schwer kontrollierbaren Verbots wirb dadurch erleich­tert, daß Ersatzfuttermittel zu niedrigen Preisen zur Verfügung gestellt werden, also Kleie und Eerste. Durch Einschränkung der Brennereien auf 60 Pro­zent des normalen Brandes werden 0,16 Millionen Tonnen Roggen für menschliche Ernährung frei. Wei­ter wird auch für Roggen ein schärferes Ausmahlen mindestens bis zu 72 Prozent vorgeschvieben. End­lich soll das Roggenmehl durch Zusatz von Kartoffel­produkten zum Roggenbrot gedehnt werden. Den Bäckern wird gesetzlich erlaubt, bis zu 20 Prozent Kartoffeln dem Roggenbrot zuzusetzen, wenn sie dem Publikum solches Brot mitK" kenntlich machen. Setzen sie mehr zu, so muh der Prozentsatz auf dem Brote angegeben werden. Um eine gleichmäßige Be­handlung aller Vrotverbraucher zu erreichen, ist, ähn­lich wie beim Weizenmehlbrot, vorgeschrieben, daß mindestens 5 Eewichtsteile Kartoffeln in jedem Rog­genbrot enthalten sein müssen.

Die Festsetzung von Mehlpreisen für das Reich bietet dagegen kaum llbersteigbare Schwierigkeiten. Ihrer kann man nur durch bezirksweise Festsetzung von Mehlpreisen, z. B. für den Niederrhein oder auch für das ganze Rheingebiet beikommen. Daher ist die Festsetzung von Mehlpreisen den Landeszentralbehör­den überlassen worden.

Für Hafer sind keine Höchstpreise nötig, da die Heeresverwaltungen bisher ihren Bedarf zu angemes­senen Preisen haben decken können. Endlich können auch für Kartoffeln, deren Preis in den letzten Wo­chen sprunghaft gestiegen sind, Preisfestsetzungen nö­tig werden

Bei der Kartoffelernte dieses Jahres besteht keine Knappheit, zumal durch Einschränkung des Brennens etwa 1 Million Tonnen Kartoffeln mehr zur Verfügung stehen. Durch die vermehrte Kartoffel­trocknerei wird noch nicht die Hälfte dessen verbraucht, was jährlich durch Fäulnis verdirbt. Wenn nach Ab­schluß der Kartoffelernte und nach der bevorstehenden Besserung der Abtransportmöglichkeiten die Kar­toffelpreise nicht fallen, werden auch hier Höchstpreise feftzusetzen sein. Im Kleinhandel sind für einzelne Bezirke bereits Höchstpreise festgesetzt. Für die Er­zeugnisse der Kartoffeltrocknerei wird das begründete Syndikat die Preisregulierung in die Hand nehmen.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Ein ernstes Problem-.

(W.T.B.) Paris, 28. Okt. (Nicht amtl.) Unter der UeberschriftEin ernstes Problem" beschäftigt sich derTemps" vom 26. Okt. mit der Frage der Rückkehr der Behörden nach Paris und sagt unter anderem: Es gibt zwei Strömungen. Die Bureau- kraten der Kammer waren noch mehr für die Rückkehr als die Ministeriellen, und betrieben sie allgemein. Die Minister der nationalen Verteidigung machten in dieser Frage weise Vorbehalte. Wir haben heute die moralische Gewißheit (!), daß die Deutschen ihren Vormarsch nicht werden wieder aufnehmen können, doch haben wir in dieser Beziehung keine materielle Gewißheit. Was auch im Innersten unsere Ueber- zeugung sein möge, die Communiques lasten nur zu deutlich erkennen, daß an einigen Punkten die Schlachtlinie der Feinde gegen die unselige nur in einer Entfernung von etwa 100 Kilometer von Paris kämpft. Die Rückkehr der Regierung und der Kam­mern würde die agressive Tätigkeit der Deutschen zweifelos noch erhöhen und sie würden besonders ihre Bemühungen im Luftwege verdoppeln. Zudem würde die Anwesenheit der Regierungsbehörden die Ver­antwortlichkeit des Militärgouverneurs steigern und den Generalissimus Joffre in seinen Entscheidungen beeinflussen. Die Zeitung fragt weiter: Darf man das diplomatische Corps zur Rückkehr auffordern, ehe jeder offensive Rückstoß völlig unmöglich geworden ist? Auch Gründe der inneren Politik sprechen dage­gen. Gewisse Minister sind besonders empfindlich, namentlich diejenigen, die in ihren Amtsgeschäften mehr den Agitationen der parlamentarischen Welt unterliegen. Wie sollen diese indifferent bleiben, wenn ständig Sonderversammlungen von Pariser Deputierten, die eine Art von kleinem Parlament bilden würden, und sich bald hier, bald dort ver­sammeln, ihre Wünsche und Beschlüsse, die unter ab­normen Verhältnissen zustande kommen, an die Re­gierung telegraphieren. Heute sind es noch einfache Wünsche. Morgen sind es vielleicht schon Resolutio­nen und Forderungen, die sich in mehr oder weniger befehlshaberischer Weise darstellen werden. Viele Abgeordnete, die ihre Kinder zum Schulbegin nach Paris begleiteten, finden nachmittags nun natürlich den Weg in die Wandelgänge der Kammer, und von da bis zur Bildung von Sondergruppen ist es natür­lich nur noch ein Schritt. Das Blatt schließt: Die Ent­scheidung über die Rückkehr der Behörden nach Paris ist ein schwerer und ernster Entschluß voll Konse­quenzen für die Zukunft, der nicht auf die leichte Achsel genommen werden darf.

Tagesbericht.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, vormittags. (Amtlich.) Mitteilung der obersten Heeresleitung. Die Kämpfe bei Nieuport-Dixmuiden dauern uoch an. Die Belgier erhielten erhebliche Verstärkungen. Unsere Angriffe wurden fortgesetzt. 16 englische Kriegsschiffe beteiligten sich am Kampf gegen un­seren rechten Flügel. Ihr Fever war erfolglos. Bei Ppres ist die Loge am 27. Oktober unverändert geblieben. Westlich Lille wurden unsere Angriffe mit Erfolg fortgesetzt. Im Argonnenwald sind wieder einige feindliche Schützengräben genommen worden, deren Besatzung zu Gefangenen gemacht wurde. Auf der Westfront hat sich weiter nichts wesentliches ereignet.

In Polen mußten die deutsch-österreichischen Truppen vor neuen russischen Kräften, die von Jwangorod-Warschau und Nowo-Georgiewsk vor- gingen, ausweichen, nachdem sie bis dahin in mehr­tägigen Kämpfen alle russischen Angriffe erfolgreich abgewiesen hatten. Die Russen folgten zunächst nicht. Die Loslösung vom Feind geschah ohne Schwierigkeit Unsere Truppen werden sich der Lage entsprechend neu gruppieren. Auf dem nord­östlichen Kriegsschauplatz sind keine wesentlichen Aenderungen.

(W.T.B) Wien. 28, Okt. (Nicht amtl.) Amtlich wird verlautbart vom 28. mittags: In Galizien ereignete sich auch gestern nichts wesentliches. An manchen Teilen der Front haben sich beide Gegner eingegraben. Unsere schweren Geschütze vernichteten mehrere feindliche Batterien und Stützpunkte.

Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralstabs, o. Höfer, Generalmajor.

(Ueber die Kriegslage in Polen berichtet der österreichisch-ungarische Eeneralstab gleichlautend mit der deutschen obersten Heeresleitung.)

(W.T.B.) Wien, 28. Oktober. Amtlich wird verlautbart vom 28. d. Mts: Am 27. ds. Mts. haben wir in Serbien erneut Erfolge errungen. Der Ort Ravnje und die stark befestigte feindliche Stellung an der Dammstroße nördlich Crnabara in der Macva wurden nach tapferer feindlicher Gegenwehr von unseren Truppen erstürmt. Hier­bei wurden 4 Geschütze und 8 Maschinengewehre er­obert, 5 Offiziere und 500 Mann gefangen genom­men und viel Kriegsmaterial erbeutet.

Potiorek» Feldzeugmeister.

Wer einigermaßen in den französischen Verhält­nissen Bescheid weiß, wird diese gewundenen Redens­arten des vornehmsten Pariser Blattes zu würdigen wissen. Die Pariser können ungemütlich werden und vermutlich sind sie jetzt schon im Anfangsstadium dieser Gemütsbewegung, und da könnte es eben Vor­kommen, daß sich ingewissen Fällen" die Minister, dieunter der Agitation der parlamentarischen Welt" stehen, sich etwas mehr nach der Volks­meinung richten müßten. Im übrigen ist die Zu­versicht desTemps" in die Offensive der Franzosen doch nicht über allen Zweifel erhaben.

Um den Besitz von Calais.

(W.T.B.) Berlin. 28. Okt. Die Mailänder Gazetta de Popolo" meldet aus Nieuport: Die mörderische Schlacht am letztenRand des belgischen Bodens bringt nicht einmal nachts einen Augenblick Waffenstillstand. Der schreckliche Kanonendonner dauert Tag und Nacht zu Lande und zur See an. Die deutschen Truppen haben Verstärkungen aus Belgien erhalten. Man sagt, daß in Dünkirchen unausgesetzt an den Befestigungen gearbeitet wird.

Answanderung aus Calais.

(W.T.B.) Folkestone, 27. Okt. (Nicht amtlich. - Reuter.) Der DampferQueen" ist mit 2500 Franzosen hier eingetroffen. Es sind Männer, Frauen und Kinder, meist Bauern aus der Um­gegend von Calais, die an Bord desAdmiral Ganteume" von Calais nach Havre fuhren. Der Admiral Ganteume" stieß auf der Höhe von Bou- logne auf eine Mine. An Bord brach eine Panik aus und etwa 30 Pastagiere ertranken, als sie an Bord desQueen" gebracht wurden.

Die Verluste der Belgier.

(W.T.B.) London. 28. Okt. (Nicht amtlich.) DieDaily Mail" meldet aus Havre: Ein belgisches amtliches Communique besagt, daß die Lage am Sonntag bester war als am Samstag, wo die Belgier die Stellungen an der Pser aufgeben mußten und 2 ^ Meilen zurückgeworfen wurden. Seitdem gewannen die Belgier, verstärkt durch Verbündete, wieder an verschiedenen Punkten des Flutzes die Berührung mit dem Feinde. Die Ver­luste der Belgier betragen in den 9 Tagen, an denen in diesem Gebiet gekämpft wird, 10000 Tote und Verwundete.

Das englische Preisrätsel.

(WT.B.) Berlin. 28 Okt. DieVossische Zeitung" berichtet über Genf aus London, daß man dort überzeugt ist, das Ziel der Deutschen sei jetzt einzig Calais, um England zu bedrohen. In der Times" wird bereits gefragt, unter welchen Vor­aussetzungen die englische bürgerliche Bevölkerung sich am Kampf beteiligen könne, ohne als Frank­tireurs behandelt zu werden, ein Beweis, wie stark jetzt mit einer deutschen Landung gerechnet wird.

Dieunangenehme- deutsche Flagge.

(W.T.B.) Amsterdam, 28. Okt. Nieuwe van den Dag melden von gestern aus Rosendaal: Als deutsche Truppen gestern noch der Grenzstation Eschen zurückkehrten, fanden sie die deutsche Flagge durch die belgische ersetzt. Der Täter, ein Zollein­nehmer, wurde ins Gefängnis geführt. Der Bürger­meister mußte ein Bürgschaft von 1000 Francs wegen dieses Vorfalles hinterlegen.

Französisches Spionagebureau in Basel.

(W.T.B.) Berlin. 28. Okt. In Basel wurde ein französisches Spionagedepot aufgehoben, das Nach­richten über Truppenbewegungen im Obereisaß nach Belfort weitergab.

Ein Armeebefehl des bayrischen Kronprinzen.

(W.T.B.) München. 28. Okt. (Nicht amtlich.) Die München-Augsburger Abendzeitung meldet: Kronprinz Ruprecht von Bayern hat als Komman­dierender der 6. deutschen Amee an seine Soldaten folgenden Armeebefehl gerichtet:Soldaten der 6. Armee! Wir haben nun das Glück, auch die Eng­länder vor unserer Front zu haben, die Truppen jenes Volkes, dessen Neider seit Jahren an der Ar­beit waren, uns mit einem Ring von Feinden zu umgeben, um uns zu erdrosseln. Ihm haben wir diesen blutigen, ungeheuren Krieg vor allem zu verdanken. Drum, wenn es jetzt gegen diesen Feind geht, übt Vergeltung für die feindliche Hinter­list, für so viele schwere Opfer, zeigt ihnen, daß die Deutschen nicht so leicht aus der Weltgeschichte zu streichen sind, zeigt ihnen das durch deutsche Hiebe von ganz besonderer Art. Hier ist der Gegner, der der Wiederherstellung des Friedens am meisten im Wege steht. Drauf! Ruprecht".

Die Lage im Osten.

Rußlands Mangel an Reserven.

(S.C.B.) Berlin, 28 Okt. DieKreuzzeitung­weist darauf hin, daß Rußland zwar noch Unmengen von Menschen, aber keine Soldaten mehr in die Schlacht zu schicken habe. Neben dem Mangel an Offizieren mache sich jetzt auch ein Mangel an Munition geltend.

Ein Drittel eines russische» Armeekorps bei Warschau ertrunken.

DemBerliner Tageblatt" wird gemeldet: Nach sicheren Quellen ertrank bei dem ersten Kampf südlich Warschau rund der dritte Teil eines sibir­ischen Armeekorps, das damals die alleinige Stadt­besatzung war, während der Flucht über die Weichsel.

Russische Lügen.

Ein Teil der russischen Presse hat eine Infor­mation veröffentlicht, der zufolge das jungtürkische Komitee von der bulgarischen Eesandschaft in Kon­stantinopel offiziell davon in Kenntnis gesetzt worden sei, daß im Falle der russische Feldzug in Galizien zu einem glücklichen Ende kommen würde, das Kabinett Radoslawow seinen Platz einem russophilen Kabinett unter Malinoff räumen würde. Die bulgarische Gesandtschaft habe daraufhin der Pforte geraten, ihre Politik Rußland gegenüber zu ändern, um nicht auf dem Balkan isoliert zu bleiben. DieAg. Bulg." in Sofia ist zu der Er­klärung ermächtigt, daß diese Nachricht in allen Punkten erfunden ist.

DieAg. Ottomane" in Konstantinopel demen­tiert ebenfalls in aller Form die von demRjetsch" gebrachte Nachricht, daß der hiesige bulgarische Ge­sandte offiziell dem jungtürkischen Komitee mitge­teilt habe, daß im Falle die russischen Operationen in Galizien eine günstige Wendung nehmen, das Kabinett Radoslawow durch ein Kabinett Malinoff ersetzt werden würde und daß der bulgarische Ge­sandte der Pforte den Rat gegeben habe, ihre Politik gegen Rußland zu ändern. (W.T.B!)

Unzufriedenheit in Rußland.

(W.T.B.) Konstanttnopel, 28. Okt.Jkdam" verweist auf die Unzufriedenheit, die sich in Ruß­land wegen des Krieges allmählich gegen die Re­gierung bemerkbar mache, sowie auf die Bewegung unter den Ukrainern. Dies zeige, daß diejenigen