SchwarzwLlder TageszeitungAus den Tannen"

Seite 8

Nr. 184

Aus Anlaß des Deutschen Schubmachertages findet in der Eewerbeballe eine Fachausstellung der Schubmachermeister statt. Die Ausstellung wurde am Samstag vormittag um 10 Uhr er­öffnet.

Die erste ordentliche Generalversammlung des Reichsverban­des des Deutschen Schubmacherhandwerks fand Montag vormit­tag im Stadtsartcnsaal statt. Der erste Vorsitzende, Obermeister Stoffe r-Sannover eroffnete sie mit einer kurzen Begrüßungs­ansprache. Hierauf gab Syndikus Dr. Schild-Hannover die Formalitäten der Neugründung des Reichsverbandes be­kannt Da die Versammlung der Verbandsvorsitzenden die Stimmen der süddeutschen Verbände auf Grund der Satzungen für nicht gültig erklärt batte, weil sie ihren Beitragsverpflich­tungen im alten Geschäftsjahr nicht nachgekommen waren, ver­ließen die süddeuschen Verbände gemeinsam den Saal. Württemberg, Baden und Bayern scheiden also von vornherein aus dem Reichsverband aus, nachdem sie in den frü­heren Versammlungen beschlossen hatten, nur bei einem Bei­trag von 20 Pfennig, nicht 1 Mark, dem Reichsverband beizu­treten. Der Aufbruch der süddeutschen Verbände rief eine sehr erregte Debatte hervor; die große Meinungsverschiedenheit dauerte lange trotz mehrfacher Mahnungen zur Einigkeit fort. Die vorgelegten Gesamtstatuten wurden einstimmig angenom­men. Nach einer einstimmigen Erklärung der anwesenden Ver­bände dem neuen Reichsverband beizutreten, wurde durch Ak- klama'tionswahl Obermeister S t o f f e r-Sannover zum Reichs­verbandsvorsitzenden und der übrige Vorstand des Bundes Deut­scher Schuhmacherinnungen zum Vorstand des Reichsbunds des Schuhmacherhandwerks gleichfalls durch Zuruf neu gewählt. Der Haushaltsplan für das Geschäftsjahr 1926-27 steht Ausgaben und Einnahmen in Höbe von SO 000 Mk. vor. Auf verschiedene An­träge, die den vorgeschlagenen Jahresbeitrag von 1 Mk. auf SO Pfennig ermäßigt haben wollten, wurde schließlich durch na­mentliche Abstimmung mit 132 gegen 46 Stimmen die Genehmi­gung des neuen Jahreshaushaltvlanes mit einem Jahresbeitrag von 1 Mk. beschlossen. Dr. Schild befürwortete hierauf noch eine neue Lehrlingsordnung mit dem Zweck einer einheitlichen Organisation des Lehrlingswesens hinsichtlich der Ausbildung, Entschädigung und Eignungsprüfung der Lehrlinge zur Ver­meidung der sozialen Gefahr einer frühzeitigen Selbständig- machung. Er forderte für die Innungen das Recht der Eig­nungsprüfung und der Lösung der Frage im Benehmen nxit den Landesregierungen. Nachdem noch Verbandsredakteur Meili-Zürich die Wünsche der Schweizer Fachgenossen zum Ausdruck gebracht hatte, sprach der 1. Vorsitzende über Maßnah­men zum Ausbau und zur Förderung des Genossenschaftswesens im Schubmacherhandwerk durch Innungen, Landesverbände und Reichsverband, sowie von der Regelung der Altersfürsorge. Es wurden hierauf noch verschiedene Anträge von Landerverbänden behandelt. Schließlich wurde noch eine Kommission zur Auf­nahme der Verhandlungen mit den ausgetretenen süddeutschen Verbänden eingesetzt.

Mackensen in Württemberg

Stuttgart, 9. Aug. Am Samstag abend ist aus Anlaß der bevorstehenden Hochzeit seines Sohnes, Botschaftsrat in Rom, mit der Tochter des deutschen Botschafters in Rom, Freiherr von Neurath, auf Schloß Enzweihingen Generalfeldmarschall von Mackensen in Stuttgart angelangt. Obwohl die Ankunfts­zeit nicht bekannt gegeben worden war, hatten sich doch Tausende Leim Bahnhof angesammelt, die den Generalfeldmarschall mit begeisterten Hochrufen empfingen. Er begab sich darauf im Auto mit seinen Familienangehörigen nach Enzweihingen. Am Sonn­tag nachmittag fand sodann in Ludwigsburg eine Huldi­gung der militärischen und vaterländischen Verbände aus wei­ter Umgebung statt. Den Ludwigsburger Vereinen reihten sich die Kriegervereine sämtlicher Bezirksorte sowie zahlreiche W /ine ähnlicher Art von Stuttgart, Eßlingen, Heilbronn. Pforz- weim usw. an. Der Generalfeldmarschall, der die Uniform der Totenkopfhusaren angelegt hatte, wurde mit jubelnden Heilru­fen empfangen. Nach Gesangsvorträgen der Gesangvereine des Schillergaus vom Schwäb. Sängerbund rühmte Mackensen die große Tapferkeit und Vaterlandsliebe seiner treuen Truppen, namentlich die vorbildliche Treue und Hingebung der schwäbi­schen Truppen. Zum Schluß brachte er ein Hoch auf ein einiges Deutschland aus, das rauschenden Beifall fand und durch das Deutschlandlied bekräftigt wurde. Dann ließ er die fast unab­sehbare Zahl der Vereine an sich vorbeimarschieren. Vor seiner Abfahrt nach Enzweihingen fuhr er mit seinen Familienange­hörigen zum Grabe des verstorbenen Königs von Württemberg und schmückte die Ruhestätte mit einem Rosenstrauß.

Der grobe Erfolg einer Schwäbin Zu der Nachricht, dab die Deutsch-Amerikanerin Fräulein 'Ederle den Aermelkanal durchschwommen hat, wird mitge- leilt, daß Frl. Ederle eine Schwäbin ist. Sie stammt aus Weil- beim an der Teck und ist in jungen Jahren nach Amerika aus- Mvandert, wo sie sich bald als Rekordschwimmerin einen Namen «achte. Sie ist die erste Frau, der die Ueberquerung gelang, »re stellte dabei noch einen neuen Rekord auf, denn sie schwamm W Stunden 34 Minuten, während die beste Zeit bisher 18 stunden betrug. Die erste Ueberquerung des Aermekanals ge-, umg am 25. August 1875 dem damals 20 Jahre alten englischen schrffskavitän Webb in 21 Stunden 45 Minuten. Erst 34 Jahre Mter gelang das Wagestück dem englischen Schmiedegesellen, «brlliam Vurgeß, der die Strecke Dover-Calais in etwa 18 Stun- zurücklegte. Die Kanalschwimmerin Ederle beabsichtigt jetzt, ^Heimat zu besuchen, wo in Weilheim noch ihre Großmutter

Kleine Nachrichten aus aller Wett.

Scheckfälschung in Wien. Am 7. August präsentierte aus -er Zentrale der Wiener Bank ein Mann einen Scheck über 42 000 Tschechenkronen, der auf die Filiale Prag gezogen Md von einer Bankfirma für einen Herrn Feldmann iiP Wien ausgestellt war. Der Scheck wurde für echt befunden und mit 10.845 Schillingen ausgezahlt. Noch am selben Vormittag wurde von der Bankfiliale in Prag festqestellt, daß der Scheck gefälscht sei.

Der Nachlaß der Prinzessin Anastasia von Griechenland.

Vei der Aufnahme des Vermögens der verstorbenen Prin- Wul.Anastasia von Griechenland, der Witwe des Weiß- .^Mömgs Leeds, wurde festgestellt, daß ein Betrag von"' io Millionen für die Rückkehr König Konstantins nach Griechenland ausgegeben worden ist. .-.

Zu den Unterschlagungen bei der Frankfurter Erwerbs- beschriinktenzentrale. In der Sitzung des Aeltestenausschus- ses der Stadtverordnetenversammlung gab der Magistrat eine umfassende Darstellung der Lage der Arbeitszentrale für Erwerbsbeschränkte. Neben den bereits bekannten Un­terschlagungen in Höhe von 15 000 Mk. (Fall Rein) wur­den schlimme Unregelmäßigkeiten und Verfehlungen der Geschäftsführung festgestellt. Die Betriebsverluste stellen sich auf rund 300 000 Mk., neben denen noch eine Schulden­last bei der Stadthauptkasse in Höhe von etwa eineinhalb Millionen Mark bleibt. Es wurden schwere Verfehlungen der bei der Arbeitszentrale tätigen beiden leitenden Be­amten Trapp und Roß bekanntgegeben. In der Haupt­sache handelt es sich um verfehlte Holzgeschäfte. Trotz Ein­greifens des Wirtschaftsamtes sollen gegenwärtig noch nicht weniger als 28 Waggons im Anrollen begriffen sein. Sämt­liche Holzvorräte sollen zu weit über den Marktwert lie­genden Preisen gekauft worden und dadurch die großen Ver­luste entstanden sein. Ebenso sollen die Lieferanten den beiden Hauptbeteiligten Schmiergelder in erheblicher Höhe bezahlt haben. Außer Holz sind ferner auch Möbel und Mö­belstoffe weit über Bedarf und weit über Preis bezahlt worden. Die Eröffnungen des Magistrates wirkten auf die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung direkt nie­derschmetternd, zumal sich in der letzten Zeit zahlreiche ähn­liche Fälle ereignet haben, sodaß man geradezu von einer Unterschlagungsepidemie sprechen kann. In verhältnis­mäßig kurzer Zeit haben sich insgesamt 6 Fälle ereignet, nämlich: 1. Fall Dresde (70 000 Mk. Mündelgelder), 2. Fall Langgemach (50 000 Mk. Gewerkschaftsgelder), 3. Fall Rein (15 000 Mk. Lohngelder der Erwerbsbeschränktenfürsorge), 4. Fall Marx (20 000 Mk. Armenpflegegelder), 5. Fall Loh­nes (4000 Mark Weihnachtsgelder), 6. Fall Trapp-Roß (Erwerbsbeschränktenfürsorge).

Schweres Autounglück. Gestern stieß in der Nähe von Dattenberg bei Linz am Rhein das Auto des Verlegers der Brühler Zeitung", Weinheimer, an einer abschüssigen Stelle gegen das Straßengeländer und Uberschlug sich. Die 25jährige Tochter Weinheimers war sofort tot. Der Chauf­feur wurde lebensgefährlich verletzt. Weinheimer, seine Frau und seine beiden Söhne trugen ebenfalls erhebliche Verletzungen davon.

Tödlicher Unfall beim Kölner Motorradrennen. Bei dem 300 Kilometer Mannschaftsrennen, das der Klub für Mo­torradsport Köln am Sonntag nachmittag auf der Rad­rennbahn in Köln-Diehl veranstaltete geriet der Fahrer Frensen infolge eines Reifendefektes mit seinem Rade ins Schleudern. Der kurz hinter ihm fahrende bekannte Renn­fahrer Wronker wollte ausweichen, wurde aber dabei aus der Bahn geworfen und flog mit seinem Rade in weitem Bogen mitten in das Publikum hinein. Der Verunglückte starb wenige Stunden später an seinen Verletzungen. Von den Zuschauern wurden vier Personen leicht verletzt. Das Rennen wurde sofort abgebrochen.

Ein Berliner Arzt bei Heringsdorf erschlagen. Wie der Montag" aus Heringsdorf meldet, ist in der Nacht vom Samstag zum Sonntag der Berliner Arzt Dr. Eerlach von Ahlbecker Einwohnern im Handgemenge erschlagen worden. Die Täter konnten am Sonntag vormittag in Ahlbeck ver­haftet werden und sind nach einem umfassenden Geständnis am Sonntag vormittag ins Amtsgerichtsgefängnis Swine­münde eingeliefert worden.

Selbstmord auf dem Friedhof. Auf dem Friedhof in Frankfurt am Main hat sich ein hier wohnhafter, aus Cannstatt stammender Ingenieur vergiftet.

Zusammenstoß zwischen Schützen und Rote« Frontkämp­fern. Am Sonntag kam es in Stockum bei Düsseldorf (Rheinprovinz) zwischen Teilnehmern eines Schützenfestes und von einem Ausfluge heimkehrenden roten Frontkämp­fern zu Reibereien, in deren Verlauf Schüsse auf das Fest­lokal Tannhof abgegeben worden sind. Ein Polizeiaufgebot begab sich sofort an den Tatort, um die Ordnung wieder­herzustellen. Es sind 16 Mitglieder des roten Frontkämp­ferbundes festgenommen worden und dem Polizeipräsidium zugeführt worden, wo die Vernehmungen fortgesetzt wer­den. Zn das Marinehospital sind 7 Personen eingeliefert worden, die durch Kopf- und Bauchschüsse teilweise schwer verletzt sind. Die Zahl der Verletzten läßt sich noch nicht genau übersehen; sie wird aber auf 3035 geschätzt.

Neue Gerüchte über Len Tod Dscherschiuslts. Der Mos­kauer Berichterstatter de«Kurjer Codszienny" meldet sei­nem Blatte, daß trotz der wiederholten Dementis der sow- jetrusfifchen Telegraphenagentur Dscherschinski tatsächlich ermordet worden sei. Nach den Ausführungen des Bericht^ erstatters soll Dscherschinski mit einem Dolch im Rücken cmf feinem Sessel aufgefunden worden sein. Auf dem Schreib­tisch habe vor ihm ein von demKommunistischen Gehei­men Revolutionsrat" unterschriebenes Todesurteil gele­gen, das mit einem Dolch am Tisch festgenagelt gewesen sei. Wie im Zusammenhang mit dem Tode Dscherschinski weiter aus Moskau berichtet wird, wurde der ehemalige Privat- fekretär Dscherschinskis verhaftet. Bei der Durchsuchung feiner Wohnung soll viel belastendes Material gesunde« worden sein.

Aufklärung eines politischen Mordes? Die Frankfurter Polizei hat vor einigen Tagen den Chauffeur Ernst Schwing festgenommen, der im Verdachte steht, im Jahre 1922 i« Lad Nauheim einen Oberleutnant a. D. Wagner ermord^ zu haben. Wagner wurde seinerzeit von unbekannten Tä­tern überfallen und in einen Teich geworfen, konnte aber noch gerettet und ins Nauheimer Krankenhaus eingeliefert werden. Nach seiner Entlassung ans dem Krankenhau» kst Wagner spurlos verschwunden. Man nimmt an, datz er von Schwing, der einer rechtsradikalen Organisation an», gehört haben soll, aus politischen Gründen getötet wurde. Auch an dem bis jetzt noch unaufgeklärten Tode des Ma­rineoffiziers Tackenberg, der seinerzeit auf dem Bahnkö« Per zwischen Bad Nauheim und Butzbach tot aufgefunde« wurde, soll Schwing beteiligt sein. Ursprünglich glaube die Staatsanwaltschaft, daß Tackenberg aus dem Züge ge­fallen sei. i

Aus dem Gerichtssaal.

Neuenbürg, 9. August. Vor dem Schöffengericht stand der in Erunbach am 21. Oktober 1878 geborene, daselbst wohnhafte Goldschmied, früherer Polizeidiener H. Merk- l e, wegen Körperverletzung im Amt. Am 13. Juni

d. I. wollte der Radfahrerverein Erunbach eine Bergprü- fungsfahrt abhalten, die aber infolge schlechten Wetters in eine kleinere Festlichkeit im Gasthaus zumHirsch" in Erun­bach umgewandelt wurde. Um halb 12 Uhr erschien Merk- le kraft seines Amtes als Polizeidiener imHirsch", um ab­zubieten, worauf ihm der Wirt sagte, daß er das bereits besorgt habe und die anwesenden Vereinsmitglieder nur noch abrechnen wollten. Die Wirtin hatte dem Verein eine Flasche Malaga geschenkt, die von den Gästen, als Merkle erschien, noch getrunken wurde, Friedr. Schöninger, Zimmermann in Erunbach, füllte sein Glas und bot es Merkle zum Trinken an, worauf ihm dieser zur Antwort gab, daß er mit Lumpen nicht trinke. Sch. faßte die Sache als Spaß auf und gab zur Antwort, daß Merkle eben ein alter, er aber ein junger Lump sei. Darüber entrüstet, zog Merkle sein Seitengewehr und bedrohte Sch., der dann von seinen Kameraden zum Tisch zurückgeholt wurde. Die noch anwesenden Gäste empörten sich über das Verhalten von Merkle und beschwichtigten ihn, seine Waffe einzustecken, worauf M. noch gedroht habe, seinen Revolver zu holen und den Kerl niederzuschießen. Sch. machte nun Merkle wie­der den Vorhalt, daß er doch nichts mit ihm gehabt habe, und er lasse sich als Familienvater nicht angreifen. Merkle dadurch aufs Neue gereizt, versetzte dem Sch. drei Schläge mit seinem Seitengewehr, wovon zwei an den Arm und einer an die linke Wange gingen. Sch. wurde dann von seinen Kameraden in die Küche genommen und ihm das Blut abgewaschen, während Merkle von den Gästen hinaus­gedrängt wurde. Merkle war der Tat geständig und gab an, nicht ganz nüchtern gewesen zu sein. Die Aussagen der sechs Zeugen stimmten überein. Der Staatsanwalt bean­tragte wegen Körperverletzung drei Wochen Gefängnis und wegen Bedrohung 50 Mark Geldstrafe. Das Schöffengericht erkannte in Anbetracht dessen, daß Merkle durch seine sofor­tige Entlassung vom Amt schon bestraft sei, auf Geldstra­fen von 60 und 10 Mark.

Der Volksopfer-Betrug soll nicht zur Ruhe kommen Dresden, 7. Aug. Der im Volksopferprozeß verurteilte Meiß­ner wird durch seinen Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Eülde, so­fort Revision des Urteils beantragen, während sich Löffler und besten Verteidiger noch nicht schlüssig geworden sind. Es wird als wahrscheinlich angenommen, daß auch sie eine Revision des Urteils beim Oberlandesgericht beantragen werden. (Wir mei­nen, daß die Verurteilten allen Grund hätten, sich dem Urteil ruhig zu fügen, das das Gericht über sie gesprochen hat. Die öffentliche Meinung urteilt viel schärfer.) ^

Das Urteil im Flossa-Prozeß: 7 Jahre Zuchthaus E Frankfurt a. M., 7. Aug. Nach fast fünfstündiger Beratunv wurde heute im Flessaprozeb folgendes Urteil verkündet. Dis Angeklagte wird wegen versuchten Totschlages in Tateinheit mtz fahrlässiger Tötung zu 7 Jahre« Zuchthaus und den Kosten des Verfahrens verurteilt. 9 Monate Untersuchungshaft werden ant die Strafe angerechnet. Die bei der Tat benutzte Waffe wird eingezogeu. Aus der Urteilsbegründung sei angeführt: die Sach­verständigen hätten hervorgehoben, daß bei der Angeklagten sich! ein gesteigertes Geltungsbedürfnis gezeigt habe, worauf auch ihre unwahren Angaben zurllckzufllhren sind. Ueber die Tat selbst haben die Angaben der Angeklagten fortgesetzt gewechselt.' Am Tage der Tat hatte die Angeklagte keine Tätigkeit. In ihr gärten noch die Spuren der Abweisung vom vergangenen Abend. Der Tatgedanke kam zum Tötungsvorsatz. Wir haben es hier somit mit Totschlagsversuch in Tateinheit mit fahrlässiger Tö­tung zu tun. Bezüglich des Strafmaßes soll der Angeklagten das menschliche Mitleid nicht versagt werden. Es ist aber zu berücksichtigen, daß ihr ein wertvolles Menschenleben zum Opfer gefallen isü Es steht fest, daß Dr. Seitz als Arzt eine wertvolle Persönlichkeit war. Die schweren Folgen, die eine solche Tat auch auf andere hysterisch geartete Personen ausüben kann, wenn eine solche Tat straflos oder nahezu straflos bleibt, dürfen nicht übersehen werden. Hierauf wurde die Angeklagte in den Saal geführt. Der Vorsitzende verkündet dann das Urteil. Als der Vorsitzende der Angeklagten den Inhalt der Urteilsbegrün­dung Mitteilen will, schreit sie:Ich will nichts mehr Hörens Ls ist egal, ob es 15 oder 7 Jahre sind, führt mich doch gleich wieder ab!"-r.-

Spiel und Sport.

Deutsche Rudermeisterschaften

Schweinfurth, 9. Aug. Auf der geraden und übersichtlichen A>99 Meter langen Regattastrecke auf dem Main in Schwein­furth wurden am Sonntag die diesjährigen deutschen Ruder­meisterschaften ausgetragen. Sieger in den Meisterschaftsrennen wurden: Vierer ohne Steuermann Kölner Rudergesellschaft 91; Einer: Frankfurter Ruderklub (Walter Flinsch); Zweier oh« Steuermann Ulmer Ruderklub Donau; Doppelzweier Wiking Lim a. D.; Achter: Berliner Ruderklub.

Die deutschen Leichtathletikmeisterschafte»

Leipzig, 9. Aug. Der am Sonntag im Wackerstadion durch­geführte zweite Teil der deutschen Leichtathletikmeisterschaften brachte neben dem Weltrekordsteg Körnigs im 100-Meterlauf auch in den übrigen Wettbewerben ausgezeichnete Ergebniste, darunter mehrere neue deutsche Rekorde. Sieger und damit Meister in den einzelnen Wettbewerben wurden u. a. in der 4 mal 100 Meter-Staffel Phönix-Karlsruhe 42,1 (neuer deut­scher Rekord).

^ -- Der Fußballsport am Sonntag

Stuttgart, 9. Aug. Ueber die Fußballspiele des Sonntags ist pl berichten: VfR Kaiserslautern gegen Mannbeim-Lindenhof 98 4:1, Schwaben-Ulm gegen Würzburger Kickers 4:2, Sv.Vg. Sand­hofen gegen FV. Pirmasens 3:2, KFV. Bückingen gegen FC.. Pforzheim 1:0, Wacker-München gegen Schwaben-Augsburg 7 : 9 , FC. Birkenfeld gegen Phönix-Karlsruhe 1:1. Neben diesen Qualifikationsspielen fanden zahlreiche Privatsviete statt, von denen hervorzuheben sind: SC. Stuttgart gegen Karlsruher FV. 2:9, VfB. Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt Sr3, Stuttgarter Kickers gegen Fortuna-Leipzig 7:1, Völklingen gegen Idar 9:8,. SpVg. Cannstatt gegen FV. Ulm 94 4:2, Sportfreunde Eßlingen gegen SpV. Cannstatt 1:2, Bayern-München gegen Fortuna- Leipzig 7:4, 98 Villingen gegen FC. Radoltzell 5:2, Schramberg gegen Trossingen 3:2, FC. Konstanz gegen FC. Singen 4^ FSV. Frankfurt gegen ASV. Nürnberg 274, Frankonia-Karls- ruhe gegen FV. Bruchsal 6:4, St. Georgen gegen Furtwangeip 8:9, FC. Freidurg gegen SpCl. Freiburg 3:7. . ---^