Nr. 182
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Seite 6
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Pfizenmaier oder Kolmbach?
Die Würfel sind nun darüber gefallen, welche von den Kandidaten in den Endkampf um die hiesige Stadlschulth-ißenstelle ein- treten. Es stehen sich gegenüber Herr Stadtpfleger Pfizenmaier und Herr Derwaltungsaktuar Kalmbach. Kann unserer Wähler', schuft die Entscheidung in diesem Kampf schwer fallen? Kein! Es ist gar nicht notwendig, daß wir die Perfon des Kandidaten Kalmbach Herunterreißen. Wir dürfen uns nur aus das stützen, was wir in dieser famosen Versammlung in der Turnhalle wie einen Refrain immer wieder gehört haben: Herr Kalmbach ist ein lieber guter Mensch, aber er hat nicht die Gualifi- Kation zu einem Stadtschultheitzen in Aliensteig. Sein Vetter Schüller konnte noch so laut sein Lob singen und flin Hauptagitator Ackermann mit der letzten Krastanstrengung fein fürsorglich ausgeschriebenes Sprüchlein herunterlesen: Diesen Eindruck konnten sie trotzdem nicht abschwächen: Herr Kalmbach patzt nicht für uns. Seine extreme politische Betätigung hat es ihm unmöglich gemacht, als vollgiWger Bewerber auszutreten. Darüber helfen alle Versprechungen für die Zukunft nicht hinweg: Es mangelt ihm die Gabe der freien Rede. Das ist ein schwerer Mangel, namentlich deswegen, weil der Altensteiger Stadtschultheiß der Eckpfeiler des Hinteren Bezirks im Bezirkstag sein muß. Und dem ist Herr Kalmbach nicht gewachsen. Was aber noch schwerwiegender gegen Herrn Kalmbach spricht : Das ist seine Uerronndschaft. Wir können keinen Stadtvorstand brauchen, zu dem die halbe Stadt Vetter sagt. Darum ist diese Kandidatur Kalmbach eine unglückliche, so unglücklich wie die Stunde, in der sie geboren wurde. Davon wird sich Herr Wucherer, nachdem seine Krampfanfälle sich gelegt haben, sich jetzt doppelt überzeugen können. Hat sich diese Mühe gelohnt? Wie muß es doch den Machern in der Turnhalle in die Knochen gefahren sein, als ein Redner unter dem rovschenden ..gegnerische " Keifall dcr Versammlung erklärte:
Ss gibt nur eine Kandidatur der mittleren Linie, das ist die Kandidatur Pfizeumaier!
Und darüber wollen wir ein ernstes Wort miteinander reden. Von Anfang an war Stadtpfleger Pfizenmaier einer der aussichtsreichsten Kewerb r. Das zeigte sich schon bei der ersten Abstimmung, wo noch unbeeinflußt von Parteibeschlüssen die Stimme abge- gegeben wurde. Aber um jeden Kreis sollte diese Kandidatur Pfizenmaier unterdrückt werden. Das konnten doch einige wenige Herren nicht dulden, daß dieser einfache schlichte Beamte, der sich in langjähriger Tätigkeit die Sympathien aller Volksschichten erworben hat, zum Stadlvorstand in Altensteig gewählt wurde! Man hat es schon seit Jahren meisterlich verstanden» diesen Mann zu drücken» schon gleich nach seiner Wahl zum Stadtpfleger hatte er mit der Ungunst des damaligen Stadtvorstandes zu rechnen, weil dieser seinen ausersehenen Günstling nicht hinbrachte, und diese Politik hat sich fortgesetzt bis aus den heutigen Tag. Man frage doch unsere alten verdienten Gemeinderäte und man wird die Antwort erhalten, daß nicht Stadtpfleger Pfizenmaier es war, der zu unguten Verhältnissen Anlaß gab. 3n seiner aufrechten Weise hat Stadtpfleger Pfizenmaier aber dieser Nadelstichpolitik zu begegnen gewußt und da man an seiner Amtsführung etwas Großes nicht aussetzen kann, geht man a la Ackermann mit verlogenem Kleinkram hausieren. Das will aber alles nicht recht ziehen, deshalb hat man ein besonders schön klingendes Schlagwort gefunden: Pfizenmaier, der Kommunist. Welcher vernünftige Mensch muß da nicht lachen? So richtig herzlich und befreiend lachen. Haben nicht auch die anderen Bewerber sich um die Stimmen der Arbeiter bemüht, voran Herr Verwaltungsaktuar Kalmbach. Man darf es doch frei und unverblümt und mit dem Rechte der Wahrheit sagen: Stadtpfleger Pfizenmaier verdankt es in erster Kinie den Unternehmungen seiner Herren Ge ner» daß ihm die Unterstützung der Arbeiterschaft zugesallen ist. Dieser Unterstützung hat er sich nicht zu schümen Diesen Herren aber, die heute mit diesem Schlagwort spazieren gehen, sage man unverblümt, daß sie das Pulver nicht erfunden haben, sonst wäre ihnen das nicht passiert, und sie werden sich schwer tun, noch Dümmere zu finden.
Jeder Handwerker und Gewerbetreibende. der im Herein mit der Arbeiterschaft für Stadtpfleger Pstzenmaier stimmt» befindet stets in guter Gesellschaft» zum mindesten aber machte er sich nicht gr einer Gesellschaft zählen, wo man mit dem Ehrgefühl anderer Menschen umspringt, wie ein fassungsloser Feldwebel. An dem Kommunisten Steeb, der die sogenannte Bürgerversammlung in der Turnhalle durch seine freie männliche Erklärung von ihren entsetzlichen Grburtswehen befreit hat, könnten sich solche Leute ein Beispiel nehmen. Die Vergangenheit lehrt es uns. datz wir zu Stadtpfleger Pstzenmaier das volle Vertrauen haben dürfen. Nur aus- nrrrchnrte Böswilligkeit kann ihm heute für die Finanzpolitik der letzten Jahre verantwortlich machen wollen. Der beste Beweis ist der Rsthausdau. Trotzdem Stadtpfleger Pstzenmaier energisch und wiederholt erklärte, Keinen Pfg. mehr auszuzahlen. wurde weiter gebaut und weiter gebaut. Aus dieser Zeit stammen die Goldmarkschulden unserer Stadt und die heutigen Gemeindeumlagen. Das möchten die Herren bedenken, die heute mit allerlei Lügen spazieren gehen. Es ist eigentlich unnötig über Amtsführung und Persönlichkeit des Kandidaten Pstzenmaier nur noch rin Wort zu verlieren. Schon der Hinweis genügt, datz es die letzten Jahre Usus geworden ist» stch seine alltäglichen Auskunftserteilungen aus der Stadtpflegr zu holen, und das ist doch gewiss nicht das Arbeitsgebiet der Stadtpflege. Wir wissen, datz Stadtpfleger Pstzenmaier der Vertreter der eisernen Sparsamkeit bei der Etatsauf- strllung war. Wir wissen, datz er, trotzdem man ihm das nicht erleichtert hat, mit Arbeitsfreude und -Liebe ausge- stattrt ist. Was z. V. nur in der Iuvalidenversorgung, die die Stadtpflege freiwillig übernommen hat» an Arbeit zu leisten ist. Sie äutzert stch aber auch in dem Steigen der Rentenempfänger. An diesen nackten Tatsachen ändert auch du Reklametrommel des Herrn Schittler nichts, wenn er jetzt für seinen Vetter die Ringe» Kreise rtnd und anderen komischen Figuren hernorhebt» die er non der letzten Gemeinderatsmahl noch auf Kager hat. Dass unser Kandidat. Stadtpfleger Pstzenmaier» kein Mensch des Rückschrittes ist, das dürfen mir vielleicht bald an einem frischen Zuge spüren, an einem frischen Zug» der nur non solchen Kenten ausgeht, die stch trotz aller Widerstande mit aufrechter Stirn zur Höhe gearbeitet haken» mo kein Platz ist für Kriecher und Speichellecker.
Darum Ihr alle» aufrechte Männer non Gewerke» Handwerk und Arbeiterschaft bis auf den letzten Mann heran für unseren Kandidaten
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