Nr. 255.

Amts- und Anzeigeblatt für den Gberamtsbezirk Lalw.

8Y. Jahrgang.

»rschktnungsweis«: 6mal wöchentlich. SnzetgenpretS: Im Oberamts- »«jitk ilalw für di« einspaltige Borgiszeile 16 Psg., außerhalb desselben 12 Psg-, Ilrtlamrn Psg. Schluß für Jnseratannahme 16 Uhr vormittags. Leleson S.

-amntag^ den S^. Oktober

Bezugspreis: In der Stadt mit TrLgerlohn Mk. 1.2S viertelMhrUch. Post- bezugspreiS für den OrlS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Unrr»»«H« Sekanntinachang««

Höchstpreise für Kartoffeln.

Mit Wirkung vom heutigen Tage an wird der Höchstpreis für Speisekartoffeln

auf 4 Mk. pro 1 Ztr.

festgesetzt.

Calw, den 31. Okt. 1914.

Kgl. Oberamt. Binder.

K. Oberamt Calw.

Vergütungen für Kriegsleistungen.

Mit Bezug auf den in obigem Betreff ergangenen Er­laß des K. Ministeriums des Innern vom 23. Oktober d. Is.

Elaatsanzeiqer Nr. 254 wird folgendes bekannt gegeben:

Die Anmeldungen der Bergütung-ansprüche der Gemeinden und d e zu deren Begründung erforderlichen Beweisstücke sind jeweils mit Beschleunigung dem Oberamt zur Aufstellung der vorgeschriebenen Liqui­dationen vorzulegen.

Nach §9 des Kriegsleistungsgesetzes vom 13. Juni 1873

RG.Bl. S. 129 kommen als Vergütung sür Natural­quartier und Stallung die sür den Frtedcnszustand gelten­den Sätze in Betracht.

Der Servis beträgt gemäß Reichsgesetz vom 6. Juli 1904 und Verordnung vom 17. Mat 1906 RG.Bl. Sette 272 bezw. 473 sür vorübergehendes Quartier Ziffer: Win er- Sommer-

Monat:

für Generale ....

94.50 M.

67.50 M.

Stabsoffiziere . .

68.40 M.

48 60 M.

die übrigen Offiziere

43.80 M.

31.20 M.

Feldwebel . . .

26.10 M.

18.30 M.

Portepeefähnriche .

15.30 M.

11.10 M.

Unteroffiziere . .

10 20 M.

7.50 M.

Gemeine ....

5.70 M.

4.20 M.

Mlltärunterbeamte

21 90 M.

15.60 M.

Pferd eines Offiziers ....

7.20

M.

7.20

M.

9b.)S allung für ein Dienstpserd und sür

10 /jedes folgende Pferd eines Offiziers

270

M.

2.70

M.

11. für ein Geschäftszimmer . . . !

24.60

M.

17.40

M.

I2s. für eine einzelne Wach- oder

Arreststube.

4.50

M.

4 50

M.

12d. für zwei dergleichen zusammen-

hängende Räume ....

7.50

M.

7.50

M.

12c. für drei dergleichen ....

12.00

M.

12.00

M.

9a Stallung für das erste oder alleinige

etc.

Bezüglich der Einteilung der einzelnen Militärpersonen in den Eervistarif siehe Reichsgesetzblatt von 1914 Seite 162.

Außerdem gewährt die Amtskörperschaft Calw zu diesen Sätzen gemäß Beschlusses der Amtsversammlung vom 3. September 1893 einen Zuschuß von 20 Pfennig pro Mann und Tag, welcher ebenfalls gleichzeitig jedoch gesondert liquidiert werden wolle.

Die Vergütung sätze für Naturalverpflegung betragen nach dem Naturalleistungsgesetz (Rejchsgesetzblatt pro 1907 Seite 5) sür Offiziere und Mannschaften: pro Kopf und Tag: mit Brot ohne Brot:

s) für die volle Tageskost. . . 1.20 M. 1.05 M.

b) Mittagskost . . . 0.60 M. 0.55 M.

c) .. Abendkost .... 0.50 M. 045 M.

ck) Morgenkost . . . 0.25 M. 0.20 M.

Als Vergütung sür verabreichte Fourage, kommt, inso­fern es sich nicht um Landlieserungcn im Smne des 8 16 ff. des Kriegsleistungsgesetzes oder um den in § 11 Satz 2 des­selben Gesetzes angeführten Fall handelt, der laut Mtnisterial- amtsblatt von 1914 Seite 124 für den Hauplmarktort Calw festgesetzte Durchschnitisprets in Betracht.

Die Ortsbehörden der zu Kricgsleistungen herange­zogenen Gemeinden wollen dafür Sorge tragen, daß die Anmeldungen der Vergütungen für jeden Monat getrennt beim Oberami gemacht werden.

Den 29. Oktober 1914.

Reg.-Rat Binder.

Bekanntmachung.

Laut Mitteilung des Eroßh. Badischen Bezirks­amts Pforzheim vom heutigen Tage sind sämtliche

Rindvieh- und Schweinemärkte

im Amtsbezirk Pforzheim bis auf weiteres verböte«.

Calw, den 31. Okt. 1914.

Kgl. Oberamt.

_ Binder.

K. Eo. Brz -Schulamt Neuenbürg.

An die Schulvorstände und Lehrer.

Unter Bezugnahme auf den Erl. des K. Eo. Oberschulrats i m 28. Okt. d. I. werden die Schul­vorstände und Lehrer beauftragt, auch ihrerseits dem Semmeln der zur Zeit reifen, herabfallenden Eicheln als wichtigem Futtermittel für die Schweine durch Schulkinder die erforderliche Aufmerksamkeit zu schenken. Es kann sowohl einzelnen Schülern hiezu nötigenfalls Urlaub erteilt, als auch im Falle der Teilnahme ganzer Schulklaffen am Sammelgeschäft auf Ansuchen vom Bezirksschulamt in wirklich be­gründeten Fällen eine außerordentliche Vakanz von einigen Tagen verwiüigt weiden.

Den 29. Okt. 1914.

Bez -Schul-Jnspektor.

Baumann.

Berichtigung.

In der oberamtl. Bekanntmachung vom 30. ds. betreffendAusbruch der Maul- und Klauenseuche" ist ein Fehler stehen geblieben. Auf Seite 2. Spalte 1, Zeile 20 ist zu lesen: soweit sie in den Oberamtsbezirk Calw fallen

Sie Türkei schlügt los. Aufstand der Aren.

Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen der Türkei und Rußland.

Unsere gestrigen Vermutungen über den Ein­griff der Türkei in den europäischen Krieg scheinen sich zu bestätigen Die schon in unserer Sonderausgabe gemeldete Eröffnung der Feindseligkeiten war also des Zeichen zum Beginn des Krieges. Daß die Tür­kei noch in höherem Grade wie wir einen Existenz­kampf führt, darauf haben wir schon gestern kurz hin- gewiesen. Die verhältnismäßig günstigen Umstände, unter welchen sie ihn begonnen hat, geben ihr aber die Hoffnung^ dem Feinde glücklicher als im Balkan­krieg zu begegnen.

(W.T.B.) Berlin. 3V. Okt. (Nicht amtlich.) Die «Berliner Zeitung am Mittag" meldet: Nach einer offiziellen Meldung aus Konstantinopel haben einige russische Torpedoboote versucht, die Ausfahrt der tür­kischen Flotte aus dem Bosporus ins Schwarze Meer zu verhindern. Die türkischen Schiffe eröffneten das Feuer und brachten zwei russische Fahrzeuge zum Sin­ken. Ueber 30 russische Seeleute wurden von den Türken zu Gefangenen gemacht. Die türkische Flotte hatte keine Verluste.

(W.T.B.) Berlin, 30. Okt. Auf der türkischen Botschaft wurde derNationalzeitung" mitgeteilt: Heute ist hier eine offizielle Bestätigung der türki­schen Aktion im Schwarzen Meere eingetrossen. Das betreffende Telegramm lautet: Russische Schiffe ver­suchten die Ausfahrt der türkischen Flotte aus dem Bosporus ins Schwarze Meer zu verhindern. Die türkischen Schiffe eröffneten das Feuer und vernich­teten ein russisches Torpedoboot und ein Kanonen­boot. Hierbei wurden achtzig russische Seeleute zu Kriegsgefangenen gemacht. Die Türken hatten keine Verluste.

Nom, 30. Okt. DemVerl. Tagebl." wird be­richtet: DieAgenzia Stefani" meldet: Das Mini­sterium des Aeußern erhielt aus Konstantinopel die Nachricht, daß der russische Botschafter in Konstanti- ^ nopel von dort abgereist ist und den Schutz der russi- l schon Staatsangehörigen der italienischen Negierung ^ übertragen hat. Die Abreise des englischen und fran­zösischen Botschafters gilt als bevorstehend.

Genf, 30. Okt. DemLokal-Anz." wird von hier ebrichtet: Begleitet von dem Minister Ribot und Millerand in Paris eingetroffen, erfuhr Präsident Poincars von dem Bombardement von Feodosia und von der Entschlossenheit der Pforte, die Aufforderung zur Oeffnung der Dardanellen kategorisch zurückzu­weisen. Nach telephonischer Verständigung mit Bor­deaux wurden den Umständen entsprechend diploma­tische und militärische Maßnahmen getroffen, die da­rauf abzielen, Rumänien, Griechenland und Bul­garien zu Erklärungen sür oder wider die Pforte zu nötigen.

Der Burenanfftand.

Der Burenaufstand hat doch größere Dimen­sionen angenommen, als es die Engländer wahr haben wollen. Die meuchelmörderische Erschießung des Generals Delarey durch englische Polizisten wird nicht wenig dazu beigetragen haben, die Un­zufriedenheit der Buren mit der englischen Re­gierung, in politischer und wirtschaftlicher Be­ziehung zum Aufstand zu steigern.

Aus Rotterdam wird gemeldet:

In hiesigen unterrichteten Kreisen zweifelt man, wie der Korrespondent derDeutschen Tageszeitung" seinem Blatte berichtet, nicht daran, daß die Mel­dungen, die aus London über den Burenaufftand verbreitet werden, der Wahrheit entsprechen, denn die Teilnahme von Männern wie Dewet und

- Erfolgreich M Kami.

Kemps an der Spitze der Bewegung beweist, daß diese bereits einen großen Umfang angenommen hat. Diese Führer der Buren in dem Kriege gegen England sind über den Verdacht erhaben, sich in ein aussichtsloses Abenteuer einzulassen. Die Er­hebung der Buren ist jedenfalls das Werk einer allgemeinen Verschwörung, deren Anfänge in eine Zeit zurückreichen, wo in Europa noch niemand an die Möglichkeit eines solchen Weltkrieges dachte. Die Buren sind schon lange mit der englischen Herrschaft unzufrieden, weil diese die farbigen Elemente begünstigt und gleichzeitig die reichen Naturschätze des Landes zugunsten der englischen Unternehmer und ihrer Mittelmänner ausbeutet.

Aus Bloemfonteim wird gemeldet, daß die Vurghers in dem früheren Oranjefreistaale zu den Waffen greifen und in großen Massen in der Richtung auf Kapstadt marschieren, die von eng­lischen Truppen fast ganz entblößt ist, weil diese die Deutschen in Südwestafrika angegriffen haben. Man erwartet, daß die Aufständischen versuchen werden, sich selbst rasch in den Besitz von Kapstadt zu setzen.

London. 28. Ott. Der E en e r alg o uv e r- neur der südafrikanischen Union hat dem Staats­sekretär der Kolonien heute nacht telegraphisch die Mitteilung zugehen lassen, daß die Entdeckung einer Verschwörung in der Armee ihn genötigt habe, so be­dauerlich es auch sei, eine Proklamation zu erlaßen, worin er die treugebliebenen Elemente zur Unter­stützung der Regierung aufruft, während er den Ver­dächtigen bei einem sofortigen Aufgeben ihrer staats­feindlichen Haltung Straflosigkeit zusichert. Die Pro­klamation an die Bevölkerung lautet:Zu unserem großen Bedauern ist auf Veranlassung einiger ange­sehener Männer in der Armee von einer Anzahl von

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