sich nicht täuschten, die vorausgesagt hätten, daß auch diese Elemente nicht zögern würden, sich zu erheben. Rußland werde die Folgen jenes ver­hängnisvollen Fehlers, sich in den Krieg zu stürzen, verspüren. Statt auf Eroberungen auszugehen, hätte Rußland die von den Liberalen verlangten Reformen einführen sollen, wodurch es mehr ge­wonnen und sich auch nicht das Mißtrauen seiner Nachbarn zugezogen haben würde.

Oesterreichische Erfolge gegen Serbien.

(W.T.V.) Wien. 27. Okt. (Nicht amtlich.) Amt­lich wird gemeldet: Die auf der Romania Planina geschlagenen serbisch-montenegrinischen Kräfte wur­den nach viertägiger unausgesetzter Verfolgung bei Visegrad und Gorazde über die Drina zurückgedriingt. Unsere Truppen erbeuteten hierbei in der Schule bei Haust Jenica viele Infanterie- und Artilleriemuni- tio» und eroberten in den Nachhutkämpfen auf Ve- liko-Vrdo-Vraceoica Maschinengewehre und Gebirgs- geschütze. Ostbosnien ist hiermit bis an die Drina vom Gegner gesäubert. An demselben Tag, an dem die Serben und Montenegriner über die Drina zu­rückgedrängt wurden, haben auch unsere in Serbien stehenden Truppen einen namhaften Erfolg errungen. Zwei feindliche Stellungen bei Raonja in der Macva wurden im Sturm genommen. Hierbei wurden vier Maschinengewehre, 600 Gewehre und Bomben er­beutet und viele Gefangene gemacht. Potiorek, Feld­zeugmeister.

Die Oesterreicher vor Antivari.

(W.T.B.) Wien. 28. Okt. (Nicht amtlich.) Die Südslaoische Korespondenz" berichtet ausführlich über die früher gemeldete Beschießung des Lowzen und Antioaris: Äm 10. Oktober vormittags wurden die montenegrinischen Artilleriestellungen auf dem Lowzen in wirkungsvoller Weise durch ein österreich­ungarisches Flugzeug, das ein Maschinengewehr und Bomben mit sich führte, bei gleichzeitiger Mitwirkung der in der Bucht von Cattaro liegenden Kriegsschiffe angegriffen. Das Flugzeug begann, die montene­grinischen Stellungen -aus dem Maschinengewehr zu beschießen. Auch ließen die Flieger mehrere Bomben in die Positionen der Montenegriner fallen, die das Flugzeug vergeblich beschossen. Gleichzeitig nahm die schwere Schiffsartillerie den Lowzen unter ein hef­tiges Feuer. Es schien, daß das Bombardement eine starke Wirkung hatte. Am 18. Okt. nachts erschien ferner eine österreich-ungarische Flottille aus Tor­pedobooten und Unterseebooten überraschend vor An­tivari, wo am Tage vorher ein französischer Dampfer Artilleriemunition, Flugzeuge und Proviant für Montenegro ausgeladen hatte, die noch im Hafen lagerten. Mehrere Lagerschuppen wurden in Brand geschossen und die erneuerte Funkenstation zerstört. Als eine französische Flotte herandampfte,, waren unsere Schiffe bereits außer Schußweite und fuhren im Schutze der Küstenforts. Wie verlautet, herrscht in Cettinje über den ungenügenden Schutz von Anti­vari durch die französische Flotte große Verstimmung.

Es scheint, daß die kleinen Staaten, die der Ver- führungspolitik des Dreiverbandes unterlegen sind, nun bald einsehen werden, wie sehr diesem Geschäfts­konsortium der Schutz seinerFreunde" am Herzen liegt.. Wenn man in Portugal nicht an totalem Gehirnschwund leidet, dürfte man sich auch dort ein Beispiel daran nehmen.

Gedrückte Stimmung in Serbien.

(W.T.B) Wien. 28. Okt. (Nicht amtlich). Die Südslawische Korrespondenz" erfährt von besonderer Seite aus Saloniki: Die Stimmung der Bevölkerung Serbiens ist ziemlich gedrückt. Nur die serbischen Offiziere bewahren Zuversicht. In nicht politischen Kreisen fragt man sich, welchen Zweck diese mit so großen Verlusten an Menschenleben und Kriegs­material verbundenen Einbrüche in Slavonien, das Banst und Bosnien hatten, ohne daß es möglich war, sich dort festzusetzen. Man verweist auf die großen Schäden, welche Belgrad und verschiedenen Erenzorten bei der Zurückweisung der serbischen Truppen zugefügt wurden, und macht das serbische Armeekommando hierfür verantwortlich.

Wien während des Krieges.

(W.T.B.) Wien. 27. Okt. Ein Sondevabdruck des Amtsblattes der Stadt Wien bespricht in einem »Wien während des Krieges" betitelten Flugblatt die günstige Aufnahme eines vovangogangenen gleich­artigen Flugblattes und bemerkt, daß nur die Stadt­verwaltung von Genf die Verbreitung der darin ent­haltenen Nachrichtenwegen strikter Wahrung der Neutralität" ablehnen zu müssen geglaubt habe. Aus dem weiteren Inhalt sei mitgeteilt: Im September ßnd die Steuereinnahmen um 5,8 Millionen auf 11,9 Millionen Kronen gestiegen. Die Spareinlagen bei den Wiener Sparkassen betrugen Ende Septem­ber 1914 38 Millionen mehr als Ende September vorigen Jahres. Die Kriegsdarlehenskasse und die

Kriegskreditbank sorgen für das gesteigerte Kredit­bedürfnis der Geschäftswelt. Das Arbeits- u. Dienst­vermittlungsamt hat für die erste Hälfte des Oktober 9219 Personen Arbeit oder Dienste vermittelt. Für Handwerker und Arbeiter ist genug Arbeitsgelegen­heit vorhanden. Die Lebensmittelversorgung ist voll­kommen ausreichend. Die Gesundheitsverhältnisse sind sehr günstig. Bei der einheimischen Bevölkerung ist kein Cholerafall vorgekommen. Die Stimmung der Bevölkerung ist voll Zuversicht. Auf den Straßen herrscht reger Verkehr. Die Theater sind sämtlich wieder eröffnet.

Das Urteil gegen die Mörder von Serajewo.

(W.T.B.) Serajewo, 28. Okt. In dem Hoch­verratsprozeß sind folgende Urteile gefällt worden: Die Angeklagten Jlic, Veljko, Cebrtlovic, Reda Kerowic, Jovanovic und Milovic wurden zum Tode durch den Strang verurteilt. Mitar Kerowic wurde zu lebenslänglichem schweren Kerker, Princip, Labri- nowic und Eabrez zu je 20 Jahren, Vaso Cubrinovic zu 16 Iahen, Popooic zu 13 Jahren, Granjceoic und Ejukic zu 10 Jahren, Stjepanovic zu 7 Jahren, Zagorac und Perin zu je 3 Jahren schweren Kerker verurteilt. Die übrigen Angeklagten wurden frei­gesprochen.

Bon den Neutralen.

Der Nachfolger Giulianos?

Berlin, 28. Okt. DemBerliner Tageblatt" wird aus Rom gemeldet: Die Ernennung des des früheren Ministerpräsidenten Sonnino zum Minister des Aeußern als Nachfolger des Marquis di San Eiuliano scheint bevorzustehen. Sonnino, der bis jetzt entschieden abgelehnt hatte, ist ein Freund des Dreibundes. Somit scheint ein Ab­schwenken Italiens von der Neutralitätspolitik nicht zu befürchten zu sein.

Rumänien hält sich bereit.

(W.T.B.) Frankfurt a. M.. 27. Okt. (Nichtamt­lich.) DieFranks. Ztg." meldet aus Konstantinopel: Die rumänische Regierung hat eine Kommission nach Illinois zum Ankauf von vorläufig 20 Millionen Patronen für ihre Manlichergewehre entsandt.

Rumänische Dankbarkeit.

(W T.B.) Wien, 28. Okt. (Nicht amtlich.) Das Achtuhr-Vlatt meldet aus Bukarest: Ein hiesiges Komitee richtete an zahllose Rumänen, die im Deutschen Reiche ihre Studien vollendet haben, folgenden Aufruf:Kollegen! Alle, die ihr in Deutschland eure Bildung fortgesetzt habt und auf deutschem Boden deutsches Wesen und deutsche Kultur und Tüchtigkeit kennen gelernt habt, versäumt nicht, gemeinsam Deutschland in dieser entscheidenden Stunde im Kampfe um die Kultur zu zeigen, daß ihr die unversiegbare moralische Kraft des deutschen Volkes bochfchätzt. Das Gebot der Dankbarkeit den gastfreundlichen deutschen Landen gegenüber, die Anerkennung und der Dank für die Erziehung und wissenschaftliche Disziplin und Kultur, vor allem aber die Ehrfurcht vor der deutschethischen Welt­anschauung, vor der deutschen Mannhaftigkeit» Vaterlandsliebe und Entschlossenheit, für die höchsten Kulturträger der Welt selbstlos zu kämpfen, dieses Gefühl, das uns alle bewegt, ist der Anlaß zu diesem gemeinsamen Schritt.

Griechenland und Epirus.

(W.T.B.) Athen, 23. Okt. (Nicht amtlich.) Die Agence d'Athenes meldet: In dem gemäß den Be­schlüssen der Londoner Votschafterkonferenz Albanien zuerkannten und von Griechenland geräumten Teil von Epirus ist unglücklicherweise die Ordnung nicht wieder eingekehrt. Häufige Angriffe albanischer Banden finden gegen die Truppen des autonomen Epirus statt. Zahlreiche Muselmannen seien nach Valona geflüchtet. Zu wiederholten Malen hätten sich die Mächte an die hellenische Regierung gewandt, sie möge ihren Einfluß bei Zographos aufbieten, um die Rückkehr dieser Auswanderer zu sichern. Die geringen Mittel jedoch, über die die provisorische Regierung verfüge, gestatten es nicht, Ordnung und Sicherheit in dieser von ihr verwalteten Provinz wirksam zu verbürgen. Daher habe sich die griechische Regierung beschlossen, ihre Truppen in die Bezirke von Argyrokastro und Prenedi einrücken zu lassen, um hier die Ordnung zu sichern. Bei dieser pro­visorischen Maßnahme werde sich Griechenland stets streng an die Beschlüsse der Mächte halten, wie es auch bereits in diesem Sinne den Mächten eine Erklärung abgegeben habe. Was doch nicht alles im Interesse der Ordnung gemacht wird: Italien in Valona, Griechenland in Epirus!

Der Druck der Neutralen auf England.

(W.T.B.) Berlin. 22. Okt. DasBerliner Tageblatt" berichtet aus Rotterdam: Nach der

Westminster Gazette" soll an die britische Flotte ein Tagesbefehl erlaffen worden sein, daß 50 deutsche und österreichische Reservisten an Bord neutraler Schiffe nicht gefangen genommen werden dürfen. Bisher halte man nur von einer Anweisung gehört, nach der neutrale Dampfer nur eine beschränkte Anzahl deutscher Reservisten an Bord haben dürfen.

(Wenn die Nachricht auf Wahrheit beruht, so ist an diesem Schritt Englands nicht etwa eine edlere Gesinnung des englischen Seeräubers schuld, sondern, wie das englische Regierungsorgan auch schon verraten hat, die Angst vormächtigen neutralen Staaten"; gemeint ist natürlich Amerika.)

Amerika gegen England.

Der Korrespondent derMorning Post" in Washington meldet: Die englische Politik hinsichtlich der Konterbande könne die herzliche Beziehung mit Amerika gefährden, wenn die durch die Beschlag­nahme amerikanischer Schiffe verursachte Erregung nicht bald beseitigt würde. Die britische Regierung handle weder offen noch folgerichtig und erwecke den Eindruck, daß sie keine bestimmte Politik habe. Die Amerikaner nähmen übel, was sie für eine ungerecht­fertigte Einmischung hielten. Viele Kreise glaubten bestimmt, England tue dies alles, um den Aufbau einer amerikanischen Handelsflotte zu verhindern. Die Erregung würde verschwinden, wenn die eng­lische Regierung eine Erklärung über ihre Politik ab­gäbe, so daß die amerikanischen Produzenten und Ex­porteure die Lage genau übersehen könnten. Je län­ger der gegenwärtige, höchst unbefriedigende Zustand andaure, desto mehr werde er in der Presse erörtert, werde die Reibung gesteigert und die Gefahr einer wachsenden Spannung größer. DieNewyork World" schreibt: Es befinden sich nicht viel deutsche Kriegs­schiffe aus dem Ozean, die Zahl der amerikanischen Handelsschiffe ist nicht groß. Aber wir hören nichts davon, daß britische Kreuzer deutsche einfangen, wäh­rend fast täglich Schiffe mit amerikanischer Flagge be­schlagnahmt und durchsucht werden. DieWashing­ton Times" meint, die Besorgnis der britischen Re­gierung vor einem deutschen Angriff -auf England scheine so panikartig geworden zu sein, daß Downing Street lieber die Feindschaft der Vereinigten Staaten riskiere, als die amerikanischen Verschiffungen dulde, die die Ausführung deutscher Pläne fördern könnten. Washington Times schreibt ferner, die Zeit sei unge­eignet für die Erneuerung komplizierter Fragen des Freihandels und der Schiffahrtsrechte, die den Krieg von 1812 veranlaßten. Weder Amerika noch England wünschten, daß diese Fragen nach einem Jahrhundert der Ruhe durch einen europäischen Krieg zur Krisis führten. Aber ein solches Ergebnis werde sicher oin- treten, wenn noch viel mehr Beschlagnahmungen ein­träten.

Deutsches Reich.

Rückkehr deutscher Ilvilgefangerrer.

(W.T.B.) Berlin, 28. Okt. DieVossische Zei­tung" melket aus Karlsruhe: Der Reichskanzler hat dem Zentralausschuß des Roten Kreuzes mit­geteilt, daß etwa 20000 deutsche Reichsangehörige die in Frankreich als Zivilgefangene zurückgehalten wurden, die Rückreiseerlaubnis erhalten haben und demnächst in Baden eintreffen werden.

Die Kaliausfuhr.

Berlin, 27. Okt. (Nicht amtlich.) Nach dem in der heutigen Gesellschaftsversammlung des Kali- syndikats erstatteten Geschäftsbericht wurden in der Zeit vom 1. August 1913 bis 15. Okt. 1913 zusammen 12 404 000 Doppelzentner Kalisalz abgesetzt. In der gleichen Zeit dieses Jahres betrug der Absatz 4 004 000 Doppelzentner, sodaß also gegen das Vor­jahr infolge des Krieges ein Absatzrückgang von 8 400 000 Doppelzentnern entstanden ist. Dieser Rückgang ist besonders im August wegen Wagen­mangels eingetreten. Der Monat September hat be­reits wieder 45 A> des Septembevabsatzes 1913 ge­bracht und für den Monat Oktober weiMn etwa 60 A> des Absatzes des gleichen Monats 1913 erwartet. Dem Werte nach beträgt der Absatzrllckgang in den ersten 9 Monaten dieses Jahves 15 900 000 Mark. Es ist zu hoffen, daß die deutsche Landwirtschaft und diejenige der benachbarten neutralen Länder in den Monaten November und Dezember die Düngung der­jenigen Aecker nachholen wird, die bisher wegen des Wagenmangels nicht gedüngt werden konnten. Nach den feindlichen Staaten werden Kalisalze weder di­rekt noch indirekt geliefert. Das Uebersoegeschäft, das in der ersten Zeit nach dem Ausbruch des Krieges fast völlig unterbrochen war, hat sich in letzter Zeit erfreulicherweise wieder belebt.

Bestrafte Ausnützung der Kriegsnot.

DieKölnische Zeitung" meldet aus Bielefeld: Die Stadtverwaltung hat sich veranlaßt gesehen,