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Nr» 26Y. Amts- und Anzeigeblatt für den Vberamtsbezirk <Lalw. 89. Jahrgang.

UrfchelnungSweis«: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- kyirr Lalw für die einspaltige BorgiSzeile 10 Vsg.. außerhalb deAelben 12 Psg.. Oicklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratamiahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Dienstag, den 17. Nsv»»nber

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljührlich, Post­bezugspreis für den OrrS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 4L Psg.

Amtlich« SeEanntinaehmngen.

Bekanntmachung, betr. Verabreichung geistiger Getränke an Militärpersonen.

Mehrfache leidige Vorkommnisse in jüngster Zeit geben Veranlassung, die im Calwer Tagblatt vom 28. vor. Mts. Nr. 254 veröffentlichte Bekanntmachung des K. Stellv. Generalkommandos, in welcher die Bevölkerung davor gewarnt wurde, verwundete oder kranke Soldaten zum Wirtshausbesuch und zum über­mäßigen Alkoholgenuß zu verleiten, in Erinnerung zu bringen.

Weiterhin werden die Ortspolizeibehörden be­auftragt, den Inhabern der in Betracht kommenden Gast- und Schankwirtschaften gegen unterschriftliche Bescheinigung zu eröffnen, daß sie, nachdem den ver­wundeten und kranken Soldaten der Besuch von Wirtschaften untersagt worden, bei ferneren Ver­stößen gegen die obenerwähnte Mahnung des K. W. Generalkommandos die unnachstchtliche Einleitung des Konzessions-Entziehungsverfahrens i. S. des § 53

der Eew.-Ordn. zu gewärtigen hätten.

Ealw, den 14. Nov. 1914.

Kgl. Oberamt. Kgl. Bezirkskommando. Reg.-Nat Binder. Scholl.

K. Oberamt Calw.

Die Herren Ortsvorsteher

von Calw, Althengstett, Ostelsheim, Simmozheim, Stammheim. Deckenpfronn, Hirsau. Oberreichenbach, Liebenzell, Ünterreichenbach werden aus den im Mi- nist.-Amtsblatt Nr. 23 S. 474 veröffentlichten Er­laß des K. Ministeriums des Innern vom 20. vor. Mts.,

betr. Ortstafeln und Richtungstafeln für den Kraftwagenverkehr,

mit dem Auftrag hingewiesen, bis 1. Dez. d. I. über das Geschehene zu berichten.

Den 16. Nov. 1914.

Regierungsrat Binder.

K. Oberamt Calw.

Auf die im Gewerbeblatt Nr. 46 erschienenen Bekanntmachungen der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel vo mIO. bezw. 2. ds. Mts.,

betr. Wettbewerb für Bauhandwerker, und Kurs in der Verarbeitung von verbleiten und ver­zinkten Eisenblechen,

werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

Das Gewerbeblatt kann bei den Herren Orts­vorstehern eingesehen werden.

Den 16. Nov. 1914.

Reg.-Rat Binder.

K. Bez.-Schulamt Neuenbürg.

An die Schulvorstände, 1. und einzigen Lehrer.

An die bald-gefl. Einsendung der ergänzten Listen über Kinderarbeit in gewerbl. Betrieben wird erinnert.

Den 16. Nov. 1914.

Bez.-Schal-Zvsp. Bau mann.

Schwere Niederlagen der ROv. Die Bedeutung des »heiligen Krieges".

Sesterreichische Erfolge in Serbien.

Die Siege in Russisch-Polen.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 16. Nov., vor­mittags. (Amtlich.) Mitteilung der obersten Heeres­leitung. Die Kämpfe im Osten dauern fort. Gestern warfen unsere in Ostpreußen kämpfenden Truppen den Feind in der Gegend südlich von Stallupönen. Die in Westpreußen operierenden Truppen wehrten bei Soldau den Einmarsch russischer Kräfte erfolg­reich ab und warfen am rechten Weichseluser starke russische Kräfte in einem siegreichen Gefecht bei Lipno Ws Plock zurück. In diesen Kämpfen wurden bis gestern 5088 Gefangene gemacht und 18 Maschinen­gewehre erbeutet.

In den seit einigen Tagen in Fortsetzung des Erfolges bei Wlozlawek stattgehabten Kämpfen fiel die Entscheidung. Mehrere uns entgegengetretene russische Armeekorps wurden bis über Kutno (Rus­sisch-Polen) zurückgeworfen. Sie verloren nach den bisherigen Feststellungen 23 808 Mann an Gefan­genen, mindestens 78 Maschinengewehre, sowie Ge­schütze, deren Zahl noch nicht feststeht.

* Die Ankündigungen unserer Heeresleitung hat­ten in den letzten Tagen darauf hingewiesen, daß sich im Osten wieder größere Unternehmungen im Gange befinden. Nun ist die Entscheidung gefallen, und der Erfolg hat das Vertrauen in unsere Führer weiter befestigt. Die Russen hatten auf der ganzen Front einen Angriff vorbereitet. Ihre Lieblings­idee, in Ost- und Westpreußen einzusallen, um so Berlin zu bedrohen", hat sie schon einige Nieder­lagen gekostet und auch diesmal wurden sie zurück­geworfen. Es ist klar, daß bei der langgestreckten deutsch-russischen Grenze an eine allgemeine Offensive deutscherseits vorerst nicht gedacht werden kann, weil uns dazu im Augenblick die numerische Stärke fehlt. Co hat man sich denn auch an der oft- und westpreu­ßischen Grenze in der Hauptsache wohl nur auf einen Grenzschutz beschränkt. Daß dieser aber wirksam ge­nug ist, um die Feinde gebührend m den Schranken Zu halten, haben uns die letzten Tage gelehrt.

Die Hauptaktion gegen Rußland richtet sich in Fühlung mit den verbündeten Armeen Oesterreich- Ungarns in erster Linie auf Russisch-Polen mit dem Ziel Warschau. Dort haben auch auf der Linie Plock- Kutno in den letzten Tagen die entscheidenden Kämpfe stattgefimden, die zu einer völligen Nieder­

lage mehrerer russischer Armeekorps geführt haben. Die Anzahl der Gefangenen und der erbeuteten Ma­schinengewehre läßt darauf schließen, daß der Erfolg unserer Truppen auch diesmal von bedeutender Trag­weite gewesen ist, was den weiteren Verlauf der Operationen auf dem östlichen Kriegsschauplatz sicher­lich günstig beeinflussen wird.

Die Russen schildern die Situation zwar wesent­lich anders, sie mögen aufihre Weise" nur ruhig weitersiegen.

*

Zur Lage auf dem östlichen Kriegsschauplatz.

Pest, 14. Nov. (W.T.B. Nicht amtlich.) Im Pester Lloyd" veröffentlicht Feldmarschalleutnant Schay einen aufklärenden Artikel über die Lage auf dem russischen Kriegsschauplatz, in dem es u. a. heißt: Dem Laien ist Zurückgehen gleich mit Geschlagensein, obzwar ein Fechter, der durch einen Sprung nach rück­wärts einem gefährlichen Hieb des Gegners aus­weicht, gewiß nicht für besiegt erklärt wird. Der Vor­teil der Rückzngsoperationen der österreichisch-unga­rischen und der deutschen Armee liegt in folgendem: Den Russen fehlt jetzt zunächst die Unterstützung durch ihre drei mächtigen Weichselstellungen und das ge­waltige Hindernis der Weichsel-San-Linie. Somit käme nur noch der große Kraftüberfchuß der Rüsten zur Geltung. Aber auch dieser Kräfteiiberschuß wird bedeutend vermindert sein. Die Entfernung von der Weichselstrecke Nowogeorgiewsk-Jwangorod westlich bis zur deutschen Grenze betragt rund 200 Kilometer. Auf dieser langen Strecke laufen nunmehr die natur­gemäß empfindlichen Verbindungslinien der Russen, die durch namhafte Kräfte gesichert werden müssen. Durch Einschließung der vor unserer Front liegenden Festungen Przemysl und eventuell auch Krakau gehen den Rüsten weitere Kräfte für die offene Feld­schlacht verloren. Die Stellung der Verbündeten ist ferner dadurch gebessert, daß den Rüsten für Kräfte­verschiebungen hinter ihrer Front nunmehr keine so leistungsfähigen Bahnen zu Verfügung stehen, wie östlich der Weichsel. Hervorznheben ist auch, daß in­folge des Vorgehens der Russen in Polen ihr Rücken, wenn auch nur indirekt, durch die Oestreicher und Ungarn in Galizien bedroht erscheint, was die Auf­merksamkeit der Russen und eventuell auch mehr Truppen als bisher in diese heikle Richtung lenft.

Durch das Zurückgehen der verbündeten Armeen haE sich also deren Lage gegenüber den Verhältnissen an der Weichsel bedeutend gebessert und der Nachteil des Aufgebens einer bereits erreichten Stellung wird reichlich durch die Vorteile der neuen Situation wett gemacht.

Die Lage in den östlichen Provinzen.

Berlin, 13. Nov. (Nicht amtlich.) DieNordd. Allg. Zeitg." schreibt: Neuerdings werden über die Lage in den Erenzprooinzen Ostpreußen und Schle­sien beunruhigende Gerüchte verbreitet. Diesen ge­genüber kann auf Grund von Erkundigungen festge­stellt werden, daß nur in einige Grenzstriche Ost­preußens vereinzelt kleinere russische Truppenabtei­lungen eingedrungen sind. Angesichts der sehr ausge­dehnten ostpreußischen Grenze ist das lleberschreiten durch feindliche Streitkräfte, wie schon bei früheren Anlässen hervorgehoben wurde, nicht vollkommen zrr verhindern. Wegen der ganzen Provinz Ostpreußen liegt ein Grund zu Besorgnisten nicht vor. Für die Provinzen Posen und Schlesien besteht überhaupt keine Gefahr.

Vom westlichen Kriegsschauplatz.

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz war gestern die Tätigkeit beider Parteien infolge des herrschen­den Sturmes und Schneetreibens nur gering. Zn Flandern schritten unsere Angriffe langsam vorwärts. Im Argonnemoald errangen wir jedoch einige größere Erfolge.

*

Das belgische Heer vor der Auflösung.

Rosendaal bei Dünkirchen, 16. Nov. lieber die belgische Armee gehen demBerliner Lokalanzeiger" aus Ilmwegen folgende Mitteilungen zu: Zn den letzten acht Tagen büßte die belgische Armee 18000 Mann ein. Die Verluste an Offizieren belaufen sich auf 600. An zweitausend Mann flüchteten in Biir- gerNeidung nach Holland und werden teilweise von der Grenzstadt Sluis aus nach Vlistingen gebracht. Die Zahl der von den Deutschen gefangenen Belgier wird auf 4000 geschätzt. Diese Angaben lieferte ein gefangener Leutnant. Er teilte noch mit, daß die