um die Einigkeit bis zum Ende der großen gegenwärtigen Prüfung aufrecht zu erhalten. Die gesamte Arbeiterpartei sei mit der Regierung einig und trotz des früheren Gegensatzes bliebe jetzt keine andere Wahl für die Nation, als den Krieg entschlossen bis zu einem befriedigenden Ausgang fortzusetzen. Die Dauer des künftigen Friedens hänge von der Vollständigkeit des Friedens ab. Die Arbeiterpartei werde fortfahren, die Regierung überall zu unterstützen in Erwartung, daß diese die übernommenen Aufgaben bis zu dem von allen gewünschten Ergebnis aüsführen werde.
Vermischte Nachrichten.
Ein Landesverräter.
(W.T.B.) Neubreisach. 18. Nov. (Nicht amtl.) Das Kriegsgericht hat den Wirt Trommelschläger aus Sennheim wegen vollendeten Kriegsverrats zu 12 Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Trommelschläger hatte s. Z. einer deutschen Patrouille auf Befragen geantwortet, er wisse nichts vom Feind, obwohl keine 500 Meter von seinem Hause ein französischer Schützengraben war. Die deutsche Patrouille wurde vom Schützengraben aus beschossen und verlor 1 Toten und 12 Verwundete.
Die Engländer in Oesterreich.
(W.T.B.) Wien. 19 Nov. (Nicht mtlich.) Das K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureau teilt mit: Mit Rücksicht auf die traurige Lage, in der sich unsere Staatsangehörigen namentlich in England befinden sollen, würden in der letzten Zeit die Maßnahmen bei uirs, besonders gegen die Engländer verschärft, indem außer weiteren Internierungen auch verfügt wurde, daß englische Staatsangehörige ohne Unterschied des Alters und Geschlechts in der Zeit von 8 Uhr abends bis 6 Uhr früh die Wohnung nicht verlassen, öffentliche Lokale aber überhaupt nicht besuchen dürfen. Diese Verschärfungen bleiben solange aufrecht, als nicht die Gewißheit besteht, daß auch unseren Staatsangehörigen in England eine andere Behandlung zuteil wird. Die internierten Ausländer werden bei uns überall gut behandelt, da hier nicht der Ehrgeiz besteht, barbarische Sitten nachzuahmen.
Der englische Kronprinz beim Heere.
London, 17. Nov. (Nicht amtlich.) Das Reu- tersche Bureau meldet, daß der Prinz von Wales nach der Front zur Expeditionsarmee sich begeben hat. Wie verlautet, ist der Prinz dem Stabe des Generals French zugeteilt worden.
Amsterdam, 19 Nov. „Nieuwe van den Dag" meldet aus London vom 18. Nov : Amtlich wird mitgeteilt, daß der Prinz von Wales zum Adjutanten von Sir John French ernannt worden ist.
Die englische Kriegsanleihe.
London, 17. Nov. (Nicht amtlich.) „Daily News" erfahren: Die Regierung beabsichtige, eine Kriegsanleihe in Höhe von 5VV Millionen Pfund Sterling herauszubrtngen, die in gleichen Teilen emittiert werden soll. (Das wären also 1V Milliarden Mark.)
Die englischen Gemütsmenschen.
London, 19. Nov. Die Morning Post veröffentlicht mehrere Zuschriften, die sich darüber entrüsten, daß Hunderttausende zu Fußballspielen gehen,
während so viele Engländer für ihr Vaterland sterben. Einer der Schreiber erwähnt folgende Klage der kanadischen Soldaten im Lager von Salisbury-Plain: 300000 Engländer wohnten am Sonnabend den Fußballkämpfen bet und wir haben Weib und Kind in Toronto zurückgeloffen, um herüberzukommen und ihnen zu helfen.
Vielleicht sehen die M tkämpfer der Kolonien bald ein, wie weit der Patriotismus des eigenen Mutterlandes geht. Was wird man in Australien und Kanada dazu sagen?
Die englische Marineverlustliste.
Berlin, 19. Nov. Die „Vossische Zeitung" übernimmt eine Meldung der „Frankfurter Zeitung", die besagt: Im Unterhause teilte Marineminister Churchill die Verluste der englischen Marine bis zum 17. November mit. Sie beliefen sich an Offizieren auf 222 Tote, 36 Verwundete und 5 vermißte; an Matrosen auf 3455 Tote, 428 Verwundete und einen Vermißten Nicht mitgerechnet sind dabei tausend Vermißte der Flottendivision von Antwerpen, 875 Mann auf der „Eood Hope" und eine in Holland internierte Flottendivision.
Australische Hilfslruppen.
London, 17. Nov. (Nicht amtlick.) Das Reuter- sche Bureau meldet unter dem 16. November aus Melbourne: Der Verteidigungsminister teilte mit, daß ein zweites Bataillon Infanterie für den Auslandsdienst gebildet werden soll.
Emden.
Schiff ohne Hafen, Schiff ohne Ruh',
Fliegende, fliegende Emden du!
Deuischer Lorbeer um Malt und Bug,
Hinter dir her der englische.Fluch,
Schiff um Schiff in den Grund hinein
Und das Meer und das Meer und das Meer war dein.
Schiff ohne Hafen, Schiff ohne Ruh',s
Herrliche, herrliche Emden du!
Wärst nun gciraffen von feindlicher Hand?
Wärst nun vergangen im lodernden Brand?
Wärst nun versunken im weiten Meer?
Wärst nun gestorben? . . . Nein, nimmermehr!
Schiff ohne Hafen, Schiff ohne Ruh',
Unvergeßliche Emden du!
Kannst ja nicht herben. — Es huscht daher Ewig dein Schatten über da- Meer.
Ewig dem Feinde zu Fluch und Leid,
Ewig in deutscher Unsterblichkeit.
Maria Weinand, Essen-Ruhr. (Kölnische Zeitung.)
Sven Hedin und Frankreich.
(W.T.B.) Stockholm, 18. Nov. (Nicht amtlich.) Aus Anlaß der Angriffe, die der Präsident der Geographischen Gesellschaft in Paris, de Vilers, in der inländischen und ausländischen Presse gegen Sven Hedin gerichtet hat, veröffentlicht Hedin einen offenen Brief an Vilers, in dem er dessen Behauptung über sein Anrecht auf seine französischen Ordensdekorationen entgegentritt, und sagt, er würde, wenn Vilers Auffassung von der französischen Regierung und der öffentlichen Meinung Frankreichs geteilt werde, es für seine Pflicht ansehen, ohne jemand verletzen zu wollen, sein Kommandeurkreuz der Ehrenlegion der französischen Regierung zur Verfügung zu stellen. Hedin tritt ferner der Behauptung entgegen, daß er in Deutschland unter der Protektion des Kaisers eine kräftige Agitation betrieben habe, um Frankreich anzuschwärzen. Er habe im Gegenteil die wärmste und aufrichtigste Sympathie für Frankreich ausgesprochen und nur die Politik bedauert, die Frankreich in den Wirbel und das Unglück getrieben habe, das jetzt seine nordwestlichen Provinzen heimsucht. Er mache jedoch kein Hehl daraus, daß er, trotzdem sein Vaterland vollkommen neutral sei, mit Leib und Seele auf Deutschlands Seite stehe.
Die französischen Sozialisten und der Krieg.
Paris, 17. Nov. Die Gruppe der Geeinigten Sozialisten drückte nach einem Vortrag der Minister Sembat und Guesde über die innere und die äußere Politik erneut ihr einstimmiges ihnen bereits früher zum Ausdruck gebrachtes Vertrauen aus.
Die Rückkehr «ach Paris.
Bordeaux, 18. Nov. Die Regierung hat über den Zeitpunkt der Einberufung der Kammern nock keinen Beschluß gefaßt, es gilt aber für sicher, daß die Kammern zwischen dem 15. und 20 Dezember zusammentreten werden. Es ist auch noch nicht bestimmt und hängt von der militärischen Lage ab, wenn die Regierung nach Paris zurückkehren wird.
- Der untröstliche „Temps-.
(W.T.B.) Paris. 16. Nov. (Nicht amtlich.) Der „Temps" ist untröstlich über die „deutsche Auslandspropaganda". Unter dem Titel „Für die Wahrheit" schreibt das Blatt: Die neue historische Schule jenseits des Rheins wurde unter der Leitung der Unterzeichner des berüchtigten Manifestes indirekt eine Wolff-Agentur von riesigem Umfang. Mit sorgfäl
tigster Umsicht und mit großer Hingabe verschafft man sich alle möglichen Adressen, wo irgendwo Propagandazentren sind, werden sie aufgespürt mit jener peinlichen Sorgfalt, mit der die Deutschen — das ist unbestreitbar — ihren Spionagedienst einzurichten verstehen. An alle Enden der Welt dringen sie. Das Blatt zählt die Staaten Mississippi, Ohio, Indiana und Illinois auf, gibt seinem Aerger über Mit- arbeiter wie Björnson und Sven Hedin Ausdruck und sagt: Alle, die irgendwie Beziehungen zum neutralen Ausland hatten, sind zur Zeit für diesen Spezialdienst mobilisiert. Schließlich fordert das Blatt zum Einschreiten auf, ehe es zu spät sei und sagt: Wir müssen antworten und müssen die Wahrheit schützen. Das ist unsere dringendste Pflicht.
Der „König von Jerusalem-.
Paris. 18 Nov. Der konservative Abgeordnete Denis Cochin schlägt vor, daß die Verbündeten nach dem Fall des Türkenretchs König Albert zum König von Jerusalem machen. Frankreich als Protektor Syriens und England als Herr Aegyptens könnten sich auf keine glücklichere Wahl einigen.
Man rechnet in Frankreich anscheinend damit, daß der belgische König seinen Thron dauernd verlassen muß.
Der russische Raubzng.
Kopenhagen, 18. Nov. Aus Petersburg wird berichtet: Wremja gibt mit Genehmigung der Zensur bekannt: Aus dem Lemberger Ossolineum find 1034 Gemälde, 24000 Kupferstiche, 5000 Autogramme und zahlreiche Bände der Bibliothek nach Petersburg zugefiihrt worden. Unter Anerkennung des Eigentumsrechts der Stadt Lemberg an den Kunstgegenständen erfolgte ihre Ueberführung nach Petersburg zum Schutze vor Repressalien des Feindes, falls er vorübergehend die russische Grenze über« schreiten sollte.
Die deutschen „Barbaren".
Amsterdam, 19. Nov. „Handelsblad" veröffentlicht einen Brief oes holländischen Arztes Janssen, der kürzlich das Gainisonslazarett in Düsseldorf besuchte. In diesem Brief hebt der Arzt hervor, daß die englischen Gefangenen in jeder Hinsicht mit der Behandlung und Verpflegung zufrieden seien. Zwei französische Offiziere hatten die ausgezeichnete Versorgung gerühmt, die sie vom Augenblick ihrer Aufnahme an in Düsseldorf erhalten hätten.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 20. November 1914. Das eiserne Kreuz.
Dem Unteroffizier Hans Biedermann im Res.- Inf -Reg. Nro. 120, Cohn des Polizeiwachtmeisters in Calw, wurde das eiserne Kreuz verliehen.
Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw.
(Amtliche württemberoische Berlustüst«' Nr 64) Landwehr.Ivfanterie-Regiment Nr. 120.
Ldstm. Andreas Schaible aus Altburg, gefallen. Füsilier-Regiment Nr. 122, Heilbroun-Mergenthetm.
Utffz. d. R. Otto Süßer aus Althengstett, schw. verw. Berichtigung zur wiirü. Dcrluststsle Nr. 51 Infanterie-Regiment Nr. 123, Stuttgart.
Gcfr. d. R. Jakob Blaich aus Oberhaugstctt. bish. verni., ^ ist wieder b. d. Truppe.
Gedächtnis der Gefallenen.
ep. Durch Ausschreiben des Eo. Konsistoriums wird den Pfarrämtein nahegelegt,^im Gottesdienst des kommenden Sonntags als des letzten Sonntags im Kirchenjahr der während des Feldzugs im Dienst des Vaterlandes Gefallenen besonders zu gedenken.
Der Landtag und die Arbeitslosenfürforge.
Am letzten Montag traten die Vorstände der Parteien des Landtags, sowie die Vertreter Umt<> licher Arbeiterorganisationen in Württemberg zu einer Besprechung der Kriegsarbeitslosenfürsorge zusammen und heute fand eine eingehende Besprechung der durch den Krieg herbeigeführten Situation zwischen Vertretern der Negierung und den Parteien im Landesgewerbemufeum statt. Die Regierung war u. a. durch Ministerpräsident v. Weizsäcker, den Minister des Innern und den Finanzminister vertreten. Von den Parteien waren anwesend: die Abgg. Dr. Kiene, Andre und Groß (Z.), Liesching und Bischer (Vp.), Dr. Lindemann und Mattutat (S.), Vau- mann (D.P.) und Wolf (B.K.)
In eingehenden Darlegungen wiesen sämtliche Staatsminister darauf hin, was zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit seither in Württemberg geschehen ist und noch weiterhin geschehen wird. Von der Eisenbahnverwaltung sei ein Bauaufwand in Höhe von 3f^ Millionen Mark vorgesehen. Durch den Bau der L-andeswasserversorgung kommen rund Itz^ Millionen Mark Arbeitslöhne zur Ausbezahlung. Die K. Forstverwaltung werde Wegbauten im Betrag