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Alteusteig. Dienstag -e« IV. August

1926

Neues vom Tage.

Zum englische« Bergarbeiterstreik Die Abstimmungs­ergebnisse aus den Erubenbezirken

London, g. Aug. Die Abstimmungsergebnisse aus den Eru­benbezirken liegen jetzt mit Ausnahme von Horkshire in Lon­don vor. Südwales und einige kleinere Bezirke sind gegen die Eröffnung der Verhandlungen auf der Basis des Memo­randums. Schottland scheint nach den bisherigen Nachrichten neutral zu sein. Die anderen Bezirke haben dagegen mit Ausnahme von Porkshire, wo die bisher vorliegenden Er­gebnisse eine Mehrheit für die Ablösung aufweifen, di« Vor­schläge als Berhandlungsbasis angenommen. Von großer Bedeutung scheint bei der gegenwärtigen Entwicklung das Zugeständnis der Bergarbeiter zu sein, nach Ablauf der in den Vorschlägen vorgesehenen vievmonatigen Zwischenzeit die Entscheidung eines unparteiischen Schiedsrichters auf ein endgültiges Abkommen zwischen Bergarbeitern und Gruben­besitzern anzuerkennen. Daraus geht hervor, daß die Berg­arbeiter im Augenblick vor allem Las Bestreben haben, Zeit z« gewinnen.

Militärrevolte in Rußland?

Warschau» 9. Aug. Trotz der vielen Dementis der rus­sischen Botschaft in Warschau über die Nachrichten, die in den letzten Tagen in der polnischen Presse erschienen sind, bringt heute das polnische BüroAgencia Wschodnia" neue sensationelle Nachrichten aus Moskau, in denen u. a. gesagt wird, daß es in Leningrad und Kronstadt zu einer völligen MÄitärrovolte gekommen sei. Das Militär soll sämtliche Rogierungsgebäude besetzt haben. Die Regierung habe in Leningrad und Kronstadt den Belagerungszustand erklärt. Weiter behauptet dieAgenci Wschodnia", daß Trotzki der eigentliche Führer dieser Revolte sei und gestern von Moskau nach Leningrad abreiste, um die miltärische Lei­tung des Aufstandes zu übernehmen. Die genannte Agen­tur meldet schließlich, daß gestern mehrere unbekannte Per­sonen versucht hätten, ein Attentat auf Stalin zu verüben. Als die Agenten der E.P.ll., die Stalin bewachten, die Attentäter verhaften wollten, hätten diese eine Bombe ge- vorfen und seien geflüchtet. Zwei der E.P.U.-Leute seren durch die Bombe getötet worden.

Aufstand auch in der Ukraine?

Berlin» 9. Aug- DieDeutsche Allgemeine Zeitung" zitiert «ine Meldung des Universal aus Bukarest, wonach die t Truppen des ukrainischen Generals Lassevici sich geweigert hätten, die Befehle der Regierung zu befolgen. Rebellie- ! rende Soldaten hätten den Regierungskommissar Dracenco getötet, ihm den Kopf abgeschnitten und ihm auf der Spitze einer Lanze in den Straßen von Odessa umhergetragen, in­dem sie riefen:Nieder mit der Regierung des Terrors und des Zwanges!" Die Jnfanterieregimenter Rr. 30, 28 und 36 hätten unter dem Kommando des Hauptmanns Katnrkoff General Lessevici und die anderen von der Tscheka verhaf­teten Offiziere befreit und den Kampf mit den regierungs­treuen Truppen ausgenommen. Die Stadt befinde sich in d» H änden der Aufftämdischen. Man sehe den Anschluß der - schwarzen Meerslotte «».Äbe LuWandischeu voraus. i

Amtlicher Widerruf s

Moskau, g. Mg. Die Telegrapheuagentur der Sowjet- ! «non meldet: Die Meldungen in der ausländischen Presse t Der Unruhen in der Sowjetunion und besonders über mili- j tävische Aufstände in der Ukraine, Leningrad und Kronstadt, s sowie über Attentate und Verhaftungen von Sowjetsühreru ! entbehren jeder Grundlage und stellen gröbste Erfindung I ^r. Solche Meldungen werden von der Union der sozia- ! Wischen Sowjetrepubliken feindlichen Quellen verbreitet,

«e Direktiven aus Ländern erhalten, die besonders inter­niert sind, die Aufmerksamkeit der internationalen öffent­lichen Meinung von ihren abenteuerlichen Plänen abzu- s lenken. ^

Ein englisches Unterseeboot gesunken !

London, 9. August. Wie die Admiralität mitteilt, meldet > der Marinekommandant von Devonport, daß das Untersee- ' boot H 29 bei Reparaturarbeiten im Hafen von Devonport - gesunken ist. Es wird befürchtet, daß ein Schiffsingenieur ! Md vier Dockarbeiter dabei den Tod gefunden haben. j

London» 9. August. Das bereits gemeldete Untersee- r eootsunglück hat in Devonport große Bestürzung hervorge- « Men. Wie es heißt, war das Boot gerade von einer Pro- ! Mahrt zurückgekommen und hatte am Bollwerk festgemacht, i M es sich plötzlich zu neigen begann und unterging. Die an - Bord befindlichen Leute stürzten sich sofort ins Wasser, wo ? de aufgefischt wurden. Man befürchtet, daß die übrigen

an Bord befindlichen Personen ertrunken sind, da wahr­scheinlich im Augenblick des Untergangs die Luken des Boo­tes offenstanden. Hunderte von Dockarbeitern strömten der Unglücksstelle zu.

Der Brief Llemenceaus an Coolidge Das Echo des Briefes in der französischen Presse

Paris, S. Aug. DasEcho de Paris" schreibt, dab Clemenceau in den Vereinigten Staaten eine Autorität genieße, wie kein anderer Franzose. Aber es wäre leichtfertig, anzunehmen, dab die öffentliche Meinung jenseits des Weltmeeres sich beim Lesen dieser Strafpredigt ändere. Die amerikanische Schuldenpolitik sei seit lmmem festgelegt. Die Amerikaner hätten sich immer als Fremde in Europa betrachtet und neben dem Krieg der Alliier­ten einen besonderen Krieg geführt. Der französische Irrtum sei gewesen, sie stets als Alliierte zu behandeln. Clemenceau ver­gesse, dab Frankreich 6 Jahre lang an England für eine gerin­gere Schuld Beträge zahlen müsse, die bis zum vierfachen der Zahlungen an Amerika gingen. Weshalb schreibe Clemenceau nicht an die Leiter der Geschicke des englischen Volkes? Weshalb halte er sich ausschließlich an die Vertreter Amerikas? DerQuotidien" schreibt, Frankreich würde jetzt keine Amorti­sationskasse brauchen, wenn Clemenceau nicht in seinem gewissen­losen Hochmut den Vertrag der Täuschungen beschafft hätte, der Frankreich den Alliierten auslieferte. In dem Briefe könne man nur die Wirkung später Gewissensbisse entdecken.

Ungünstige Aufnahme des Clemencean-Briefes in Amerika

Renyork, g. Aug. Die Entscheidung über Llemenceaus Brief wird in allen Kreisen scharf ablehnend kommentiert. DieNeu- vork Times" veröffentlichen ein scharf ablehnendes Telegramm aus Regierungskreisen, in dem die Einstellung der Regierung folgendermaßen zusammengefabt wird: Frankreich müsse alle Vorstellungen in der Schuldenfrage durch die regulären diplo­matischen Kanäle weiterleiten. Amerika beabsichtige jedenfalls, alle diplomatischen Verhandlungen nur aus diplomatischem Wege zu führen. Die Schuldenfrage sei für die Regierung end­gültig erledigt. Das Abkommen sei den französischen und den amerikanischen Parlamenten vorgelegt worden; diese bätten das Abkommen anzunebmen oder abzulehnen.

Plymouth, 9. Aug. Präsident Coolidge erhielt heute nacht durch Pressemeldungen Kenntnis von dem an ihn wegen der Regelung der französischen Kriegsschuld gerich­teten offenen Brief Llemenceaus. Zn seiner Umgebung wird erklärt, daß Coolidge der Ansicht sei, die Washingtoner Regierung beabsichtige, die Beziehungen zum französischen LKckk in Men Fragen durch die von der Verfassung be­stimmten diplomatischen Vertreter aufrecht zu erhalten. Der Präsident ist der Meinung, daß die Verhandlungen über die Regelung der französischen Kriegsschuld au Amerika abgeschlossen seien.

Mit anderen Worten: Coolidge lehnt es ab, sich mit dem Privatmann Clemenceau auseinanderzusetzen und verweist ihn auf den gegebenen offiziellen Weg von Regierung zu Regierung. Das mag für den alten Polterer unangenehm sein; aber vorerst glaubt er wohl, seinem wenig geliebten Konkurrenten Poincare die Nationalisten auf den Hals gehetzt zu haben. Die Aussprache wird also wohl schon noch Mise Zeit andauern. --

Die geplante Besteuerung der Ausländer in Frankreich

Paris» 9. August. Der Finanzausschuß der Kammer hat heute nachmittag den Gesetzentwurf des sozialistisch-republi­kanischen Abgeordneten Dulcoz zwecks Besteuerung der in Frankreich lebenden Ausländer, sowie einen weiteren Ge­setzentwurf, der das gleiche Ziel verfolgt, geprüft. Der Be­richterstatter beabsichtigt, diesen Gesetzentwurf noch vor den Parlamentsferien auf die Tagesordnung setzen zu lassen.

Zum Magdeburger Zustizskandak

Magdeburg, 9. August. Die Spruchkammer hat um 12 Uhr mittags die sofortige Haftentlassung des Direktors Haas, des Kaufmanns Fischer und des Chauffeurs Reuter beschlossen. Die Genannten wurden sofort in Freiheit gesetzt.

Ermordung eines Deutschen in Tsingtau

Tsingtau, 9. August. Gestern wurde hier der deutsche Juwelier Karl Fischer durch bewaffnete Räuber ermordet. Ein Diener, der die Hilferufe des Fischer hörte, lief zur Polizei. Die Räuber flohen und schossen auf die Polizei, wobei sie einen chinesischen Chauffeur verwundeten. Es ge­lang ihnen zu entkommen. Seit 15 Jahren ist dies die erste Ermordung eines Ausländers.

Wettersturz in den Alpen

Zürich, 9. August. In der Nacht zum Sonntag ist auf den Voralpenhöhen bis 1800 Meter herunter noch Schnee gefallen. Die Temperatur sank sofort auf 0 Grad. Pila­tus und Säntis melden 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee.

Das frühere kaiserliche Eigentum in Südwestafrika London, 9. August. Nach Vlättermeldungen aus Kap­stadt ist die im Namen des früheren Kaisers angestrengte Klage auf Rückerstattung der ihm gehörigen, aufgrund des Friedensvertrages beschlagnahmten Farmen in Südwest­afrika erfolglos verlaufen. Der Richter erklärte, er sehe sich außerstande, aufgrund der Klage in der Form, wie sie ein­gereicht sei, einen richterlichen Bescheid zu erlassen. Der Staatsanwalt verzichtete darauf, die Eerichtskosten dem Kläger auferlegen zu lassen.

Unwetter über Cilli und Umgebung Graz, 9. August. Wie dieTagespost" aus Laibach be­richtet, ging gestern über Cilli und Umgebung ein schweres Unwetter nieder. Die Wassermassen überfluteten die Stadt und die umliegenden Ortschaften. Bei Saloch ging ein Erdrutsch auf das Geleise des Bahnkörpers nieder. Der Berliner Schnellzug, der um 16,30 Uhr fahrplanmäßig in Laibach eintreffen soll, wurde 480 Meter durch die rutschen­den Erdmassen mitgeschleift, worauf die Lokomotive um­kippte und den Bahndamm herabstürzte, während die Wag­gons auf dem Geleise stehen blieben. Der Lokomotivführer erhielt eine schwere Verletzung am Fuß. Von den Reisen­den kam niemand zu Schaden. Auch über Agram ging ein Wolkenbruch nieder, der die nach Agram führenden Geleise unter Wasser setzte. Das Unwetter richtete in Agram schrecklichen Schaden an.

Aus Stadt und Land.

Altensteig» den 10. August 1926.

Ständchen. Der Liederkranz brachte gestern abend seinem Mitglied, Stadtpfleger Pfizenmaier, anläß­lich seiner Wahl zum Stadtvorstand ein Ständchen. Auch die Stadtkapelle wirkte dabei mit. Im Anschluß ging es im Zuge, dem sich zahlreiche Einwohner anschlossen, unter den Klängen der Stadtkapelle zum Sternen, wo sich der Zug dann auflöste.

Lustiger Ruperty-Abend. Heute Abend gibt hier im Grünen Baum" der durch sein vorjähriges Gastspiel noch bestens bekannte Nürnberger Humorist Ruperty einen lu­ftigen Abend. Wer seinen Kummer der heutigen Zeit auf Stunden vergessen will, versäume diesen Abend nicht, denn Tränen des Lachens werden vergossen. Sein Gastspiel im vorigen Jahre bewies es uns.

Vom Murgtal, 9. August. (Der Murgtalbahnbau.) Die Eisenbahnbauinspektion schreibt nun auf der noch nicht aus­gebauten Strecke Klosterreichenbach Raumünzach die Bauarbeiten aus. Vergeben wird a) Los 3 (Württembg.): Erd- und Felsbewegung 60 000 Kubikmeter, darunter etwa 9000 Kubikmeter Fels, ein 2,0 Meter weiter Durchlaß, Röh- ren-Dohlen 200 lfd. Meter, sowie verschiedene Nebenarbei­ten; b) Los 4a: Murgverlegung bei Schwarzenberg. Erd­bewegung 5000 Kubikmeter, Böschungspflaster 340 qm., Be- tonfuß 85 Kubikmeter, sowie sonstige kleinere Arbeiten. Das mit dem Los 4a zusammenhängende größere Los 4b wird demnächst auch ausgeschrieben. Dieses Ausschrei­ben ist ein Lichtblick für die Bewohner des Murgtales, die sich nach Fertigstellung der Bahn sehnen.

Gündringen, 9. Augultt (Glück im Stall.) Auf dem Dürrenhardter Hof brach^eine Kuh drei den Verhältnissen entsprechend kräftige Kälber zur Welt. Die Kuh sowie die jungen Tiere sind wohlauf.

Oberndorf, 4. August. In einer außerordentlichen Sitz­ung des Eemeinderats wurde gestern der Voranschlag für das Jahr 1926 beraten. Eingeleitet wurde die Beratung durch einen Bericht des Stadtpflegers.

Eingehend behandelt der Bericht den Erwerb des Dampfsägewerks und des Elektrizitätswerks von der Mauser-Gesellschaft durch die Stadt. Bei diesem Erwerb wa­ren die wirtschaftlichen Verhältnisse wesentlich günstiger als heute und die Konjunktur der Mauserwerke gab Anlaß zu bes­seren Hoffnungen. Heute ist das in betrübender Weise ganz an­ders geworden. Es war mit dem Erwerb des Dampfsägewerks versucht worden, weitere Industrie in die Stadt hereinzubekom­men, was von den Manserwerken nicht angenehm aufgefaßt wurde. Aber die Stadt wollte damit nur ihre Steuerquellen , stärken, evtl, die bestehende Industrie entlasten. Jetzt ist das Sägewerk durch die schlechte Konjunktur ein rechtes Sorgenkind der Stadt geworden. Etwas bes­ser stehen die Dinge bei dem Elektrizitätswerk, das einen Rein­gewinn von 36 270 Mark abwarf, von welcher Summe der größte Teil zur Verzinsung des Anlagekapitals Verwendung fand, aber auch zur Verbesserung des Ortsnetzes. Dieses Werk, das über 4000 Mark Reingewinn ergab, muß einmal den Verlust bei dem anderen Werk ausgleichen. Der Stadtpflcger sprach sich entschie-