Nervenspannung unterworfenen Bevölkerung erzeugt werde. Ein feindlicher Flieger könne sicher fern, in dem weiten Stadtgebiet Londons durch Bomben Schaden anzurichten, ganz gleich ob dieses Gebiet beleuchtet sei oder nicht. — Die Times befürwortet eine Gesetzgebung, nach der die Naturalisierung verdächtiger Fremder für die Dauer des Krieges aufgehoben werd ensoll. (W.T.B.)
(W.T.B) London. 21. Okt. (Nicht amtl.) Die „Mornrng Post" schreibt: Wahrscheinlich werden die Deutschen von dem zeitweiligen (ist gut! D. R.) Besitz eines Teiles der belgischen Küste den Gebrauch machen, daß sie einige Unterseeboote flott machen werden, die sie in zerlegtem Zustande auf Eisenbahnen befördern können. Der deutsche Admiralstab hat längst Feststellungen über die Ausführbarkeit dieser Idee getroffen. Gegebenenfalls ist das Eintreffen der Unterseeboote bald zu erwarten. Die Zeitung fährt fort, ein Unterseeboot sei viel gefährlicher als ein Zeppelin. Wenn es aber von Blankenberghe aus führe, werde es zunächst die Seeminen zu beseitigen haben. Tirpitz sei sicherlich nicht umsonst noch Antwerpen geeilt. Die deutsche Armee werde getadelt, weil sie sich zu sehr auf mechanische Erfindungen, wie große Geschosse und Zeppeline verließe. Es müsse aber zugegeben werden, daß es nur der Vernunft entspreche, sich mit den besten Kriegsgeräten auszurüsten. Jedenfalls habe die deutsche Flotte sehr schnell gelernt. Man habe mit dem Bau von Unterseebooten später als bei der britischen und viel später als bei der französischen Flotte begonnen. Die Bedingungen dieses Krieges, in dem die deutsche Marine die Aktion der Schlachtflotte unendlich weit hinausschieben könne, gewähre den deutschen Unterseebooten eine Gelegenheit, die sie geschickt auszunützen verständen. Für die englischen Unterseeboote lägen die Verhältnisse ungünstiger.
Ausschreitungen gegen Deutsche.
(W.T.B.) Manchester. 22. Okt. Der Londoner Korrespondent des „Guardian" schreibt über die Ausschreitungen des Londoner Pöbels gegen Deutsche: Der Teil der Londoner Presse, der alles tut, um das Spionensieber anzufachen, sollte überlegen, ob derartige Roheiten das Los Tausender von englischen Gefangenen in Deutschland erleichtern werden. Wir haben Aussagen von Hunderten von Engländerinnen, daß sie bei ihrer Rückkehr aus Deutschland rücksichtsvoll behandelt wurden. Verschiedene Briefe aus unbedingt glaubwürdiger Quelle stellen fest, daß die Gefangenen, wenn sie auch während des ersten Zorns über den Konflikt mancherlei Hartes haben durchmachen müssen, jetzt human behandelt werden.
(W.T.B.) London. 21. Okt. (Nicht amtlich.) Die Polizei verhaftete gestern 120 Deutsche und Oesterreicher und brachte sie ins Militärlager. In Brighton forderte die Polizei die anwesenden Deutschen und Oesterreicher auf, die Stadt binnen einigen Tagen zu verlassen. Infolge der Kampagne der Jngopresse hat eine große Anzabl bekannter Hotels alle deutschen und österreichischen Angestellte, darunter die Geschäftsführer und Stellvertreter der Hotels Carlton und Ritz, entlasten.
Faule Ausrede.
(W.T.B.) London. 23. Okt. (Nicht amtlich). Die britische Regierung hat allen hier befindlichen Vertretern der fremden Regierungen Mitteilen lasten, daß England die von der ägyptischen Regierung beschlossene Maßregel billige. Diese Regierung habe allen feindlichen Schiffen, die sich lange genug in den Häfen des Kanals aufhielten und deutlich zeigten, daß sie nicht abreisen wollen, um zu vermeiden, als Prise genommen zu werden, den Befehl erteilt, den Suezkanal zu verlassen mit der Begründung, der Kanal sei nicht zu diesem Zwecke erbaut worden.
Deutsches Lazarettschiff gekapert.
(W.T.B.) London. 22. Okt. (Nicht amtlich.) Daily Telegraph meldet: Das deutsche Sanitäts- fchiff „Ophelia" wurde gestern von dem englischen Kreuzer Parmouth eingebracht. Seine funkentelegraphische Anlage wurde abgenommen.
Wenn es gilt, auf wehrlose Schiffe oder auf sehr viel schwächere Gegner zu schießen, da verrichten die Engländer Heldentaten.
Wieder ein englischer Dampfer gesunken.
London, 22. Okt. (Reuter.) Der Dampfer „Cormoran" ist auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Mannschaft wurde gerettet.
Oestttcher Kriegsschauplatz.
(W.T.B.) Wien, 22. Okt. (Nicht amtlich.) Der Kriegskorrespondent der „Neuen Freien Presse" meldet: Die Kämpfe bei Przemysl und Hermanooice
dauern mit ungominderter Heftigkeit fort. Die Russen scheinen von Lemberg Verstärkungen bekommen zu haben. Sie haben verzweifelte, aber vergebliche Versuche gemacht, sich der Höhe Magier«, die ihnen am 17. Okt. entrissen worden war, wieder zu bemächtigen.
(W.T.B.) Wien, 22. Okt. In der vergangenen Nacht und heute um 6 und 8 Uhr morgens griffen unsere Artillerietruppen ein. Auch die schweren Geschütze der südöstlichen Zwifchenbatterien feuerten heftig. Die Bozener Landesschützen stürmten mit einer Bravour ohnegleichen und leisteten allein die Ausgabe, die drei Regimentern zugeteilt war. Man sieht dem Ende der Kämpfe zuversichtlich entgegen.
(W.T.B.) Wien. 22. Okt. (Nicht amtlich.) Amtlich wird gemeldet vom 22. Okt. mittags: In der Schlacht bei Strwiaz gelang es uns nun auch im Raum südlich dieses Flusses den Angriff vorwärts zu tragen auf die beherrschende trigonometrische Höhe 668. Südöstlich Stary-Sambor wurden zwei hintereinanderliegende Verteidigungsstellungen des Feindes genommen. Nordwestlich des genannten Ortes gelangte unsere Eefechtslinie nahe an die Chaussee nach Stavasol heran. / Mach den bisherigen Meldungen wurden in den letzten Kämpfen 3480 Russen darunter 25 Offiziere, gefangen genommen und 15 Maschinengewehre erbeutet. Der stellvertretende Chef des Genevalstabs: v. Höfer, Generalmajor.
Cernowitz entsetzt.
(W.T.B.) Budapest, 22. Okt. Nach Blättermeldungen sind die österreichisch-ungarischen Truppen, nachdem sie die Russen aus Sereth vertrieben hatten, gegen Eernowitz vorgedrungen. Die Russen haben Cernowitz verlassen und sind in nordwestlicher Richtung abgezogen.
(Cernowitz liegt nur etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze in der Bukowina entfernt.)
(W.T.B.) Wien, 23. Okt. (Nicht amtl.) Die Blätter berichten aus Cernowitz: Unsere Truppen wurden von der Bevölkerung mit ungeheurem Jubel aufgenommen. Die Bewohner eilten den Truppen in freudigster Bewegung entgegen. Die Soldaten wurden im Triumph in die beflaggte Stadt geleitet. Der Abzug der Russen erfolgte so rasch, daß in der Stadt kein erheblicher Schaden ungerichtet wurde.
„Nette" Freunde.
Köln, 22. Okt. (Nichtamtlich). Die Kölnische Zeitung schreibt: Die halbamtliche Zeitung Ruszki Invalid in Odessa bringt unter dem 27. September einen langen Artikel über die strategischen Fehler der Deutschen. Darin heißt es: Der Hauptfehler der Deutschen ist, daß sie der Unantastbarkeit des deutschen Bodens eine zu große Bedeutung beilegen. Was bedeutet denn diese übertriebene Angst, daß die Serben Bosnien besetzen werden oder, daß die Russen einen Teil Preußens besetzen könnten? Die Deutschen hätten besser getan, die Serben und Russen in Frieden zu lassen. Sie hätten sich mit allen ihnen und Oesterreich-Ungarn zu Gebote stehenden Kräften auf Frankreich werfen sollen. In diesem Falle hätten sie die Franzosen rasch geschlagen. Dann hätten sie Zeit und Gelegenheit gehabt, sich, dank ihrer vorzüglichen Eisenbahnlinien, mit ihrer ganzen Kraft auf Rußland zu werfen. Die vorübergehende Besetzung einiger deutscher und österreichischer Gebiete hätte gar keine Bedeutung gehabt. Das Schlußergebnis ist die Hauptsache. Dazu bemerkt die Kölnische Zeitung u. a.: Die Franzosen werden diese strategische Belehrung mit ganz besonderem Interesse lesen und zu ihrer Genugtuung daraus entnehmen können, wie es ihnen nach dem Rezept ihrer bundesbrüderlichen Strategen hätte ergehen sollen.
Bon den Neutralen.
Eine gesalzene Ohrfeige.
(W.T.B.) London. 22. Okt. (Nicht amtlich) Das Reutersche Bureau meldet aus Konstantinopel vom 19. d. M.: Auf die britische Vorstellung über die fortgesetzte Anwesenheit deutscher Mannschaften auf türkischen Kriegsschiffen antwortete die Pforte endgiltig, daß dies eine innere Angelegenheit sei.
Es handelt sich um die Mannschaften der beiden Kriegsschiffe „Eoeben" und „Breslau,"dieunter türkischer Hoheit jetztDienste tun. Die Türkei hat dadurch ein tüchtiges Ausbildungspersonal erhalten, welches sich angelegen sein läßt, die türkische Flotte nach Möglichkeit zu reorganisieren, die die Engländer durch ihre Gemeinheit seeuntüchtig machen wollten.
Ob « Hilst?
(W.T.B.) Wien, 21. Okt. (Nicht amtlich). Die Politische Korrespondenz meldet aus Konstantinopel: Die russischen, englischen und französischen Untertanen in der Türkei sollen von den Konsulaten dieser Staaten vertrauliche Weisungen erhallen haben, sich der Gewerbesteuer nicht zu unterwerfen und gegenüber den türkischen Beamten, die sich zur Entreibung dieser Steuer bei ihnen einfinden, auf ihrer Weigerung zu beharren.
Eigentümlicher Entschluß.
(S.C.B.) Nach der „Petersburger Börsenzeitung meldet die „Vossische Zeitung" aus Konstantinopel: Der Sultan hat nach einem Familienrat mit der Absicht, Enver Paschas diktatorische Vormundschaft und den deutschen Einfluß zu untergraben, Enver zum Oberstkommandierenden des türkischen Heeres und der türkischen Flotte ernannt. Wenn Enver Pascha zum Oberstkommandierenden ernannt worden ist, so ist er gewissermaßen zum Diktator ernannt, hat also eine noch größere Macht erlangt.
Die Wirkung der russischen Niederlagen.
(W.T.B.) Wien. 21. Okt. (Nicht amtlich) Die „Reichspost" meldet aus Bukarest: Das „Journal des Balkans", das sonst ausschließlich die Interessen des Dreibundes vertritt, stellt fest, daß die Lage der russischen Armeen einigermaßen zweifelhaft sei. Es sei wahr, daß die Russen Ungarn verlassen und sich auf die Hauptmacht ihrer Armee zurückziehen mutzten. Ebenso sei es wahr, daß ihre Truppen die Stellung zwischen Przemysl und Krakau verlassen und sich auf den San zurückziehen mußten. Die Russen hätten angekündigt, daß sie einige Zeit hindurch Stillschweigen über die Bewegung der Truppen beobachten werden. Die Deutschen und Oesterreicher kündigten dagegen Siege und den Marsch gegen Jwangorod und Warschau an. Es scheint, daß die Telegramme der Deutschen und Oesterreicher die Wahrheit ausdrückten.
Moratorium in Argentinien.
(W.T.B.) Paris, 23. Okt. (Nicht amtlich.) Der „Figaro" meldet aus Buenos Aires: Die Regierung hat ein Moratorium erlassen, durch das der Termin für die Zahlungsverpflichtungen gegen Frankreich, England, Belgien, Rußland, die Schweiz, Italien, Brasilien, Uruguay, Oesterreich-Ungarn und Deutschland bis zum Friedensschluß hrnausgeschoben wird. Wechseloerpflichtungen mit diesen Ländern unterliegen denselben Bestimmungen.
Der Außenhandel Amerikas.
(W.T.B.) Berlin. 23. Okt. Der Außenhandel der Bereinigten Staaten von Amerika hat im September 1914 in der Einfuhr 139,2 Millionen Dollars gegen 171 Millionen im gleichen Monat des Vorjahrs, und in der Ausfuhr 156,2 Millionen (218.2 Mill.) betragen, sodaß der Gesamthandel 295,4 Mill. (389,2 Mill.) beträgt. Dies bedeutet eine Abnahme in der Einfuhr um 31,8 Mill. Dollars, in der Ausfuhr um 62 Mill. und im Gesamthandel um 93,8 Millionen Dollars. Die Vereinigten Staaten können sich für diesen Rückgang ihres Außenhandels, der namentlich die Ausfuhr stark betrifft, bei England bedanken, dessen Maienhafte Kriegführung einzig undallein die Schuld an der Schließung der neutralen Länder trifft.
Deutsches Reich.
Hochverräter und Lein Ende.
(S.C V.) Tübingen. 22. Okt. Der bei der Stadtverwaltung in Colmar seither tätig gewesene Justizrat Reis, der schon seit mehreren Wochen militärisch festgehalten ist, ist ins hiesige Amtsgerichtsgefängnis, wo sich noch mehrere seiner elsäßischen Landleule aufhallen, eingeliefert worden.
(W.T.B.) Mühlhausen i. E.. 23. Okt. Inder heutigen Sitzung des Kriegsgerichts wurde der Fabrikarbeiter und ehemalige Fremdenlegion«! Rosemary zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er den Franzosen bei der Besetzung Mülhausens als Führer gedient hatte. In der gleichen Sitzung desselben Gerichts erhielt der Gelegenheitsarbeiter und ehemalige Fremdenlegionär Bippus wegen versuchten Krtegsverrats drei Jahre Zuchthaus zudiktiert.
Neue Ausweispapiere.
(W.T.B.) Berlin, 22. Okt. (Amtlich.) Alle bisher von Militärbehörden an Privatpersonen ausgestellten Ausweise für Eisenbahn- und Automobilfahrten nach dem Kriegsschauplätze haben vorn 24. Oktober ab keine Giltigkeit mehr, lieber die Ausstellung neuer Ausweiskarten nach anderen« Muster werden die hiefür erlassenen Bestimmungen demnächst bekannt gegeben werden.