Verzierung. Und Marie, unsere Base, hat uns eine Schlummerrolle mitNutze sanft" verehrt, wahrend wir ihr eine Weckuhr schenkten. Der Onkel Baltha­sar hat uns mit Büchern überhäuft, die laut Kata­log wir haben nachgesehen mindestens dreimal soviel wert sind, wie der gestickte Läufer, den wir seiner Gattin gaben. Und unsere Nichte Therese hat uns in der letzten Stunde mit einem Pantoffel­uhrenhalterüberhäuft", während wir sie ganz ver­gessen hatten. Das alles fäüt uns schwer auf unsere nachweihnachtliche Seele. Was werden die nun sa­gen? Im Geiste hören wir sie schon reden, alle diese armen Leute, denen gegenüber wir ins Geschenke- Minus kamen:Ja, ja, die Maiers haben sichs wieder einmal leicht gemacht. Nein, die Maier- sche Schoflesse ist wirklich unerträglich. Na, wir werden uns am nächsten Weihnachtsabend hüten..." Und schon der Gedanke, dag sie so reden könnten, die zu gering Beschenkten, der Gedanke frißt uns fast das Herz, das nachweihnachtliche. Wenn wir wenig­stens noch gleich am Weihnachtsabend mit einigen unserer überschüssigen Geschenke den Fehlbetrag in Ordnung gebracht hätten. Aber natürlich haben wir zu spät daran gedacht. Oder wenn wir gleich am nächsten oder üernächsten Tage noch etwas nach­gekauft hätten im Warenhaus? Verspätet zugeschickt durch Schuld des Boten oder so was? Aber natür­lich sind die Geschäfte tagelang geschlossen, und wir sitzen in der Tinte, mitten im bösen Gewissen der weihnachtlichen Geschenkverschuldung. Ich bin für eine Ergänzung der kommenden Gewerbegesetznovelle: Die Geschäfte müssen gleich nach dem Weihnachts­abend erst recht geöffnet sein, damit wir die Fehl­beträge unserer Geschenke umgehend gutmachen kön­nen. Und ich schlage ferner vor: Wir setzen einen Nachweihnachtsabend fest, so um Silvester herum, des Geschenke-Ausgleichs wegen. Freilich sehe ich voraus, es wird auch da noch Meinungsverschieden­heiten geben. Es wird Leute geben, die unser Sofa­kissen, das wir Onkel schenken, mit einem lächerlich geringen Betrag in Rechnung stellen. Es wird Leute geben, die das Federmesser mit acht Klingen, das mir Tante Therese schenkte, mit einem wahnsinnig hohen Affektionswert" in die Ausgleichsrechnung setzen. Das darf nicht geduldet werden. Gerechtigkeit muß sein. Darum verlange ich des weiteren, datz unsere sämtlichen Weihnachtsgeschenke bei einem Weih- nachts-Elearinghause genau nach Zahl, Gewicht und Wert gegenseitig in die Einzelkonten eingetragen werden jeder mutz ein Konto haben und datz die Kontensalden, die ein jeder einem anderen schul­det, sofort den Betreffenden mitgeteilt werden. Als­dann können wir am nachweihnachtlichen Regulie­rungstage uns auf Mark und Pfennig jede Geschenk­rückstandslast von unserer Seele wälzen. Und ich bin ferner dafür, datz diese Einrichtung staatlichen Zwang hat, damit ein Gebaren, wie es mein Onkel Joseph seit Jahr und Tag schamlos an den Tag legt, end­lich aufhört. Mein Onkel Joseph nämlich revanchiert sich nie. Mein Onkel Joseph gibt und nimmt, wie's kommt. Mein Onkel Joseph hält sich durchaus nicht an kalendermäßig festbestimmte Geschenktatze wie Weihnachten, Geburts- und Namenstag und Hoch­zeitstag und dergleichen. Mein Onkel Joseph ist im­stande, einen mitten im Sommer, hundert Kilo­meter von jedem ordentlichen Geschenktage entfernt, aus heiler Haut heraus mit einem plötzlichen Ge­schenk zu überfallen. Mein Onkel Joseph entzieht sich jeder ordentlichen Revanche durch Flucht. Mein Onkel Joseph ist der Meinung, daß der. der schenkt,

Der Wanderer.

4.) Von Friedrich Lienhard.

(Fortsetzung und Schluß.)

Weitab von diesem Riviera-Hügel, vor einem der alten fränkisch-thüringischen Herrensitze mitten in Deutschland, steht eine mächtige Tanne. Ein Vorfahre Ingos hatte sie gepflanzt, als er in den Türkenkrieg zog.Ihr sollt euch," schrieb er,bei ihrem Anblick erinnern, datz der Mann sein Erbe verlassen und sein Lebensziel erobern mutz." Als aber sein Verwalter während des Freiherrn Fern­fahrt einen Schlotzteich in Ackerland verwandelte, schrieb derselbe Türkenkrieger folgenden Brief:So wir nicht alles im alten Stand finden, schießen wir dir bei unsrer Heimkehr eine Kugel durch den Kopf, denn der Mann soll sein Erbe achten. Im übrigen bleiben wir dir in Gnaden gewogen."

Noch andre Ahnen Ingos hatten die abenteuer­liche Ferne aufgesucht und sich doch zuletzt zum ge­liebten heimischen Boden zurückgefunden.

Der Enkel dieser freiheitlichkonservativen Mgn- ner, die aus Fernfahrt und Einkehr ihr Leben auf- erbauten, der Troubadour Ingo, der am Rande der Mittelmeerkultur die Leuchtkraft der Olivenhänge in sich einsog, war ein jüngerer Sohn. Bei ihm hatte sich der Adelsstolz ins Geistige umgesetzt. Und während sein älterer Bruder Hochwild schoh, sann er selbst im Gebrrg und auf dem Weltmeer dem erhabe-

sich eine Verpflichtung auflegt, die nur dadurch wie­der getilgt werden kann, datz der andere auf Re­vanche verzichtet. Solche Begriffsverwirrung ist ja heillos, Herr Redakteur. Und ich mutz Sie ernstlich bitten, datz Sie Ihren Kollegen von der Politik ver­anlassen, nachdrücklich für die zwangsweise Einfüh­rung von Revanche-Clearinghäusern in der neuen Gewerbegesetznovelle einzutteten.

Fritz Mülle r.

Wer mutz Wehrbeitraff bezahlen?

II.

Im allgemeinen ist bei der Berechnung des Beitrages der Verkaufs wert der einzelnen Vermögensbestandteile zu­grunde zu legen. Bei land-, forstwirtschaftlichen und gärtnerischen Grundstücken wird das 2 5- fache des Reinertra'ges zugrunde gelegt, den sie bei ordnungsmäßiger Bewirtschaftung mit fremden, entlohnten Arbeitern nachhaltig gewähren können. Die Gebäude und Betriebsmittel sind in dieser Veranlagung mit einbegriffen, brauchen also nicht besonders veranlagt zu werden. Bei be­bauten Grundstücken, dieWohnzweckenoderge- werblichen Zwecken dienen, gilt als Ertragswert das 25fachedesMiet-undPachtvertrages, der in den letzten drei Jahren im Durchschnitt erzielt worden ist oder im Falle der Vermietung oder Verpachtung hätte erzielt werden können. Davon kann jedoch vorerst ein Fünftel für Nebenletstungen und Jnstandhaltungskosten abgezogen wer­den. Abzüge fürleerstehendeWohnungen od. Läden usw. sind also nicht statthaft, ebenso dürfen Mietaus- fälle nicht abgesetzt werden. Bis zum Ablaufe der mit der Zustellung des Veranlagungsbescheides eröffneten Rechtsmit­telfrist kann der Beitragspflichtige in allen Fällen verlangen, daß statt des Ertragswertes der gemeineWertder Ver­anlagung zugrunde gelegt wird. Das letztere wird vielfach für den städtischen Grundbesitzer von Vorteil sein.

Wertpapiere sind mit dem Börsenkurs vom 31. De­zember 1913, Aktien ohne Börsenkurs, Kuxe, Gesell­schaftsanteile mit dem Verkaufswert anzusetzen. Noch nicht fällige Ansprüche auf Lebens-, Kapital- und Renten­versicherungen kommen mit dem Rückkaufswert bezw. mit zwei Dritteln der Summe der eingezahlten Prämien oder Kapital­beiträge in Anrechnung. Der Wett von Renten usw. be­stimmt sich nach dem Lebensalter der Person, mit deren Tode das Recht erlischt. Als Wett wird angenommen bei einem Alter

bis zu 15 Jahren das 18fache

von

mehr als 15 25

.. 17

25 L5

.. 1K ..

35 45

.. 14 .,

,. 45 55

.. 12

,, 55 65

.. 8X>

., 65 75

.. 5

,. 75 ., 80

3

80 Jahren das 2fache

des Wertes

der einjährigen Nutzung.

Bezieht also ein ZOjähttger eine lebenslängliche Jahres­rente von 1000 .st!, so wird als Kapitalwett die Summe von 16.000 ^ angenommen; bezieht dagegen ein 77jähttger eine

solche Rente, so wird der Kapitalwett nur

auf 3000 Matt

geschätzt.

Die Abgabe vom Vermögen beträgt

bei einem Vermögen bis zu 50.000 0,15 A

für die nächsten 50.000 0,35

., 100.000 0,5

300.000 0,7

500.000 ., 0,85

nen Problem muh, wie sich germanischer Ernst und griechische Schönheitsfreude und christliche Innerlich­keit in einem heiter-ernsten Naturell vereinigen können ....

Als Ingo jenen Hügel hinabschritt, sang und pulsierte sein Blut.

Und das Blut sang und sprach zu dem leichtfüßig dahineilenden Spielmann:

Einst hat dein Ahnherr Friedrich die schöne Elsässerin Oktavie von Birkheim in den harten, kräftigen Herbst unserer Thüringer Waldung heimge­führt. Greif zu, Spielmänn! Trage die Schönheit unter die Parkwipfel der arbeitsamen Stille! Denn deine Munterkeit ist Maske, dein Herz ist reif und traubenschwer von Heimweh und Tempel und Hütte mitten in Deutschland. Noch braucht dich Deutsch­land nicht; noch spielst du das Lied deiner Verban­nung mit Melodien hinweg. Doch halt aus! Voll­ende dich wandernd! Wandre, wandre! Es wan­dert der blühende Lenz und verwandelt sich wandernd in goldenen Herbst. Es wandert das Licht, den Tag verwandelnd in Nacht und die Nacht in Frührot. Es wandert und wächst der Mensch und verwandelt sich wandernd aus Kindergestalt in die Reife des ruhigen Greises. Und so wandern Geburt und Tod. So wandert die Zeit, so wandern die Sonnen des Weltalls und alles Lebendigen Wesen ist Wandel und Wanderung. Wandre mein Freund nur wandre zu Ende!"

für die nächsten " 1 . 000.000 ^ 1,1 A

.. 3.000.000 1,3

" 5.000.000 1,4

von den höheren Beträgen 1,5

Der Wehrbeitrag wird also nichtvon dem ganzen Ver­mögen nach einem einheitlichen Prozentsatz erhoben, sondern es kommt für jede Stufe ein besonderer Prozentsatz in Anrechnung. Hat jemand beispielsweise et« Vermögen von 530.000F., so beträgt die Steuer: für die ersten 50.000 0,15 A 75

,. nächsten 50.000 0,35 ., - 175

- - - 100.000 0,5 500

300.000 0,7 ,. 2100

., 30.000 0,85 ^ 255

zusammen 3105

Der Wehrbeitrag vom Vermögen beträgt beispielsweise:

bei

10.000

15

bei

110.000

. 300

15.000

22,50

120.000

350

20.000

30,

130.000

400

25.000

37,50

140.000

» 450

30.000

45,

150.000

500

35.000

,,

52,50

160.000

550

40.000

60,

170.000

600

45.000

67,50

180.000

650

50.000

75,

190.000

700

55.000

92,50

200.000

750

60.000

110,

300.000

1450

65.000

127.50

400.000

,. 2150

70.000

145,

500.000

2850

75.000

162,50

600.000

3700

80.000

180,

700.000

4550

85.000

197,50

800.000

5400

90.000

215

900.000

6250

95.000

232,50

1.W0.000

7100

100.000

250,

(Schluß folgt.)

Weihnachtsbäume und Feuersgefahr.

Der Verband öffentlicher Feueroersicherungsanstal­ten in Kiel schreibt: Es ist dringend geboten, die Auf­merksamkeit auf die Gefahr der Verursachung von Brän­den durch Weihnachtsbäume zu lenken und einige ein­fache und doch wirksame Vorsichtsmaßregeln in Er­innerung zu bringen. Besonders ist darauf zu achten, datz die Weihnachtsbäume nicht in der Nähe von Vor- bänaen. Vertieren und deral auiaeftellt werden. Der geringste Luftzug, der durch Oeffnen einer 2-ilr, eines Fensters, durch rasches Vorbeigehen und dergl. verursacht wird, genügt, um die Vorhänge usw. in die brennenden Kerzen hineinzuwehen. Als Baumschmuck sollen nur solche Sachen Verwendung finden, die schwer entzündlich sind. Auch die insbesondere von Straßenhändlern ver­kauften sogenannten Wunderkerzen sind durchaus nicht ungefährlich Die Kerzen am Baume selbst müssen so angebracht werden, daß sie senkrecht stehen und über ihnen liegende Zweige nicht anzünden können, sie dür­fen auch nicht so dicht übereinander angebracht werden, daß die unteren die oberen erwärmen, zum Verbiegen und zum Herausfallen aus dem Lichthalter bringen können. Kindern sollte das Anzünden oder Aus­löschen von Kerzen nie gestattet werden. Werden diese wenigen Vorsichtsmaßregeln befolgt, so lassen sich zahl­reiche Brände um die Weihnachtszeit mit Leichtigkeit vermeiden.

So sang das Blut.

So sang es in einem schön gewachsenen, durch besonnenen Sport kräftig und ebenmäßig ausgebil- deten Körper.

Und so schritt er hinab, voll Spannkraft und Lebensmut, griff in die Saiten und spielte sich ein Wanderlied.

Plötzlich unterbrach er dieses Reigenspiel seiner Gedanken, strich über die Stirn, sah um sich und sagte gelassen:

Bursche, du bist verliebt! Mach, datz du in dein Hotel kommst, damit dir Friede! den Text liest?

^kirast?

Am hohen Hang zur Fahrt bereit.

Halt ich am Stab für Augenblicke Rast Und seh geblendet weit und breit Die Welt in blau' und weißem Glast,

Darüber mht das tiefe Blau so streng Seh oben schweigend Grat an Grat Die Berge einsam und erfroren;

Hinabwätts ganz in Glanz verloren Durch Tal um Tal stürzt der geahnte Pfad. Darüber ruht das tiefe Blau so streng Wie Gottes Auge überm Weltgedräng.

Bettoffen halt ich eine Weile,

Von Einsamkeit und Stille übermannt,

Und gleite abwärts an der schrägen Wand Den Tälern zu in atemloser Eile.

(Stmplizifftmus.) Hermann Hesse.