Ernstlich verletzt hat sich Metzgermeifter Roller hier. Als er zuhause mit dem zerlegen eines geschlachteten Schweines beschäftigt war, glitt das scharfe Messer aus und fuhr ihm in den Oberschenkel, sodaß er eine große, tiefe Schnittwunde davontrug. Der Verletzte liegt im Krankenhaus; sein Befinden ist heute, den Umständen entsprechend, gut.
Weihnachtsspenden. Das Kriegsministerium hat an 35, der Wiirttembergische Kriegerbund an 22 ledige Töchter von württembergischen Kämpfern der Jahre 1813 bis 1815 auf Ansuchen Weihnachtsgaben von je 10 stk verteilt. Die meisten der Empfängerinnen leben im Donaukreis, die wenigsten im Jagstkreis. Zn Oberessendorf OA. Waldsee sind noch drei ledige Töchter desselben Freiheitskämpfers von 1813 vorhanden.
Nciijahrsbriesverkehr. Anläßlich des außerordentlichen Anfalls von Briefsendungen über Neujahr wird darauf aufmerksam gemacht, daß eine genaue deutliche und vollständige Aufschrift wesentlich zu rascher Abfertigung und Bestellung der Briefsendungen, sowie zur Fernhaltung von Verzögerungen und Fehlleitungen beiträgt. Die Freimarken sollten in die rechte obere Ecke der Aufschriftseite gellebt und zu den Briefen keine kleinen Umschläge verwendet werden. Im Interesse einer rechtzeitigen Ankunft der Briefsendungen am Neujahrstag empfiehlt es sich, diese nicht erst am 31. Dezember aufzugeben. Nicht eilige, sowie umfangreiche Drucksachen (Preislisten, Kataloge, Zirkulare usw.) sollten über den Jahreswechsel nicht eingeliefert werden.
Stundung von Einkommensteuer wegen Arbeitslosigkeit, m Hinblick auf die bereits vorhandene und vielleicht sich noch steigernde Arbeitslosigkeit in Arbeiterkreisen werden die Be- Zirkssteuerämter vom K. Steuerkollegium, Abteilung für direkte Steuern, angewiesen, Steuerpflichtigen, die sich wegen vorübergehender vollständiger Arbeitslosigkeit oder wegen wesentlicher Verkürzung der Arbeitszeit und des Arbeitsverdienstes in unverschuldeter Notlage befinden, in weitgehendem Maß auf Ansuchen Stundung der verfallenen Steuerbeträge zu gewähren.
Württemberg.
Die Bluttat.
Obersteufeld OA. Marbach, 27. Dez. Infolge eines Hörfehlers am Fernsprecher wurde als der Tag der Bluttat des Glasers Kimmerlen der Lhristtagmorgen angegeben. Die Tat hat sich aber erst 24 Stunden später, am zweiten Weihnachtsfeiertage, früh X-4 Uhr, ereignet. Kimmerlen, der seit einiger Zeit ^ nicht mehr regelmäßig wie zuvor in Stuttgart seiner Arbeit nachging, sondern in den Verdacht des Wilderns geraten war. hatte kick, al« er nun s->inpni Elternbaus in Beilstein nach dem zwei Kilometer entfernten Oberstenfeld ging, nicht nur mit dem Gewehr, sondern auch mit einem Hammer bewaffnet. Er überfiel zuerst seinen Schwiegervater Jakob Layer, Kriegsveteran von 1866 und 70 und verwundete ihn, sowie dessen 35jährigen Sohn samt einer im Hause zu Besuch weilenden Tochter, also seiner Schwägerin, durch Hammerschlage. Dann erst drang er in die Kammer seiner Frau, die, wie es heißt, die Ehescheidung betrieb und zu der ihm, weil er sie wiederholt mißhandelt hatte, in ihrem Elternhaus der Zutritt verboten war, und schoß ihr eine Schrotladung in die Brust. Dann spielte sich die Bluttat weiterhin ab, wie bereits ausführlich berichtet wurde.
Nunmehr ist die Frau des Missetäters heute nachmittag ^4 Uhr ihren schweren Verletzungen erlegen. Nach Aussage des Arztes dürfte auch der Schwiegervater kaum mit dem Leben davonkommen. Drei der schwer Getroffenen, nämlich der Schwager Heinrich Lager, Rieger und Käfer haben schwere Lungenblutungen erlitten. Die Eerichtskommission befand sich gestern am Tatort. Die Leiche des Selbstmörders ist freigegeben und wird rnorgen in Beilstein beerdigt werden. Kimmerlen trug sich schon längere Zeit mit dem Gedanken, sich an seiner Frau und ihren Verwandten zu rächen. Er hat Aeußerungen getan, die an den Fall Wagner aus Mühlhausen und Degerloch erinnern. U. a. sagte er einige Tage vor Weihnachten, an seinem Hochzeitstag (dem 2. Weihnachtsfeiertag) könne man ihn begraben. Auch in den schriftlichen Aufzeichnungen, die er vor seinem Selbstmord machte, sollen ähnliche Gedanken zu finden sein. Die überfallenen Verwandten lagen alle in tiefem Schlafe, als er in das Haus eindrang. Auch darin gleicht die schreckliche Tat dem Wagnerschen Vorbild. Aus der Kimmerlenschen 3-jährigen Ehe sind 2 Kinder vorhanden. Der Täter selbst, der etwa 30 Zahre alt war, lebte bis vor kurzem in geordneten Verhältnissen. Die letzten Hemmungen des Entschlusses scheinen in Kimmerlen am heiligen Abend gefallen zu sein, als er wieder seine Frau aufsuchen wollte, um den Kindern das Christkindls zu überbringen, und mit seinen Geschenken abgewiesen wurde Gleich darauf erfuhr er durch einen Wirt von der bevorstehenden Ehescheidungsklage. Ohne ein Wort zu verlieren, entfernte er sich leichenblaß und ging Beilstein zu. Den Selbstmord verübte er gegen 7 Uhr früh, als er den Landjäger in sein Elternhaus eintreten hörte. Er hatte sich in ein Garten- und Bienenhäuschen begeben und dort auch die Schriftstücke niedergelegt, die seinen Lebenslauf und seine letzten Wünsche enthalten.
Auf der Rückkehr von der grausigen Tat war er am Hause seines Bruders in Beilstein vorbeigekommen, hatte diesen geweckt, ihm den Hergang erzählt und zugleich mitgeteilt, daß er sich den Händen des Richters durch Selbstmord entziehen werde.
Tie Verkehrseinnahmen der württembergischen Staats- eisenbahnen
im Monat November d. Js. beliefen sich aus dem Güterverkehr auf 4 416 000 „st, aus dem Personen- und Gepäckverkehr auf 2 333 OM „st.. Dazu treten aus sonstigen Quellen 441 000 st/., die gesamte Einnahme betrug damit 7 IM OM .st., 136 OM „st. mehr als im gleichen Monat des Vorjahrs. Im Personenverkehr sind gegen das Vorjahr 115 OM „st, aus sonstigen Quellen sind 33 000 mehr vereinnahmt worden. Der Güterverkehr brachte einen Ausfall von 12 000 st/.. — Die Württembergischen Nebenbahnen vereinnahmten im Monat November aus dem Personen- und Gepäckverkehr 70 260 „st (gegen das Vorjahr weniger 390 .st), aus dem Güterverkehr 33 340 stk. (min. 1290 -st) und aus sonstigen Quellen 1310 stk. (min. 180 .st). Die gesamte Einnahme belief sich auf 109 120 „st. (min. 1350 stk). — Die Einnahmen der Württembergischen Eisenbahngesellschaft im Monat November beliefen sich aus dem Personen- und Gepäckverkehr auf 18 960 stk (pl. 860 stk), aus dem Güterverkehr auf 33 340 Mark (min. 1290 stk), aus sonstigen Quellen auf 2170 (min. 40 „st), insgesamt auf 54 470 stk. (min. 470 stk.). — Auf der Lokalbahn Niederbiegen-Weingarten wurden im Monat November 8 513 „st. vereinnahmt, 150 stk weniger als im Vorjahr. Die Summe resultiert beinah in vollem Umfang aus dem Güterverkehr. — Die Meckenbeuren-Tettnan- ger Eisenbahn vereinnahmte im November 8 630 stk, 132 .st mehr als im Vorjahr. Von der Summe entfallen 2 141 stk. (pl. 23 stk.) auf den Personenverkehr, 2 831 stk. (pl. 324 .st) auf den Güterverkehr und 3 658 stk. (min. 215 „st.) auf sonstige Quellen. — Charakteristisch ist der Ausfall aus dem Güterverkehr, der für sämtliche Bahnlinien (mit Ausnahme der Meck.-Tett.) zu verzeichnen ist. Die Abschwächung auf dem Wirtschaftsmarkt macht sich in diesem Ausfall geltend.
Sturm. — Erdbeben?
Stuttgart, 28. Dez. Nachdem das Wetterglas seit 24 Stunden ununterbrochen gefallen und einen kaum beobachteten Tiefstand erreicht hatte, brach heute abend gegen 6 Uhr ein orkanartiger Sturm von selten erlebter Stärke aus, der in ganz Süddeutschland vielen Schaden anrichtete. Nach fast allen Richtungen sind die Fernsprechleitungen unterbrochen. Dem Sturm war nachmittags eine fast vollständige Windstille vorangegangen, die zusammen mit dem Barometertiefstand ängstlich« Tomiitor Schlimmes ahnen und sogar ein Erdbeben befürchten ließ. In Reutlingen wollen verschiedene Personen gegen 7 Uhr auch einen Erdstoß verspürt haben.
Fürstin Leopold von Hohenzolleru f.
Sigmaringen, 27. Dez. Heute mittag 12.30 Uhr ist Ihre Königliche Hoheit, die verwitwete Frau Fürstin Leopold von Hohenzolleru, Antonia, Infantin von Portugal, die Mutter des Fürsten Wilhelm von Hohen- zollern, im Alter von 68 Zähren nach längerem Leiden gestorben.
Stuttgart, 27. Dez. Der erste März 1817 ist dem Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ.) Nr. 13 ebenso wie dem Feldartillerieregiment Nr. 29 als Stistungstag bezeichnet worden. An diesem Tage wurden die Stammbatterien der beiden Regimenter zum ersten Mal in einem gemeinsamen Regimentsverband zusammengefaßt. Chef des 13. Feld- artillerie-Regiments ist der König.
Schorndorf, 27. Dez. Ein hochherziger Stifter, der nicht genannt sein will, hat dem Stadtschultheißenamt 5000 stk zur Unterstützung würdiger notleidender Weingärtner übergeben.
Gmünd, 28. Dez. Ein hiesiger Viehhändler, der mit seiner Ehehälfte nicht besonders glücklich lebt, fand vor 3 Wochen, als er abends von der Handelschast zurückkam, seine Wohnung leer. Die Frau, die wußte, daß der Mann spät nach Hause kommen werde, benützte die Gelegenheit, ihre ganze Aussteuer auf einen Wagen zu laden und zog in ihre alte Heimat zur Mutter aufs Land. Dem Mann, der ein Kalb vom Handel nach Hause brachte, gefiel es auch nicht allein. Er verkaufte das Kalb an einen hiesigen Metzgermeister um 75 stk, welcher Betrag ihm auch gleich eingehändigt wurde. Als aber der Metzger das Kalb holen wollte, hatte der Händler es nochmals anderweitig veräußert und das Weite gesucht.
Ulm, 28. Dez. Unter dem Vorsitz des Reichstagsabgeordneten Bolz hielt heute nachmittag die Zentrums- partei im Saale des katholischen Eesellenhauses eine öffentliche Versammlung ab. Bereits Stunde vor Beginn der Versammlung war der Saal übervoll besetzt. Anwesend waren u. a. die Abgeordneten Graf, Köhler, Mohr, Walter, Hauser, Dr. Späth, Andre, Löchner, Schmidt-Neresheim und Reichstagsabgeordneter Leser. Landgerichtsdirektor Müller-Ulm eröffnete die Versammlung. Unter großem Beifall sprach der Reichstagsabgeordnete Erzberger in ^ständiger Rede übr die politischen und sozialen Fragen der Gegenwart. Nach ihm hielt Reichstagsabg. Gröber eine Rede.
Neresheim, 27. Dez. Im Schloß ist, versehen mit den Sterbsakramenten, im 69. Lebensjahr der Oberschulrat Adolf
Pfister, Oberinspektor a. D. verschieden. Pfister war in Paris geboren und bürgerlich in Rißtifsen O. A. Ehingen und war seit 1. März 1888 Oberinspektor und Hausgeistlicher am kgl. Waisenhaus in Ochsenhausen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst war er weiterhin unermüdlich im Interesse der Waisenkinder im ganzen Lande tätig.
Am» wrtt <»«- Zeit.
Ein Rückblick der Delag.
Die Delag (Deutsche Lustschiffahrts-Aktiengesellschaft) sieht zum ersten Mal seit ihrem Bestehen auf ein volles Betriebsjahr ohne jeden Unfall zurück. Das Unternehmen, das zur Zeit ohne Gegenstück in der Welt dasteht, befindet sich in stetiger Entwicklung. Während man — von dem ersten Unglücksjahr 1910 abgesehen — 1911 nur etwa während der Hälfte des Jahres je ein Schiff im Dienst hatte, fuhr man 1912 mit zwei und 1913 mit drei Zeppelin-Luftschiffen schon fast das ganze Jahr hindurch. Es wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 55 Kilometer in der Stunde erreicht, wobei zu bemerken ist, daß daran auch die Ausstiegs- und Landungszeiten einbegriffen sind und daß bei Paffagierfahrten niemals mit voller Maschinenkraft gefahren wird. Befördert wurden mit jeder Fahrt im Durchschnitt 20 Personen. Im ganzen sind in den letzten 4 Jahren 140 757 Kilometer zurückgelegt und 26 440 Personen mitgeführt worden, Zahlen, die mindestens zu verdoppeln sein würden, wollte man alle Fahrten mit Zeppelins seit 1905 zusammenfassen, sowohl die für Graf Zeppelin und seine Werft, wie diejenigen für Militär und Marine; dann würde man bei etwa 2650 Fahrten auf eine Gesamtfahrtendauer von 6120 Stunden gleich 213 Tagen und Nächten und eine Gesamtlänge von 281 500 Kilometer, also das siebenfache des Erdumfangs am Aequator oder dreiviertel der Entfernung der Erde vom Mond,-bekommen. Da die Entwicklung der Luftschiffahrt nicht mehr zum Stillstand gelangen wird, kann man nunmehr von einer wirklichen Eroberung des Luftmeers sprechen.
Eisenbahnunglück.
Trier, 28. Dez. Gestern abend sind in dem Kaiser Wilhelm-Tunnel bei Cochem zwei Güterzüge zusammengestoßen. ZweiBremsersindtotund drei verletzt. 40 Wagen wurden zertrümmert. Der Verkehr ist für zwei Tage gesperrt. Amtlich wird zu dem Unfall gemeldet: Infolge von Entgleisung von Güterzügen im Cochemer Tunnel ist die Strecke Cochem-Eller für den Personen- und Güterverkehr gesperrt. Der Durchgangsverkehr Koblenz-Trier und umgekehrt muß über die Eifelstrecke und die Nahebahn umgeleitet werden, da ein Umsteigen an der Unfallstelle nicht möglich ist. Der Verkehr wird voraussichtlich im Laufe des morgigen Tages wieder ausgenommen werden. Durch den Unfall wurden zwei Beamte tödlich und zwei Beamte leicht verletzt. Als Ursache des Unglücks wurde bis jetzt ermittelt, daß beim Auswechseln einer schadhaften Schiene die vorgeschriebene Sicherheits- Vorschrift nicht genügend beachtet wurde.
Schülerselbstmord.
Berlin, 28. Dez. Der seit einigen Tagen verschwundene hies. Obersekundaner Zoß wurde heute im Erune- wald erschossen aufgefunden. Nach Feststellung der Polizei liegt Selbstmord vor. Ueber die Gründe bestehen nur Vermutungen. Die Annahme, daß eine schlechte Weihnachtszensur den Schüler zur Tat veranlaßt hätte, konnte nicht aufrechterhalten werden. Einer anderen Annahme nach soll Zoß das Opfer eines amerikanischen Duells geworden sein. Der Freund des jungen Mannes, der die letzte Nacht vor seinem Verschwinden mit ihm verbrachte, wobei beide in weiblicher Begleitung ein Nachtkaffee aufsuchten, soll plötzlich abgereist sein.
Weihnachten in Berlin.
Die Weihnachtstage haben sich in und um Berlin recht unerquicklich gestaltet. Am heiligen Abend herrschte Matschwetter, wie es nicht schlimmer sein konnte. Anscheinend suchte der erste Feiertag durch kalte, klare Luft, trockene Straßen und Pfade zu entschädigen, aber schon am zweiten Feiertag wieder peitschte kalter Regen die Straßen und entvölkerte Gasthäuser und Theater; jedermann war froh, zwischen seinen vier Pfählen zu sein. Auch der sogenannte dritte Feiertag trug ein übles Katergesicht. Mehrere gefährliche Brände und Sturmschäden vervollständigten das verdrießliche dieser unvergeßlichen Feiertage.
Der Deutschen-Mord auf dem Bismarck-Archipel.
Vor einigen Tagen meldete der Telegraph von einer Bluttat der Kannibalen auf Neu-Mecklenburg, der zwei deutsche Forscher, der Oberförster Deininger und ein noch Unbekannter, zum Opfer gefallen waren. Nun wird neuerdings gedrahtet, daß der zweite Getötete der Forstassessor Kempf gewesen sein soll.
Zollzuschlag für deutsche Einfuhrartikel in Amerika.
Das Schatzamt der Unionsstaaten hat eine am 1. Januar 1914 in Wirksamkeit tretende Verfügung erlassen, nach welcher für Weizenmehl, Erbsen und Spliß- erbsen, die aus Deutschland unmittelbar oder mittelbar zur Einfuhr in die Unionsstaaten gelangen und für die bei der Ausfuhr aus Deutschland Einsuhrscheine erteilt würden, Zuschlagzölle zu erheben sind. Die Verfügung findet keine Anwendung auf Artikel, die nicht deutscher Herkunft oder aus nicht deutschem Rohmaterial hergestellt sind, und die ohne Erhebung oder unter Rückerstattung der deutschen Zollgefälle im Veredlungsverkehr aus Deutschland nach den Unionsstaaten ausgeführt werden.