chwarzuMer Tageszeitung
<S.
Aus den Tannen'
Amtsblatt für den Db rramtsbezirk Nagold und Altenstrig-Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw u. Freudenstad
Lrsckeint wöchentlich 6 mal. Bezugspreis: monatlich 160 Mark. Die Einzelnummer kostet lO Pfg. I Anzeigenpreis: Die einspaltige Zeile oder deren Raum 15 Goldpfennige, die Reklamezeile 45 Goldpfg
LeiMchterscheinen der Zeitung infolge höherer Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch aufLieferung. > Postscheckkonto Stuttgart Nr. 5780. — Für telephonisch erteilte Aufträge übernehmen wrr kerne Gewahr
Mr. I7S
I
AUenyrig. Mittwoch de» 4. Augnll
1SL«
Der KulMklWs i» MM
Der Kirchenstreit in Mexiko hat, was dort nicht werter verwunderlich ist, bereits den Versuch eines Attentats ans den Präsidenten Calles zur Folg« gehabt. Vom ersten Tage dieses Kampfes an war damit zu rechnen, daß er Mit den schärfsten Mitteln ausgetragen würde und die bisherigen Ereignisse haben das leider bestätigt. Der Streik des Klerus im ganzen Staat ist vollständig und es ist bereits zu einer umfangreichen Abwanderung der katholischen Eeist- Lchen mrd ganzer Orden in das Gebiet der Vereinigten Staaten gekommen. Bei der starken Religiosität der Be- Mkevung konnte es natürlich nicht ausbleiben, daß die Re- Menmgsmaßnahmen gegen die Kirche eine tiefgehende Er- MMng erzeugten, die denn auch bereits zu Blutvergießen geführt hat. Da man nun allgemein in dem Präsidenten Dalles den Urheber aller kttchenfeindlichen Maßnahmen sieht,so ist es weiter nicht verwunderlich, daß gegen ihn Komplotte geschmiedet worden sind. Im Interesse des Staates wie der Kirche wird man hoffen müssen, daß der Kon- stikt möglichst bald durch Nachgeben von 'beiden Seiten beigelegt wird. Bezüglich der Nachrichten, die aus Amerika über den Streitfall zu «ns kommen, muß man übrigens sehr vorsichtig sein, denn sie stammen nicht bloß von der vertriebenen Geistlichkeit, sondern werden auch von den Amerikanern, die nicht die besten Freunde der Mexikaner sind, häufig im eigensten Interesse zugestutzt. Doch scheint man auch auf ttrchticher Sette zum Frieden geneigt. Das beweist folgende Nachricht:
Panis, 3. Aug. Wie aus Nsuyerk gemeldet wird, erklärte der aus Mexiko ausgewiesene päpstliche Delegat Pressevertretern gegenüber, es gebe zwei Möglichkeiten, in dem Kon- Mkt zu einer Einigung zu gelangen; entweder ein Kompromiß zwischen der Kirche und der Regierung, wobei die Kirche bereit sei, gewisse Konzessionen zu machen oder eine diplomatische Intervention der Mächte, falls ei« Kompromiß nicht zustande kommen sollte. Er hoffe, daß es gelinge« werde, diese letztere Maßnahme zu vermeide».
Rogales (Arizona), Z. Aug. Der frühere mexKani^e Präsident Obregon erklärte in einer Kundgebung, er sei mit der vom Präsidenten Calles in Mexiko befolgten Politik durchaus einverstanden. Die kirchlichen Würdenträger 'hätte« den Konflikt provoziert und der Streit werde vcm selbst verschwinden, wenn sie bereit wären, den Gesetze« zu gehorchen. Das in Rogales erscheinende Watt „Herald" veröffentlicht eine Nachricht, wonach gestern in Mexiko bei der Uebernahme der Kirchen durch die Beauftragten des Staates 6 Personen getötet und über 100 verletzt worden find. Wie weiter gemeldet wird, hat Präsident Calles den von bischöflicher Seite angebotenen Waffenstillstand abgelehnt, jedoch find, wie es heißt, inoffizielle Besprechungen zur Ein-, leitung einer Verständigung va Gange.
Mexiko, 3. August. Der von der Liga zur Verteidigung der religiösen Freiheit angeordnete wirtschaftliche Boykott, der die Regierung zwingen soll, die Kirchengesetze abzuändern, hat bisher in Mexiko noch keinerlei Wirkung ausgeübt. Nach dem aus verschiedenen Teilen des Landes eingetroffenen Nachrichten tragen die Bewohner der kleinen Städte und Dörfer Trauer und haben vor ihren Häusern schwarze Drapierungen angebracht. Aus Cordoba wird gemeldet, daß Arbeiter, die im Zuge durch die Straßen marschierten, um für die Regierungspolitik zu demonstrieren, als die Glocken der Kirche läuteten, der alten Gewohnheit entsprechend ihre Hüte abnahmen und beteten, während gleichzeitig Rufe ertönten: „Es lebe Calles!"
Weber in Syrien noch in Marokko ist es Frankreich K» letzt gelungen, die Eingeborenen völlig zu unterwerfen. Die
Kampfe gehen weiter, wie aus folgenden Berichten hervor-! gest: -v ^
Berlin, z. Aug. Die Abendblätter berichten von einen Verschärfung der Lage in Syrien. Nach einer Meldung ans Beirut sollen 18 000 Mann französische Truppen seit dem l«. Juni in einer schweren Schlacht rings um Damastt» aahen, ohne bisher nennenswerte Erfolge erzielt zu haben. Das Kurdeuviertel in Damaskus und ein anderer Teil dev' k die Aufständischen verschanzt hätten, seien
. urchschossen und eingeäschert worden. Die Beziehungen zwi- Mn den einzelnen Truppführern der Eingeborenen hätte« ny wieder enger gestaltet, sodaß das gange Land als im "War«, befindlich angesehen werden müsse.
i Paris, 3. Aug. Die spanischen Truppen haben in Len letz- j l ten Tagen in der Nähe von Tetuan eine Reihe größerer j Kampfhandlungen gegen die marokkanischen Stämme, die ^ sich noch im Aufstand befinden, durchgeführt. Die Ziele der » , Kolonnen werden als erreicht bezeichnet. Auf spanischer ! ! Seite sollen die Verluste nur IS Verwundete betragen s haben. Im französischen Frontabschnitt haben in der Gegend i von Taza neue Angriffe der Rebellen stattgesunden, die sich ? besonders gegen den Wald von Tafert richteten.
j Neues vom Tage. !
! Großes Braunkohlenlager bei Erkner
^ Berlin, 3. August. In der Gegend zwischen Erkner und Fürstenwalde bei Berlin haben Bohrungen das Vorhanden- ^ sein eines großen Braun-Kohlenlagers ergeben. Dem 8- - j Uhr-Abendblatt zufolge sollen sogleich zwei Förderanlagen ! fertiggestellt werden. Man glaubt, mindestens 2000 Ton- Z nen Braunkohle täglich fördern zu können. In einer Sitz- j ! ung zwischen Vertretern der Stadtgemeinde, eines Finanz- - ! konsortiums und der preußischen Regierung, die sich mit 49 ! s Prozent an der Ausbeute beteiligen will, wurden Abma- ^ ^ chungen für die Erschließung getroffen. Die Ausbeutung ! s soll von der Gewerkschaft Prinz von Preußen übernommen j » werden. t
! Die Typhuserkrankungen beim Reiterregiment 11 !
> Berlin, 3. August. In einer von einer hiesigen Korres- ) pondenz verbreiteten Mitteilung der Nachrichtenstelle des j Reichswehrministeriums wird die bereits gemeldete Darstel- ! lung der Lagerkommandantur Löberitz zu den Typhuser- ! krankungen beim Reiterregiment 11 bestätigt. Wie aus s der Mitteilung der Pressestelle weiter hervorgeht, ist noch s ein weiterer Todesfall eines Angehörigen des Reiterregi- i ments 11 zu verzeichnen, der im Lazarett Berlin verstor- l ben ist. .
r Explosion in einer pyrotechnischen Fabrik
i Rom, 3. August. „Tribuna" berichtet aus Neapel, daß sich bei Castelfranco in einer pyrotechnischen Fabrik eine Explosion ereignete, der acht Menschen zum Opfer sielen.
! Das gesamte Gebäude wurde zerstört.
! Deutsche Streikunterstützung für die englischen Bergarbeiter l Bochum, 3. Aug. In einem Schreiben des englischen Berg- ; arbeiterverbandes an den alten Bergarbeiterverband wird mitgeteilt, daß dieser bisher 7500 Pfund Sterling (150 000 Mark) an Unterstützungsgeldern während des englischen r Bergarbsiterausstandes nach England gesandt habe. Wei- z ter wird in dem Schreiben betont, daß die englischen Berg- i arbeite: im Kampf um den Achtstundentag auch weiterhin ! aushalten würden. I
^ Ein Kommentar zum elsaß-lothringischen Ausnahmegesetz l Straßburg, 3. Aug. Von maßgebenden elsaß-lothringischen ! Z Zeitungen nimmt nur der katholische „Elsässische Kurier" zu ^ s dem vom Justizminister Barthou der französischen Kammer z vorgelegten Ausnahmegesetz für Elsaß-Lothringen Stellung. - Der „Elsässische Kurier" bemerkt u. a. folgendes: Wird durch ! di« Gew altmaßnah men di e Bew egung unterdrückt? Nie- ! ! mals! Sie wird im Gegenteil noch bedutend vermehrt, wenn z z nicht bald und gründlich dadurch Rsmedur geschaffen wird, ! ? daß man die Beamten- und Strafenfrage löst, daß man ge- ! ! schshenes Unrecht wieder gutmacht. Dom außenpolitischen ! ; Standpunkt aus hätte die Regierung Poinoare keine grö- : ^ Heren und keine verhängnisvolleren Fehler begehen können. ! i Angriffe des »Daily Reios" gegen Lhamberlains abcWaische s
Politik j
: London, 3. Aug. „Daily News" bezeichnet Lhamberlain» !
s Unterhauserklärungen über den englisch-italienischen Ver- z ! trag bezüglich Abessiniens Äs sehr lahm. Er habe voll- s ! kommen unterlassen, zu der wirklichen Beschuldigung Stel- r : lung zu nehmen. Diese Beschuldigung sei, daß die beide« ' ? Westmächte Verhandlungen bezüglich der Verfügung über r l das Eigentum eines souveränen Staates und Mitgliedes > s des Völker es begonnen und sich nicht einmal Mühe gege- s ' ben hätten, diesen Staat mit dem Wortlaut ihrer gegen« ; . seitigen Besprechungen bekannt zu machen, bis sie die Ab- s sicht Abessiniens, dem Völkerbund einen formellen Protest j M unterbreiten, merkten. Der Tauschhandel sei durchaus ;
; unschicklich, weil er ein Musterbeispiel diplomatischer I»- !
triguen in der Vorkriegszeit seien und moralisch aus eine ! l ernste Verletzung der Völkerbundssatzung hinausliefe«. Da« ^
^ letzte Wort ^iege jetzt beim Völkerbund und es dürfe kein Grund M ^weifet» besten, was seine Worte sein werdet. ^
Moskau protestiert gegen den polnischen Kricgshafen vo« Wkingen
Moskau, 3. August. Der russische Gesandte in Warschau hat bei der polnischen Regierung Protest gegen den Ausbau des Kriegshafens von Gdingen eingelegt. Die russische Regierung stellt fest, daß der Bau eines neuen Kriegshafen» in Gdingen das Gleichgewicht im Osten störe. Um den Frieden am baltischen Meer zu sichern, bittet die Sowjetregierung die polnische Regierung, den Bau nicht weiter M führen.
Das deutsch-französische Wirtschaftsvrovisorium fertig. ^ gestellt. — Unterzeichnung im Laufe der Woche
Paris, 3. Aug. Wie die Telegraphen-Union an zuständiger Stelle erfährt, sind die deutsch-französischen Handelsvertragsverhandlungen zum Abschluß eines Wirtschafts- Provisoriums nunmehr soweit gediehen, daß mit der Unterzeichnung des Provisoriums durch die beiden Delegationsleiter, Ministerialdirektor Posse und Handelsminister Bo- kanowski noch im Lauf dieser Woche gerechnet werden kan«. Die deutsche Delegation wird sich nach Berlin begeben, um das Wirtschaftsprovisorium dem Reichsrat und den parlamentarischen Ausschüssen des Reichstages vorzulegen. -- Ein weiterer Hochverratsprozeß in Angora
Konstantinopel, 3. Aug. Gestern begann vor dem Unabhängigkettsgerichtshof in Angora der Prozeß gegen 60 Mitglieder des Komitees für Einheit und Fortschritt, das bo- schuldigt wird, die Verschwörung gegen Mustapha Kemal Pascha eingeleitet und einen Staatsstreich geplant zu haben. Der Staatsanwalt bantragte lebenslängliches Zuchthaus für die 16 Führer und 10 Jahre Zuchthaus für die übrigen Angeklagten, falls sie für schuldig befunden würden.
China lehnt die Einmischung in seine inneren Angelegenheiten ab
London, 2. Aug. Der chinesische Gesandte in Rom und Hauptdelegierte beim Völkerbund, Dr. Lhao-Him-Chu, erklärte in einem Interview dem Korrespondenten der Britisch United Preß u. a.: China werde unter keinen Umständen die ungleichen Verträge, die es zu Sklaven der anderen Mächte gemacht hätten, annehmen. Was di« Opiumfrage anbetreffe, so lehne China eine weitere Einmischung in seine eigenen Angelegenheiten, die für die starke anti-ausländische Stimmung, die sich in China noch im Wachsen befinde, verantwortlich zu machen sei, unbedingt ab. China habe bereits au Stelle der Vorkriegsverträge mit Deutschland, Oesterreich und Rußland Verträge auf der Basis völliger Gleichberechtigung abgeschlossen. Wenn die Ausländer fortfahren, ihre außerordentlich politischen und wirtschaftlichen Vorrechte zu beanspruchen, so werde der chinesische Widerstand bald einen Grad erreichen, der es jedem Ausländer unmöglich machen würde, Geschäfte zu betreiben. Auf die Frage, ob China eine große Mili- Ermacht werden wolle, antwortete der Gesandte, daß es bereits eine Militärmacht sei. Es habe 11L Millionen mit modernen Waffen ausgerüstete Soldaten. China sei ein so riesiges Land, und deshalb benötige es natürlich eine sehr große Armee für die Verteidigung seiner eigenen souveränen Macht.
DAM« über Munitions- und Waffenverkiiufe an die Türkei im englischen Unterhaus
London, 3. Aug. Die von einem Teil der Blätter wieder» gegebenen Enthüllungen über angebliche Munttions- und Waffenverkäufe der englischen Regierung an die Türkei zu Anfang dieses Jahres waren im Unterhaus Gegenstand einer lebhaften Debatte. Der Mg. Jons fragte den Premier- Minister, ob die Regierung in direkten oder indirekten Verhandlungen wegen des Verkaufs von Munition und Waffen mit der Türkei oder deren Unterhändlern gestanden habe. Chamberlain erwiderte, daß keine direkten Verhandlungen stattgefunden hätten. Die einzige indirekte Fühlungnahme, vor der er wisse, habe in Anfragen von Privatfirmen bestanden. Gegenwärtig fänden keine Verhandlungen statt. Der Abg. Kennworthy fragte darauf, ob die britische Regierung eine Wiederholung des Dardanellenzwischenfalls wünsche, wo britische Kriegsschiffe mit britischen Granaten versenkt worden seien. Chamberlai« antwortete, daß er keinen Zwist mit der Türkei beabsichtige. England habe soeben die Verhandlungen mit der Türkei abgeschlossen und die gegenseitigen Beziehungen auf eine befriedigende Basis stellen können. Auf die Frage, ob eine Gasmaske erfunden worden >sei, die den neuentdeckten Giftgasen widerstehen könne, erwiderte Baldwin, daß Grund für die Annahme bestehe, daß die Schutzmaßnahmen mit der Entwicklung der chemischen Kriegsführung Schritt hielten.