tern und 5 von Gewerbegehilfen. Zur Verteilung gelangten 10 Prämien zu je 10 und 10 Trostpreise zu je 1 cK, 15 der Bewerber waren abgewiesen worden. Acht Fabrikarbeiter und zwei Gewerbegehilfen erhielten je 10 im gleichen Verhältnis kamen als Trostpreise je 1 zur Verteilung.
Die Ortsgruppe Calw des Jungdeutschlandsbunds, die vor 2 Jahren gegründet wurde, hat sich recht lebenskräftig erwiesen und erfreut sich fortgesetzt des Beitritts neuer jugendlicher Mitglixder aus Familien aller Stände und Berufsklaffen. Sie hat sich auch das Interesse der Bürgerschaft, aus deren Kreis ihr schon vielfach in der verschiedensten Weise Unterstützung zu Teil wurde, zu erwerben verstanden. Nun möchte die Jungmannschaft auch einmal öffentlich zeigen, daß sie in dem Verband etwas lernt und daß sie etwas zu leisten im Stande ist. Die Ortsgruppe veranstaltet daher am Sonntag, den 18. Januar k. Js. e i n e F e i e r, bei der Aufführungen verschiedener Art vorgeführt werden. Für diese Feier haben der Herr General Freiherr von Hügel und der Vorsitzende des Landesverbands Württemberg Jungdeutschland, Herr Professor Lachenmaier, ihre Teilnahme zugesagt. Den Hauptakt der Feier soll aber die Uebergabe einer Fahne bilden; eine solche zu besitzen, ist ein lange und sehnlichst gehegter Wunsch unserer Jungmannschaft. Die Fahne soll eine Stiftung vor allem der Mütter und Schwestern, aber auch aller sonstigen Freunde unserer Jungdeutschen werden. Ihre Beschaffung ist so gut wie sichergestellt, aber es soll allen, die sich an der Stiftung beteiligen möchten, und sei's mit den kleinsten Beiträgen, Gelegenheit gegeben sein, dies zu tun. Zur Entgegennahme von Beiträgen haben sich Frau Ober- amsrichter Hölder und Frau Bauinspektor Schaal bereit erklärt. (Einges.)
Weihnachten und die Kinder.
ep. Festzeiten wie die Adventszeit sind Tage, in denen die Kinderaugen aufgehen für eine himmlische Welt. Zeiten, in denen das Kinderherz schlägt nach einem Tropfen Tau von den ewigen Bergen.
Wie lag doch ein heimlicher Zauber über den stillen Advents- und Weihnachtswochen in unfern Kindertagen, wie der Herbstwind durch die menschenleere Dorfgaffe fuhr, indes in der gemütlichen Stube, die Großmutter das Rädlein beim Spinnen schnurren ließ und die Mutter eifrig mit den Stricknadeln klapperte, die Kinder sich ihre Wunderbauten aus Holtzklötzchen aufrichteten und ihre Puppen zum hundertsten Mal aus- und anzogen. Und dann das heimliche Dämmern in der Stube. Das Licht wurde nicht angezündet, denn die Flamme aus dem Ofen schien hell genug und das Abenddunkel war so geheimnisvoll. Das war die Zeit, in der die Mutter die alten lieben Lieder ansttmmte „O du fröhliche", .Stille Nacht, heilige Nacht", .Es ist ein' Ros entsprungen" und wie sie alle heißen. Und es war, als fühlte man den Weihnachtsengel durch die Gaffen schweben. Sollten heute die alten, lieben Weihnachtslieder verstummen, weil die Autos so grell tuten und die Arbeit uns bis in die Festzeit im Zwange hält? Wie war es mir so heimlich zu Mute, als ich bei einem Besuchsgang einmal in eine Aicheiterwohnung kam, in der 3 Kinder allein saßen — die Eltern mußten noch dem Verdienst nachgehen — und den ganzen dunklen Abend lang ihre Weihnachtslieder sangen. Ich mußte unwillkürlich denken: wie viele Eltern könnten ihren Kindern dies stille Glück verschaffen. Aber sie sind nur zu gedankenlos oder zu abgemüdet, als daß sie es übers Herz bringen könnten, mit ihren Kindern wieder ein wenig Kind zu sein. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß lange nicht so viele Mütter und Väter sich beklagen müßten über ihre Kinder, die so früh ihnen fremd werden, wenn sie mehr solcher stiller Stunden mit
ihren Kindern verleben wollten. Wer die Kunst verlernt hat, Weihnachtsftille in der Kinderstube zu feiern, der kann sie wieder lemen. Es gehört nur ein wenig guter Wille dazu. Nummer eins: meine nicht, du müßtest überall dabei sein! Nummer zwei: denke daran, daß an dämmernden Abenden ganz von selber die Seelen offen werden, wenn man nur einmal den Versuch macht. Wir müssen die Freude am Stillsitzcn und heimlichen Plauderstündchen wieder einführen. Und Nummer drei: wenn du keine Weihnachts- licder mehr kannst, weil sie zu dem vielen verlorenen Gut gehören, das auf der Lebensreise aus deinem Schiff gefallen ist. dann schlage ein Weihnachtsbuch auf. Deren gibt es so viel schöne! Da lachen alle die Weihnachtslieder heraus und lachen dir in das Herz. Die lies erst selbst wieder einmal und dann lies sie mit deinen Kindern! Und dann noch eins: sieh mit deinen Kindern W e i h n a ch ts b i l d e r an! Sage nicht: „Was soll ich mit all den stammen Bildern!" denn in diesen Bildern steckt so viel menschlich Schönes, daß du gar nicht genug dich wundern wirst, wie viel diese Bilder dir, dem Erwachsenen sagen können.
Dann kehrt doch etwas von der „stillen Weihnachtszeit" in dein Haus und Herz ein, und deine Kinder werden dir dein Leben lang für die gesegnete Zeit dankbar sein!
»t. Von der Schule. Eine ständige Lehrstelle an der hiesigen evgl. Volksschule ist dem Hauptlehrer Seeber in Mössingen OA. Rottenburg, eine solche in Tuttlingen dem Hauptlehrer Jrion in Marlinsmoos übertragen worden.
Zweite Dienstprüfung für Volksschullehrer. Aus Grund der im November und Dezember abgshalte- nen zweiten Dienstprüfung für Volksschullehrer sind nachstehende Lehrer zur Versetzung von ständigen Lehrstellen an evgl. Volksschulen für befähigt erklärt worden: Adolf Gehring und Herrn. Stanger aus Möttlingen, August Hagner aus Neckargartach (z. Zt. an der hiesigen Volksschule tätig) und Wilhelm Mohr aus Simmozheim.
Die Uebungen des Beurlaubtenstandes, die jetzt nach dem Gesetz, soweit militärische und wirtschaftliche Gründe dies gestalten, im Winterhalbjahr statt- sinden sollen, sind dementsprechend geregelt worden. So ist u. a. für diesen Winter noch die Aufstellung von weiteren Rieserpe-Jnfanterie-Negimentern bei zehn Armeekorps zu litägigen Uebungen auf den Truppenübungsplätzen angeordnet worden.
gr. Möttlingen, 21. Dez. Bei der gestern stattgefundenen Gemeinderatswahl haben von 120 Wahlberechtigten 112 ab- gesttmmt. Gewählt wurden: Friedr. Kopp, seith. Gemeinderat, mit 70 St., Wilh. Gleich, seith. Gemeinderat, mit 57 St., Christoph Graze, alt. Schulth. Sohn, mit 55 St., letzterer auf 4 Jahre. Weitere Stimmen haben erhalten: Wilhelm Walz, Holzhauer 53, Christian Reuter, Wagmeister, 46 und Johannes Graze jun. 38, die übrigen waren zersplittert. Die Wahlbeteiligung war infolge der lebhaften Agitation eine sehr große. Kranke wurden im Wagen befördert und die hiesige Bürgerschaft hofft nur, daß das Ergebnis zum Wähle der Gemeinde ausschlagen möge!
Neuenbürg, 21. Dez. Der in so weite Ferne gerückte Bahnbau Neuenbürg-Marxzell beschäftigt immerfort die beteiligten Gemeinden. Von den württembergischen Gemeinden wird nun eine beschleunigte Eingabe an den Landtag gerichtet, in der eine Stichbahn Neuenbürg-Conwetler-Feldrennach vor- geschlagen wird. Die hiesigen Kollegien haben aber gegen eine Stichbahn Bedenken.
Württemberg.
Die Landtagsersatzwahl.
Tuttlingen, 20. Dez. Bei der heutigen Land- tagsersatzwahl wurde im zweiten Wahlgang der Kandidat der Fortschrittlichen Dolkspartei, Schützenwirt und Weinhändler S t e n g e l i n - Tuttlingen, mit einer verhältnismäßigen Mehrheit von 543 Stimmen gewählt. Von den 8155 Wahlberechtigten wurden 6685 Stimmen abgegeben, sodaß die Wahlbeteiligung 81,97 A gegen 78,17 A im ersten Mahlgang betrug. Stengelin erhielt 3147, Eemeinderat Schwald (Soz.) 2604 und der Kandidat des Zentrums, Schultheiß Haselmaier-Jrrendorf, 896 Stimmen. 38 Stimmen waren zersplittert. Der Bauernbund hatte Wahlenthaltung als Parole ausgegeben. — Ein Vergleich mit dem ersten Wahlgang vor 14 Tagen, bei dem der Kandidat des Bundes der Landwirte und der Konservativen 358 Stimmen erhalten hatte, ergibt für Stengelin eine Zunahme von 660, für Schwald eine Zunahme von 388 und für Haselmaier eine Abnahme von 386 Äim- men. Beim zweiten Wahlgang im Jahre 1912 hatte die Volkspattei 3309, die Sozialdemokratie 2735 Stimmen erhalten. Die Stärke der Fraktionen in der Zweiten Kammer hat sich somit nicht geändert.
Die Landesversammlung der Fortschrittlichen Bolkspartei am 6. Januar (Dreikönigsparade) findet vormittags halb 11 Uhr im Konzertsaal der Liederhalle in Stuttgart statt. Ueber den neuen Landtag und seine Arbeit spricht der Landtagsabgeordnete Oberbürgermeister Hartenstein, über den Reichstag der Reichstagsabgeordnete Payer, über Zabern und die Elsaß-Lothringer der Vorsitzende des demokratischen Vereins in Kolmar, Rechtsanwalt Kuntz.
Von der Straßenbahn totgefahren.
Stuttgart, 20. Dez. In der Böblingersttaße ist heute nachmittag ^2 Uhr eine Frau Wilhelmine Scharr von Baihingen a. F. unter die Straßenbahn geraten. Sie wurde so schwer verletzt, daß sie gleich daraus tot war. Frau Sch. war 52 Jahre alt und die Ehefrau des Landwirts Wilhelm Scharr. Sie war mit ihrer siebzehnjährigen Tochter zu Einkäufen nach Stuttgart gekommen und kam vor deren Augen ums Leben. Anscheinend hatte die Frau die Läut- signale des Motorwagenfllhrers überhört. Sie wurde umgefahren und kam unter den Vorderperron, aber nicht unter die Räder des Wagens. Im Marienhospital wurde ein Schädelbruch als Todesursache festgestellt. Der Ehemann Scharr ist selbst schwer leidend. Den Führer des Straßenbahnw-vgens soll an dem Unglück keine Schuld treffen.
Ortsvorsteherwahl.
Ebersbach a. F., 21. Dez. Die durch die Ungültigkeitserklärung der Ortsvorsteherwahl vom 28. Juli d. I. notwendig gewordene zweite Wahl fand gestern statt. Als Sieger ging auch jetzt wieder der schon bei der ersten Wahl gewählte Stadtschultheißen- amts-Sekretär Reichert aus Nürtingen hervor. (Reichert ist früher in Galw angestellt gewesen,' auch ist seine Frau, eine geb. Buchholz, aus Ealw gebürtig.)
Burger in Athen.
Heilüromr, 20. Dez. Der frühere Stadtpfleger Burger befindet sich noch immer in Achen. Er hat in den letzten Tagen ein Schreiben an ein Mitglied der bürgerlichen Kollegien gerichtet, in dem er sich darüber beschwert, daß ihm die Aufforderung zur Rückkehr in sein Amt nicht nach Achen zn- gestellt worden sei, nachdem man seine Adresse gekannt hoch«.
Der Wanderer.
Von Friedrich Lienhard. *)
Sehne dich und mandre!"
Heinrich v. Stein.
Auf einem hellgrünen Riviera-Hügel, zwischen feierlicher Zypresse und lustigem Kirschbaum, der mit halbreifen Früchten betupft war, saßen zwei liebliche junge Mädchen.
Es war Verwandtschaft in ihren rosigen Gesichtern und in ihrer geschmackvoll einfachen Kleidung mit dem weißen Matrosenkragen, aus dem dort und hier auf länglichem Halse ein dunkelbraunes Köpfchen wuchs.
Die Aeltere, auf einem Feldstuhl sitzend und über eine Stickerei gebeugt, war von ganz besonders besttickender Schönheit. Wenn sie die enzianblauen Augen unter schweren Wimpern langsam aufschlug, ging ein Leuchten über die Umgebung. Alle Dinge wurden in dieser Beleuchtung schöner, alle Menschen gütiger. Es waren große, schüchterne, vielleicht nicht sehr kluge Augen, vom weiten Bogen der bräunlichen Brauen madonnenhaft umrahmt. Das Mädchen war hoch und schlank. Und schön waren auch die Nüstern des feinen Röschens, die bei gedämpftem Lachen mitzulächeln schienen; schön das sanft gerundete Kinn; schön der schmale und doch volle, kirschrote, meist ein wenig geöffnete Mund. Sie glich in ihrer ge
*) Das erste Kapitel von Lienhards kürzlich erschienenen Roman „Der Spielmann", Verlag Greiner und Pfeiffer in Stuttgart.
sunden und natürlichen Jungfräulichkeit den Madonnen Raffaels und mochte Maler und Dichter entzücken. Denn ein Künstler spürte in diesem Mädchen zwar weder Gelehrsamkeit noch gesellschaftliche Gewandtheit, wohl aber das Lebensgeheimnis einer starken und sittsamen Weiblichkeit, gesunde Kinder zu schaffen fähig, keine Bücher.
Unfern von den jungen Damen lag eine kannelierte Marmorsäule zwischen zerstreuten Blöcken. Vermutlich hatte man dort bauen wollen; aber der Baumeister hatte sich in die entzückende Landschaft verliebt und das Bauen vergessen. Angesichts des blauen Meeres, zwischen Zypressen und Oliven, hätte sich ein we'ßer Tempel wirksam ausgenommen, der Sonne geweiht, der Schönheit heilig. Jedoch der Tempel war noch unsichtbar, der Sonnenanbeter desgleichen; und dem Baumeister drohte abermals Gefahr des Verliebens durch die beiden ungewöhnlich schönen Mädchen.
Sie plauderten Französisch. Aus ihrem Gespräch ging hervor, daß die Mutter der Netteren ihren Nachmittagsschlaf auszudehnen pflegte, so daß die beiden Schönheiten abseits von der gemieteten Villa auf diesem Aussichtsplatz verweilen konnten.
Der jüngere Backfisch lag ausgestreckt im weichen Grase, stützte die braunen Wangen in die Hände und las. Mädchenhüte flimmerten strohgelb aus grünen Rasen. Und es war anmutige Stille um die beiden Gestalten; selbst der Mittagswind spielte nur lässig in Gras und Laub. Von Zeit zu Zeit sprang die Kleine auf, griff in das Blätterwerk empor und suchte sich frühreife Kirschen heraus; oft auch hob sie
lachend ihr spitzes Mäulchen an den freundlich herabgeneigten Baum und naschte die Früchte gleich vom Ast weg. Dann hängte sie sich ein Kirschenpaar über jede Ohrmuschel, kaute, spuckte Kerne an die Marmorsäule und las vergnüglich weiter.
Aus der Ferne funkette in gleichmäßiger Ruhe das tiefblaue Mittelmeer.
Häufig lachte die Lesende hell hinaus und strampelte vor Vergnügen mit den gelben Schuhen.
„Sag doch, Martha, kann es etwas Lustigeres geben als diese verrückten Briefe Mozarts?" ries sie. „Hör einmal zu!"
Und sie las in geläufigem Deutsch flink herunter: „Allerliebstes Bäsle, Häsle! Ich Hab dero mir so wertes Schreiben richtig erhalten — falten — und daraus ersenhen — drehen — daß der Herr Vetter — Retter — und die Frau Bas — Has — und Sie — wie — recht wohl auf sind — Rind; wir sind Gott sei Dank recht gesund — Hund" — -sie brach lachend ab.
„So geht/s nun immerzu weiter!" fuhr sie Französisch fort. „Jedem dritten Wort hängt er irgendeinen albernen Reim an, der gar keinen Sinn hat, nur aus Necklust. Oh, ich liebe Mozart schrecklich? Die Leute von damals waren lustiger, leichter, eleganter und amüsanter — verstehst du das, Martha? Sie schlugen Purzelbaum, sie tanzten Menuett, sie liebten, küßten sich und waren doch nicht gemein, denn sie hatten mehr Poesie im Leibe! Verstehst du das, Martha?"
Martha lächelte, stickte und schwieg.
(Fortsetzung folgt.)