Nr. 263. ? Amts- und Anzergeblatt für den Oberamtsbezirk LaLw. 89. Jahrgang.

Srscheinungswtis«: Smal wüchentltch. «lnzrlgenprels: Im Oberamts- telirk Laim für die einspaltige Borgiszeile ll> Psg.. außerhaw desselben 12 Pfg-, «eüamen Lb Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S.

Vien-taS' den 1« N»v«mber

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M der EllWdnllg M Kanal. 4M Raffen gelangen

SestmelWe vnd tßrWe Siege.

Bon den ^Kriegsschauplätzen.

^ Die erbitterten und mit großen beiderseitigen Verlusten begleiteten Kämpfe am Kanal scheinen nun bald ihrer Entscheidung entgegenzugehen. Trotz deshartnäckigsten Widerstandes", wie der General- stad meldet, vollzieht sich die Einschließung Pperns, und damit die Abtrennung der dortigen Armee von der Landseite. Mit stolzer Freude erfüllt es uns, daß die englischen und wohl auch französischen Kriegs­schiffe, die unseren rechten Flügel bedrohen wollten, infolge der Ueberlegenheit unseres Artilleriefeuers sich zurückziehen mußten. Wenn wir also in abseh­barer Zeit am Kanal sind, und unsere schweren Ge­schütze in Stellung bringen können, werden sich die feindlichen Schiffe wohl in noch respektvollerer Ent­fernung halten müssen.

Der Versuch der Russen, im südlichen Ostpreußen emzufallen, ist ihnen sehr übel bekommen. Die Mel­dung von der Gefangennahme von 4000 Feinden läßt auf den Umfang der Schlacht und auf weitere schwere Verluste unserer Feinde schließen.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, vormittags (Amtlich ) Mitteilung der obersten Heeresleitung Wieder richteten gestern nachmittag mehrere feind­liche Schiffe ihr Feuer gegen unseren rechten FiLgel. sie wurden aber durch unsere Artillerie schnell ver­trieben. Die in den Abendstunden aus Nieuport heraus unternommenen und in der Nacht wieder­holten Vorstöße des Feindes scheiterten gänzlich Trotz hartnäckigen Widerstandes schritten unsere Angriffe bei Ppern langsam aber stetig vorwärts Feindliche Gegenangriffe südwestlich Ppern wurden abgewiesen, mehrere hundert Mann z» Gefangenen gemacht.

Im Osten wurden Angriffe starker russischer Kräfte nördlich des Wysztyter Sees an der ost- preußischen Grenze unter schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Die Russen ließen über 4000 Mann als Gefangene und 10 Maschinen­gewehre in unfern Händen.

Die deutsche Artillerie.

Rotterdam, 9. Nov. Der Sonderberichterstatter derTimes" berichtet, wie derD. Tagesztg." über­mittelt wird: Die Mer-Schlacht hat sich zu einem starken Artillerieduell umgewandelt. Die schweren feindlichen Kanonen gereichen uns zum Nachteil. Die feindliche Artillerie ist zwar nicht besser als die un­sere, aber viermal so stark. Die schweren Geschütze haben große Treffsicherheit. Nicht immer schießen die Leute gut, aber es muß auch die moralische Wirkung ruf die Truppen in Betracht gezogen werden. Tau­sende von Verwundeten, die vom Schlachtfelde in Flandern zurückgekehrt sind, sagen aus, das Gewehr habe ihnen keine Verletzungen beigebracht (!); fast alle find dagegen durch Granatsplitter und Schrap- nellkugeln übel zugerichtet. Durch dieses Geschützfeuer hält uns der Feind in Schach.

Paris offene Stadt?

G.K.G.) Genf, 9. Nov. Nach Berichten des Cor­ner« aus Bordeaux soll die französische Regierung beschlossen haben, falls mit einem vorübergehenden Borrücken der Deutschen aus Paris im Laufe des Feldzuges zu rechnen sein sollte. Paris zur offenen Nädt zu erklären und nur den äußeren Festungs- Artel zu verteidigen. Die veränderte Haltung der Regierung ergebe sich auch aus dem Verbleiben der

sozialistischen Mitglieder im Ministerium, die von der Bedingung, die Einwohner von Paris von den Schrecken einer nutzlosen Verteidigung zu bewahren, abhängig gemacht worden sei.

Ein österreichischer Sieg in Serbien.

(G.K.G.) Budapest, 9. Nov. Unsere in Serbien operierende Armee beabsichtigt, noch vor Eintritt des Winters einen entscheidenden Schlag gegen die Ser­ben zu führen .Hiervon gibt auch ein vom Feldzeug­meister Potiorek an die ihm unterstehenden Truppen gerichteter Tagesbefehl Kenntnis, in dem die Trup­pen aufgesordert werden, die letzte Kraft des Fein­des zu brechen und den Feldzug noch vor Eintritt des Winters zu beenden.

(W.T.B.) Wien, 9. Nov. Unter dem 9. Nov. wird amtlich gemeldet: Unsere Operationen auf dem südlichen Kriegsschauplatz nehmen einen durchweg günstigen Verlauf. Während jedoch unsere Vorrück­ung über die Linie Sabac-Ljesnica an den stark ver­schanzten Bergfüßen auf zähesten Widerstand stieß, haben die dreitägigen Kämpfe an der Linie Loznica- Krupanj-Ljubevija bereits mit einem dur«^reisen- den Erfolg geendet. Der hier befindliche Gegner be­stand aus der serbischen 3. Armee des Generals Paul Sturm und der 1. Armee des Generals Peter Bojevic. Es waren zusammen 6 Divisionen mit rund 120 000 Mann. Diese beiden Armeen befinden sich nach dem Verluste ihrer tapfer verteidigten Stellungen seit gestern auf dem Rückzug gegen Valjevo. Unsere sieg­reichen Corps erreichten gestern abend die Loznica östlich dominierenden Höhen und den Hauptrücken der Sokolska Planina, südöstlich Krupanj. Wir ha­ben zahlreiche Gefangene gemacht und viel Kriegs­material erbeutet. Einzelheiten fehlen noch.

(W.T.B.) Wien. 8. Nov. (Nicht amtlich). Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich unter dem 7. November gemeldet: Der Angriff, gegen den hinter Astverhauen und Drahthindernissen verschanzten Geg­ner im Raume der Planina und südlich Sabac schrei­tet langsam vorwärts. Gestern wurde die taktisch wichtige Höhe von Misar genommen und dabei 200 Gefangene gemacht. Im Einklang mit diesen Ope­rationen begann auch gestern der Angriff gegen die sehr gut gewählten und ebenso hergerichteten Stel­lungen bei Krupanje. Details können noch nicht ver­lautbart werden. Eine Reihe serbischer Schanzen wurden gestern mit bewundernswerter Tapferkeit im Sturmangriff genommen und hierbei ca. 1500 Gefangene gemacht, vie rGeschiitze und sechs Maschi­nengewehre erbeutet. Vorzüglicher Geist und Zustand unserer Truppen läßt günstiges Fortschreiten auch dieser schwierigen Operation erwarten.

Ein türkischer Sieg am Kaukasus

(W.T.B.) Konstantinopel, 8. Nov. (Nicht amtl.) Zweiter amtlicher Bericht aus dem großen Haupt­quartier. Zn dem Kampf, der seit zwei Tagen an der kaukasischen Grenze andauert, ist die ruffische Armee vollständig geschlagen worden. Unsere Armee hält die ruffischen Stellungen besetzt. Einzelheiten werden später bekannt gegeben.

(W.T.B.) Konstantinopel» 8. Nov. Ein weiterer Bericht des türkischen großen Hauptquartiers über den türkischen Sieg an der kaukasischen Grenze besagt: Während unsere Kavallerie über Eaghisman gegen

den Feind vorrückte, griff das Groß unserer Armee die ruffischen Truppen an, die stark waren. Nach einem heftigen zweitägigen Kampf wurde der Feind geschlagen. Unser Heer besetzte die vom Feind ver­lassenen Stellungen.

Zum Fall von Tsinqtau.

(W.T.B.) Tokio, 8. Nov. Die Japaner haben bei dem Sturm auf Tsingtau 2300 Gefangene ge­macht. Sie hatten einen Verlust von 14 Offizieren und 426 toten oder verwundeten Soldaten.

(W.T.B.) Petersburg. 9. Nov. Die englischen und japanischen Truppen sind in Tsingtau eingezogen.

Ein Telegramm des Kaisers.

(W.T.B.) Berlin, 9. Nov. Von dem Kaiser ist bei dem Reichstagspräsidenten Dr. Kämpf nach­stehendes Telegramm eingetroffen:

Ich danke Ihnen für den Ausdruck der Gefühle des Schmerzes und das Vertrauen auf die Zukunft, von welchem der Reichstag und alle deutschen Herzen angesichts des Falles von Tsingtau erfüllt sind. Die heldenmütige Verteidigung der in langjähriger Ar­beit geschaffenen Musterstätte deutscher Kultur bil­det ein neues Ruhmesblatt für den Geist der Treue bis zum Tode, den das deutsche Volk mit seinem Heer und seiner Flotte in dem gegenwärtigen Verteidi- gungskampf gegen eine Welt von Haß,, Neid und Begehrlichkeit schon so mannigfach will's Gott nicht vergeblich betätigt hat. Wilhelm I. U.

Gegen die Räuber.

(W.T.B.) Berlin. 9. Nov. DieNordd. Allg. Zeitung" schreibt zu dem Fall von Tsingtau: Bis zur Stunde sind wir auf die knappen Meldungen aus feindlicher Quelle angewiesen. Soviel aber lassen alle Berichte erkennen, daß die dortige Besatzung die höch­sten Erwartungen, die auf sie gesetzt wurden, erfüllt hat. Wir gedenken mit tiefer Dankbarkeit der Hel­den, die dort für das Vaterland gefallen sind, sowie der opferfreudigen Beteiligung des KreuzersKai­serin Elisabeth". Deutschland wird nie vergessen, wer der Anstifter und der Ausführer dieses heimtückischen Ueberfalles im fernen Osten war.

Japans Absichten.

Tokio, 8. Nov. (W.V. Nichtamtl.) Der Unter­staatssekretär der Marine erklärte in einem Gespräch über die Zukunft Kiautschaus» daß Japan während der Dauer des Krieges Tsingtau verwalten und nach dem Kriege Verhandlungen über das Gebiet mit China einleiten werde.

Die Japaner greifen die Sache gar nicht unge­schickt an. Wollten sie ihre Pläne jetzt schon verraten, so könnte es ihnen leicht passieren, daß China und mit ihm Amerika ihnen etwas Unannehmlichkeiten bereiten würden, was im jetzigen Zeitpunkte, wo Englands Hilfe nicht vorhanden wäre, für die gelben Räuber wenig erfolgreich ablaufen könnte. Es ist jedoch anzunehmen, daß die Vereinigten Staaten und China die allzu schlaue Taktik durchschauen.

Die Japanische Flotte nach Chile.

London, 8. Nov. Das vor Tsingtau sreigewor- dene japanische Geschwader soll zunächst die an der chilenischen Küste siegreich gewesenen deutschen Schiffe aufsuchen.