Nr. 18 6
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Seite 6
Nach den Statistiken der letzten Jayre sind es vre yerz- nnv Gebirnschlaganiälle, die mit die meisten Menschen, zumal aus der Männerwelt, hinwegraffen.
Wie furchtbar ist es nicht, wenn in der Familie alles einigermaßen gut gebt und wenn vlötzilch, wie mit einem Blitzschläge, der Ernährer des Hauses tot auf der Bahre oder für Monate mit einer Lähmung auf dem Krankenlager liegt.
Wo sind die Ursachen zu suchen? Mit einem Worte sei es gesagt: Man überfüllt den Magen mit Sveisen, mit dem säfte- .leeren stark ausgemahlenen Brote, mit allen möglichen fremdländischen Getränken wie Kaffee, Tee, Kakao, mit stark gewürzten Fleischspeisen; das Blut verliert die nötigen Stoffe von natürlichem Zucker, Mineralsalzen, Vitaminen usw. Es wird krank; das Herz, die Gefäße bekommen nicht das, was sie brauchen; sie werden spröde, brüchig, überdehnt, weil der Blutdruck erhöht ist, und übereizt; und so versagen sie den Dienst, ste zerreißen; damit ist der Zusammenbruch gegeben.
Neben einem guten. Hausgebackenen Brote, einem Teller heimischer Mehlsupve ist es gerade der Honig, der nicht in Massen genossen zu werden braucht, sondern schon in kleinen Mengen den Organen all das gibt, was ste zu ihrer Kraft und Frische
brauchen.
Ein anderes grobes Bild! Welch ein kostbares Gut ist nicht die Mutter die Hausfrau, die in Deutschland ihren unvergänglichen geschichtlichen Ruf hat! Und wie mutz sie heute leiden, wie früh steigt sie ins Grab! Wer zählt all die Operationen, die heute an einem einzigen Tage allein in Deutschland bei all den Frauen gemacht werden! Erst vor einem Jahre führte der Frauenarzt Professor Dr. Winter, Königsberg, in der „Deutschen med. Woche" aus, daß allein an Unterleibskrebs alljährlich 25 000 deutsche Frauen sterben! Warum war all das nicht zu Zeiten unserer Väter? Weil die Frau die Kost genoß, die oben schon erwähnt wurde, weil der Honig in allen möglichen Gestalten alltäglich auf dem Tische stand, weil der Kaffee nur ein Sonntagsgetränk war! Und warum stillte damals jede Mutter ihre Kinder? Weil sie infolge der gesunden Sveisen gute Säfte und reichliche Nahrung baff»! Was stellten damals unsere edlen Mütter nicbt ff- starke Männer dem Vaterlande!
Und neb- l em anderes grobes Gebiet, das der Säug- lingsfterblichtril, überhaupt all der Kinderkrankheiten. Welch ein Elend tritt uns hier vor Augen! Es sei erinnert an die zahllosen verkrüppelten Kinder, die da verurteilt sind, zeit ihres Lebens an Schienen oder in Korsetts oder halb kriechend wie Tiere sich auf Händen und Füßen an der Erde fortzubewegen. Man fabre einmal nach Berlin und besuche die vielen Krüvvel- bcime. Gewiß find die Schienen und Apparate kunstvoll; aber ist das ein Ruhm für uns und auch für die Aerzte? Ist es nicht viel besser, wenn wir die Nahrung der Menschheit so bewachen, daß sie gesundes Blut und Säfte im Körper hat und daß die Mütter Kinder zur Welt bringen, die in ihren Gliedern blühen und gedeihen? Haben wir Aerzte uns nicht dann ein viel größeres Verdienst um das Vaterland erworben?
Hier noch ein Wort speziell über die vielen Darmkatarrhe der Kinder, die ja ibr Würgengel sind; ich selbst habe solche kleinen Geschöpfe manchmal in einem hoffnungslosen Zustande in Behandlung bekommen; jede Nahrung verschlimmerte ihre Krankheit; sie wurden viele Tage nur mit Honigwasser ernährt und siehe da, zum Staunen und zur Freude der Eltern wurden sie
gesund. ^ .
Auch bei Erwachsenen sieht man bei schweren Magen- und Darmleiden nach Sonigkuren sehr gute Erfolge.
Bei den Krämpfen der Kinder ist die richtige Diät, daun die kwniakur verbunden mit Barfußgeben, ein ausgezeichnetes Heil-
Nebmen wir ein anderes großes Feld, das Heer der Arbeiter. Wie sehr wird nicht ihre Gesundheit beute, wo sie in Fabriken und Bergwerken in nie geahnter Menge stehen, zerrüttet! Wie sehr brauchen sie nicht gerade jetzt eine viel bessere Nahrung als vor 50 oder 80 Jahren! Wie soll das saft- und kraftlose Fern- niiei- Tee ihnen Kraft und Ausdauer und auch
ein fröhliches Herz geben? ^ ^ -
Wenn vorläufig auch noch nicht bei vielen, so habe ich es doch schon zuwege gebracht, daß Arbeiter sich für viele Monate rechtzeitig mit Honig zum alltäglichen Gebrauche versehen haben. Erst unlängst las man, daß die Kohlenbergarbeiter in Pensyl- vanien alltäglich Honig essen. Niemand so sehr wie die zahllosen Krankenkassen sollten, wenn sie wirklich sozial sein wollen, dieser Angelegenheit ihre ganze Aufmerksamkeit schenken; sie kämen dabei auch wirtschaftlich recht gut weg.
Nunmehr wiederum ein anderes großes Gebiet! Das ist unsere Jugend. Man spricht heute jeden Tag vom Sporte; viele erfahrene und weise Männer schütteln darüber schon bedenklich ihr Hauvt; der griechische Philosoph Plutarch schreibt: „Der Sport macht die Jugend müde und matt und unfähig zu geistiger Arbeit." -
Der römische Philosoph Seneca drückt sich so aus: „Viele Nach» teile treffen jene, die der Gymnastik dienen. Zuerst die viele« Hebungen, deren Anstrengung den Geist erschöpft und ihn «r Anspannung und zu schärferem Studium unbrauchbar mackst. Sodann wird durch die reichliche Kost das feinere, geistige Emp
finden behindert."
Wir sagen heute: „Die Griechen waren ein gesundes, tapferes,
weises Volk, weil sie viel Gymnastik trieben; und daher müssen wir das auch tun"; aber dabei vergessen wir die Hauptsache, nämlich daß sie in erster Reihe eine gesunde, heimische Nahrung^ deren Mittelpunkt die Mehlsupve, der Honig, die Traube wa--' ren, z« fich «ahmen und weil sie barfuß oder in Sandalen gingen.
Was hilft unserer Jugend die Gymnastik, wenn ste das kraft- lose Mahl in Gestalt von Kaffee, Tee, ausgemahlenem Brote, «roßen Fleischklumven verzehrt!
Auch die Tuberkulose sei hier noch gestreift.
Soviel auch noch noch zu sagen wäre, so wollen wir die körperliche Gesundheit verlassen! Aber damit ist die Bedeutung dds Honigs auch nicht annähernd erschöpft! Wie steht es mit Geist und mit Seele?
Der Größte und Weiseste, der jemals auf dieser Erde w«e- delte, der göttliche Welterlöser, nahm, wenn er zu Besuch i» einem Hause weilte, falls er überhaupt etwas genoß, immer Brot, Honig und Obst zu sich.
Der griechische Dichter Sophokles steht mit seinen Trane» pnelen noch heute unerreicht da; von ihm sagt ein Gelehrt«: „Honig floß von seinen Lippen"
And von dem weisesten und ältesten aller Griechen, dem Feld- Herrn Nestor, heißt es im Homer: „Dem von der Zunge die Rede noch süßer als Honig daher floß".
Solange bei den Griechen der Honig bestand, waren sie ei» weyes, edles, großes Volk; dann aber schlugen sie ihre Wälder nieder, die Berge wurden kahl und öde. es schwand der Honig dabin und mit ihm auch ibr großer Geist.
Im Mittelaletr war in Deutschland der Honig in alle» Hän- jern im Gebrauche. Die junge Frau bekam als öochzeitsgeichenk
«neu Bienenstock mit in dis Ehe; daher blühten in jenen Zeiten auch die Künste und Wissenschaften. Noch jetzt legen die Dome, ! die Burgen, die Schlösser, die Denkmäler, die Bildsäulen, die > Gemälde, die reine edle Dichtkunst Zeugnis davon ab! Warum haben wir heute den Schmutz auf der Bübne und in den s Büchern? Warum werden ungezählte Seelen in den Abgrund z geführt? Weil wir keine edle Kunst haben! Weil die Gehirne aller jener, die hier die Berufenen find, von Tabak, Kaffee, Tee, t Kakao, Fleisch krank find. ;
Die Jugend, die Kopfarbeiter von heute, müßten jeden Tag ! Honig genießen; er ist es, der die Schwungkraft der Phantasie, ! den Reichtum der Bilder, die Anmut der Sprache, den edlen . tiefen Inhalt ihren Arbeiten verleiht. i
Nahrung und Charakter hängen aufs engste zusammen. Wo t ist heute die Güte, die Liebe, der Edelmut, die Ehrfurcht der s
Menschen vor Gott und vor einander geblieben? c
Unsere ganze Nahrung müssen wir umgestalten und wie kön- s neu wir das? Wie können wir den Honig, um den es sich hier ; im Speziellen handelt, in allen Familien einführen? Vor kurzem - tagte die Reichsgesundheitswoche. Hat man vernommen, daß : auch nur irgend ein Vortragender ein Wort über den Honig ge- ! sprachen hat? Die Presse, die Zeitschriften müßten seiner oft j gedenken. Die Frauenvereine und ähnliche Gesellschaften müssen ; Flugblätter verbreiten, die die Oeffentlichkeit belehren. Eben ? dasselbe müssen die Krankenkassen tun. Die Regierungen, di« ! Parlamente, die Priester, die Schulen, besonders aber die Aerzte s müssen sich mit diesen Fragen viel mehr beschäftigen. i
Es ist nötig, daß das Wesen der Landwirtschaft in ihrer wah- ! ren tiefen Bedeutung viel mehr in der Oeffentlichkeit erörtert ! wird; und all das, was unsere eigene heimische Landwirtschaff j uns bietet, müssen wir kaufen und genießen, dann werden wir s körperlich, geistig, seelisch und wirtschaftlich stark werden. e
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Obst- und Gartenbau j
Der Kohlgallenrüßler !
Man findet häufig zwischen dem Bestand an gesunden - Kohlpflanzen solche, die in der Entwicklung Zurückbleiben, - vielleicht gar über Nacht welken und am Morgen unter dem ^ Einfluß der Sonne verbrennen. Zieht man solche Pflanzen c heraus, findet man dicke, knollenartige Wucherungen an i den Wurzeln. Diese Knollen- und Klumpengewebe ent- ! wickeln sich natürlich auf Kosten der genießbaren Teile j dieser Eemüsearten. Bekannt ist die Kropfkrankheit der s Kohlarten, Kohlhernie, die solche Wucherungen erzeugt und ! man weiß, daß häufiger Wechsel des Standortes und ge- z legentliche kräftige Düngung mit Aetzkalk dieser Kohl- s krankheit viel Abbruch tut. Aber mit dieser Krankheit darf ! die vorliegende nicht verwechselt werden, obwohl die äuße- c ren Krankheitserscheinungen einander überaus ähnlich s find. Um die Ursache festzustellen, schneidet man am besten ! derartige Knollen durch. Handelt es sich um die überaus s häufige Kropfkrankheit, find die Knollen fest und uube- ;
schädigt, find sie aber von Fraßgängen durchbohrt, handelt - es sich um einen sehr gefährlichen Kohlschädling, den Kohl- j gallenrüßler. Das ist ein winziger Rüsselkäfer, etwa 3—4 Millimeter lang, der auch an Raps und Rübsen vorkommt, f Er legt seine Eier an den Strunk, mit Vorliebe dicht über s der Erde. Die daraus sich entwickelnden Larven bohre« fich ' in den Strunk, wandern in ihm in die Wurzln hinab und ^ erzeugen dort durch ihren Fratz die Wucherungen, geroZH» ^ lich, besonders betont, in den stärkeren obere« Wurzel», s Zur Bekämpfung wird mancherlei empfohlen. Auch hier ist Aetzkaldüngung nützlich. Am wichtigsten aber ist die fofor. j tige Entfernung mit nachfolgendem Verbrennen der gan- z zen Pflanzen, vornehmlich aber der Wucherungen, die oft ' bis zu 23 Maden enthalten. !
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E Schicht de« Kohl gegen Raopeu und Blattläuse! >
Tiner der gefährlichsten Schädlinge des Kohls ist Atz - Raupe des Kohlweißlings, durch deren massenhaftes Aust. i treten in manchen Jahren ganze Kohlfelder vernichtet wer» ! den können. Jedem find die weißen Schmetterlinge des Kohlweißlings bekannt, welche die Kohlfelder befliegen und deren Weibchen ihre goldgelben Eier in dichten Häuf- > chen meistens an die Unterseite der Blätter ablegen, aus : denen dann die gefräßigen Raupen hervorkommen. Man ! unterscheidet die aus den überwinterten Raupen erschei- ! nende Frühjahrsgeneration, die weniger zahlreich ist, und ! eine Sommergeneration, in besonders günstigen Sommern ! sogar eine dritte Generation. Jeder Gartenbesitzer sollt« , gegen diesen Schädling mit allen Mitteln vorgeheu «nd ! W»ar durch rechtzeitiges Abfammeln der gelben EierHäuf-
chen und jungen Raupen. — Von Spritzmitteln hat sis gegen die Raupen eine Brühe aus 2 Kg. gebranntem Km, und 3 Kg. Kochsalz auf 100 Liter bewährt. Das vorbei, gende Verfahren durch Absuchen der Eier ist aber jede» anderen vorzuziehen. ^
Häufig hat der Kohl auch unter Blattläusen zu leiden die Verkrüppelungen der Blätter Hervorrufen. I« ' Mafien fitzen sie zusammen und infolge ihres mehlähnM«, Aussehens hat es den Anschein, als ob die Blätter vom Mehltau befallen wären. Ihr Auftreten ist immer au! große Trockenheit und geschlossenen Stand, z. P. in dick bepflanzten Hansgärten, zurückzuführen. Wer häufig gjA und spritzt, wird darunter nicht viel zu leiden haben. Sind die Läuse aber erst einmal da, dann empfiehlt es sich befallene Pflanzen bezw. die einzelnen Blätter gam entfernen und im übrigen den Kohl alle 8 Tage mit Sve- culin oder Tabakabkochung von unten abzuspritzen.
P- S., Erfurt
Die Zwiebelfliege
Sie befällt nicht nur die Zwiebel, sondern alle anderen Laucharten, also auch Breitlauch, Knoblauch, Perhwiebel usw. Die Zwiebeln selbst werden oft vollkommen ausoe- höhlt. Der Schädiger ist eine Fliege von der Erötze einer Stubenfliege und sie hat mit dieser auch äußerlich sthr M Aehnlichkeit in Farbe und Form, ist nur ein wenig ler und die Flügel sind nach hinten etwas enger schreist und mit einem ebenso gefärbten Mittelband auf der Rist, kenseite, welches von helleren Flecken unterbrochen fit. Dias Fliege legt ihre Eier an die Blätter, Stengel und rwrnchu. lich an die Zwiebeln selbst ab. Aus diesen entwickeln suh dann gelbe Maden von 7—8 Millimeter Länge, die sich m das Gewebe einbohren, es mit Fraßgängen durchziehen m wie schon gesagt, die Zwiebel endlich ganz aushöhle» M- nen. Die Pflanze stirbt dabei gewöhnlich ab. Di« SD,
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len vergilben an der Spitze und liegen eines Morgens well und matt auf der Erde. Selbstverständlich ist eine solche Zwiebel vollkommen wertlos geworden. Sind die Made» ausgewachsen, fressen sie fich durch die Wandung der Zwie- bel hindurch nach außen, suchen einen Schlupfwinkel m Erdreich und verpuppen sich dort, überdauern als Puppe den Winter und erscheinen als Fliege erneut im Frühling und Sommer des nächsten Jahres, um ihre schädigende Tätigkett von neuem zu beginnen. Die Bekämpfung die es Schädlings, der nicht selten die ganze Zwiebelernte Afiihr- det, besteht darin, daß alle kränkelnden Zwiebeln sofort ansgezogen und verbrannt werden. Sie auf den Abraum» Haufen zu werfen, wie das aus Gedankenlosigkeit »st geschieht, bedeutet nur, ihnen eine andere Gelegenheit zur Weiterexistenz zu bieten. Im Herbst sollen die Zwiebel- , beete gekalkt und flach umgegraben werden, ranhschoMg i« den Winter gehen. Man grabe nochmals im FriihLitzk und hole dann möglichst Geflügel heran, welches alle zutage geförderten Puppe« aufpickt. Js. !
Vermischtes.
— Vom Sanerwerde« der Milch. Die Milch, wie fi« E dem Euter der Kuh gewonnen wird, ist keimfrei. Trotz gE ter Reinlichkeit läßt sich doch nicht vermeiden, daß Bakterie« in die Milch kommen, und diese kleinen Lebewesen sind günstige Lebensbedingungen vorausgesetzt, die den Much' zucker der Milch in Milchsäure verwandeln und so das Sauer- werden der Milch bedingen. Bekämpft werden die Bakterie der Milch durch Kälte, d. h. durch Temperatur unter 10 EM und durch Hitze, d- h. durch Abkochen der Milch. Di« kühlung der Milch wird jedoch nur von Erfolg sein, we" sie möglichst rasch vorgenommen wird, ehe bereits eine siac Säuerung eingesetzt hat, wie auch bei starker Säuerung w Milch beim Abkochen schon gerinnt.
Für die Schrlftleitung verantwortlich: Ludwig La uk-
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig'