»len. Bei der Umsatzsteuer wird der sozialdemokratische Antrag Ms Steuerbefreiung der Handelsvertreter in namentlicher Ab­stimmung mit 205 gegen 152 Stimmen der Linken abgelehnt. Der kommunistischsozialdcmokratische Antrag auf Befreiung al» ler Lebensmittel von der Umsatzsteuer wird in namentlicher Abstimmung mit 224 gegen 131 Stimmen der Sozialdemokra­ten, Kommunisten und Völkischen abgelehnt.

Abeglehnt wird auch der demokratische Antrag auf Steuerbe­freiung für die freien Berufe. Die Steuerbefreiung der Kon­sumgenossenschaften wird in namentlicher Abstimmung mit 233 zegen 124 Stimen der Sozialdemokratie und Kommunisten ab- zelehnt. Zur Luxussteuer wird mit den Stimmen der Regie­rungsparteien der sozialdemokratische Antrag angenommen, dah eine zu weitgehende Spezialisierung vermieden werden soll. Die Aufhebung der Luxussteuer wird gegen die Stimmen der Kom­munisten und Demokraten abgelehnt. Die Herabsetzung der Umsatzsteuer auf 1 Prozent wird mit 205 gegen 152 Stimmen der Sozialdeomkraten, Kommunisten, Demokraten und Völki­schen abgelehnt. Es bleibt bei eineinviertel Prozent für die allgemeine Umsatzsteuer und siebeneinhalb Prozent für die Lu­xussteuer. Die Ausschubbeschlüsse zur Umsatzsteuer werden an­genommen .darunter auch die vom Ausschuh beschlossenen Be­stimmung, dab Länder und Gemeinden keine Veherbergungs- steuer mehr erheben dürfen. Die Wechselsteuer wird unverän­dert angenommen. Bei den Bestimmungen über das Verfah­ren wird der sozialdemokratische Antrag auf Offenlegung der, Steuerliste» in namentlicher Abstimmung mit 230 gegen 130 Stimmen abgelehnt. Dann wird in namentlicher Abstimmung mit 322 gegen 36 Stimmen der demokratische Antrag angenom­men, der den Veranlagungsausschüssen bei den Finanzämtern die Einsichtnahme in das Veranlagungsergebnis gewährleistet. Im übrigen werden die Bestimmungen über das Verfahren nach den Ausschuhbeschlüssen angenommen, ebenso die Bestim­mungen über Kapital- und Steuerflucht. (Aufhebung der Ka­pitalfluchtverordnungen) und die Schluß- und Uebergangsvor- schriften, nach denen das Verkehrssteuergesetz am 1. September 1925 in Kraft tritt.

Es folgt der Gesetzentwurf über die Erhöhung der Bier- und Tabaksteuer. Zur Beratung kommt zuerst die Meriteuer.

Aus Sladl und Land.

Altensteig, 4. August 1925.

Eine schöne Erinnerung. In der Woche vom 27. Juli bis2. August durchzog ein Trupp Burschen imstrammen Marsche mit ihrem Wimpel fröhliche Lieder singend die Straßen von Altensteig, Egenhausen u. Spielberg. Wer seid ihr? Woher kommt ihr? So wurden sie mehrmals gefragt. Der Bericht soll Ausschluß geben. Es war eine Schar von 1320 jährigen Knaben und Jünglingen, die das Vorrecht hatten, die I.Ferienfreizeit des Südd. Jugend­bundes der Evangelischen Gemeinschaft (Freikirche) zu er­leben. In der Scheune des Landwirtes M. Broß von Egenhausen fanden sie Unterkunft im Massenquartier auf Stroh. Noch 2 andere Familien übernahmen die Bewir­tung in entgegenkommender Weise ganz umsonst. Diese ein­zigartige Tat, die als echtes Zeichen des Christentums der Tat angesehen werden darf, verdient alle Anerkennung. Unter Führung von Jugendsekretär L. Maier aus Stutt­gart-Münster, dem Pred. Mürle 3 Tage zur Seite stand, erlebten diese Jungens unvergeßliche Tage voll tiefer Ein­drücke. Sowohl der Leibesübung im Exerzieren, Spielen und Baden als auch dem Wandern auf den herrlichen Höhen des Schwarzwaldes mit der prächtigen Rundschau wurde tüchtig gehuldigt. An den Abenden gab es lehrreiche Stunden über Lebenskunde. Das Wertvollste brachten die Bibelsprechstunden am Vormittag, die zur Entscheidung für Christus führten. Mit dankbarem Herzen nahmen wir Ab­schied von der lieblichen Gegend und den lieben Leuten und zogen wieder heimwäts nach Stuttgart, Cannstatt, Feuerbach, Heilbronn, Aalen und Tübingen. Mit welch reichem Inhalt diese Ferienfreizeit aus^efüllt wurde, läßt sich nicht gut beschreiben. Sie bleibt jedem Teilnehmer ein einzigartiges Erlebnis.

* Handwerker- und Gewerbetag in Metzingen. Der

Verband Württ. Gewerbevereine und Handwerkervereinig­

Manon Linders

Original-Roman von Marie Harling.

10) (Nachdruck verboten.)

Noch deckt Winterschnee Tal und Hügel, aber unter der weißen Hülle regt sich schon das Keimen und Werden des nahenden Lenzes. Manon steht am Fenster ihres Zimmers, sie blickt hinaus in den lachenden Sonnenschein, der die leuchtende Winterdecke zum Schmelzen birngt. Viele Mo­nate weilt sie nun schon auf Hohenfriedberg: sie hat den stil­len, friedlichen Aufenthalt unsagbar lieb gewonnen, ob­wohl sie kaum die nächste Umgebung kenn. Sie ist in die­ser Zeit ganz menschenscheu geworden, sie hat gar keinen Verkehr als den mit Frau Richter und deren Tochter. Beide haben aber die zarte, blaffe junge Frau aufrichtig lieb ge­wonnen, und Manon schloß sich innig an dieselben an. Da­gobert läßt wenig hören. Zweimal hat er in der ganzen Zeit an Manon geschrieben und sie dringend gebeten, doch in Hohenfriedberg zu bleiben. Sie aber konnte sich nicht ent­schließen, die Briefe zu beantworten, sie bat stets Frau Richter, dies zu besorgen.

Ueber Nacht ist es nun Frühling geworden, ein wunder­barer Frühling voll Sonnengold und Lerchenjubel. Manon hat zum erstenmal einen größeren Spaziergang gemacht. Munterer als sonst ist sie am Abend. Das Herz ist ihr weit und leicht geworden in der herrlichen Erttesnatur. Frau Richter betrachtet erstaunt das reizende Gesicht, das eine 'frische Röte überhaucht, dann überreicht sie der jungen Ge­bieterin einen Brief, der während ihrer Abwesenheit ge­kommen war. Dagobert schickte ihr Grüße und bat wie­derholt, sie möge Hohenfriedberg als ihre Heimat betrach­ten. Seufzend legt Manon das Schreiben weg. Sie macht stch^so wie so schon schwere Vorwürfe, daß sie Dagobert von der Heimat fortgetrieben und teilt diese Gedanken Frau dichter mit.

Nein, nein", ereifert sich diese,vertrieben haben Sie Mn nichts diese Reise war längst geplant; er hätte sie ohne­

ungen hält am 15. und 16. August in Metzingen seine Haupttagung ab, der diesmal besondere Bedeutung zukommt und für die deshalb eine große Beteiligung aus dem ganzen Land zu erwarten ist. Der Gewerbe- und Handelsverein Metzingen, der gleichzeitig sein 60. Jubiläum feiert und damit eine große Gewerbe- und Industrie-Ausstellung ver­bunden hat, wird die Tagung mit einer Reihe eindrucks­voller Veranstaltungen umrahmen.

m. Uuterhaltungsabeud. Aus dem Bestreben heraus, den zahlreichen Kurgästen gesellschaftlich etwas zu bieten, findet am Mittwoch, den 5. ds., abends im Saalbau zum grünen Baum ein Unterhaltungsabend statt. Vom Verein für Lichtbildkunst werden Schwarzwaldbilder gezeigt. Da­mit auch die Jugend zu ihrem Recht kommt, ist bei guter Streichmusik Gelegenheit zu einem Tänzchen geboten.

Das Ende der Hellen Nächte. Die Zeit der Hellen Nächte, der mitternächtlichen Dämmerung, geht mit Ablauf des Juli zu Ende. Die Sonne sinkt nachts wieder alle 18 Vc nrgrade unter den Horizont und kann infolgedessen nicht mehr die oberen Atmosphärschichten beleuchten, die in der Periode der Nachthelligkeit, den sog. Nordschein bilde»

D .'dichte werden von jetzt an wieder völlig dunkel.

* Aichelberg, 3. Aug. (Jubiläum des Kriegervereins Bergorte.) Das gestrige 25jähr. Jubiläum des Krieger­vereins Betörte, zu dem sich die hiesige Gemeinde festlich vorbereitet hatte, stand unter einem ungünstigen Stern. Regen, fast nichts als Regen gab es am gestrigen Sonn­tag und nur ab und zu brach geschwind die Sonne durch. Ihr folgte aber dann schnell wieder ein gehöriger Guß. Das schlechte Werter ließ jedoch die alten Soldaten nicht abhalten der Sonntagsparole:Aichelberg" zu folgen und so kamen bis auf einen alle angesagten Vereine, eingeholt durch Festreiter und Festjungsrauen, sowie durch die Stadt­kapelle Altensteig. Der ohne dies so lieblich im Wald ge­legene Ort bot durch die sauber herausgeputzten und freund­lichen Häuser trotz des Regens ein schönes Bild und auch die Feststimmung kam als sich der Festzug durch den Ort in Bewegung setzte: voran 4 stattliche Reiter in alten Uniformen, 14 schmucke Festjungfrauen, der festgebende Verein mit seinen Gästen und 14 Vereine mit Fahnen. Drei rührige Musikkapellen, von Altensteig, Neuweiler und Sprollenhaus musizierten und so ging es abwechselnd unter Musik, ausgiebigem Regen nnd ein bischen Sonnenschein, selbst die alten Krieger in strammer Haltung, durchs Ort und zum Festplatz innerhalb des Orts, zwischen Gasthof z.Sonne" undGrünen Baum", wo sich der Festakt vollzog. Ansprachen hielten dabei Vorstand Ad. Frey, Sonnenwirt, der die Festgäste und Kameraden herzlich willkommen hieß, Bezirksobmann Küchle-Calw, der in markigen Worten zu den Kameraden sprach und der Schult­heiß von Rötenbach, der auf die Notwendigkeit treuen Zusammenhaltens hinwies. An die offizielle Feier schloß sich gemütliche Unterhaltung in den Wirtschaften des Orts an, wo bei Musik nnd Becherklang trotz Regen fröhliche Stimmung herrschte und gute Kameradschaft gepflegt wurde.

* Haiterbach, 2. August. Der Turn- und Fest- hallebau erfährt leider dadurch eine Unterbrechung, daß die Ausstände bei der Stadtpflege spärlich eingehen und der Gemeinderat an eine weitere Schuldenaufnahme nicht gehen will. Erst wenn der Geldeingang bei der Stadtpflege ein besserer wird, soll an die Weiterführung des Baues gegangen werden. Die Gemeinde hat in der Inflationszeit sehr viel Baumaterial zusammenge- kaust und auf diese Weise sich etwas vor der Entwertung geschützt. Nachdem in absehbarer Zeit weitere städtische Bauten nicht ausgeführt werden, könnte an den Verkauf der Materialien (vor allem Schlackensteine und Ziegel) gedacht werden. Der Gemeinderat ist mit dem Absatz der Materialien einverstanden und erteilte dem Vors, ent­sprechende Vollmacht.

dies ausgeführt, war immer ein eigenwilliger Kopf. Ich kannte ihn ja schon, als er noch klein war. Habe ihn oft zu beruhigen versucht, wenn er weinend in einer Ecke stand, nachdem seine Mutter gestorben war.

So ist seine Mutter tot? Ich meinte doch, sie lebe noch?" Das ist seine Stiefmutter, die Mutter von Herrn Karl Heinz. Aber eine gute Frau, das muß ich wohl sagen. Un­seren Herrn hat sie immer sehr lieb gehabt alles was wahr ist! Er hängt aber auch an ihr, ich glaube, er ginge für sie durchs Feuer."

Allo darum", murmelte Manon,darum trat er für den Bruder ein, um jener Frau Kummer und Sorge zu er­sparen."

Was meinten Sie?" fragte Frau Richter. Manon schüt­telt den Kopf und sinnt weiter:Wie edel, wie hochherzig mutz der Mann sein, der so selbstlos handeln kann. Und von mir denkt er so klein, so verächtlich, so niedrig." Sie kommt nicht Hs von ihren schweren Gedanken, während Frau Richter weiter plaudert:Frau Hergenthof lebt nun bei ihrem Sohne auf Schwarzenau. War ein gar lieber Kerl der Karl Heinz, immer fröhlich und guter Dinge. Die Leute hier haben ihn eigentlich gerner als Dagobert, ob­wohl auch dieser ein feiner Charakter ist, nur eben ein biß­chen streng, aber stets gerecht. Wie es heißt, soll Karl Heinz sich demnächst verheiraten; dann wird er wohl sein tolles Leben aufgeben müssen und ein solider Landwirt werden. Wollte Gott, unser Herr käme auch bald zurück! Es taugt nicht, wenn das Auge des Herrn so lange fehlt. Dazu ist die Wirtschaft zu groß. Da schleichen sich allerlei Miß­bräuche ein, die sich später nur schwer beseitigen lassen."

Manon geht mit schweren Sorgen von dieser llnterere- dung fort. Ein schwarzer Schatten hat sich auf all die Früh­lingspracht gesenkt. Immer und immer wieder geht es ihr durch den Kopf, daß sie es ist, die Dagobert vertrieben hat, daß er um ihretwillen fern bleibt, während seine Anwesen­heit doch so nötig wäre. Es ist ihr plötzlich klar geworden,

* Freudenstadt, 1. Aug. (Eingemeindung von Zwiesel­berg. Neues Cafe.) Zwischen der Stadtgemeinde Freuden­stadt und Zwieselberg kam eine Verständigung zu Stande dahingehend, daß die seither zur Gemeinde Reinerzau ge­hörige Teilgemeinde Zwieselberg künftig zu Freudenstadt ge­hört und zwar mit Wirkung vom 1. April 1926. Damit hat sich die Gemeinde Reinerzau einverstanden erklärt. Die seitherige Markung Zwieselberg geht damit restlos in die Markung Freudenstadt über. Das seitherige Gemeindege­biet Zwieselberg erhält künftig den Namen Freudenstadt, Parzelle Zwieselberg. Cafelier Karl Walz baut gegen­wärtig amLange nwaldsee ein Cafe-Restaurant. Es wird ein stattliches Gebäude mit anschließender großer Terrasse, die Platz für verschiedene hundert Gäste bietet. Das Restaurant selbst enthält im Parterre Badkabinen, Bootsraum, Keller, Waschküche usf. Im ersten Stock be­finden sich die Restaurationsräume, offene und geschlossene Veranden, im zweiten Stock eine fünfzimmerige Wohnung mit Bad. Die Arbeiten schreiten rüstig voran, die Eröff­nung dürfte für den Winterbetrieb möglich sein.

* Neuenbürg, 2. August. (Gestorben.) Der am Frei­tag abeud in der Sensenfabrik Haueisen u. Sohn verun­glückte Zimmermann Karl Lillich aus Schwannist am Samstag mittag im hiesigen Bezirkskrankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen.

* Pforzheim, 3. Aug. (Aus dem Lohnkampf im Schmuckwarengewerbe.) Am Samstag abend trafen hier Telegramme des Reichsarbeitsministeriums ein, in welchen der Pforzheimer Arbeitgeberverband und die Arbeiterorga­nisationen eingeladen wurden, Vertreter ins Reichsarbeits­ministerium in Berlin zu senden, wo nun vermutlich Eini­gungsversuche unternommen werden dürften.

* Wüstenrot, 28. Juli. (Ein sicherer Weg.) Eine Anzahl von Gemeindevertretern aus den Bezirken Heidel­berg, Mannheim und Wiesloch sowie Aufsichtsratsmitglie­dern der SiedlungsgesellschaftBadische Pfalz", die unter Führung von Oberregierungsrat Specht und Bankdirektor Fremereq aus Heidelberg kürzlich in Wüstenrot auf der Geschäftsstelle derGemeinschaft der Freunde" waren, haben nach eingehendem Studium der Einrichtungen dieser Ge­meinschaft eine Entschließung gefaßt, in der sie der Ueber- zeugungAusdruck gaben, daß dieGemeinschaft der Freunde" einen sicheren Weg bietet, um unser Volk von seiner schwersten Not, seiner Wohnungsnot, zu erlösen. Sie erklärten sich bereit, mit allen Mitteln dieser wirtschaftlich und sozial be­deutungsvollen Einrichtung zum Erfolg zu verhelfen.

Horb» 3. Aug. (Brand.) Iw dem Rubin Schwarz mtb Witwe Seeger gehörigen Anwesen in der Jhlmgerstraß«' brach Feuer aus, das infolge der dicht aneinandergeba-u» ten Nachbarhäuser und der Enge der Straße leicht hätte! ein umfangreicheres Ausmaß nehmen können. Die Feuer­wehr mußte sich auf den Schutz der beiden Nachbarhäuser und des gegenüberliegenden Bethauses beschränken. Ar» den Wohnungen der Betroffenen, sowie aus der Wohnung des Metzgermeisters Walz konnte einiges gerettet werde«, ebenso das im Stall befindliech Vieh. Das ganze Haus K bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

Aufhausen OA. Neresheim, 3. Aug. (Brand.) In der Nacht auf 2. August brannte das Wohn- und Wirtschafts­gebäude zurTraube" bis auf die Umfassungsmauern me- der Brandstiftung wird vermutet. Das dicht angebauü» Haus von Eigner und des Lasch jr. wurde sehr stark in Mit­leidenschaft gezogen.

Viberach, 3. Aug. (Eine Todesfahrt.) Ein schwer« Unfall ereignete sich zwischen Ahlen und Uttenweiler. Ei« mit einem Ehepaar aus München und dessen zwei Kinder» besetztes Automobil fuhr in voller Fahrt gegen einen Baum, Der selbst steuernde Besitzer war sofort tot, Frau und Kis> der kamen mit leichteren V-erletzunLen^davou. --

daß sie fort muß, damit Dagobert zurückkehren kann, denn, an ein Zusammenleben ist nicht zu denken. Manon hält es wenigstens für eine Unmöglichkeit. Sie kann nicht ver­zeihen, was er ihr angetan.

Sinnen sitzt sie am offenen Fenster ihres Zimmers, i Hände lässig im Schoß gefaltet. Im Westen geht die Sonne unter und vergoldet mit glühendem Schein den Garteu, aus dem ein süßer Hauch empordringt, denn unten ist alles blau von Veilchen. Ein kleiner Vogel flattert auf das Fensterbrett und lugt neugierig herein zu der Einsame«. >

Fort, nur fort!" flüstert sie mit schwerem Seufzer, ,,hi»- aus aus diesem stillen Frieden! Es muß sein, will ich mich nicht selbst verachten. Wie konnte ich nur so lange im Hause dieses Mannes bleiben!" Träne um Träne rimlt langsam über die noch so schmalen Wangen. Sie wehrt ihnen nicht.-

VI.

Frau Seefeld sitzt in ihrem Wohnzimmer beim Stickrah­men; doch ist sie mit ihren Gedanken nicht bei der Arbeit.- Oft wandern die Blicke durchs Fenster. Den kleinen Vor» ! garten kann sie von hier aus überschauen; ein sauberer Kies­weg führtmitten hindurch bis zur Haustüre. Zuweilen auch schaut sie nach der kleinen Uhr auf ihrem Schreibtisch-

Gleich drei!" murmelt sie,nun muß das Fräulein ja. bald kommen. Hoffentlich ist sie nicht unpünktlich. Ich Haff« Unpünktlichkeit sehr."

Es ist sehr still um Frau Seefeld geworden, seitdem Lucie dem geliebten Manne nach Schwarzenau folgte. Im­mer hat Frau Seefeld noch gezögert, sich eine Gesellschafterin ! zu nehmen, bis vor einigen Wochen durch Zufall eine An­nonce in ihre Hand kam, die ihr sehr gefiel. Durch einig«! Briefe, die sie mit der Stellensuchenden wechselte, hatte man' sich dann g:eint, daß Fräulein Richter am 1. Juni eintref-s sin sollte. s

( Fortsetzung solgt.^/