Schwarzwälder Tageszeitung „Aus de« Tannen"
Nr. 182.
Aliensteig, de« 7. August
Jahrgang 192V
GerMsffml
Bestrafte Unterschlagung
Freudenstadt, S. Aus. Vor dem Groben Schöffengericht wurde der Rechner vom Darlehenskassenverein Ahldorf AO. Horb, Kaufmann Paul Burz, wegen Unterschlagung von 20 OVO Mk. abgeurteilt. Er erhielt eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr 8 Monaten abzüglich 2 Monate Untersuchungshaft. Burz war vollauf geständig. Burz bat das Geld in seinem Geschäft, einer kleinen Seifenfabrik, verloren. Ferner hat er 6000 Mk. seiner Braut zum Kauf eines Sauses gegeben. Die Unterschlagung ist zum gröbten Teil durch das Vermögen des Vaters gedeckt worden.
Flessa-Prozeb
Frankfurt a. M., 4. Aus. Im Anschluß an die Zeugenvernehmung im Flessa-Prozeb wurden zunächst die Schiebsachverständigen gehört. Nach den Feststellungen von Prof. Popp ist der erste Schub auf 3 Zentimeter Abstand abgefeuert worden. Die Kugel durchschlug einen Mantelrock, eine Jnstrumententasche und drang ins Herz. Nach diesem Schub, der tödlich war, müsse Dr. Seitz zusammengebrochen sein. Der zweite Schub, auf 20 Zentimeter abgegeben, durchschlug den Knöchel der linken Sand und streifte Rock und Weste,' der dritte Schutz war ein Streifschub am Kinn. Es sei möglich, dab der zweite und dritte Schub durch ungeschickte Handhabung des Revolvers sich selbst auslösten. Die Angeklagte Flessa sprang bei den Ausführungen des Sachverständigen plötzlich auf und schrie: „Ihr Gutachten taugt gar nichts. Sie werde ich erschießen, wenn ich herauskomme." Ls folgt das Gutachten des technischen Sachverständigen, des Waffenhändlers Trocker und des Büchsenmachers Bock. Beide Sachverständigen halten es für möglich, dab durch krampfhaftes Festbalten der Waffe die beiden Schüsse ungewollt ausgelöst wurden. — In der Nachmittagssitzung des Prozesses Flessa äußerte sich Medizinalrat Dr. Roth, der die Leiche des Seitz seziert hatte, über den Leichenbefund und die Todesursache. Nach seinen Feststellungen mub sich die Angeklagte im Hausflur versteckt und ron dort aus auf Dr. Seitz geschossen haben. Nach Ansicht Dr. Roths liegt kein Grund vor, bei der Angeklagten Geisteskrankheit oder Psychopathie anzunehmen. Der nächste Sachverständige. Prof. Friedländer, erstattete sodann ein psychologisches Eutach- ten über die Angeklagte. Der Sachverständige glaubt feststelle» zu können, dab die Flessa geistig nicht gestört sei, sodab der Paragraph 51 für den Augenblick der Begehung der Tat nicht in Frage komme. Dagegen sei sie als erblich belastete schwere Psy- chopatbin zu bezeichnen. — Im weiteren Verlauf der Verhandlung beantragte der Staatsanwalt nach seinem Plädoyer die Verurteilung der Angeklagten wogen Totschlags. Bei der St«lf- bemessung müsse in Betracht gezogen werden, dab die Tat an Mord grenze und aus rachsüchtigen Motiven geschehen sei. Es sei eine schwere Bluttat. Er beantrage daher 15 Jahre Zacht- haus, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 16 Jab« und Einziehung der bei der Tat verwandten Waffe.
Kandel und Verkehr.
Wirtschaftliche Wochenrundschau
Börse. Der am Ende der vorigen Berichtswoche eingetreten« Umschwung zum Besseren bat angehalten. Er ist letzten Endes dem Kob» lenstreik in England zu verdanken, der für die deutschen Kohlenbergwerk« durch Ausfall der englischen Kohlen am Weltmarkt erhebliche Exportsteigerungen zur Folge hatte. Durch den englischen Kohlenstreik ist aber auch bis zu einem gewissen Grad die englische Schwerindustrie lahmaeleat worden. ,oas der deulicbeu Eisenindustrie ruaute kam. Die
s «ors« hat aus der veränderten Lage vorerst erheblichen Nutzen gezogen.
> Das Geschäft wnri e recht lebhaft und an ihm beteiligte» sich außer 4 dem Ausland« in > ..rkerem Matze auch das Privatpublikum, das die
> /Konjunktur offen günstiger beurteilt als seither, wozu die Frauken
besserung manch.-, .^getragen haben mag. Vorübergehende Abschwä- j chungeu infolge i rn Gewinnrealisierungen änderten nichts daran, dab ; die Tendenz im grnzen fest blieb.
Geldmarkt. Für die Haltung des Devisenmarktes ist immer »ochder französisch« Kranken ausschlaggebend, der im Mittelpunkt des Interesses steht. Es ist die bemerkenswerte Tatsache zu verzeichnen, Laß LaS Wertniveau des Franken iunerhalb der Berichtswoche von AL auf etwa 170 für das Pfund Sterling sich gehoben hat. Die sogenannten Latein-Devisen waren bisher von der Entwertung des französischen Frankens in Mitleidenschaft gezogen. Sie haben das Bestreben, Kch aus dieser Abhängigkeit zu befreie». Die Ultimo-Anspannung am
> deutschen Geldmarkt ist ziemlich spät eingetreten, aber, wie erwartet, > ! nur in mätzig starkem Maße, da der Nachfrage gegenüber gut vor-
l gesorgt war. Täglich Geld erhöhte sich von 4)4—6 auf 5—6)4, Monats- j geld von 5)4—6 auf SSL—SSL. ,
s Produktenmarkt. In Erwartung der gute» naben Ernte herrschte ziemlich grobe Kaufunluft, nur für Mehl zeigte sich etwas mehr Nachfrage. An der Stuttgarter Landesvroduktenbörse wurden für Heu 8 Vt, für Stroh 6 ^7 pro Doppelzentner bezahlt. Beide Preise sind unverändert geblieben. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 275 <— 32.501, Roggen ISO <unv.), Sommergerste 20S lunv.1, neue Wintergerste 170 lvlus 2), Hafer 203 <— 2) je pro Tonne und Mehl 40,5 (plus 0,5) Dlark pro Doppelzentner.
Warenmarkt. Nach dem Reichsindex für den Monat Juli sind die ! Warenpreise werter langsam gesunken. Die Reichsindexzahl weist einen j Rückgang von 134,82 auf 133,77 auf. Am Baumwollmarkt besteht im Inland gröbere Nachfrage für prompte Lieferung aller Qualitäten.
^ Der Wollmarkt ist ruhig. Häute, Felle und Leder zeigen imme- noch eine steigende Tendenz. Bei der lebten Berliner Versteigern!!. egen ^ die Preise um 5—8 Prozent. Am Zuckermarkt herrscht lebhcv.e Geschäftstätigkeit ohne wesentliche Acnöerung der bisherigen Preise. Am
> Kohlenmarkt ist, wie schon erwähnt, infolge des Streiks in England ! «in« stark« Exportsteigerung festzustellen. Der Metallmarkt liegt ziem- ! Eich fest, was seinen Hauptgrund in den Eindeckungen hat, die namentlich in Kupfer und Blei vorgenommen wurden.
! Biehmarkt. Der Fleischverbrauch ist mit Beginn der Ferien in den . Städte« geringer geworden. Da die Viebmärkt« überdies aut beschickt
> waren, ergab Ach ein leichter Preisrückgang. Di« Schweinemärkte werfe» eine besonders starke Zufuhr auf.
Holzmarkt. Am Rohholzmarkt gestaltet sich die ' Absatzmöglichkeit immer schwieriger. Die Sägwerke halten mit Käufen zurück und nehme» nur das Notwendigste zur Anfrechterhaltung ihrer Betriebe. Im süddeutschen Verkaufsgebiet ist ein Rückgang der Durchschnittspreise zu beobachten, die sich in Württemberg zwischen 108 und 114, in Baden , rwtfchcn 100 und 120 Prozent der LawLesgrnudpreife bewegte».
Amtliche Berliner Devisenkurse vom ö. »nd 6. August
Geld
Brief
Geld
Brief
Ikrenos Aires <1 Pap.-Pes.)
1,700
1,704
1,699
1,703
London (1 Pfund Sterl.)
20298
20,400
20,402
20,454
Reuyovk (1 Dollar)
4,195
4,WS
4,195
4,208
Rio de Janeiro (1 Milrcis)
0,645
0,647
0,645
0,647
Amsterdam <100 Gulden)
168,48
166,90
168,41
168,83
Brüssel 1(00 Francs)
11,68
11,72
12,38
12,42
Dauizg (100 Gulden)
81,60
81,80
81.88
81,73
Helsin-gfors <100 finnl, Mk.)
10,852
10,892
10,W
16,59
Italien <100 Lire)
13,86
13,92
1423
1427
Kopenhagen <100 Kronen)
111,32
111,60
111,34
111,62
Oslo <100 Kronen)
91,93
92,17
91,88
92,12
Paris <100 Francs)
11,83
11,87
12,99
13,03
Prag <100 Kronen)
12,422
12,462
12,418
12,458
Schweiz <100 Kranke»)
81,15
8125
81,08
81,28
Spanien <100 Peseten)
62,37
62,58
62,92
63,08
Stockholm <100 Kronen)
11226
112,84
11221
112,49
Wie» <160 Schilling)
89,33
59,47
SSM
59,47
Wirtschaft
Ei« Landesperband der Milcherzengcr und Lieferantenvereinigunge» für Württemberg, linier Beteiligung sämtlicher Vorstände und Ge- ' fchäftsführer der bereits in Württemberg ins Leben gerufenen Milch- :
erzeugervercinigungen wurde am lebten Mittwoch in Stuttgart der ! § Zusammenschluß derselben zu einer Landesoraanisation vollzogen. Alle I ! milchrvirtschastlichcn Belang« in Württemberg, insbesov.ere alle Fra- ^ , gen der Milchpreisvolitik werden von jetzt ab nur durch diese Landes- § ' «-aaniiation lrebandelt. Die Geschäftsstelle wurde vorerst de r GeicküftS-
leitung ter MilchproSnzeittenverelnigung rar Dtmrgarr uocriracic-. Zum oVrsttzcndeii wurde Generalsekretär Hnmmel-Stnttaart gewählt. Die wichtigste Arbeit der neuen Zentralstelle wird sein: die Errichtung von Beizrksverernjgungen zn beschleunigen und bestehende in rveil- möglrchfter Weise auöznbaucn. Das bisherige Nachrichtcnblatt der Stuttgarter Bereinigung wird ausgcbnut und von jetzt ab der Lairdcs- oraanisation zur Verfügung gestellt.
Württ. Hypothekenbank Stuttgart. Der Württ. Hypothekenbank in Stuttgart ist die Genehmigung erteilt worden, weitere 8prozentige Goldpfandbriefe auf den Inhalier im Gesamtbetrag von 5 Millionen Ntark in den Verkehr zu bringen.
Börsen
Berliner-Börse vom 8. Aug. Die Kursbewegung gestaltete sich heute nicht einheitlich. Elektrische Werte waren weiter stark begehrt und gingen scharf in die Höhe, u. a. Accumnlatorcn um ziemlich 5 Prozent, Großes Interesse zeigte sich für deutsche Maschinen auf Grund der anregenden Mitteilungen aus der gestrigen Generalversammlung, einig« andere Papiere stiegen um etwa 2 Prozent. Chemische Werte, besonders Farbenindustrie abgeschwächt. Kaliwerte stellten sich höher. Am Montanmavkte überwogen 1—2proze»iige Besserungen. Bankaktie» waren unregelmäßig. Schiffahrtsaktien wesen nur geringe Besserungen auf, Hapag jedoch 4 Prozent höher. Deutsche Fonds etwas erhöbt, wertbeständige Anleihen behauptet, ausländische Renten vernachlässigt. Borkriegspsandbriefe zogen etwas an. Im allgemeinen blieb der Kursstand, abgesehen von geringen Schwankugen, behauptet. Der Geldmarkt ist abgcschwücht. Tagesgeld 4—8 Prozent, Monatsacld S)4-6)4 Prozent.
Getreide
Berliner Produktenbörse vom 6. Aug. Weizen märk. 268—271, Roggen mark. 185—ISO, Wintergerste 161—168, Hafer märk. 101—202, Mais prompt Berlin 176—183, Weizenmehl 38.58—40.25, Roggenmehl 27 bis 28.50, Wcizenkleie 10.25—10.50, Roggenkleie 11.10—11,40, Raps 335 bis 340, Viktoriaevbsen 33—37, kl. Speiseerbsen 27—31, Futtererbjen 20—24. Tendenz: abgeschwächt.
Mannheimer Produktenbörse vom 6. Aug. Weizen rnl. 2S—2S.Ü0, Weizen ausl. 32—34, Roggen inl. 22—22.50, Roggen ausl. 23,50, Braugerste ansl. 26.50-28, Mais gelb mit Sack 18.78-19, Weizenmehl Spezial 0 mit Sack 43.25-43.50, Roggenmehl 30.26—33.50, Weizcnklcie S, Futtergerste 19,50-21.80, Auslandshafer 1S.50—23, Weizenbrotmehl mit Sack 28.72—33.50, Rest unverändert. Tendenz: stetig.
Märkte
Winncnder Märkte vom 8. Ans. Dem Schweinemarkt waren 110 Milchschweine zugeführt. Preis 28—30 je Stück. — Die Zufuhr am Fruchtmarkt war infolge der im Gange befindlichen Erntegeschäste unbedeutend. Preis für Weizen 14.50—18 /t, für Haber 11.80—11.60 ^ «nd für Gerste 10 je Zentner. — Ans dem Wochenmarkt kosteten frische Länderer 11—12 -i je Stück und Landbutter 1.80—1.90 ^ je Psd.
Stuttgarter Kartoffelgrobmarkt vom 5. Aug. Auf dem Leonhards- Ratz waren 200 Zentner Kartoffeln zu je 5--5.80 ^ zugeführt.
Obktmärkle. Der Obstmarkt in Acher » am Donnerstag hatte eine gut« Anfuhr. Der Markt wurde vollständig geräumt. Frühzwetschgen kosteten 12—15 -s, Reineclauden 8—10 -f, Birnen S—10 -f und Aepsel 8—10 ^ das Pfund. — In Renchen waren am Mittwoch allein 280 Zentner Zrßetschgen anfgefahren. Auch hier fand das Obst guten Absatz. Bezahlt wurden sür Bühler Frühzwetschgen 14—17 -f, Pflaumen 8—9, Reineclauden 8—10, Aepsel 87-12 und Birnen 10—15 -s das Pfund.
Ivlcktlsuteackv
kLSUMLMINÄ
6II* Stadt- l!u> Pfleger
fizenmaier!
Wer am Sonntag Stadlpfleger Pfizenmaier wühlt» unterstützt den
omlinmismus
macht die Auge« auf und wühlt den Kandidaten der Bürgerliche» Wühlerveretnlgnng
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Handwerker!
Tut morgen Eure Michl und wählt den Uolksmaun
Stadtpsl. Pfizenmaier
Uiele Mähter.
»M Ale Bürger II. Klaffe
die nach dev Ansicht gewisser Keirte siein Gsirgefnsil siaden» geden diesen Herrschaften ihre nmsiioerdiente Nuittnng durch Adgcrde des Stimmzettels für
Pfizenmaier