Bürgern im Nord-Oranje-Freistaat und in West- Transvaal ein Aufstand vorbereitet worden, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Autorität der Regierung an- zugreifen. Die Regierung hat von diesen Bestrebungen schon seit einiger Zeit Kenntnis erhalten und wird alles tun, um den Frieden zu bewahren und Blutvergießen zu vermeiden. In der südafrikanischen Union ist eine Mehrheit von treuen Bürgern vorhanden, die über das Verhalten dieser Minderheit empört ist und die der Regierung jede Unterstützung leisten will, um die Ordnung im Lande wiederherzustellen. Es ist die Pflicht aller treuen Bürger, gegen diesen Aufstand zu protestieren und die Regierung, falls sie es fordert, zu unterstützen. Diejenigen Bürger, die sich der Beteiligung an den staatsfeindlichen Bestrebungen schuldig gemacht haben, brauchen noch keine Strafe zu fürchten, wenn sie ihr Unrecht einsehen und von ihren Versuchen -wblassen, die Ruhe und Ordnung des Staates zu gefährden.
Die »Times" über den Burenaufstand.
(W.T.B.) London, 29. Okt. Die „Times" schreibt über den Aufstand in Südafrika: Der Aufstand ist augenscheinlich schon sehr im Gange, mindestens in einem Teil des Landes. Die Führung ist gut. Die Burghers der betreffenden Bezirke haben Gewehre und mindestens eine kleine Quantität Munition. Sie können mit der größten Schnelligkeit mobilisiert werden. Sie kennen das Land vollständig und haben gute Pferde. In Westtransvaal hat General Beyers anscheinend das Kommando, obwohl nicht ganz klar ist, ob er sich tatsächlich dem Aufstand angeschlossen hat. Beyers war viele Jahre Amtsgenosse Bothas und muß bis auf den letzten Punkt alle militärischen Pläne der Regierung und alle ihre Hilfsmittel kennen, sowie auch wissen, wo ihre Stärke und ihre Schwächen liegen. Ferner ist bei ihm General Kemp, ein früherer Offizier Delareys, der als tapferer Mann und tüchtiger Führer seit dem Burenkrieg bekannt ist. Sein persönlicher Einfluß reicht weit in Südafrika. Es gibt wenig Führer, die wie Dewet, Beyers und Kemp auf eine gewisse Gefolgschaft rechnen können. Die Rebellen wählten den Augenblick jetzt. Südafrika ist durch die Operationen gegen Deutsch-Südwestafrika in Anspruch genommen. Die engtischen Truppen, die vor dem Krieg in der Union ihre Garnison hatten, wurden durch die südafrika- irische Regierung für den Dienst in Europa abgelöst und haben das Land wahrscheinlich verlassen. — Die „Times" meint jedoch, daß der Aufstand einen endgültigen Erfolg nicht haben werde.
Die Lage
auf den Kriegsschauplätzen
ist nach den bisherigen lakonischen Tagesberichten des Hauptquartiers für uns zum mindesten nicht ungünstig. An der französisch-belgischen Küste wurden Fortschritte gemacht. Was das bedeutet, wird man in vollem Umfang erst begreifen, wenn man sich vor Augen hält, welche ungeheuren Anstrengungen das gemeinschaftliche fmnzösisch-englich-belgische Heer zusammen mit der englisch-französischen Flotte machte, um unseren rechten Flügel von der Küste abzu- drängen. Es geht um die Küste am Kanal. Sind Dünkirchen, Calais, Voulogne besetzt, dann ist es aus mit der englischen Alleinherrschaft am Kanal, dann werden unsere großen Geschütze die englischen Kriegsschiffe in respektvoller Entfernung halten, unsere Zeppeline werden eine Basis für ihre Aktionen im Kanal
besitzen und dann-, Wehe dir, perfides
Albion!
Auch im Argonnenwald geht es langsam vorwärts, ungeachtet des schwierigen Geländes und der geschickten Feldverschanzungen der Feinde. Sonst wird vom westlichen Kriegsschauplatz nichts wesentliches gemeldet.
Im Osten bereiten sich anscheinend nach privaten Meldungen wieder größere Entscheidungen vor. Die verbündeten Heere haben sich vor übermächtigen feindlichen Kräften zur Sammlung zurückgezogen, es wird aber darauf hingewiesen, daß auch der Schlacht bei Tannenburg und den Erfolgen in Galizien strategische Rückzüge der deutschen und österreichischen Heere vorangegangen waren, die bezweckten, den Gegner da zur Schlacht zu zwingen, wo man sie unter günstigen Bedingungen führen konnte. Vor allem aber haben wir Vertrauen in unsere Führer im Osten, und sie haben es bisher gerechtfertigt.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 3V. Okt., vormittags. (Amtlich.) Unsere Angriffe südlich Nieu- port und östlich Tjpres wurden erfolgreich fortgesetzt. 8 Maschinengewehre wurden erbeutet und 20V Engländer zu Gefangenen gemacht.
Zm Argonnenwald nahmen unsere Truppen mehrere Blockhäuser und Stützpunkte. Nordwestlich Verdun griffen die Franzosen ohne Erfolg an.
Im übrigen ist im Westen und ebenso auf dem östlichen Kriegsschauplatz die Lage unverändert.
Die Schlacht am Kanal.
(W.T.B.) Berlin. 30. Okt. (Nicht amtl.) Dem „Berl. Lokalanz." wird von seinem Berichterstatter aus Roosendaal gemeldet: Euiwaffnete belgische Soldaten, die an den Gefechten zwischen Dixmuiden und Nieuport (23. bis 25. Okt.) teilgenommen haben, schildern den unbezwinglichen Vormarsch der deutschen Soldaten in beredten Worten. Als ich einen durch Entbehrung völlig heruntergekommenen Burschen fragte, ob die Verluste der anrückenden deutschen Truppen, die den llebergang über den dstrkanal erzwangen, bedeutend gewesen sind, erklärte er rundweg: Die Teufelskerle treiben uns mit ihren Kanonen so gründlich zurück, daß sie wenig Leute zu opfern brauchen. Bei uns ist es leider das Gegenteil. Uns jagt man blindlings in die Schlacht hinein. Viele meiner Kameraden sagten: Unsere Offiziere verstehen nichts. Wären wir unter deutscher Führung, so könnten wir das Geschäft ebensogut, wie die da drüben. Wie in früheren Gefechten, litten auch diesmal die Belgier unter den unwiderstehlichen deutschen Nachtangriffen. Es ist uns unbegreiflich, ruft einer der Enftvaffneten aus, wie die Deutschen im Stande sind, sich bis auf ganz kurze Distanz anzunähern, ohne daß man sie bemerkt. Ihre Ausnutzung der Oertlichkeiten ist fabelhast und wird von unseren Ofizieren bewundert. Das bringen weder Franzosen noch Engländer fertig. Die deutschen Bataillone haben einen eisernen Schritt. Das klingt, als kämen gerade zweimal soviel anmarschiert. Unter den geflüchteten Belgiern gibt es nur eine Meinung: Die Deutschen werden siegen. Die Berichte über den Zustand in der französischen Region, die am Vorabend der deutschen Besetzung steht, sind für die Verbündeten sehr ungünstig. Geflüchtete Einwohner des Städtchens Bergues erzählten den Belgiern, daß es an der nördlichen Front an Soldaten fehlt. Die frischen englischen Truppen seien so schlecht ausgebildet, daß man sie nur in geringer Zahl ins Gefecht schicken kann. Die Artillerie wird nur von Franzosen bedient. Das Durcheinander sei unbeschreiblich. Nichts geht in Ordnung vor sich.
Die Engländer sind erstaunt.
(W.T.B.) Kopenhagen. 29. Okt. (Nicht amtlich). National Tidende meldet aus London: Der Untergang des Dampfers „Manchester Commercial", der auf der Nordküfte von Irland auf eine Mine gelaufen ist, erregt hier ungeheueres Aufsehen und veranlaßt viele Betrachtungen, wie es den Deutschen möglich war, dort Minenlegung vorzunehmen. Man glaubt, daß ein deutsches Handelsschiff unter neutraler Flagge die Minen gelegt habe, denn man muß für unmöglich halten, daß ein deutsches Unterseebot unentdeckt so weit Vordringen konnte.
England lenkt ein.
(W.T.B.) London, 29. Oft. (Nnicht amtlich.) Reuter meldet aus Washington: Der britische Botschafter hat dem Staatsdepartement zwei Noten über- mitelt, in denen erklärt wird, daß Baumwollsendungen nicht als Kontrebande behandelt werden sollen und daß England Mineralöle und andere in der Kontrebandeliste aufgeführte Waren nicht beschlagnahmen wird, wenn die Schiffspapiere bewiesen, daß das Bestimmungsland neutral sei. Die Aufmerksamkeit der amerikanischen Regierung wird auf die merkliche Zunahme von Mineralöl gelenkt. Es sei kaum nötig zu betonen, welche Bedeutung Motore und Unterseeboote in diesem Krieg hätten, die alle Mineralöl brauchten.
Bulgarien und der Krieg.
(W.T.B.) Wien, 30. Oft. (Nicht amtlich.) Die „Reichspost" meldet aus Sofia: Der Vizepräsident der Sobranje Momschilow hatte eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten über die politische Lage. Er berichtete darüber den versammelten Journalisten. Soweit die Interessen Bulgariens in Frage kommen, ist der Ministerpräsident mit der gegenwärtigen Lage vollkommen zufrieden. Die bulgarische Regierung hat die abschlägige Antwort Serbiens hinsichtlich der trostlosen Zustände in Mazedonien zur Kenntnis genommen und wird sich in nächster Zeit über die weiteren Maßnahmen klar werden. Jedenfalls ist es als erfunden zu bezeichnen, daß Oesterreich-Ungarn auf den Einmarsch Bulgariens nach Neuserbien dränge. Oesterreich-Ungarn hat die Hilfe Bulgariens in der serbischen Auseinandersetzung gar nicht nötig. Es ist stark genug, um seinen Willen mit eigener Kraft durchzusetzen. Bulgarien wird vorläufig gegen niemand etwas unternehmen, denn die Regierung ist davon durchdrungen, daß es mit der Sache des Vaterlandes gut steht. Es wird nicht versäumen, zur richtigen Stunde seine Forderungen zu verwirklichen.
Auch ein Sieg für Oesterreich.
Wien. 30. Okt. (Nicht amtlich.) Die Blätter begrüßen die schon nach dreimonatiger Kriegsdauer erfolgte Ermäßigung der österreichisch-ungarische, Bankrate von K°/o auf 5'/»°/« als eine überaus erfreuliche Tatsache, die sowohl als Beweis für die Beruhigung des Geldmarktes wie auch hinsichtlich ihrer günstigen Rückwirkung auf die allgemeinen Wirtschaftsverhältnisse Oesterreich-Ungarns von Bedeutung sei. Die Neue Freie Presse erklärt, diese in früheren Kriegen niemals verzeichnete Tatsache einer so zeitigen Herabsetzung des Bankzinsfußes werde auch in England unzweifelhaft einen starken Eindruck machen als Zeichen dafür, daß der beabsichtigte wirtschaftliche Vernichtungskrieg gegen die europäischen Zentralstaalen nicht die geringste Aussicht auf Verwirklichung habe.
Der deutsch-österreichische Hilfsausschuß in Amerika.
(W.T B) Berlin. 28. Okt. (Nicht amtlich). Nachdem bereits vor kurzem dem Zentralkommitee vom Roten Kreuz in Berlin seitens der deutschen und österreichisch-ungarischen Hilfsgesellschaften in Chicago eine Spende von 200 000 Mark überwiesen wurden, wovon das Zentralkommitee 100 000 Mark an Oesterreich-Ungarn weitergab, lief heute von der gleichen Stelle in Chicago eine neue hochherzige Stiftung in der ansehnlichen Höhe von 150000 Mark ein. Diese tatkräftige Mithilfe und andauernde Opferwilliqkeit ist ein neuer Beweis für die vaterländische Gesinnung und unentwegte Treue unserer deutschen und österreichischen Brüder in Amerika.
Fürsorge für die Bolksernährung.
(W.T.B.) Wien. 30. Okt. (Nicht amtlich). Die heutige Wiener Zeitung veröffentlicht die Ministertaloerordnung. die die Verwendung von Brotfrüchten und Kartoffeln zur Spirituserzeugung gewissen Beschränkungen unterwirft.
Gute Nachrichten aus unseren Kolonien.
Nom, 29. Okt. Der „Voss. Zeitung" wird telegraphiert: Londoner Meldungen zufolge machen die deutschen Streitkräfte den Franzosen und Engländern in Kamerun fortdauernd zu schaffen. In der Zeit vom 26. August bis zum 19. September verloren die Franzosen allein zehn Offiziere.
Ferner wird der Mailänder „Sera" aus Paris berichtet, daß die Deutschen in Nigeria und Kamerun den Verbündeten den energischsten Widerstand leisten.
Endlich besagt eine Meldung der „Stampa" aus Paris, ein Telegramm des Gouverneurs von Katanga berichte, die belgischen Truppen unter dem Kommando des Genevalkommissärs Henry hätten in einem Gefecht bei Krpenli am Kiwu-See durch die Deutschen eine vollständige Niederlage erlitten.
Für das Elsaß.
(W.T.B.) Berlin, 29. Okt. Die Stadtverordnetenversammlung erklärte sich auf den Antrag des Magistrats einstimmig damit einverstanden, daß an die Kaiserliche Staatsdepositenverwaltung zu Straßburg i. E. durch Vermittelung des Bürgermeisteramtes Straßburg zur Verwendung für Elsaß- Lothringen ein Betrag von 100 000 Mark geleistet wird.
Verbrecherische Anschläge.
(W.T.B.) Frankfurt a. M.. 30. Okt. (Nicht amtlich.) Beim Ausladen von Kohlen haben sich an zwei Stellen, von denen eine im Korpsbezirk liegt, zwei geladene französische, bezw. englische Granaten gefunden. Alle Kohleninteressenten werden aufgefordert, ähnlichen Vorkommnissen, denen zweifellos verbrecherische Absichten zu Grunde liegen, durch sorgfältige Instruktion ihrer Auslader usw. ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken, damit lln- glücksfällen vorgebeugt wird.
Das 42 cm.-Geschütz.
(W.T.B.) Berlin. 29. Oft. (Amtlich.) lieber das deutsche 42 Centimeter-Belagerungsgeschütz werden fortgesetzt allerlei Gerüchte verbreitet. Während von einigen Seiten die Existenz dieser Geschütze überhaupt in Frage gestellt wird, werden andererseits Beschreibungen, Zahlenangaben und Abbildungen veröffentlicht, die sich darauf beziehen sollen. Das eine ist ebenso fälsch, wie das andere. Nachdem vom Großen Generalstab unter Nennung dieses Geschützes Photographien der damit gegen die Lütticher Forts erreichten Wirkung veröffentlicht sind, steht sein Vorhandensein außer Zweifel. Abbildungen und irgend welche sonstigen Angaben über dieses Geschütz sind jedoch nicht bekannt gegeben worden und alles darüber Veröffentlichte beruht nur auf Vermutungen, die einer verläßlichen Grundlage entbehren und durchweg ganz irrig sind.