genen Streit, in den auch der Soldat verwickelt Wurde. Me beiden belgischen Polizisten wurden vom Kriegsgericht zu drei und fünf Jahren Gefängnis ver­urteilt. Das deutsche Gouvernement hat mit diesem Urteil, das durch Maueranschlag veröffentlicht wurde, jedenfalls ein Exempel statuieren wollen. Außerdem hat es angeordnet, daß die Brüsseler Polizei, die bis­her noch ihre Waffe trug, entwaffnet wird und daß die Stadt Brüssel eine Geldbuße von fünf Millionen Francs zu zahlen hat. Diese Strenge rechtfertigt sich durch die Schwere des Vergehens, das allerdings als ein vereinzelter Fall angesehen werden mutz, denn im Laufe der Zeit konnte man auch beobachten, daß die Brüsseler Polizisten deutschen Soldaten bei Verhaf­tungen behilflich waren und damit das Mißfallen ihrer Landsleute erregten.

Zölle und Steuer« für Belgien.

(W.T.B.) Brüssel, 8. Nov. Me deutsche Ver­waltung erhebt in dem besetzten belgischen Gebiete auf Grund des Artikels 48 des Haager Abkommens über die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges Ab­gaben, Zölle und Gebühren. Sie läßt die Erhebung durch die belgischen Zoll- und Steuerbeamten vorneh­men. die eine Verpflichtungserklärung gegenüber der deutschen Verwaltung abgegeben haben und in ihrer Amtsführung durch deutsche Beamte überwacht wer­den. Das besetzte belgische Gebiet bietet auch Deutsch­land gegenüber ein abgeschlossenes Zollgebiet, wo­raus sich ergibt, daß die im Verkehr zwischen Deutsch­land und Belgien die Grenze überschreitenden Waren nach wie vor den Zollsätzen des Einfuhrlandes unter­liegen. Die von Angehörigen des deutschen Heeres und der deutschen Verwaltung eingebrachten oder nachweislich für sie bestimmten Waren sind zollfrei und beim Eingang keiner Revision unterworfen. Zur Erleichterung der Eingangsabfertigung, insbesondere im Personenverkehr, sowie zur Sicherung deutscher Interessen sollen bei den wichtigen Zollämtern der Grenze gegen Deutschland neben den belgischen deut­sche Zollbeamte Mitwirken.

Antwerpens Kriegsentschädigung.

Amsterdam, 9. Nov. Wie dasEcho Belge' meldet, haben die Deutschen der Stadt Antwerpen eine Kriegsentschädigung von 50 Millionen Franken auserlegt.

Ein norwegisches Ausfuhrverbot.

Thriftiania. 9. Nov. Der norwegische Kriegs­minister hat ein Ausfuhrverbot für Automobile, Autoringe und Fahrräder erlaßen.

Die gemeinen englischen Lügner.

(W.T.V.) Berlin. 7. Nov. (Amtlich.) Zeitungs­berichten zufolge hat das britische Auswärtige Amt amtlich verbreiten lasten, das deutsche Hospitalschiff Ophelia" sei feftgehalten worden, weil sein Name! der britischen Regierung als Hospitalschiff nicht be-^ kannt gegeben wurde und weil es in einer Art und Weise auftrat, die mit den Pflichten eines Hospital­schiffes nicht übereinstimmt. Diese Behauptungen sind unrichtig. Mn Regierungen der feindlichen See­mächte, auch England, sind die Namen der Hospital­schiffe, darunter derOphelia", bekannt gegeben wor­den und zwar wie ein Telegramm des Staatsdepar­tements in Washington mitteilt, durch besten Ver­mittlung diese Angaben der britischen Regierung ge­macht wurden, am 7. September. Daß übrigens das HospitalschiffOphelia" nichts getan haben kann, was den Pflichten eines Hospitalschiffes widerspricht, ergibt sich schon daraus, daß sich nur Krankenpfleger- personal an Bord befand.

Diezivilisierten" Engländer.

(W.T.B.) Manchester, 8. Nov.Manchester Gu­ardian" meldet: Das Polizeigericht in Crewe ver­handelte gestern gegen 5V Personen wegen Zerstörung und Plünderung dreier deutscher Läden. Der Stadt­schreiber sagte aus, daß 5000 Menschen sich in den Lä­den anfammelten, die Fenster einschlugen und alles plünderten. Mehrere Polizeioffizieve und Soldaten wurden in dem Tumult verletzt. 4 Angeklagte wur­den freigesprochen, die anderen zu Geldstrafen von 5 Schilling auswärts und den Kosten verurteilt.

London. 9 Nov. Daily Telegraph meldet aus Eravesend bei London, daß eine feindliche Menge bet der Einbringung der Mannschaft des deutschen Hospitalschiffes Ophelia lärmende Kundgebungen veranstaltete. Eine starke Eskorde Militär und Polizei mußte die Kriegsgefangenen vor der Wut der johlenden Menge schützen.

Das Gespenst der Invasion.

Amsterdam, 9. Nov. Holländischen Zeitungen wird berichtet, daß infolge des letzten deutschen Angriffs auf die englische Küste unter den Küften- bewohnern im östlichen England unbeschreibliche Panik herrsche. Fast alle unmittelbar an der Küste

wohnenden Wohlhabenden verlaßen fluchtartig ihre Wohnstätten, weil sie bei dem seit Wochen herrschen­den Nebel neue Angriffe der deutschen Flotte be­fürchten. In London sind bereits mehrere Tausende von Flüchtlingen aus dem Gebiet der Ostküste ein­getroffen.

Russische Mordbuben.

Berlin. MmBerliner Tageblatt" wird aus Konstantinopel berichtet: Wie aus Mesched, Nordost­persien, gemeldet wird, sollen russische Soldaten den deutschen Kaufmann Hoffmann ermordet haben.

Die Kampfesweise der Indier.

(W.T.B.) Berlin. Ueber die Kampfesweise der Gurkhas wird demBert. Tagebl." berichtet: Die kleinen, dürren und flinken Gestalten erinnern an die Japaner. Außer ihrem Gewehr haben sie ein langes Messer, das sie mit großer Geschicklichkeit be­nutzen. Während sie mit der linken Hand das Gewehr laden, gebrauchen sie mit der rechten Hand das Messer. Auf 20 Meter schleudern sie es auf den Feind und dann erst gehen sie mit dem Bajonett vor.

Auszeichnung des chilenischen Geschwaders.

(W T B.) Berlin, 9. Nov. (Nicht amtlich.) Dem Chef des Kreuzergeschwaders, Vizeadmiral Graf von Spes, ist das eiserne Kreuz I. und II. Klaffe, einer großen Anzahl von Offizieren und Mannschaften das eiserne Kreuz II. Klaffe verliehen worden. Ebenso wurde dem Kommandanten S. M. kleiner Kreuzer Karlsruhe, allen Offizieren, Be­amten, Deckoffizieren, sowie 50 Unteroffizieren und Mannschaften dieses Schiffes das eiserne Kreuz II. Klaffe verliehen.

Wollene Unterkleidung für das Heer.

(W.T.B.) Berlin, 9. Nov. Der achte Wollzug des Kriegsausschusses für warme Unterkleidung ist mit 25 000 neuen Wolldecken diesmal nach dem We­sten abgegangen. Ms bisher abgelieferte Wollen­zeug stellt einen Wert von beinahe 15 Millionen dar. Me Teilnahme der Bevölkerung an den Bestrebungen des Kriegsausschusses dauert lebhaft fort. Es ist nö­tig, die für den Kriegsausschuß bestimmten Spenden auch an gebrauchten Wollhemden, wollenen Hand­schuhen, Wolldecken und ähnlichem an den Reichstag Portal II einzuliefern, weil hier für sachgemäße Des­infektion aller dieser Sendungen Sorge getragen wird. Die Einlieferung wollener Decken ist neben wollenen Strümpfen und wollenen Handschuhen augenblicklich besonders erwünscht. Mit den wolle­nen Decken soll die Fürsorge der militärischen Behör­den namentlich für unsere in den Schützengräben liegenden Soldaten ergänzt werden, da solche Decken nicht zu den etatmäßigen Ausrüstungsgvgenständen gehören.

Cal«, den 10. November 1914. Das eiserne Kreuz.

Das eiserne Kreuz II. Klaffe haben erhallen der Unteroffizier d. Res. Wilhelm Holzäpfel vom Res.-Jnf.-Reg. 119 und der Musketier Friedrich Wurster vom Jnf.-Reg. 22, II. bayr. Armeekorps» beide aus Würzbach, ebenso der dem Stabe des I. Bat. des Reserve-Regiments 119 als Radfahrer zugeieilte August Wiedenmeyer von Zavelstein, ferner Vizefeidw. Schmid aus Wildberg.

Verlustliste des OberamtsLezirks Calw.

(Amtliche württembergische Verlustliste Nr. 56.)

Infanterie-Regiment Nr. 128, Stuttgart.

Musk. Georg Kubier, Neuweiler, I. verw. Musk. Wilb. Claß, Gechmgen l. verw. Ldw. Heinrich Dingler, Gechingen, gef. Ldw. Georg Wohlgemuth, Liebenzell, l. verw. Musk. Christian Schucker, Unterhaugstett, gef. Musk. Albert Linkenheil, Simmoz- heim, verw. Musk. Ulrich Nonnenmann, Oberkollbach, verw. Res. Georg Hofmann, Oberkollbach, s. verw. Musk. Friedrich Fenchel, Liebenzell, verm. Uoff. Gotthilf König, Ostelsheim, verw. Musk. Ludwig August Binder, Hirsau, s. verw. Res. Johann Großhans, Ottenbronn, s. verw. Musk. Heinrich Charrier, Neuhengstett, verw. Musk. Rudolf Stött-r, Wildberg OA, Nagold, verw. Ers.-Rcs. Robert Ebner, Calw, erkrankt. Musk. Friedrich Braun I, Gültlingen OA. Nagold, s. verw.

Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119.

Ldw. Georg Borkhardt, nicht Burkhardt, Holzbronn, bisher vermißt, ist s. verw.

(Aus der preußischen Verlustliste Nr. 71.)

Der bisher vermißte Musk. Otto Walker von Dachtel, ist verw. Artilleristenmaat Wilh. Pfrommer, Kentheim, schw. verw.

Die württembergische« Verluste.

Na chden bis jetzt herausgegebenen 55 amtlichen Verlustlisten haben die württembergischen Regimen­ter ohne Berücksichtigung der nachträglichen Berich­tigungen in den Listen folgende Verluste zu verzeich­nen: gefallen sind insgesamt 4225 Mann, lind zwar: 248 Ofiziere, 3977 Mannschaften,' verwundet insge­samt 18 405 Mann, und zwar: 545 Offiziere, 17 860 Mannschaften,' vermißt insgesamt 4160 Mann, und

zwar: 28 Offiziere, 4132 Mannschaften; erkrankt sind insgesamt 306 Mann, und zwar: 6 Offiziere, 300 Mannschaften. In ihrer Gesamtzahl betrugen dem­nach die Verluste 27 096 Mann, d. h. 827 Offiziere und 26 269 Mamschaften. Erfreulich bei diesen gro­ßen Verlusten ist die verhältnismäßig geringe Zahl der Vermißten.

Kriegsgefangenensendungen.

Postsendungen mit Nahrungs- und Eenußmit- teln, deren Ausfuhr verboten ist, sind zur Ausfuhr zugelaffen, wenn sie nach den postseitigen Be­stimmungen als Kriegsgefangenensendungen gelten.

Kriegsfreiwillige.

Das Ersatzbataillon des Infanterieregiments 125 in Stuttgart stellt von jetzt an bis auf weiteres wieder Kriegsfreiwillige ein. Meldungen Kriegs­freiwilliger werden auf dem Geschäftszimmer des Ersatzbataillons, große Jnfanteriekaserne, jeweils vormittags 8*/» Uhr entgegengenommen. Ausge­hobene unausgebildete Landstumpflichtige sind von der Einstellung ausgeschloffen.

Eine Kreuzpfeunigsammlung.

In dem Bestreben, die dringenden notwendigen neuen Mittel für die Zwecke des Roien Kreuzes zu beschaffen, hat das Zentralkomitee der deutschen Ver­eine vom Roten Kreuz ein Pfennig-Sammel-System eingeführt, durch das jedermann die Möglichkeit ge­geben wird, mit kleinen Spenden von fünf Pfennigen an die große vaterländische Sache zu unterstützen. Kreuzmarken im Wert von fünf und zehn Pfennigen sollen in allen gewerblichen Betrieben verbreitet und verwendet werden und zwar zum Aufkleben auf Breife, Rechnungen, Quittungen, an den Kaffen aller öffentlichen Verkaufsstellen, in den Gasthöfen. Wirt­schaften, Geschäften. Konsumgeschäften. Mit einem Wort, überall dort, wo das Volk verkehrt, sollen bei jeder Zahlung eine oder mehrere Kreuzmarken zu fünf oder zehn Pfennigen mrtoerabfolgt werden. Selbstverständlich soll ein Zwang nicht ausgeübt wer­den, sondern die Abnahme der Marken dem freien Willen der Gäste überlaßen bleiben. Auch der Pri­vatmann kann das große Werk dadurch unterstützen, daß er all seine Briefe, besonders auch die portofreien Feldpostbriefe mit einer Kreuzmarke versieht, sodaß sich auf diese Art durch kleine Gaben neue große Mit­tel für die Verwundeten und die notleidenden Ange­hörigen unserer tapferen Krieger sammeln laßen. Auch die Leitung des württ. Landesvereins vom Roten Kreuz hat die Einführung dieser Marken in die Wege geleitet und in einer Besprechung, die am letzten Donnerstag abend mit Vertretern der ver­schiedenen in Betracht kommenden kaufmännischen und sonstigen Berufsvereinigungen einmütig die Gründung eines Ortsausschußes für Groß-Stuttgart beschlossen.

Der Gedanke, auf die obige Weise Mittel für unser Rotes Kreuz zu erhalten, ist ja ganz recht und schön, ob es aber nicht einfacher und zweckmäßiger auch aus finanziellen Gründen gewesen wäre, von Zeit zu Zeit Haussammlungen zu veranstalten, möch­ten wir der Ueberlegung anheim geben. Die Schrift!.

Maßnahmen gegen Ueberforderungen.

(S.C.B.) Ulm, 8. Rov. Die bürgerlichen Kolle­gien beschlossen, sich mit einer dringlichen Bitte an die württembergische Regierung zu wenden, damit in Bälde Höchstpreise für Mehl und Kartoffeln fest- gestellt werden und zwar nicht nur für Württemberg allein, sondern im Benehmen mit Bayern. Außer­dem wurde eine Komission bestellt, die darauf hin­wirken soll, daß für Fleisch und Petroleum hier ange­messene Preise bezahlt werden, nachdem hier die höchsten Fleischpreise im ganzen Lande und auch für Petroleum ungebührlich hohe Preise gefordert wer­den. Die Kollegien beschlossen auch, Kartoffel im Großen einzukaufen und zu Selbstkostenpreisen an die Familien Ausmarschierter und an Minderbemittelte abzugeben, ferner Milch in größerer Menge zu be­stellen und ebenfalls billig abzngeben. Es hat sich er­geben, daß die Festsetzung von Höchstpreisen durch das Gouvernement nicht dem Zweck entsprochen hat. weil das Wirtschaftsgebiet hiefür zu klein war. Außer­dem haben sich Zweifel für die Zuständigkeit des Gouvernements ergeben, so daß die von dieser Be­hörde eingesetzte Kommission ihre Tätigkeit einstellte.

Arbettslosenfürsorge.

(S.C.B.) Schramberg, 6. Nov. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen gestern die Einführung einer städtischen Arbeitslosenfürsorge unter Zuhilfenahme der von der Versicherungsanstalt Württemberg zu ge­währenden Darlehen. Ferner wurde beschlossen, die Bllgerausschußwahlen am 14. Dezember abzuhalten.

Auch ein Opfer des Krieges.

(S.C.B.) Ravensburg, 8. Nov. In dem Weiler Ottershofen hat eine Familie drei Söhne in den