Nr. 290
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Seite 3
von 4000 Mark. Ein Gesuch der Gemeinde Holzbronn wurde zunächst zurückgestellt. Oberamtmann Rippmann erstattete sodann einen Bericht über die stattgefundenen Verhandlungen über eine Autoverbindung von Calw nach Herrenberg. Bei einem etwaigen Defizit hat die Amtskörperschaft Calw 57 Prozent und die Amtskörperschaft Hcr- renberg 43 Prozent desselben zu tragen. Die Amtsversammlung war mit allen sonstigen Bedingungen einverstanden, da durch die Linie ein Durchgangsverkehr Pforzheim-Calw- Herrenberg-Tübingen erhofft wird. Nach dem Voranschlag der Oberamtspflege ergeben sich für die Amtskörperschaft 326 545 Mark Einnahmen und 568 410 Mark Auslagen. Den größten Aufwand erfordert die Bezirksfllrsorge mit einer reinen Ausgabe von 56 000 Mark, die Jugendfürsorge mit 26 980 Mark und die Unterhaltung der Straßen und Wege mit rund 15 000 Mark. Die großen Auslagen für die Vezirksfürsorge wurden sehr stark kritisiert, doch konnte an den Auslagen nichts gestrichen werden. Gewünscht wurde, daß den Gemeinden bei jedem vorliegenden Gesuch Gelegenheit zu einer Aeußerung gegeben werde. Die Umlage wurde auf 240 000 Mark festgesetzt, einen Betrag, der den Vergleich mit den Nachbarbezirken aushält. Der Vorsitzende bemerkte noch, daß der Bezirksrat sich alle Mühe gegeben habe, die Positionen herunterzudrücken, aber die notwendigsten Aufgaben hätten nicht reduziert werden können.
Neubulach, 8. Dez. (Neubesetzung der Stadtpfarrerstelle.) Die etwa ein Jahr offen gewesene Stadtpfarrerstelle wurde dieser Tage neu besetzt und zwar durch Herrn Pfarrer Maier in Besenfeld. Die Investitur fand am Sonntag in feierlicher Weise durch Herrn Dekan Zel - ler in Calw statt. Da für den Einzug des neuen Stadtpfarrers der 4. Dezember bestimmt war, so war es angesichts des heftigen Schneefalles und der großen Kälte fraglich ob der Umzug überhaupt stattfinden könne. Er wurde aber auf Schlitten bewerkstelligt, die schwer beladen am Mittwoch voriger Woche eintrafen. Die Familie wurde von einer Deputation des Gesamt-Kirchengemeinderats in Zwerenberg abgeholt, bis wohin sie eine Besenfelder Deputation begleitet hatte. In Neubulach läuteten zum Einzug die Glocken. Auch fand eine Feier zu Ehren des scheidenden Stadtpfarrverwesers Kraft statt. Möge es dem neuen Stadtpfarrer gelingen, einen recht gesegneten Wirkungskreis in Neubulach zu finden.
Deckenpsronn. (Unglllcksfall.) Der Bauer V. Seyboldt war mit Reinigen seines Stalles beschäftigt. Unversehens sprang ihm sein zweijähriges Enkelsöhnchen zu und geriet hierbei seinem Großvater in die Gabel, welche dem Kind hart am Auge in den Kopf drang. Es mußte in die Klinik nach Tübingen verbracht werden. Seyboldt ist erst vor einigen Tagen in sein neuerbautes Haus eingezogen.
Z Hochdors OA. Horb, 7. Dez. (Kriegerdenkmalweihe.) Am Sonntag fand unter zahlreicher Beteiligung von nah und fern die Einweihung des Kriegerdenkmals statt, das an der alten Kirchhofmauer vor der Kirche errichtet wurde. Das Kriegerdenkmal ist von Hochdorfer Steinen, bildet eine Quadersäule und steht auf einem Konsolsockel, über die alte Kirchhofmauer herausragend. Auf der Straßenseite ist im Relief ein Krieger mit gesenktem Schwert und die Widmung der Gemeinde eingehauen. Auf den Seiten des Denkmals stehen die Namen der 46 gefallenen und vermißten Krieger; innerhalb der Kirchhofsmauer ist ein quadratische Steinumsassung mit einer Bank. Die Feier gestaltete sich erhebend und wird wohl immer im Gedächtnis der Teilnehmer bleiben.
Ulm a. d. D„ 7. Dez. (Eemeinderatswahl.) Bei der gestrigen Eemeinderatswahl haben stark 50 o. H. von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Auf die einzelnen Parteien entfielen: Sozialdemokraten 3790 Stimmen, gleich 5 Sitze (bisher 5), Zentrum 3093 Stimmen, gleich 4 Sitze (5), Kommunisten 534 Stimmen gleich 0 Sitze, Deutsch-Demokraten 2307 Stimmen gleich 3 Sitze (10), Friedenspartei 2570 Stimmen gleich 4 Sitze (0), Deutschnationale 3612 Stimmen gleich 6 Sitze (2), Deutsche Volkspartei 1258 Stimmen gleich 1 Sitz (0). Interessant ist hierbei — was bei den diesjährigen Eemeinderatswahlen überhaupt vielfach zum Ausdruck kommt, die starke Abnahme der demokratischen und die Zunahme der deutschnationalen Stimmen.
Stuttgart, 9. Dez. (Vesitzwechlsel.) Das Geschäft sgebäude des in Liquidation befindlichen Bankhauses Keller u. Sohne ist nach einer Blättermeldung um annähernd 400 000 Mart in den Besitz der Stuttgarter Straßenbahnen übergegangen- Das Gebäude soll als Verwaltungsgebäude benützt werden.
Zuffenhausen, 9. Dez. (Explosionsunglück.) In der Eas» fabrik erfolgte beim Auftauen von Röhren in dem zum Easkessel führenden Kanal eine Explosion. Hierbei wurde ein Deckel des Kanals herausgefchlagen, wodurch ein 23 Jahre alter Hilfsarbeiter einen schweren Schädelbvuch erlitt, der den sofortigen Tod zur Folge hatte.
Kirchheim u. T„ 9. Lez. (Zwei Brandfälle.) Am Sonntag abend brach in der Faberfchen Fabrik ein Brand aus, der indessen rasch gelöscht werden konnte. Ein in der Fabrik von Hoyler beim Auftauen einer Wasserleitung entstanden« Brand drohte größer« Ausdehnung anzunehmen, konnte .aber eingedämmt werden.
Reutlingen, 9. Dez. (Einweihung.) Das neu,. Reichsbairk- gebäude ist in Anwesenheit des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht feierlich eingeweiht worden. Nach Bsgrühungswarten von Bankdirektor Lad« würdigte Reichsbankpräsident Dr. Schacht die Bedeutung Reut.' ngens als Industrie-, Han- del -und Gewerbeplatz. Er gedacht« dabei des Volkswirtschaft!« rs List und warf dann einen Rückblick auf di« Entwicklung der Reichsbank in Reutlingen, di« nunmehr selbständig geworden ist. Ls sprachen dann ferner noch Amtmann Knöpft«, Oberbürgermeister Hepp, Kommerzienrat Gminder. Malemneifbrr Haffner «td Bankdi vektor MörNe.
GeraVronn, 9. Dez. (Todessturz.) Bei dem Todessturz des erfolgreichsten Junkerpiloten Straffer in Dessau handelt es sich um unseren Landsmann Georg Straffer, ein Sohn des Postboten Straffer von Laukerstetten. Ein tragisches Ec'chick hat dem erst 35jährigen Piloten ein rasches Ziel gefetzt.
Mettenberg OA. Biberach, 9. Dez. (Geisteskrank.) Der 16 Jahre alte Karl Beck, der die Scheuer des Landwirtes Franz Schund in Brand gesteckt hatte, ist zur Beobachtung in der Irrenanstalt Weißenau untergebracht worden. Nach ärztlichem Gutachten ist Karl Beck geisteskrank.
Friedrichshafen, 9. Dez. (Eis im Vodenfee.) Infolge der anhaltenden grimmigen Kälte der letzten Tage beginnt der Vodenfee zwischen hier und Langenargen zuzufrieren. Dem Ufer entlang hat sich bereits, nachdem auch die Aach- neben der Schussenmündung zugefroren ist, eine tragfähige spiegelglatte Eisschicht gebildet. Auf ihr tummelt sich Jung und Alt beim Schlittschusport. Auch der Untersee beginnt zu überfrieren. Der Umschlag der Witterung wird nun allerdings dem Zufrieren bald ein Ende machen.
Mm. 9. Dez. (Jubiläum der Handwerkskammer.) Als Hetzte der vier württembevgifchen Handwerkskammern, ha Die Handwerkskammer Ulm di« Feier ihres 25jährigen Bestehens durch einen einfachen und würdigen Festakt im Saal«' Lau begangen.
Kleine Nachrichten aus aller Welt.
Erotzfeuer in Schaffhausen. In dem Hause an der Ecke Fischhäufer- und Bucktalerstraße brach am Dienstag ein Brand aus, der sich rasch ausbreitete. Vier Personen einer im obersten Stockwerk wohnenden Familie sprangen durch das Fenster auf den Hof hinunter und mußten im verletzten Zustande ins Krankenhaus gebracht werden. Ein 12 Jahre alter Knabe wird vermißt. Man vermutet, daß er in den Flammen umgekommen ist.
Zur Kabinettsbildung in Holland. Die Königin von Holland hat an den Führer der christlich-historischen Partei, Dr. Jacob Theodor Fisser, nunmehr mit der Bildung eines parlamentarischen Kabinetts beauftragt. Dr. Fisser hat sich eine Bedenkzeit erbeten.
vom 8. und S. Dezember
London <1 Pfund Stert.) lieuvork ll Dollart Amsterdam <100 Gulden) Lrüssel <100 Francs) ZlUlien <100 Lire) tzaris <100 Francs) Schweiz <100 Kranken) Spanien <100 Peseten) Stockholm <100 Kronen) .'Lien <100 Schilling)
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Brief
Gell,
20.843
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20.393
4.195
4.205
4.195
168,61
168,93
168,54
19.02
19,06
19.01
16,90
16.94
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16.15
16.19
15.76
80.88
81.08
80.85
59,88
60.02
59,73
112.24
112,52
112.24
59,12
59,26
59,12
Wirtschaft
Brie) 20,389 4.ros 168.96 19,OS 16.93 15.80 81,05 5S.87 112,53 69,26
Erleichterungen beim Handel mit Kerze». In den nächsten Tagen vird im Reichsgesetzblatt eine Verordnung verössentl.chc werden, durch ie Bekanntmachung über Mineralöle, Mineralölerzeugniste, Erimmchs md Kerzen vom Jahre 1917 und 1924 ansgetzobcn werden. Da«» ällt die Vorschrift, dab auf den Packungen der Gcbrauchskerze» leben dem Gewicht auch der Name, Firma und -Wohnort derAer- tcller angegeben werden mutz, fort. Die Vor>chrnt über di« Gewicht», „gäbe bleibt unberührt.
Der Gesetzentwurf ,«r Abwendnng des Konkurscs. Der letzt ver- sfentlichte Entwurf eines Gesetzes über den Vergleich zur Avwen. uns des Konkurses stellt einen Teil des umsastenden Entwurfes ines Gesetzes über die Förderung des Preisabbaues dar. Dre Grund, endenz des Entwurfes gebt dahin, die bisherigen, nach Aufsassumg er Wirtschaftskieise nicht bewährten Vorschriften über d-e Ge>chaftS. ufsicht dadurch zu ersetzen, dab dem Schuldner noch er» letztes Mittel eboten wird, einen drohenden Konkurs zu vermeiden. Zn diesem Swecke soll der Schuldner vor der Konkurserössnuna noch einen Ver- leichsvorschlag machen können, der von erner Mehrheit der Glan- iger gütgedeitzen wird, während bisher na» der Konkursorönung- ur Annahme eines Bergleichsvorschlages die Einstimmigkeit der
Börsen
Berliner Börse vom 9. Dez. Das mit grober Befriedigung ausgenommen« Abkommen zwischen Amerika und Deutschland über die enitschädigungsregetung gab der Spekulation eine weitere Anregung zur Betätigung in Schiffahrtswerte» und amerikanischen Bahnen. Die wichtigsten Schiffahrtsaktien gewannen etwa 2 Prozent. Baltimore Dingen nach höherem Anfangskurse auf den gestrigen Stand zuruck. In deutschen Anleihen blieb Geschäft und Kursbewegung belanglos. Ausländische Renten behaupteten ihren Kursstand. Vorkriegshyvo- thekenpfandbriefe blieben unverändert, nur Berliner Hypotheken. Pfandbriefe bis 0,2 schwächer. Die Geldsätze blieben bei reichlichem Angebot unverändert. Tagesgeld 7,5-9 Prozent und teilweise darunter.
Frankfurter Börse vom 9. Dez. Dt« Börse war heute etwas freund, trcher veranlagt, wen» auch dem Geschäft eine gewisse Unsicherheit an- bafte» blieb.
Stuttgarter Börse vom 9. Dez. Di« heutige Börse war stimmungS» mätzig etwas freundlicher, was aber kursmäbig nur vereinzelt zum Ausdruck kam. Auch in der lustlosen Haltung trat keine Aeudernna ein.
Pforzheimer Edclmetallnreise vom 8. Dez. 1 Kilo Gold 2795 ^ Geld, 2809 ^ Brief: 1 Kilo Silber 95,70 Geld. 96,20-97,70 ut Brief: 1 Gramm Platin 14,25 Geld, 14,55 ^ Brief.
Getreide
Berliner Produktenbörse vom 9. Dez. Weizen märk. 253—258: pomm. 256—261: Roggen märk. 153—159: vorn«. 168—163: Sommergerste 194 bis 218: Wintergerste 158-171: Hafer märk. 167-177; Weizenmehl 38.25—37.25: Roggenmehl 28.50-25.50: Wetzenklei« 11.90-12: Roggen, kleie 9.85—10.20: Biktortaerbseu 26-82.50: kl. Speiseerbsen 22—24: Tendenz: ruhig.
Frnchtvreiie. Aalen: Weizen 11.20—11.50, Roggen 9^0—9.60, Gerste 9—10.50, Haber 8—8.60. Linsen 15^7. — Hetdendeim: Ker- neu 13, Wetzen 12, Gerste 10, Haber 8.50 — Lanrngen: Weizen 11—12, Roggen 8.60, Gerste 9.20—10.20, Haber 8 — Geislingen a. St.: Kerne« 12.40, Weizen 11.60—12, Haber 8.50 —
Reutlingen: Weizen 11.50-13.50, Gerste 8.50—10.40, Haber 7.50 bis 8.70, Alber Dinkel 7.80-9, Roggen 12 ^. — U l m: Weizen 11.50 biS 12.30, Kernen 13—13.80, Roggen 8.50, Gerste 8.90—S.85, Haber 8.50 bis 9.50 der Zentner.
Märkte
Pforzheimer Schlachtviehmarkt vom 8. De,. Auftrieb: 24 Ochse«, 31 Kühe, 27 Rinder, 12 Karren, 1 Kalb, 30 Schafe und 321 Schwein«. Vlarktverlaus langsam. Preise sür 1 Psund Lebendgewicht: Ochsen 1. il—53: Rinder 1. 5S-5S: Kühe 80-40,- Karre» 51—54: Schweine 88 bis 91.
Rottweiler Schlachtviehmarkt vom 8. Dez. Zufuhr: 8 Rinder, 30 Stück Grohvieh, 4 Stück Kleinvieh. Preise: Ochsen 696, alte Kühe 330 bis 240. fette Kühe 300-500 nt da» Stück, Kälber 60. Schwein« 90 uk »er Zentner.
Mmer Schlachtvichmarkt vom 3. De«. Zutrieb: 8 Ochsen, 9 Kau- re», s Kühe, 11 Müder, 113 Kälber und 173 Schweine. Preise: Ochse» l. 44—48: Karren 1. 44—46. 3. 38-42: Kühe 2. 32—36, 8. 18— SO; Rinder 1. 44—48, 2. 38—43: Kälber 1. 58—62, 2. 52—56: Schweine 1. it—88. 2. 78—82. Marttvertans: langsam.
Letzte Nachrichten.
Zur Frage der Regierungsbildung.
Berlin, 10. Dez. Nachdem in der gestrigen Sitzung der sozialdemokratischen Reichstagssraktion eine Entscheidung über die Haltung der sozialdemokratischen Partei in der Frage der Bildung der großen Koalition nicht gefallen ist, halten es die Blätter nunmehr für gegeben, daß der Reichspräsident heute nach dem Empfang der erbetenen schriftlichen Mitteilungen der einzelnen Fraktionen eine Persönlichkeit — und zwar mit aller Voraussicht nach Dr. Luther — mit der Regierungsbildung beauftragt. Der Beauftragte würde dann die Möglichkeit haben, durch Verhandlungen mit den Vertretern der Fraktionen die Lage zu klären.
Wie das Berliner Tageblatt mitteilt, hat auch der Vorsitzende der demokratischen Reichstagsfraktion, Koch, bei .der Unterrichtung des Reichspräsidenten über die gestrigen interfraktionellen Besprechungen die Notwendigkeit der Betrauung einer Persönlichkeit mit der Regierungsbildung betont, welche die interfraktionellen Verhandlungen fruchtbringend weiterführen könne.
Die Vossische Zeitung betont die Entschlossenheit des Zentrums und der Demokraten, sich an keiner Kombination zu beteiligen, und in keine Regierung einzutreten, die sich nicht auf eine Mehrheit im Reichstage stützen kann. Ein Minderheitskabinett der Mitte hält das Blatt für ausgeschlossen.
Eine Entscheidung der Finanzministeriums in der Auf- wertungsfrage.
Berlin, 9. Dez. Die deutsch-völkische Reichstagsfraktion richtete am 24. November an die Reichsregierung eine kleine Anfrage, worin sie darauf hinwies, daß in den amtlichen Vordrucken a 1, b 1 und c 1 für die Anträge auf Umtausch von Reichsanleihen alten Besitzes in Ablöfungsan- leihen die Erklärung enthalten ist, daß die Anträge „unter Verzicht auf Widerruf" gestellt werden. Die deutsch-völkische Fraktion knüpfte hieran die Frage, welche Bedeutung diese Klausel habe, ob etwa der Antragsteller aus jedes Mehr verzichten solle, das etwa durch eine künftige Aende- rung des Anleiheablösungsgesetzes ihm zugebilligt werden sollte. Wenn dies der Zweck der Klausel sein sollte, so weist die deutsch-völkische Fraktion darauf hin, daß das Anleiheablösungsgesetz vom 16. Juli 1925 keine Vorschriften enthält, die den bei den bezeichneten Anträgen angeführten Verzicht vorschreiben oder einen Vorbehalt der Rechte ausschließen.
Das Reichsfinanzministerium erteilte nunmehr die Antwort, in der es erklärt, daß die Klausel lediglich zum Ausdruck bringen solle, daß der Antragsteller seinen einmal gestellten Antrag nicht wieder zurücknehmen werde. Eine solche Zurücknahme würde eine erhebliche Erschwerung der Abwickelung des Verfahrens mit sich bringen und zugleich eine im Interesse aller Anleihgläubiger liegende schnelle Entscheidung beeinträchtigen. Dem Neichsbankdirektorium wurde bereits mitgeteilt, daß ein Vorbehalt der Rechte, der etwa aus einer künftigen Gesetzgebung sich ergebende weiteren Rechte wahren soll, die Rechtsgültigkeit der Anträge nicht entgegenstehen.
Die Mandatsfragen vor dem Völkerbund.
Genf, 10. Dez. Unter den von dem Völkerbund behandelten Mandatsfragen verdient besonderes Interesse seine Stellungnahme zu dem von der deutschen Regierung vor einiger Zeit geltend gemachten Einspruch gegen Eefetzes- maßnahmen Belgiens in dem belgischen Mandatsgebiet Ruanda und Urundi. Der von dem schwedischen Außenminister Unden erstattete Bericht schließt mit der Bemerkung, daß die Gesetzesauslegung, die der belgische Vertreter gegeben habe, zur Zerstreuung aller Befürchtungen ausreiche, die bezüglich einer versteckten Annexion dieses Gebiets entstehen könnten und daß daher der Rat berechtigt sei, sich mit der Entgegennahme der gegebenen Erklärungen und Zusagen zu begnügen.
Der Fall Jurjewskaja.
Berlin, 9. Dez. Nach einer Mitteilung des Berliner Polizeipräsidiums haben die Ermittelungen in der Angelegenheit der verschwundenen Sängerin Jurjewskaja ergeben, daß die Ehefrau von Bremer, mit Künstlernamen Jurjewskaja, sich seit einiger Zeit in schwerer seelischer Bedrückung befand, und Selbstmord verübte.
Zugsentgleisung in Spanien.
Madrid, 10. Dez. Aus Bilbao wird gemeldet, daß der von dort abgegangene Personenzug gestern bei Quintanil- leja mit einer Lokomotive zusammenftiß, wodurch mehrere Wagen entgleisten. Verschiedene Personen wurden dabei verletzt. Auf den entgleisten Zug fuhr mit voller Geschwindigkeit ein von Madrid kommender Schnellzug. Der Zugführer des Personenzuges wurde getötet. Zahlreiche Reisende des Schnellzuges und des Personenzuges wurden zum Teil schwer verletzt. Hilfszüge wurden nach der Unglücksstätte abgesandt.
Das neue tschechoslowakische Kabinett.
Prag» 10. Dez. In dem neuen Kabinett hat das Präsidium Svehla (Agrarier) und das Aeußere Dr. Benesch (Nat.-Soz.) inne.
Für die Schriftleituna verantwortlich: Ludwig L a » k. Druck »nd Verlag der W. Rieker'schen Luchdruckerei Altenstetg.