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TchwarzwSlder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Nr. 249
Aus Stadt und Land.
Altensteig, den 25. Oktober 192k. ;
Amtliches. Versetzt wurde der technische Eisenbahn- I inspektor Vreiting in Calw (Bauinspektion) nach : Stuttgart-Cannstatt (Eisenbahntelegrapheninspektion). ;
Der gestrige Sonntag war recht unfreundlich und naßkalt. Auf den Höhen fielen die Schneeflocken und so kam - es, daß man allenthalben das Zimmer und den Ofen auf- ^ suchte. Wer aber hinaus kam in die höher gelegenen Wälder, der konnte ein erstes Winterbild genießen und schneebeladene Tannen, mindestens aber leicht verschneite Wälder schauen. Hier in Altensteig fand nachmittags im „Sternen" eine Versammlung des Sparerbun- - des statt, über die an anderer Stelle berichtet wird. Im Gemeindehaus begannen die Vorträge des Evang. Volksbundes. Eingeleitet wurden diese durch Pfarrer H e r m a n n, Eöttelfingen, der über das Thema sprach: „Was ist dir die Bibel" und über dieses Thema inhaltsreiche Ausführungen machte. In der Methodistenkapelle fand anläßlich des dort schon gefeierten Erntedankfestes eine stattliche Erntedankfest aus st el- ^ lung statt. Die dort vereinigten Gaben sollen heute abend versteigert werden und der Erlös der Mission zu- ! fließen. Abends wurden bunte Richter-Lichtbilder vor- : geführt, die ja immer Freude machen. Der Gewerbe- : verein machte gestern eine Autofahrt ins Enztal. War j das Wetter auch gerade nicht lieblich, so befriedigte dis E Ausfahrt doch wohl alle Teilnehmer, die um halb 7 Uhr f abends wieder wohlbehalten hierher zurückkehrten. f
Vom Sparerbund. In der gestrigen Versammlung im f „Sternen" hier gab der Vorsitzende zunächst in längerer f Ausführung einen Ueberblick über das Werden und Wach- f sen der Sparerbewegung, über ihre bisherigen Kämpfe ^ und Erfolge, um dann eine Aussprache über das Aufwer- f tungsangebot der Städt. Sparkasse Altensteig herbeizufüh- - ren. Letztere führte zur Aufstellung folgender Ent- ! schlietzung: Die Mitglieder des Sparerbundes und die , anwesenden Spargläubiger der Städt. Sparkasse Alten- z steig sind darüber nicht befriedigt, daß sich die Städt. Spar- f kaffe bei ihrem Aufwertungsangebot auf den gesetzlichen i Mindestsatz von 12,5 Prozent festgelegt hat, umsomehr als ^ die Stadtgemeinde Altensteig als Garant der Sparkasse zu ' einer befriedigenden Aufwertung keinen Zuschuß bietet, : während sie die seinerzeit von der Städt. Sparkasse in An- > spruch genommenen 280 000 Eoldmark in vollständig ent- ; wertetem Geld zurückbezahlt hat. Die Obigen erheben ; energischen Protest gegen die Anwendung des Wilhelms- ^ haveners Systems, wodurch die Sparkassengläubiger, die auch Abhebungen in en twertetem Geld gemacht haben, um ! den ihnen gesetzlich garantierten Mindestbetrag von 12,5 Prozent entweder ganz oder teilweise vollends betrogen werden. Die Versammlungsteilnehmer verpflichten sich, der Städt. Sparkasse Altensteig solange keine Spargelder mehr zuzuführen, bis das ihnen zugefügte Unrecht besei- ^ tigt ist. Ihre künftigen Spargelder sollen der Württ. ^ Sparerbunds-Kasse zugeführt werden, die bereits die Errichtung einer Agentur am hiesigen Platz angeboten har.
— Kartoffeldarlehen an bedürftige Staats und Körper« ^ fchaftsbeamte und -Angestellte. Um den bedürftigen ver» heirateten planmäßigen und nichtplanmäßigen Staatsbe- ' amten und -Angestellten der Besoldungsgruppen 1—6 du : Anschaffung von Wintervorräten, insbesondere von Kartof- ' feln, zu erleichtern, ist die Staatshauptkaffe ermächtigt worden, diesen Beamten und Angestellten durch Vermittlung der Besoldungskassen ein unverzinsliches Darlehen zu ge
wahren, das im Wege des Gehaltsabzugs zurückzuzahlen ist. Das Darlehen beträgt für Familien ohne zuschlagsberechtigte Kinder 40 Mk., mit 1—2 zuschlagsberechtigten Kindern 60 Mk., mit mehr zuschlagsberechtigten Kindern 80 Mark. Wie die Verheirateten, können auch die Unverheirateten bedacht werden, wenn sie Familienangehörige in gemeinsamem Haushalt in erheblichem Maße zu unterstützen haben.
—Zn Winters Nahe. Mit dem jähen Einbruch kalter Lüftmassen aus dem Norden des Kontinents hat unsere Wetterlage eine plötzliche Umstellung erfahren, die uns deutlich fühlen läßt, daß wir bereits in der Uebergangs- phase zwischen dem in bunten Farben verglühenden Herbst und dem sich immer aufdringlicher meldenden Winter stehen. Während noch die letzten Tage den Herbst in mildem Glanze zeigte, hat ein rauher Nordwind alle freundlichen Herbstgedanken verjagt und Allerseelenstimmung über die absterbende Natur gelegt. Ein harter Reif hat die letzte Blumenpracht in unseren Gärten nahezu vernichtet und auch die noch nicht eingeheimsten Eartenfrüchte größtenteils zum Erfrieren gebracht. Die Blumen- und Blattpflanzenbeete werden jetzt mit Tannenzweigen zugedeckt. Zu Hause kommt wieder der Ofen, der die vergangenen Monate ein beschauliches Dasein führte, zu Recht und versammelt die Hausbewohner um das prasselnde Feuer. Und schon hat in weiten Teilen des Landes der Schnee eine leichte Decke ausgebreitet. Es geht dem Winter zu.
Wildbad, 21. Okt. Wer zur Zeit von Pforzheim kommend in unsere Stadt eintritt, ist erstaunt über die Menge von Erabarbeitern, welche vorerst in der Nähe des Postamts beschäftigt sind, die Kabel für die Verbesserung unseres Telephonnetzes zu verlegen. Die Arbeiten, die sich weit in die Stadt erstrecken werden, gehen rasch vorwärts. Wenn die Witterung günstig bleibt, werden sie voraussichtlich noch in diesem Jahre bewerkstelligt werden können. Die Unternehmerfirma (aus Nürtingen) ist verpflichtet worden, hiesige Arbeitslose in erster Linie zu beschäftigen. — Der vom städtischen Forstamt Wildbad fertiggestellte Wirtschaftsplan der Stadtwaldungen für die Jahre 1924 bis 1933 wurde von Forstmeister Haug in der letzten Gemeinderatssitzung erläutert. Die Nachhaltigkeit der Nutzung und des Holzbestandes erscheint nach dem Wirtschaftsplan und den gefertigten Holzaufnahmen für die Zukunft als gesichert. Der Wirtschaftsplan wurde vom Gemeinderat gutgeheißen und der Körperschaftsforstdirektion zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt. — Dem Kurverein wurden zur Werbung für das hiesige Bad für 1927 3000 Mark aus dem Anteil der Stadt an der Kurtaxe bewilligt. — Ein Antrag auf Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft wurde z u r ü ck g e st e l l t, bis die Wohnungen im früheren Schwarzwaldhotel bezogen sind. — Ein etwa 3- jähriges Kind eines Vahnbediensteten wurde dieser Tage von einem Hund, mit dem es schon öfters gespielt hatte, durch Bisse im Gesicht so zugerichtet, daß es ins Bezirkskrankenhaus gebracht werden mußte.
Zainen, 21. Okt. Am Samstag, dem 16. Oktober, verunglückte Lammwirt I. Neuweiler von hier beim Ausladen eines zweieimerigen Weinfasses schwer. Verquetschungen im Unterleib machten die Ueberführung ins Krankenhaus notwendig, wo er an den Folgen der Verletzung am Mittwoch nachmittag im besten Mannesalter von 51 Jahren gestorben ist. Lammwirt Neuweiler war eine Uber die Oberamtsgrenzen von Neuenbürg und Calw hinaus bekannte, tüchtige Persönlichkeit im Gastwirtsgewerbe und Landwirtschaft. Vorbildlicher Familiensinn, tüchtig, strebsam und von unermüdlicher Schaffensfreudig-
Seirr erster Erfolg
Krimlnal-Roman von Walter Kabel
30 (Nachdruck verboten.)
Seit gestern beschäftigte ihn diese Frage, aber eine Lösung fand er nicht. — Gewiß, gestern nacht, als er hier bei der brennenden Lampe saß und das Verzeichnis der geraubten Banknoten mit der Nummer des 500-Markscheins verglich und plötzlich vor Erregung aufspringen mußte, da seine Gedanken ihn hochrissen, da war blitzschnell ein Verdacht in ihm aufgetaucht. Der Kassierer hatte gelogen, als er während des Spiels aufbrrch und sagte, er wolle sich von zu Hause Geld holen, denn er war nicht zu Hause gewesen, das hatte Werres ja festgestellt, da Willert den Weg von dem Helferichschen Restaurant bis zu seiner Wohnung und zurück unmöglich in acht Minuten machen konnte; doch wenn . nicht zu Hause war, wo aber hatte er diesen Schein abgeholt? Gerade diesen Schein? Nachts in dem Helferichschen Restaurant, als sein: Gedanken durch die schwere Bowle und den Zigarettenrauch benommen waren und nicht mehr so tadellos funktionierten, da war er über diese Frag: nicht hinweggekommen. Dann hatte ihn die Nachtluft leise durchfröstelt, die schnelle Bewegung tat ihm wohl, ermunterte ihn — er war beinahe im Sturmschritt nach Hause geeilt, und dan hier ' . seinen vier Wänden, als er noch erregt auf- und ablief, als neben dem Banknotenverzeichnis dieser ^00- Markschein — dieser Schein lag, da war er -plötzlich stehen geblieben und der Her^chlan hätte ihm beinahe gestockt. — Und das Resultat seiner weiteren Ueberlegungen war dann dieser Auftrag für Grosse gewesen, der nun feststellen sollte, ob der Arzt Werner gestern nacht gegen ^1 Uhr die Frau Rechnungsrat Schwarz aufgesucht hatte. — Nun war Grosse da, nun mutzte es sich Herausstellen, ob seine Vermutungen auch diesmal zutrafen.
Werres hatte den Gruß des Beamten kurz erwidert. „Hier setzen Sie sich hin, Grosse," — dabei wies er auf den dicht am Fenster stehenden Sessel, „und nun schießen sie los! Was haben Sie erfahren?"
Dann drehte er sich wieder um und blätterte in seinen Papieren, als ob das, was er nun hören würde, nicht allzuviel Interesse für ihn hätte. Links neben Werres auf dem Schreibtisch stand noch der große Stehspiegel, mit der Niäeleinfassung, den er vorhin zum Rasieren benutzt hatte.
„Ja," meinte Grosse gedehnt, „das war eine vergebliche Mühe".
Werres schaute unwillkürlich doch etwas enttäuscht auf, und zufällig sah er in dem Spiegelglase neben sich das Gesicht des Beamten, und dieses Gesicht zeigte einen so hämischen, schadenfrohen Ausdruck, daß Werres aufmerksam wurde. Er verblieb in seiner Stellung und sagte gelassen: „So, — also dieser Arzt Werner bleibt verschwunden?" Sein blick aber blieb seitwärts auf dem Spiegel haften. „Ja, bleibt verschwunden, Herr Doktor," entgegnete Grosse. Werres fühlte jetzt auch den leisen Spott in der Stimme des Beamten und das schadenfrohe Grinsen auf dessen Gesicht hatte sich noch verstärkt, wie er sehr wohl bemerkte. Grosse glaubte si h natürlich unbeobachtet, da Werres ihm doch den Rücken zukehrte. Aber jetzt zeigte sich nun auch um den Mund des Doktors, der scheinbar so ahnungslos an seinem Schreibtisch stand, ein überlegenes Lächeln. Seine Stinn s zeigte keine Veränderung, als er sagte: „Bitte, erzählen Sie mir ganz genau, was Sie heute gemacht haben."
„Ich habe im Adreßbuch die Frau Rechnungsrat Schwarz gesucht. Sie wohnt in der Werterstraße. Eine Nachfrage beim Portier war nutzlos, der Mann wußte nichts. Ich stieg die Treppe hinauf und läutete. Es öffnete mir eine Aufwartefrau; die Damen, Mutter und Tochter waren ausgegangen. Ich führte mich bei der redseligen Frau als alter Bekannter des verstorbenen Rats ein und auf Umwegen bekam ich dann heraus, daß" — Grosse stockte mitten in der Rede, es wollte doch nicht recht gehen mit dem Belügen, doch fuhr er rasch fort: „daß die Damen überhaupt niemals Herrenbesuch empfangen und sehr zurückgezogen leben. Außerdem behauptete die Frau bestimmt, daß gestern abend niemand dagewesen sei, die Damen hätten das erwähnt."
Wenn Grosse glaubte, bei dem Doktor so leichten Kaufes
keit, gepaart mit großer Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft waren edle Erundzüge seines Lebens. In Viehzucht und Behandlung derselben hat er sich mit den Jahren ein Können und Wissen zugeeignet, worin er einen praktischen Tierarzt in unzähligen Fällen ersetzte.
Lützenhardt» OA. Horb, 23. Okt. In den nächsten Tagen wird in der hiesigen Gemeinde der Betrieb einer m e- chanischen Strickerei eröffnet. Durch große Bemühungen der Gemeindebehörde und Unterstützung der Amtskörperschaft Horb hat die Gemeinde Llltzenhardt ein Wohngebäude und ein Fabrikgebäude erstellt. Das Fabrikgebäude, das etwa 150 Personen Arbeitsgelegenheit bietet, ist neuzeitlich eingerichtet und sind im Erdgeschoß ein großer Lager- und Packraum; Wasch- und Ankleide- räume und das Kesselhaus für Dampfheizung. Im ersten Stock befindet sich ein Saal für die Strickerei und im zweiten Stock ein Saal für Näharbeiten und die Büroräume. Unter der umsichtigen Leitung des Bauwerkmeisters Schweizer in Lützenhardt, der die Pläne entworfen und die Bauleitung hatte, wurde Fabrik- und Wohngebäude in kaum einem Vierteljahr bezugsfertig hergestellt.
Horb, 23. Okt. (Landwirtschaftsschule.) Mit Rücksicht auf die verspätete Saatzeit wird der Beginn der Landwirtschaftsschule Horb auf den 8. November festgesetzt (anfänglich war der Schulbeginn aus 4. Nov. vorgesehen). Anmeldungen sind sofort an Herrn Oekonomierat Wolf m Horb einzureichen.
Rottweil» 22. Okt. Im hiesigen Gaswerk entstand heute mittag, vermutlich durch Kurzschluß, eine Explosion, durch die ein Teil des Daches und zwei Riegelwände des Exhaustorhauses eingedrückt wurden. Personen wurden nicht verletzt.
Stuttgart, 23. Okt. (Vom Landtag.) Auf der Tagesordnung des am 26. Oktober, nachmittags 4 Uhr wieder zusam- mentretenden Landtags stehen außer 12 Kleinen Anfragen 5 Große Anfragen und zwar betr. Maßnahmen gegen die Notlage der Weingärtner, das polizeiliche Einschreiten ^e- gen Veranstaltungen von Arbeiterorganisationen, den Preisabbau, das Arbeitsbeschaffungsprogramm zur Hebung der Erwerbslosigkeit und betr. Baudarlehen. Ferner steht auf der Tagesordnung der Gesetzentwurf über das Staatsministerium und die Ministerien. Der Plenarsitzung gehen Fraktionssitzungen voraus. In der Zeit vom 5. Juli bis 20. September sind beim Landtag 44 Eingaben einge- gangen.
Pressefest. Das Pressefest, das die Arbeitsgemeinschaft der württ. Presse am Samstag, den 13, November im Stuttgarter Kunstgebäude zu wohltätigen Zwecken veranstaltet, verspricht ein glänzendes gesellschaftliches Ereignis zu werden. Hervoragende künstlerische Kräfte haben ibre Mitwirkung zugesagt. "
Kleine Nachrichten aus Württemberg
In Ulm ist die 60jährige Frau, die in der Olgastraßr von der Straßenbahn angefahren wurde, gestorben. — Die bei der Spinnerei Eebr. Walker in Rottenacker OA. Ehingen beschäftigte Hilda Köger kam in eine Spinnmaschine. Nur durch das rasche Zugreifen des Personals konnte großes Unglück verhütet werden. Bewußtlos wurde die Verletzte vom Platze getragen. — In Feuerbach ist Albert Bender den schweren Verletzungen, die er bei dem Brand eines Lackkessels der Firma Eugen Schaal erlitten hat, erlegen. — In Hofs OA. Leutkirch fand eine seltene Hochzeitsfeier statt. Drei Brüder, nämlich Florian, Josef und Xaver Graf, Söhne des Gutsbesitzers und Kaufmanns Engelbert Gras, feiern zusammen ihre Hochzeit, gewiß eine Seltenheit. — In Weinsberg plant die Stadtverwaltung, das hiesige Amtsgerichtsgefängnis zu einer Jugendherberge umzukauen. Ein Teil der Einwohnerschaft ist wenig erbaut hier-
davonzukommen, so irrte er sich. Werres ahnte sofort, daA da etwas nicht stimmte, auch ohne das hämische Lächeln des' Beamten hätte er gewußt, daß dieser nicht die Wahrheit sprach. Werres wandte sich plötzlich um und stellte sich dicht vor Grosse hin, den er durchdringend zu fixieren begann. Der Beamte wurde unter den fast drohenden Blicken sichtlich verlegen. Er sah zu Böden, das Lächeln erstarb auf seinen Lippen. Ratlos zuckte er die Achseln und stotterte mühsam: „Ja — es ist nichts zu machen — schade, Herr Doktor!" ^
„Warum belügen Sie mich, Grosse?" fragte Werres, ohne den Ton seiner Stimme zu verstärken. Der andere wurde noch unruhiger als zuvor und strich in wachsender Veklom«, menheit über die Lehne des Sessels hin. Seine Hand zitterte leise. Werres bemerkte es wohl, denn er ließ nicht ab, Grosse scharf zu beobachten und fuh- ruhig fort: „Weshalb antworten Sie mir nicht?" '
„Aber — aber, Herr Doktor, — ich — lüge nicht I"
„Sie wollen mir also die Wahrheit nicht sagen? Gut, ich werde auch ohne Sie fertig werden! Sie können gehen, Grosse, ich bedarf Ihrer Dienste nicht mehr! Aber das weitere wird sic- finden! Gehen Sie! Ich will Sie nicht mehr
sehen!"- *
Die Stimme des Doktors klang hart und ' 'fehlend. Aber Grosse rührte sich nicht. Wie gebannt star. e er auf den vor ihm Stehenden, — und plötzlich kam eine Flut von Worten, Entschuldigungen, Beteuerungen, Bitten und Flehen. Schließlich gestand er die ganze Wahrheit ein. Als er zu Ende war, sagte Werres ohne jede Erregung: „Es freuc mich, daß Sie sich besonnen haben, Grosse, — diese Schwindelei soll Ihnen vergeben sein, aber versprechen Sie mir, daß Sie zu niemand von der Sache sprechen, mein ganzer Plan könnte scheitern — oder haben Sie etwa schon geplaudert?"
„Nein — so wahr ich hier sitze, Herr Doktor!" rief Grosse aufatmend. Er war sichtlich froh, daß er bleiben durfte.' „Ich bin von der Werterstraße direkt hierher gegangen, niemand ist mir auf dem Weg begegnet!" (Forts, folgt.1-^