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SchwarzwSlder TageszeitungAus deu Tannen"

Spanien besteht auf dem ständigen Ratssitz

Madrid, 30. Juli. Der spanische Außenminister Panguas erklärte in einem Interview mit dem Vertreter des Liberal, Spanien bleibe dabei, sein völliges Desinteressement an Genf zu protokollieren, wenn es bei der Septembertagung des Völkerbundes keine Genugtuung in der Frage der Zu­teilung eines ständigen Ratssitzes erhalte. Spanien werde auch nach einem solchen Schritte die zurzeit mit allen Län­dern bestehenden freundschaftlichen Beziehungen aufs beste unterhalten.

Aus Stadl und Land.

Altensteig, den 31. Juli 1926.

Zur Stadtschultheißenwahl. Am morgigen Sonntag findet bekanntlich nachmittags halb 2 Uhr in der Turnhalle die Vorstellung der Kandidaten statt, wozu die Wähler­schaft eingeladen ist und wohl auch zahlreich davon Gebrauch machen wird. Erinnert sei an den Beschluß des Eemeinde- rats, daß eine Diskussion dabei nicht zugelassen ist, son­dern nur kurze Anfragen gestellt oder zur Aufklärung nötige Wünsche vorgebracht werden können. Die Diskussion selbst soll in einer besonderen später stattfindenden Bürgerver­sammlung vor sich gehen. Von den verbliebenen 10 Bewerbern sind nun weitere 2 zurückgetreten und zwar Rechnungsrat Sigloch in Bl a u b e u r e n. der durchweg sehr gut empfohlen war, und seine Bewerbung auf vielfach geäußerte Wünsche in Blaubeuren zurückzog un d Ratschreiber tzler in K ornwestheim, von hier.

" * Platzkonzert. Die hiesige Stadtkapelle wird am mor­gigen Sonntag von 11 bis 12 Uhr auf dem unteren Markt­platz ein Platzkonzert geben, auf das hiermit hingewiesen sei.

Zum bevorstehenden Rennen in Freudenstadt wird uns geschrieben: F r e u d e n st a d t, die jüngste, aber auch die schönst gelegene deutsche Rennbahn, wird am 8. August wieder ihre Gäste willkommen heißen, nachdem der erste Versuch im Vorjahr so gute Erfolge zeitigte. Der kleine Schwarzwald-Kurort hat mit seinem erstmaligen Versuch, nach dem Kriege die Offiziers-Jagdrennen bzw. den Offi­zierssport wieder aufleben zu lassen, keinen Fehlgriff ge­tan und hat manchem großen Rennplatz damit Richtung ge­geben. Besonders Mannheim hat sich die Idee in größe­rem Umfange zu eigen gemacht und durch seinen Erfolg ver­schiedenen arideren Eroß-Rennbahnen, so Frankfurt, Han­nover, Magdeburg, Breslau und Bremen den Ansporn ge­geben, dem Beispiel zu folgen, dem sich nun auch einige rhei­nische Plätze anschließen wollen. Die Freudenstädter Renn­bahn, die mit ihrer schmucken Tribüne über Täler und Höhen hinwegblickt, hat seit dem letzten Jahr mancherlei Verbesserungen erfahren, insbesondere zahlreiche Ausglei­chungen im Geläuf, das als Naturbahn dem natürlichen Gelände angepaßt war. Auch die Hindernisse wurden einer umfassenden Verbesserung unterzogen; man hat jetzt u. a. auch Wälle, Rickhecken, eine Mauer, einen englischen Sprung, was das sportliche Niveau ganz wesentlich ausge­stalten wird. Die erweiterte Linienführung des Geläufs gestattete eine wesentlich verbesserte Anordnung der bil­ligeren Zuschauerplätze. Der Sattelplatz hat durch die Er­stellung einer ca. 2000 Personen fassenden Stehtribllne eine erhebliche Vervollkommnung erfahren. Das diesmalige Programm wendet sich ausschließlich dem Herrensport zu und zwar auf Halbblut. Die Nennungen zu den einzelnen Konkurrenzen sind sehr befriedigend ausgefallen, sodaß jedes Rennen nicht nur ein gutes Feld, sondern auch quali­tativ guten Sport bieten wird. Das Keßler-Begrüßungs­rennen wird als Flachrennen über die 2000 Meter-Distanz gelaufen und gibt einer Auswahl unter 20 genannten Pfer­den süd- und norddeutscher Regimenter Gelegenheit zum Wettstreit. Das Offizrers-Jagdrennen über 2400 Meter sieht einen Ehrenpreis des württembergischen Staatsprä­sidenten vor und wird eine Auslese des besser gezüchteten Halbblutmaterials am Startpfosten sehen, ebenso das Reichswehr-Jagdrennen über 3000 Meter, zu dem der Her­zog Albreckit von Württemberg den Sieger-Ehrenpreis ge­stiftet hat. Eine größere Besetzung infolge erweiterter Zu­lassungsgrenzen verspricht das Parforce-Jagdrennen über 3600 Meter und der Preis der Kurverwaltung, eine über 3000 Meter angesetzte Jagd mit Auslauf. Wenn das Wet­ter der Veranstaltung günstig liegt, so wird Freudenstadt wieder einen großen Tag erleben, der dem vorjährigen, glanzvoll verlaufenen Eröffnungstag ni cht nachsteht.

- Calw, 30. Juli. In den letzten Wochen waren einige leerstehende Wohnungen öffentlich zum Vermieten ausge­schrieben. Da aber noch Wohnungszwangswirtschaft hier besteht, ist eine freie Verfügung des Vermieters ausgeschlos­sen. Die Wohnungskommission hat nun auf eine Anfrage im Gemeinderat erklärt, daß es sich hierbei um größere und teuerere Wohnungen handle, die gegenwärtig nicht gesucht seien und in die man Familien nicht ohne weiteres einwei­sen könne, da die meisten vor einer hohen Miete zurück­schrecken. Die Forderung bleibe aber bestehen, daß nur Einheimische und keine Fremden die freien Wohnungen be­ziehen dürfen. Diese Erscheinung scheint aber darauf hinzu­weisen, daß die Wohnungszwangswirtschaft zum mindesten gelockert oder ganz aufgehoben werden sollte. Der über­aus schwache Gasdruck, der in einigen Stadtteilen unange­nehm zu verspüren ist, hat zu lebhaften Klagen sowohl von Seiten des Gaswerks als von Seiten der Hausfrauen ge­führt. Um die Mittagszeit ist der Druck so schwach, daß es mit der Bereitung der Mahlzeit erhebliche Schwierigkeiten gibt und Gewerbetreibende in ihrem Betrieb empfindlich gestört werden. Die Untersuchung durch das Stadtbauamt hat nun ergeben, daß der Hauptfehler in der engen Rohr­leitung liegt, die noch vom Oelgaswerk herrllhrt. Diese alte Leitung mit 50 mm. weiten Röhren ist jedenfalls teil­weise verharzt und reicht für Steinkohlengas überhaupt nicht aus. Es wird daher nichts anderes übrig bleiben, als die alte Leitung, soweit es nicht schon geschehen ist, durch eine neue 100 mm. weite Rohrleitung zu ersetzen, was aber

eine schwere Summe von Geld kostet. Die Versuche mit Druckproben werden fortgesetzt, um dem Uebelftand auf den Grund zu kommen. Zu den Untersuchungen soll der technische Leiter vom Gaswerk Pforzheim beigezogen wer­den. DieAlte" Spöhrersche Höhere Handelsschule fei­ert im August ihr Jubiläum des 50jährigen Bestehens. Sie baut gegenwärtig in ein früheres Schulgebäude einen Fest­saal mit Bühne ein. Der Dirigent des Calwer Lieder­kranzes, Rektor Beutel, hat nach 14jähriger Tätigkeit sein Amt niedergelegt. In Anerkennung seiner großen Ver­dienste um den Verein, den er auf eine große Höhe ge­bracht und zu verschiedenen Erfolgen geführt hat, wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. Unter 14 Bewerbern hat der Ausschuß nach einem Probedirigieren den Musik­direktor Schrafft in Pforzheim zum Chordirigenten ge­wählt. Der Landesausschuß für Förderung des Milch- verdrauchs hat an den Eemeinderat das Ersuchen gerichtet, zur Hebung eines gesteigerten Milchverbrauchs in Schulen und auf Sportplätzen geeignete Vorrichtungen zu treffen und einen Veitrag zur Unterstützung für eine Propaganda zum Milchverbrauch zu geben. Im allgemeinen wurde die Eingabe kühl ausgenommen. Von Arbeiterkreisen wurde betont, daß die gegenwärtige Notlage keine weiteren Aus­gaben für die Kinder ertrage, da das Geld sehr rar sei, von anderer Seite wurde eine Unterstützung der Stadt an­geregt und der hohe Wert des Milchgenusses für Kinder in den Schulpausen hervorgehoben. Es sei besser, die Kinder würden Geld für Milch als für die Schleckereien ausgeben. Die Abgabe der Milch wird einige Schwierigkeiten haben. Der Gemeinderat beschloß, die Sache zurückzustellen und die Rektorate der hiesigen Schulen zu beauftragen, Nachfragen bei den Schulen zu veranstalten, ob ein Bedürfnis für Milchabgabe vorhanden sei. Je nach dem Befund wird der Eemeinderat weitere Schritte in dieser Angelegenheit tun. Ein Beitrag für den Landesausschuß wird abgelehnr, da die Gesuche von allen möglichen Vereinen sich immer mehr häufen.

Freudenstadt, 30. Juli. (Brand.) Heute nacht um ein Uhr brach in dem, dem Oberschaffner Haug in der Ring­straße gehörenden, hinter dessen Haus sich befindlichen Holz- Häuschen, in dem der Hühnerstall untergebracht war, Feuer aus. Dem Brand fielen 14 Hühner zum Opfer. Das vor kurzer Zeit neu gestrichene Wohnhaus wurde durch das Feuer stark beschädigt. Die Weckerlinie löschte den Brand und verhinderte größeren Schaden. Es liegt offenbar Brandstiftung vor.

Aus dem Murgtal, 29. Juli. In Forbach fiel in der Küche des Fuhrmanns Karl Merkel ein zweieinhalb Jahre altes Kind in einem unbewachten Augenblick in einen auf dem Boden stehenden Waschkessel voll heißen Wassers. Das arme Kind wurde so stark verbrüht, daß es in der fol­genden Nacht den schweren Verletzungen erlegen ist.

Klosterreicheubach, 30. Juli. (Ein schweres Taucher­unglück.) Bekanntlich wird noch immer nach dem vor einigen Monaten im Staubecken des Schwarzenbachwerkes verun­glückten Wilhelm Kiefer aus Bruchhausen bei Ettlingen ge­sucht. Da der Ertrunkene schwere Wasserstiefel trug, wird er am Boden des S-ees festgehalten. Die Angehörigen des Verunglückten bestehen aus begreiflichen Gründen darauf, die Leiche zu Tage zu fördern. Von Seiten der Siemens- Bau-llnion ließ man auch nichts unversucht, dem Wunsche der Eltern nachgukommen. Sie engagierten im Laufe der Monate mehrere Taucher, die aber ihr Ziel, die Leiche zu finden, nicht erreichten, weil das Staubecken eine Tiefe bis zu 48 Meter aufweist. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß der in dem Becken arbeitende Taucher tödlich verun­glückte. Gestern mußte der Taucher nach einem erfolglosen Versuch, die Leiche zu finden, sofort ärztliche Hilfe in An­spruch nehmen. Wenige Stunden darauf trat aber bereits sein Tod ein.

Mergentheim, 30. Juli. (Besuch des Reichspräsidenten.) An den Herbstmanövern der Reichswehr, die sich bekanntlich im September in der hiesigen Gegend abspielen werden, wird, wie die Tauberzeitung hört, außer dem Chef der Hee­resleitung, General von Sseckt, auch Generalfeldmar-schall von Hindenburg teilnehmen und Mergentheim so die große Freude haben, den Reichspräsidenten in seinen Mauern be­grüßen zu dürfen.

Ellwangen, 30. Juli. (Kameradschaftstrsue.) Hier fand eine ergreifende Beisetzung statt, die ein Beispiel echter Kameradschaftstreue war. Justizsekretär a. D. Matthias Bücheler, der im Alter von 16 Jahren den Feldzug 1870/TI im 5. Infanterieregiment König Karl als jüngster Soldat der württ. Felddivisio« mitmachte und erst 1899 nach 31fäh- rigsr Militärdienstzeit in den Zivildienst übertrat, starb hier plötzlich an den Folgen einer Herzlähmung. Am Grabe wurden ihm durch Kameraden, namentlich seitens der Mmer Grenadiere, zahlreiche Ehrungen zuteil. Besonders ergrei­fend war es, wie dieJpf- und Jagstzeitung" berichtet, als der 81jährige gebeugte Generalleutnant a. D. Exzellenz von Muff an das Grab trat und als ehemaliger Kompagniechef der 2. Kompagnie des Grenadierrsgiments König Karl Nr. 123 seinem einstigen Feldwebel einen herzlichen Nachruf widmete. Der Verstorbene sei ein aufrechter, pflichtgetre! er und gottesfürchtiger Man« und ihm eine besonder« Hilfe ge­wesen. Das ehemalige Vorgesetztenwerhältms habe sich spä­ter in aufrichtige, herzliche Freundschaft verwandelt, und am offenen Grabe nehme er als hoch-betagter Man« v<n seinem lieben Freunde Abschied.

Saulgau, 30. Juli. (Ein reicher Bettler.) Am Mittwoch wurde hier ein taubstummer, alter Mann wegen Vettelns festgenommen. Bei seiner Durchsuchung fand man über 2000 Mk. in seinem Besitz. Das Betteln muß doch wohl noch einen goldenen Boden haben.

Pforzheim, 30. Juli. (Zum Schiedsspruch in der Schmuck- warenindustrie.) Die Vertrauensleute der vier Metall- avbeitevoerbände haben gegen eine erhebliche Minderheit den Schiedsspruch in der Schmuckwarenindnftrie ange­nommen.

Nr. 176

Die bedrängten Gemeinden

Der Gesamtvorftad des Württ. Gemeindetages befaßte sich in seiner letzten Sitzung eingsbend mit der sorgenvollen Finanz­lage der kleineren Städte und Landgenu den. Dabei kam zum Ausdruck, daß immer wieder festzustellen ist, daß di« Hauptur- sache der Notlage in der Ueberlastung mit fremden Aufgabe« liegt, zu deren Durchführung seitens Reich und Land der erfor­derliche Anteil an den öffentlichen Einnahmen den Gemeinde« vorenthalten wird. Ein erheblicher Teil Schuld an den drücken­den Finanzverhältnisseu ist außerdem dem zunehmenden Druck fremder Kassen beizumessen, für welche die Gemeinden in gro­ßem Umfang Steuern und Beiträge einzuziehen und abzulie­fern haben. In Betracht kommen hauptsächlich der Staat mit Staatssteuern und Gemeindeleistungen zum Lehrerbesoldungs­aufwand, weiter Amtskörverschaftsumlagen und Beiträge zu den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften, zu der Landwirt­schaftskammer, der Handwerkskammer und Gebäudebrandver­sicherungsanstalt. Angestellte Erhebungen in Gemeinden bis zu 5000 Einwohner ergaben, daß im laufenden Rechnungsjahr bis 1. Juli der Eesamteingang an öffentlichen Einnahmen ein- ichließlich der für eigene Zwecke bestimmten Gemeindeumlage bei ordnungsmäßig betriebenem Einzug durchschnittlich nur 48 v. H. der genannten Lieferuungsschuldigkeiten erreichte. Da das nötige Betriebskapital fehlt, sind die Gemeinden mit großen Zahlungsrückständen belastet und zum großen Teil genötigt, teuere Kredite aufzunehmen, wobei noch die Durchführung wich­tiger Gemeindeaufgaben zurückgestellt werden muß. Die gegen­wärtige Wirtschaftskrise nötigt die Gemeinden zu weitgehender Rücksichtnahme auf die geschwächte Zahlungsfähigkeit der Steu­erpflichtigen. Die Regierung versäumt auch ihrerseits keine Ge­legenheit, die Gemeinden auf die steuerliche SchonnngsbedSrf- tigkeit der Wirtschaft binzuweisen. In schlechtem Einklang mit dieser Fürsorglichkeit für die Abgabepflichtigen stehen aber die Lieferungsauflagen der zentralen Kassen und staatlichen Auf­sichtsbehörden, welche die Gemeinden zu rücksichtsloser Beitrei­bung der Abgaben nötigen. Die Kassen traktieren die Gemeinde­verwaltungen fortgesetzt mit Zahlungsanforderungen und be­rechnen für Rückstände 18 v. H. Verzugszuschlag; die staatlichen Aufsichtsbehörden drohen mit Zwang und Disziplinarstrafen, wenn die Lieferungen nicht pünktlich erfüllt werden können.

So kann es nicht weitergehen! Die Staatsverwaltung läßt in ihren Maßnahmen die notwendige gerade Linie vermissen, wenn ihre Spitze den Gemeinden gegenüber den Zahlungspflich­tigen Schonung empfiehlt und deren Nachgeordneten Stellen An­ordnungen treffen, welche die Gemeinden zu rücksichtsloser Steu­erbeitreibung zwingen. Um auf die Steuerpflichtigen die gebo­tene Rücksicht nehmen zu können, müssen die Gemeinden fordern, daß ihnen von den zentralen Kassen Lieferungstermine einge­räumt werden, welche ihnen die Leistung ohne ständige Beschäf­tigung der Gerichtsvollzieher ermöglicht.

Werter beschäftigte sich der Gesamtvorstand des Eemeinde- tages mit der Notwendigkeit der Straßen- und Wegunterhaltnng» wobei er zu der Auffassung kam, daß die Gemeinden, die im all­gemeinen Verkehrsinteresse gelegenen Verbesserungen nur durch- zufübren vermögen, wenn sie an der vom Staat bezogenen Kraftfahrzeugsteuer mit mindestens 1,5 Millionen beteiilgt wer­den, und zu diesem Zweck die in Kapitel 27 des Staatshaushalt- planes aus 800 OVO Mark bemessenen Beiträge zur Unterhaltung von Rachbarschaftsstraßen und von Etterstrecken der Staatsstra­ßen auf vorgenannten Betrag erhöht werden.

Mit ernster Besorgnis wird dem Ergebnis der gegenwärtige» Einkommen- und Körperschaftssteuerveranlagung von 1325-2K eutgegengeseben, welches für die einzelnen Gemeinden die Grund­lage für ihre Beanteiligung an den ^"eichssteuerüberweijungen bilden wird. Schon jetzt ist zu erkennen, daß das Steuersoll der Gemeinden gegen seither eine starke Verschiebung aufweijen wird und daß viele Gemeinden die auf der gegenwärtige» Schlüsselung zu erwartenden Ausfälle nicht anderweitig anszu- gleichen vermögen.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Fremdenbesteuerung in Belgien. In der Kammerfitznng wurde beschlossen, die Reisenden aus valutastarkon Staaten zu besteuern. Die Herbergssteuer soll eingeführt und die Verzehrsteuer soll von 10 auf 20 Prozent erhöht werde».

Die thüringische Negierung auch gegen die neue Fassung des Potemkinsilms. Wie nach demBerl. Lok.-Anz." ver­lautet, wird nach der erfolgten Freigabe des Potemkinsilms in der neuen Fassung die thüringische Regierung trotz der Milderungen und Ausschnitte erneut ein Verbot des Films verlangen und sich insbesondere gegen die Zulassung Ju­gendlicher zu den Vorführungen wenden.

Franzosen überfliegen deutsches Gebiet. Freitag vo«« mittag gegen 9 Uhr überflog eine französische Flugzeug­gruppe von sechs Maschinen die Stadt Mannheim. Wie das Mannheimer Tageblatt" meldet, wurden sie über dem Marktplatz gesichtet. Später flogen sie rheinanfwärts, ohne suh jedoch in der Besetzungszone zu halten. Ihre Keilfor­mation war zum mindesten breiter als der Rheinstrom und das sechste Flugzeug flog noch ein erhebliches Stück weiter ÜÄs hinten nach, sodast es weit im deutschen Gebiet war.

Brand in den Höchster Farbwerken. In den Höchster Farbwerken entstand in einem Fabritraum durch lieber- laufen eines Schmelzkessels mit Carbazol ein Brands Drs Flammen ergriffen die Dachsparren, die im Laufe der JaM durch diesen Stoff start gedrängt waren und schlugen bald über das Dach hinaus. Nach einstündiger Tätigkeit gelang es der Fabrikfeuerwehr, den Brand zu löschen. Die in der Nähe lagernden großen Benzolvorräte konnten gerettet werden. Der Betrieb in dem au-"-brannten Raum wiv» für kurze Zeit unterbrochen wert- . Der Schaden belauft sich auf 1015 000 Mark.

Eine Glashütte uiedergebrannt. In der Nacht zum Don­nerstag entstand in der Heidemühler Glashütte bei Kott- bus ein Großfeuer. Aus ein undicht gewordenen Schmelz wanne ergoß sich ein gewaltiger Strom des glühenden slup figen Glases durch die Fabrikräume. Im Augenblick stans das gesamte Werk in Flammen. Die Fabrik bildet einen ungeheuren Trümmerhaufen, sodaß für lange Zeit an eure Wiederaufnahme nicht gedacht werden tann.

Selbstmord eines Antikemalisten. Das Berliner Tage­blatt meldet aus Konstantinopel: Kara Kemal, das frü­here Mitglied des fortschrittlichen Unionausschusses, der von dem Unabhängigkeitsgericht wegen Teilnahme an dem Komplott gegen das Leben des Präsidenten Mustapha Ke­mal Pascha in Konstumatium zum Tode verurteilt worden war, wurde in einem Hause in Stambul entdeckt. Als Kara Kemal erkannte, daß er sich seiner Verhaftung nicht mehr entziehen konnte, verübte er Selbstmord.