Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

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Nr. 183

iHHtrag von 46, 10, 21, 15 und 10.80 Mark eingezogen, die Gelder aber nicht an die Postkasse abgeführt und die Paket- und Zahlkarten vernichtet zu haben. Das erweiterte Schöffengericht verurteilte den Angeklagten zu einem Jahr vier Monaten Zuchthaus, 150 Reichsmk. Geldstrafe und drei Jahren Ehrverlust.

Stuttgart, 7. Aug. (Die Antwort auf die Anfrage des Abg- Scheef.) Die Kleine Anfrage des Abg. Scheef betr. Förderung des ländlichen Siedlungswesens hat das Arbeits­und Ernährungsministerium folgendermaßen beantwortet: Die Staatsregierung hat bereits bei Beratung des Gesetzes über die Gewährung von Darlehen zur Hebung der land- wirtschaftlichen Rrzeugung vom 22. Juni 1926 von der Reichsregierung die Zusicherung verlangt, daß bei der Der- gebung der mit Hilfe der Siedlungsdarlehen geschaffene» Siedlungsstellen und bei der Ausstattung der Siedler mit Betriebskrediten aus diesen Mitteln eine angemessene Be­rücksichtigung von Siedlern aus anderen Ländern Platz greift. Eine, derartige Zusicherung war insofern von Bedeu­tung, daß namentlich die nachgeborenen Bauernsöhne, die von der Nachfolge in den elterlichen Besitz ausgeschlossen sind, sich seßhaft machen zu können, und als in Württemberg selbst die Voraussetzungen für die Schaffung ländlicher Sied­lungsstellen fehlen. Die württ. Staatsregierung wird auA im Reichsrat bei den bevorstehenden Beratungen über den vom Reichstag gefaßten Beschluß über Förderung der länd­lichen Siedlung dafür Sorge tragen, daß den besonderen württembergischen Belangen hierbei ausreichend Rechnung getragen wird und ist auch bereit, Bestrebungen von anderer Seite, die auf die Förderung der Ansiedlung junger Land­wirte aus Württemberg in anderen Teilen des Reiches ge­richtet sind, zu unterstützen.

7 0. Geburtstag. Frau Geheimrat von Payer, die vor kurzem mit ihrem Galten die iigoldene Hochzeit feiern konnte, vollendete am Samstag das 70. Lebensjahr. Sie hat sich um das Kinderküchenwesen besondere Verdienste erwor­ben und auf diesem Gebiet viel segensreiche Arbeit geleistet.

Vorauszahlung des Ruhegehalts. Das württ. Staatsministerium ist ermächtigt, wie die Bezüge der planmäßigen Beamten, so auch die Bezüge der Warte­geld- und Ruhestandsbeamten bei Ueberweisung auf ein Konto monatlich oder zweimonatlich vorauszahlen zu lassen, solange die Finanzlage eine vierteljährliche Vorauszahlung nicht gestattet.

Auswanderung. Vom 'Oktober 1925 bis April 1926 find aus Stuttgart 803 Personen ausgewandert, davon 466 nach überseeischen Ländern, 337 nach anderen europäischen Ländern.

Oberkochen OA. Aalen, 6. Aug. (Beerdigung des För­sters Braun.) An der Beisetzung des durch Meuchelmord ums Leben gekommenen Försters Braun beteiligte sich die ganze Gemeinde. Auch die Kollegen des Verstorbenen hat­ten sich aus dem ganzen Bezirk eingefunden, ferner zahlreich höhere Forstbeamte. Der Friedhof konnte die Teilnehmer­zahl kaum fassen. Pfarrer Stöckle sprach ergreifende Worte, dann folgten noch Gesang, Gehet und Segen, Kranznieder­legungen durch Forstmeister Eisenbarth-Königsbronn und durch zahlreiche Vereine.

Langenargen a. B., 7. Aug. (In den See gestürzt.) Der etwa 50 Jahre alte verh. Bäckermeister Thomas Feustle von Schlatt bei Eriskirch wurde morgens tot aus dem See ge­zogen. Er hatte hier an einem Kegelabend teilgenommen und war dann später anscheinend noch an den Hafen ge­gangen, wo er vermutlich an einer Stelle, die nicht abge- fperrt war, in den See stürzte. Anwohner des Hauses hör­ten Hilferufe. Bis aber die erste Hilfe kam, war Feustle schon ertrunken, obwohl gerade an der Stelle ein Rettungs­boot, Schwimmgürtel und Rettungshaken vorhanden sind. Der wachhabende Erenzbeamte befand sich anscheinend ge­rade auf der Streife.

Immendingen, 7. Aug. (Donauversinkung.) Zu der Do­nauversinkung wird noch weiter berichtet, daß trotz der be­trächtlichen Wassermengen, die die Donau seit Monaten führte, nun doch seit einigen Tagen die Versinkung der Schwarzwalddonau eine völlige geworden ist. Das Flußbett liegt zwischen Möhringen und Jmmendingen an verschiede­nen Stellen bereits gänzlich trocken. Bei dem großen Was- ferstand, den die Donau in diesem Jahre hatte, hat wohl niemand an ein restloses Versinken des Flusses gedacht. Wer aber beobachtet, daß von Jahr zu Jahr die Kiesbänke inner­halb des Flußbettes größer und mächtiger werden und den Flußweg abriegeln, der wundert sich kaum, daß auch in einem ausgesprochenen Regenjahr, wie es 1926 ist, die ganze Donau versinken kann. Wie bekannt, liegen die Haupt- versinkungsstellen am Brühl (unterhalb des Möhringer Tunnels) am rechten Donauufer. Auf kurzer Strecke ver­schwindet hier die ganze Schwarzwalddonau. Ein mächtiges Donnern und Tosen, das man aus der Tiefe vernimmt, ist ihr Abschiedsgesang.

Kleine Nachrichten ans aller Welt

Die Lander gegen die Bierteljahrszahlungen der Beam­tengehälter. Zu den Besprechungen zwischen Reich und Landern, die nach Ablaufen der Sperrgesetze über die Besol­dung der Beamten gepflogen worden find und wie berich­tet, zu keiner Einigung geführt haben, erfährt derLokal­anzeiger", daß das Hindernis hauptsächlich an der vom Reich angeregten Wiedereinführung der Viertel) ahreszah- »ungen der Gehälter an die Beamten lag. Viele Länder ^u°dGemeinden erklären sich dazu im Augenblick anßer-

Kommunistische Ausschreitungen in Schöneberg bei Ber- tln. In der vergangenen Nacht kam es in Schöneberg zu Zusammenstößen zwischen Polizeibeamten und Mitgliedern »es Roten Frontkämpferbundes. Als die Beamten zur Festnahme eines Kommunisten schreiten wollten, wurden he von einer Menge von etwa 600 an der Zahl sofort um- tlngt und tätlich angegriffen. Die Kommunisten mußten »urch Verstärkung auseinandergetrieben werden. Insge­samt wurden 9 Kommunisten fellaeno mmen. _ ^ ,

«

Heimkehr von Wolgadeutschen. Die Sowjetregierung hak nach einer Mitteilung des Zentralkomitees der Deutschen aus Rußland 270 Wolgadeutschen die Einreiseerlaubnis nach Deutschland erlaubt. Sie werden demnächst nach man­cherlei schweren Schicksalen die Reise in die Heimat antre- ten. Man hofft auch für die Kolonisten aus anderen Ge­bieten Rußlands zum Frühjahr nächsten Jahres eine Rllck- transportmöglichkeit zu finden. Alle Landsleute aus dem jetzigen Rußland: Ukraine, Krim, Kaukasus, Petersburg. Moskau usw., die in ihre alte Heimat zurückkehren wollen, sind gebeten, sich zwecks Registrierung umgehend beim Zen­tralkomitee der Deutschen in Rußland (Berlin NW, Schloß Bellvue) zu melden. (Diesen Deutschen scheint also jeden-

Eine neue Unterschlagungsaffäre. Auf der Polizei in Frankfurt a. M. stellte sich der Magistratsinspektor Frie­drich Lohnes mit der Angabe, daß er teils städtische, teils private Gelder seiner Kollegen, die aus einer Weihnachts­kasse stammen, in Höhe von ungefähr 4000 Mk. unterschla­gen habe. Er will die Unterschlagungen aus Not, im we­sentlichen wegen einer längeren Krankheit seines ältesten Kindes, begangen haben.

Der Besatzungsdolmetscher als Betrüger. Wie das Wies­badener Tageblatt meldet, ist der Dolmetscher Jean Ro» berty, der Dolmetscher bei der französischen Besatzungs ist,< von der Polizei wegen verschiedener Betrügereien festge­nommen worden. Er ist ein alter Bekannter der Polizei. Im vorigen Jahre gab er sich als französischer Kommissar aus und erpreßte von zwei Damen und einem Herrn, denen er mit Verhaftung drohte, größere Beträge, falls Sowjetrußland nicht mehr das gelobte Land zu selL Wir werden ja von ihnen hören, wie es in Wirklichkeit illi dem vielgepriesenen Lande aussieht. D. Red.)

Besserung in der Schuhindustrie. Nach dem letzten Be­richt des Bezirksamtes Pirmasens sind zurzeit in der Schuh­industrie des Bezirks Pirmasens etwa 17 000 Arbeiter be« fchäftigt und es dürfte damit der Stand von kurz vor dem Kriege erreicht sein. In Schuhfabrikantenkreisen rechnet man mit einer langsamen Besserung der allgemeinen Lage.

Verbot des Potemkinfilms in Rumänien. Der rumänische Minister des Innern Dr. Vucsan hat die Aufführung des Potemkinfilms für ganz Rumänien untersagt und gleich­zeitig angeordnet, daß sämtliche Broschüren über diesen Film beschlagnahmt werden.

Miß Ederle durchschwimmt den Kanal. Wie die Mor­genblätter aus Kingstown melden, hat Miß Ederle, eine junge Amerikanerin, in 14 ^ Stunden den Aermelkanal Lurchschwomemn. Sie war am Freitag früh von Kap Gris- nez abgeschwommen. , Sie ist 18 Jahre alt und die erste Frau, der die Kanaldurchquerung gelungen ist. Heber de« Verlauf der Kanaldurchquerung berichten die Blätter noH folgende Einzelheiten: Fräulein Gertrud Ederle ging am Freitag früh um 7 Uhr ins Wasser. Ein stärkerer Südwest« wind, der schon eine Stunde nach ihrem Start vom Cap Grisnez auftrat, machte die See ziemlich rauh. Unter die­sen Verhältnissen leistete Fräulein Ederle bemerkenswert gute Arbeit. Um 9.39 Uhr landete sie an der Küste bei Kingstown zwischen St. Margaret Bai und Dael, wo ihr von der Menge große Ovationen bereitet wurden. Fräu­lein Ederle hatte schon im August des vorigen Jahres einen Versuch unternommen, gab ihn indessen nach 9 Stunden und nur 7 Meilen von der Küste entfernt auf.

, Dampferzusckmmenstoß im Hasen von Mytilene. Der französische DampferLotus" stieß im Hafen von Mytilene mn einem türkischen Frachtdampfer zusammen, der entzwei geschnitten wurde und rasch sank. Sieben Mann der Be­satzung des Frachtdampfers ertranken. 11 Mann wurden von derLotus "gerettet. Die Schisfsgesellschaft des unter­gegangenen Dampfers beansprucht 120 000 türkische Pfd. Schadenersatz.

Ueberfallen und tödlich verletzt. In der Nacht zum Mitt­woch wurde auf dem Roßmarkt in Frankfurt a. M. der Ar­chitekt Lippold, der Stahlhelmführer war, mit schweren Hieb- und Stichwunden aufgefunden. Die eingeleiteten Untersuchungen haben ergeben, daß Lippold von einer grö­ßeren Anzahl kommunistischer Parteigänger überfallen, über das Gitter des Gutenbergdenkmales geworfen und am Kopf in fürchterlicher Weise zugerichtet wurde. Lippold ist im Krankenhaus gestorben, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben.

8 Ein Kind von Ratten angefressen. Nach einer Mel­dung desMontagmorgen" wurde das 6jährige Söhnchen eines Arbeiters in Lichterfelde-Ost bei Berlin am Sonntag nachmittag beim Spielen an einem Wassergraben von meh­reren Bisamratten angefallen. Die Tiere brachten dem Kind schwere Bißwunden an Armen und Beinen bei. Pas­santen mußten die wütenden Ratten mit dem Knüppel ver­scheuchen. Der verletzte Knabe mußte in ärztliche Behand­lung gegeben werden, da sofort Fieber auftrat.

GerMssaal

Urteil im Bolksovfervrozeb

Dresden, 6. Aug. Im Dresdener Volksopferprozeß wurde Meißner zu 4 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust (4 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust in der ersten Instanz), Löffler zu 1 Jahr Gefängnis und 1 Jahr Ehrverlust (2 Iah« Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust in der ersten Instanz) und Gründel zu 3 Monaten Gefängnis (8 Monate Gefängnis in der ersten Instanz) verurteilt-

Handel und Berkehr

Amtlich« Berliner Devisenkurse vom 8.

und 7. August

Brief

Geld

Brief

Geld

Buenos Aires ll Pap.-Pes.)

1,698

1,708

1,696

1,700

London tl Pfund Sterl.)

20,402

20,454

20.399

20,451

Neuvork tl Dollart

4,195

4L05

4,195

4L0S

Rio de Janeiro (1 Milreist

0,645

0,647

0,645

0,647

Amsterdam (100 Gulden)

168,41

168,83

168,41

168,83

Brüssel <100 Kranes)

12.38

12,42

11,92

11,9«

Danzig (100 Gulden)

81,53

81.73

81,50

81.70

Helsigfors (100 sinnl. Mk.)

10,55

10.59

10,553

10,593

Italien <100 Lire)

14,23

14,27

14,17

14L1

Kopenhagen <100 Kronen)

111.34

111,82

111,31

111,59

Oslo (100 Kronen)

91,88

92,12

91,84

92,06

Paris (100 Francs)

21,99

18,03

12,63

12,67

Prag (100 Kronen)

12,418

12,458

12,416

)2,456

Schweiz (100 Franken)

81,08

81,28

81,10

81,30

Spanien (100 Peseten)

62,92

63,08

63.22

63,38

Stockholm (100 Kronen)

112,21

112,49

112,26

112,54

Wien (100 Schilling)

59,33

59,47

59,32

59,46

Börfen

Berliner Börse vom 7. Aug. Die Hoffnung auf günstige Auswir­kungen der deutsch-französischen Wirtschastsverständigung hat offenbar weiten Kreisen die Anregung zu Käufen namentlich von Aktien der Eisen- und Kohlenindustrieunternehmungen gegeben. Im Verlaufe schwankten die Kurse infolge Realisierungen lebhaft, die seste Grund- ftimmung blieb aber bestehen. Bankaktien veränderten sich nur mäßig. Auf dem Schiffahrtsaktienmarkt erreichten die Erhöhungen nur bei Hansa 2 Prozent, Deutsche Anleihen behauvtet, wertbeständig« ver- »achlässigt. Vorkriegspsandbriese lebhafter gesragr. Die Kurse besserte» sich um durchschnittlich 25 4. Ausländische Anleihen wenig verändert. Geld war flüssig. Tagesgeld 46, Monatsgeld 5)46)4 Prozent.

Märkte

Stuttgarter Obst- «ud Gemüsemarkt vom 7. Aug. Tafelävfel 1525. Fall- und Mostäpfel 57, Spalievbirnen 1525, Stachelbeeren 1225. Johannisbeeren 2028, Heidelbeeren 2540, Aprikosen 4070, Mira­bellen 2530, Pfirsiche 3050, Pflaumen 815, Reineclauden 1525. Zwetschgen 1625, Kartoffeln 57, Stangenbohnen 1822, Busch­bohnen 1218, Brockelerbsen 815, Kopfsalat 1 Stück 38, Endivie», salat 812, Wirsing, Köhlkraut 810, Weißkraut rund 57, Rotkraut 812, Blumenkohl 2040, rote Rüben 810, gelbe Rüben 810, Ka­rotten runde 1 Bund 815, Zwiebeln 0,5 Klgr. 710, Gurken grob« 1 Stück 2035, Salzgurken 1,52,5, kl. Gurken 100 Stück 801.29, Rettich 1 Stück 38, Tomaten 0,5 Klgr. 1520, Mangold 1012, Rh» Harber 58, Spinat 1520, Kohlrübe» 1 Stück 36.

Letzte Nachrichten.

Französische Polizeiaktion in Syrien Paris, 8. August. Havas meldet aus Beirut: Im Laufe der Polizeiaktion wurden in den letzten drei Tagen etwa 100 Aufständische, darunter der Hauptanstifter des Auf­standes, Fadlallah Pascha, der Scheich von Madjal, und mehrere andere Führer getötet.

Erklärung Mello Francos

Paris, 8. August. Der brasilianische Delegierte beim Völkerbund, Mello Franco, erklärte einem Vertreter des Excelfior", er werde sich nur zwecks offizieller Besuche nach Eens begeben und am 6. Oktober nach Rio de Janeiro ab- reisen. Er bestätigte, daß Brasilien auf der September­tagung nicht vertreten sein wird. Für Brasilien sei die Lage noch genau dieselbe, wie im März 1922.

Enthüllung eines Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmals auf dem Hohenstein

Witten, 8. August. Auf dem Hohenstein bei Witten wurde heute vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Eold das Denkmal für Erzberger, Rathenau und Ebert, ein 25 Zent­ner schwerer Findling, eingeweiht. Das Denkmal trägt an seinem Sockel die Inschrift:Den drei großen Republika­nern Erzberger, Rathenau und Ebert gewidmet." An der Feier nahmen etwa 100 Ortsgruppen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Eold teil. Es waren ferner vertreten der Bundesvorstand des Reichsbanners, die sozialdemokratische, die demokratische und die Zentrums-Partei. Für die preu­ßische Regierung sprach Regierungspräsident Amelunxen- Münster.

Schließung der Parlamentssession in Frankreich Paris, 8. August. Am Tage nach Schluß der National­versammlung wird, wie Havas mitteilt, in der Kammer und im Senat ein Dekret für die Schließung der ordentlichen Parlamentssession 1926 verlesen.

Verfassungsfeier des Reichsbanners Berlin» 8. August. Das Berliner Reichsbanner veran­staltete heute in den verschiedenen Bezirken Berlins groß­angelegte Verfassungsfeiern, bei denen eine Reihe von bekannten Parlamentariern Festreden hielten. Die Veran­staltungen erfreuten sich eines guten Besuchs.

Flugzeugunglück

Stettin» 8. August. Unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung und bei schönstem Wetter fand auf dem Flugplatz Kreckow bei Stettin unter Beteiligung der Deutschen Lufthansa A.-E. ein Flugtag statt, wobei u. a. Kunstflüge und Fallschirmabsprünge gezeigt wurden. Bei den Kunstflügen brach bei der Maschine des Piloten v. Manteuffel die Kielflosse. Das Flugzeug stürzte über dem Flugfelde vollständig zertrümmert ab. Personen wurden nicht verletzt. Dem Piloten gelang es, sich durch Fallschirm­absprung zu retten.

Unterschlagungen eines Stadtselretärs in Aßmannshausen Berlin, 8. August. DemBerliner Lokalanzeiger" zu­folge wurde der bei den Elberfelder Gas- und Wasserwer­ken angestellte Stadtsekretär Solzmeier verhaftet, weil er Gas- und Wassergelder in Höhe von 25 000 Mark unter­schlagen hat. Das Geld hat er mit seiner Geliebten durch­gebracht.

Zusammentritt der Nationalversammlung Paris, 8. August. Der Senat nahm mit 275 gegen 17 Stimmen den Antrag auf Einberufung der Nationalver­sammlung an. Die Nationalversammlung wird am 10. 8. in Versailles zusammentreten.

Versuchtes Attentat auf den Präsidenten Pangalos Athen, 8. August. Gestern ist auf den Präsidenten der Republik Pangalos, der zu seiner Erholung in Spetzac weilt, ein Attentatsversuch unternommen worden. Gegen 2 Uhr nachmittags versuchte ein Mann namens Andonopu- los den Präsidenten, der sich zum Frühstück ins Hotel Po- seidoneion begeben hatte, zu ermorden. Die Ausführung seines Vorhabens wurde aber vereitelt. Er wurde festge­nommen und gab seine Absicht zu. Der Täter ist ein gewe­sener Kaufmann aus dem Rosinenhandel und ein geistesge­stört aus dem Gefängnis entwichener Sträfling, der wegen Ermordung an einem Eendarmerieoffzier verurteilt wurde. Alle Anzeichen weisen daraufhin, daß es sich nicht um ein or­ganisiertes Attentat, sondern um eine selbständige Hand­lung eines Geistesgestörten handelt. In Athen und ganz Griechenland herrscht Ruhe. Der Präsident hat zahlreiche Glückwunschtelegramme erhalten.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Lauk.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.