-e- Deckeupfroun. 30. Jan. Aus Anlaß des 70jähr. Geburtsfestes des hiesigen Schultheißen Luz brachte ihm der Ltederkranz ein Ständchen, wobei der Dirigent des­selben, Hauptlehrer Häußler, eine Ansprache hielt. Schultheiß Luz, der im Mai dieses Jahres auf eine 25jährige ersprießliche Amtszeit zuriickblicken kann, dankte in bewegten Worten.

Wart OA. Nagold, 30. Jan. Schulkinder fanden in einem nahen Wald den 73jährigen Veteranen L. S., der sich in einem Anfall von Schwermut erhängt hatte. Bet Champigny gefangen genommen, war er bis zum Schluß des Feldzuges in Paris in Kriegsgefangenschaft. Seit 5 Jahren lebte er hier. Not kann nicht der Be­weggrund sein.

Württemberg.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 30. Jan.

Die Erste Kammer kam in ihrer heutigen Beratung des Eebäudebrandverficherungsgesetzes bis zur Erledi­gung des Artikels 45, der in der Kommissionsfastung mit einem Zusatz des Staatsrats von Mosthaf an­genommen wurde. Dieser Artikel trifft Bestimmungen über die Entschädigung von uniiberbauten Grundstücken und Erundstücksteilen oder nicht versicherten Gebäuden, die bei Lösch- und Rettungsmaßregeln zerstört oder be­schädigt worden sind.

Die Zweite Kammer befaßte sich auch in ihrer heu­tigen Sitzung mit Eisenbahnbaugesuchen und übergab die Bitte um Erbauung einer normalspurigen Nebenbahn von Neuenbürg nach Marxzell der Regierung zur Erwägung. Von dieser 15 Kilometer langen Bahn kämen 9 Kilometer auf ba­disches Gebiet zu liegen. Nach Mitteilung des Mini­sterpräsidenten würde sie ganz außergewöhnlich hohe Kosten verursachen. Auch gegen einen Tunnel durch die Alb, der 1516 Kilometer lang werden müßte, 50 bis 60 Millionen Bau- und 3 Millionen jährliche Unter­haltungskosten fordern würde, sprach sich der Minister­präsident aus.

Vor Beginn der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer war zu erkennen, daß die Abgeordneten Grö­ber und Haußmann heute den Tag begehen, an dem sie vor 25 Jahren in die Zweite Kammer eingetreten sind. Die Sitze beider Abgeordneter waren mit Blumen­sträußen geschmückt.

Ein Württemberg«! Träger des Nobel-Friedenspreises?

Als Empfänger des sechsten Nobelfriedenspreises hat die Zentralleitung der schwedischen Friedens- und Schiedsgerichtsvereinigung den Stadtpfarrer Umfrid in Stuttgart und die Deutsche Friedensgesellschaft vorge­schlagen.

Stuttgart, 30. Jan. Generalmajor z. D. Hermann von Monsterberg, der von 18991903 das hiesige Jnf.- Regt. Nr. 125 kommandierte, ist in Willmersdorf bei Berlin gestorben.

Crailsheim. 30. Jan. In der letzten Zeit sind hier und in der Umgegend mehrere Landwirte dadurch er­heblich geschädigt worden, daß ihnen Vieh ganz rasch verendete. Unter den gefallenen Tieren befand sich

Der Wildfang.

14) Novelle von Adolf Schmitthenner.

Er ist auf dem Kohlhof gewesen, log ich ich hatte mir das Märchen für den Notfall ausgedacht und brachte es jetzt zur Unzeit vor, auf dem Kohlhof ist ein Pferd feil. Er hat nachgefragt, wann Valentin es zur Probe ausreiten kann.

Während ich das sagte, schaute ich nach den ver- schlungnen Fingern. Es jückte mich, dazwischen durchzuschla­gen. Ich hörte, wie Gerwig neben mir tief Atem holte; ich schaute ihn an. Sein Gesicht rötete sich. Ich sah, daß sich der niedergekämpste Grimm wieder aufrichtete. Auch sein Blick ruhte auf den verschlungnen Fingern, und als er sich hob und erst Kunigunde und dann Valentin ins Angesicht traf, da wars, als ob er flehte: Laßt euch doch los!

Aber die beiden fühlten nichts als ihre Liebesglut. Kunigunde wiederholte mit verschleierter Stimme: Für uns gibt es nur einen einzigen Tag. Und Valentin, wie wenn er die klafterwette Entfernung vor ihr nicht ertragen könnte, zog sie, ohne nach ihr zu sehen, an dem Finger zu sich heran, schlang den Arm um sie und hielt sie fest an die Brust gepreßt. Nun? Wie lange noch? fragte er und schaute Gerwig an, aber mit Augen, die nichts sahen.

Gerwigs Gesicht verzog sich; es wurde erdfahl und fin­ster. Er öffnete die Lippen, aber er brachte keinen Ton heraus. Dann kam ein gurgelnder Laut, wie wenn er sich verschluckt hätte. Endlich stieß er heraus: Heute über zwei Wochen.

Nun also! sagte Valentin und wandte sich lächelnd seiner Geliebten zu. Mich aber erschütterte ein furchtbarer Verdacht. Gerwig! raunte ich. Der aber drehte sich um und schaute mich an mit düstern Augen.

Was willst du?

In diesem Augenblick trat Margarete zu uns. Sie hatte meinen Hut mit Blumen geschmückt und schaute uns fröhlich an mit ihren ahnungslosen Augen. Ls war. wie wenn ei» frischer Wind den schwülen Brodem verjag«, den wir vier at-

eine Schweizer Zuchtkuh im Werte von über 1000 °1l und ein Ochse im Werte von über 600 -1t. Zum Glück sind die betroffenen Tierbefitzer versichert, sodaß ihnen noch nicht der ganze Schaden zur Last fällt.

Are» wett «»4 A*t»,

Der Deutsch« Reichstag

setzte gestern die zweite Lesung des Etats des Reichs­amts des Innern fort. Es sprachen Weinhausen (Vp). Dombek (Pole), Warmuth (Rp.). Behrens (W. Vgg.) Dr. Decker-Bingen (b. k. Partei), Molkenbuhr (So-.), Emminger (Ztr.) und Reichsbankpräsident v. Haven- stein.

Schlagwetter-Explosion.

Dortmund. 30. Jan. Auf der Zeche Achenbach im benachbarten Brambauer ereignete sich heute nachmittag kurz vor Schichtwechsel in der 3. Sohle ein größeres Unglück, dessen Umfang noch nicht bekannt ist. Bis jetzt sind 8 Tote und 7 Leichtverletzte geborgen worden. Das Unglück entstand durch eine Schlagwetterexplosion. Von den Nachbarzechen wurden Hilfsmannschaften an­gefordert. Die technische Beamtenschaft ist in den Schacht eingefahren.

Die letzte Nachricht, die uns telegraphisch zuging, geht dahin, daß die Explosion sich 6 Uhr 20 auf Flöz 19 und 21 ereignete. Vis 12 Uhr 30 waren 22 Tote und 17 Verletzte, davon 10 Schwerverletzte, geborgen. Die Zechenverwaltung glaubt, daß sich keine Toten mehr in der Grube befinden.

Eisenbahnunglück.

München. 30. Jan. (Amtlich.) Heute mittag ist auf der Station Köditz die Lokomotive des Lokalzuges 46 mit nachfolgenden Personenwagen entgleist. Ein Personenwagen siel die Böschung hinab. 7 Reisende wurden v.erletzt, darunter 3 schwer. Zu dem Eisen­bahnunfall wird noch gemeldet: Als heute mittag -tl Uhr der Zug Nr. 46 von Bad Sieben noch Hof beim Schotterwerk Frank und Weidner in Köditz die Weiche, die nach dem Schotterwerk führt, passiert hatte, ent­gleiste die Lokomotive und der Tender, die nach rechts umfielen, während die beiden nächsten Personenwagen nach links umschlugen und auf einen gefrorenen Teich stürzten. Während der Lokomotivführer rechtzeitig ab- springen konnte, wurde der Heizer schwer verletzt. Außerdem sind 15 Personen verletzt worden, davon mehrere schwer. Die Verletzten wurden nach Hof ge­bracht. Der Materialschaden ist bedeutend.

Ein Zwischenfall bei der Kaiserfeier.

Metz. 30. Jan. Zu dem in dem heutigen ersten Mor- genblatt derFrakfurter" Zeitung" aus Metz gemelde­ten Vorfall bei der Kaisers Geburtstagsfeier des 20. Pionierbataillons gibt das Generalkommando des 16. Armeekorps folgende Richtigstellung: Die 4 Lothringer erregten im vorderen Zimmer des Lokals den Unmut der dort anwesenden Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, weil sie ihre französisch geformten Mützen auf dem Kopfe behielten und sich laut in französischer Sprache unterhielten. Dieses Benehmen mußte gerade am Geburtstage Sr. Majestät als eine Herausforderung angesehen werden. Der höflichen Aufforderung eines Offiziers, das Lokal zu verlassen, weil es in allen Tei­len von dem Bataillon für den Abend gemietet sei,

wurde nicht nachgekommen. Der sodann herbeigeeilte Batatllonskommandeur hat nicht, wie ange­geben, d ein e in e n dieser Leute die Mütze vomKopf geschlagen, sondern sie ihm abgenom­men, weil er der Aufforderung, die Mütze abzunehmen, nicht nachkam. Auch von einer Ohrfeige durch den Ba­taillonskommandeur ist keine Rede. Darauf sind die Leute in durchaus ruhiger Weise aus dem Lokal ge­bracht und der Polizei zugeführt worden. Die Unrich­tigkeit der Schilderung des Vorfalls durch dieFrank­furter Zeitung" beweist ferner der Uumstand, daß schon heute eine schriftliche Erklärung der beteiligten 4 Loth­ringer vorliegt, in der sie bedauern, die FeierliOetten gestört zu haben, und ausdrücklich erklären, daß ihnen Beleidigungen fern gelegen haben. Die 4 Leute haben sich außerdem bereit erklärt, mündlich bet dem Batail­lonskommandeur um Entschuldigung zu bitten.

Frankreichs Flug-Heer.

Paris, 30. Jan. Kriegsminister Noulens erklärte heute im Senat, Frankreich besitze gegenwärtig 600 Fahrzeuge und Deutschland nur 450 bis 500. Man wisse nicht, ob die Deutschen gepanzerte Flugzeuge be­sitzen. Frankreich habe von dem ersten, bereits ausge­führten Apparat, der vollkommen zufriedenstellend er­scheine, mehrere unter Vorbehalt bestellt. Frankreich besitze einen im Typus des Zerstöreräroplans gebauten Apparat, d. h. eines Flugzeuges, das gepanzert und mit Waffen versehen sei. 577 Flugzeuge seien gekauft und geliefert worden, 100 andere müssen noch nachge­liefert werden.

Untergang eines Dampfers.

Norfolk (Virginia), 30. Jan. Der Dampfer Mon­roe ist heute morgen auf der Höhe von Hof-Island nach einem Zusammenstoß mit dem Dampfer Nantucket ge­sunken. Der Nantucket rettete 85 Fahrgäste vom Mon­roe. Der Dampfer Monroe wurde von dem Dampfer Nantucket mittschiffs getroffen und sank zehn Minuten nach dem Zusammenstoß. Die schlafenden Fahrgäste des Monroe wurden durch den Zusammenstoß aus den Bet­ten geworfen und erreichten, noch schlaftrunken, kaum das Deck, als sie auch schon ins eisige Wasser ge­schleudert wurden. Viele wurden wieder aufgeftscht. Der Dampfer Nantucket ließ sofort Rettungsboote nie­der, die alsbald im Nebel verschwanden und sich bei dem Rettungswerk lediglich durch die gellenden Hilferufe der Ertrinkenden leiten lasten mußten. Als die Hilferufe verstummten, und die Rufe der Mannschaft der Ret­tungsboote keine Antwort mehr fanden, auch das schwache Licht der Scheinwerfer keine im Master kämp­fenden Gestalten mehr enthüllte, wurde das Rettungs­werk eingestellt. Amtlich wird gemeldet, daß bei dem Untergang des Dampfers Monroe 23 Fahrgäste und 24 Mann der Besatzung ertrunken sind. Gerettet wur­den 31 Fahrgäste und 55 Mann.

Madrid, 30. Jan. Die Bewohner von Bucerra hat­ten, um sich der ihr Dorf bedrohenden Wölfe zu ent­ledigen, eine Kuh vergiftet und sie als Köder auf dem Felde liegen lasten. Eine Truppe von Zigeunern fand die Kuh und das Fleisch auf. 20 Zigeuner starben an den Folgen der Vergiftung, 20 andere sind gefähr­lich erkrankt.

meten, und als ob wir wieder reinere Luft schöpften, seitdem sie bei uns war.

Nun ist es aber Zeit sagte sie, daß wir aufbrechen. Der Vater kommt sonst vor uns an und wird uns schelten.

Nach dem Anger wollt ihr gehn? fragte Gerwig zögernd.

Wir waren aufgebrochen und verließen langsam den Ort.

Freilich, sagte Margarete. So ist es ja mit dem Vater ausgemacht!

Das Brautpaar ging voran. Margarete ging zwischen mir und Gerwig.

Johannes, sagte Gerwig und sah mich bedeutsam an, wir sollten lieber nach Hause gehn.

Aber wamm denn? fragte Margarete.

Es sind so viele Leute auf dem Anger.

Seit wann seid Ihr den leutescheu geworden? fragte Margarete spöttisch.

Ich aber zog Gerwig am Aermel zurück und flüsterte ihm zu: Gerwig, du hast gelogen!

Er schaute mit uufichern Augen an mir vorbei. Gestehs, sagte ich dringend, sonst ruf ich laut: Gerwig will seinen Herzbruder verraten!

Gut! flüsterte er heftig zurück; dann sag ich alle», brech meinen Eid und verspiel meine Seele!

Wir gehn auf den Anger, rief jetzt Kunigunde und wandte das schöne Haupt zurück. Je mehr Leute dort find, desto besser! Ich will meinen Schatz allen Jungfrauen zei­gen, und Valentin will seinen Schatz allen Junggesellen zeigen. Derweilen wir vor den Tischen spazieren, könnt ihr andern nach der Scheibe schießen. Wir kommen dann auch an den Stand; aber schießen darf Valentin nur, wenn er den Meisterschuß tun will.

Ich konnte meine Auflegung nimmer beweist««.

Valentin! rief ich. Wir haben mit dir zu rede«! E» gilt wahrhaftigen Ernst! Gerwig hat dir «och etwa» wich­tige« zu sagen.

Er soll» doch sagen! antwortete Kunigunde.

Dir allein, Valentin! Valentin war stehn geblieben und schaute zurück.

Das soll er in der Nacht tun, wenn wir in der Kamm« liegen. Aber heute bringt keine Macht der Welt mich und meinen Schatz auseinander. Kommt!

Es hat gedonnert, log ich in meiner Angst, es kommt ein Wetter. Wir wollen zurück nach Hause.

Du bist ein Narr! antwortete Valentin, und Kunigunde rief: Heute kommt nimmermehr ein Wetter! Dazu hat un» der Hickmel viel, viel zu lieb!

Wir gingen am Trutzbayer vorbei und dann die steile Schlucht hinab nach der Vorstadt zu. Der Weg war durch die Stücke, die man auf die Schanzen geführt hatte, auf­gerissen und reich an Furchen und Löchern, sodaß wir drei mühsam gingen. Aber Valentin und Kunigunde schritten so leicht und sich« dahin, wie wenn sich der böseste Pfad unter ihren Füßen glätten müsse. Dabei jubelten sie und sangen, und zwischen hinein plauderten und scherzten sie miteinander. Sie redeten von Rosenberg im Schlesierland, von ihrem künf­tigen Haus und ihren Knechten und Mägden. Sie nannte ihn Herr Zunftmeister", und er erzählte ihr, daß dort die Polacken den Meisterflauen das Kleid küssen.

So kamen wir an das Wolfschluchtpförtlein. Wir gingen durch und die Annagaffe hinab auf die Hauptstraße.

Hi« war ein Menschengedränge. Alles strömte dem Spei«« Tor zu. Dadurch kam ich von Margarete ab und wir hielten uns nur noch mit den Blicken. Da trat Gerwig an Mich heran und sagte rasch: Ich besorge, was ich kann, und suche euch wird«. Bring sie davon ab! Ist die» nicht mög­lich, so schaffe sie bald wieder fort! Fahrt auf dem Neckar zurück, oder wenn sie da» nicht wollen, so geht auf der Neuen- heim« Seite, daß wir un» nicht verfehlen. Ich such euch zuletzt auf dem Anger; finden wir un» dort auch nicht, dann treffen wir un» zu Hause.

Ich faßte ihn am Aermel und flüsterte: Gerwig, wan» ist seine Zeit um? Ab« « hörte mich nicht mehr und »»» in der Menge verschwunden. (Fortsetzung folgt.)