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Amtsblatt für den Bezirk Nagol- und für AÜerrsteig-Lta-t. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und jreudenstadt.
, i»! NSchentüch 10 Soldpsenuige. Die Einzeln« ««er lastet U Galdpfeonigr. Bet Richt« > Lnzet-enpret»! Dl« einspaltige steil« »der der«« Rau« 18 Aoldpsennige, die Reklamezetle SS Goldp f. ^ch/kko Nr Zritaa« iaftiz« tiüerrr O«»»lt «der BetrieblstSrun« deste-t kein Nasyruch »äs Aeierun«. ! Zadldar lnn«rS-,id » Lagen. — Für telephonisch erteilt« Nustrige übernehmen wir kein« Gewthr,
Nr. 1^8
Altrnsteig. Dienstag den 19. Juni.
j Jahrgang 1923
- Der Wirtschaftskrieg
1 Es gilt, die Forderungen der Entwaffnungsnote, soweit A« Zerstörungen von Industrieanlagen und Maschinen be- tzeffrn, nicht nur zu lesen, sondern sehr aufmerksam zu prü- 1^. Das Wesentliche daran ist nicht, daß Maschinen und tzrnze industrielle Anlagen zerstört werden sollen, das We- «ntliche ist vielmehr, daß sich in diesen Forderungen der Entschluß offenbart, den Wirtschaftskrieg mit unerbittlicher Härte weiterzuführen. Die Dinge liegen so: Heute verlangt der Kontrollausschutz der Verbündeten, daß die Zerstörungen unter seiner Aufsicht vorgenommen werden. Selbst wenn versucht würde, diese Zerstörungen auszuführen sso würde sich damit Deutschland noch nicht die Freiheit seiner wirtschaftlichen Entwicklung erkaufen. Zm Gegenteil, der Wirtschaftskrieg beginnt erst. Tatsächlich ist es ein Wirtschaftskrieg und nichts anderes, den die Verbündeten unter jder falschen Firma „Militär-Kontrolle" führen. Diese Kontrolle ist zeitlich überhaupt nicht begrenzt, da sie künftig dem Völkerbund übertragen werden soll. Deutschland allein wird Weiter kontrolliert, ausgerechnet von den Staaten, die ein Anteresse daran haben, nicht die militärischen Vorbereitungen, wohl aber die wirtschaftliche Entwicklung Deutsch- Ämds zu verfolgen. Nicht um die Militärkontrolle handelt es sich, es handelt sich vielmehr um Wirtschaftsspionage, die sich einseitig gegen Deutschland richtet. Diese Spionage ist eine der Voraussetzungen des rücksichtslosen Wirtschaftskrieges, der auch durch den Versailler Vertrag noch nicht beendet, vielmehr durch ihn organisiert worden ist. Der Versailler Vertrag will nicht nur die Abrüstung Deutschlands, sondern die aller Länder vorbereiten und durchführen, die ihm angehörsn. Von dieser Ausführung ist heute keine Rede mehr.
Nit der Militärkontrolle wird die Wirtschaftsspionage S« einer dauernden Einrichtung. Wenn es den industriellen Organisationen Frankreichs oder Englands gefällt, aus handelspolitischen oder wettbewerblichen Gründen bestimmten technisch-industriellen Vorgängen in Deutschland nachzuspüren, so kann das mühelos über den Kontrollausschuß beim Völkerbund geschehen. Die französischen Offiziere, die in jedem Fall technisch für di ftn Zweck vorgebildet sind, können unter dem freierfundenen Vorwand, daß in dieser oder jener Fabrik Kriegsmaterial hergestellt werde, den Zutritt zu jedem Betriebe verlangen. Wenn sie sich dum-.r stellen, was manchmal zu ihrer Aufgabe gehört, können sie sich einer Baumwollspinnerei, in einer chemischen Fabrik oder in einem elektrotechnischen Geschäft die allerneuesien technischen Spezialeinrichtungen und Erfindungen erklären lassen. Das wird in der Regel dann gescheben, sofern englische oder französische Wirtschaftskreise den Wettbewerb Deutschlands auf einem bestimmten Gebiet fürchten. Nichts einfacher, als diesen dann nach der technischen und industriellen Seite kontrollieren zu lasten. Ist Gefahr im Verzug, wird sich der Vorwand schon bieten, militärischen Gründen die Zerstörung der neuen Maschinen und Einrichtungen zu fordern. Das ist keine Uebertreibung, das ist uns soeben in der Entwaffnungsnote vorgemacht worden! Sie verlangt die Zerstörung von Maschinen und Werksan- ^gen, die zu allererst dazu bestimmt sind, Tausenden von Arbeitern regelmäßige Arbeit und regelmäßigen Verdienst Nr liefern. Nun soll das Rheinland entmilitarisiert werden. Deutschland darf nicht einmal ein Geschütz in dieser Zone ausladen, wenn es nicht mit der Kriegserklärung Westeuropas rechnen will. Trotzdem oder gerade deswegen sollen die Deutschen Werke in Spandau keine neuen Schuppen und Hallen bauen. Sie müssen das Bessemer Stahlwerk ^stören und einen Martinsosen abreißen. Hier ist der Widersinn zum offenen Verbrechen geworden, hier tritt ganz klar und deutlich der rücksichtslose Charakter eines auf oie Vernichtung angelegten Wirtschaftskrieges zutage. Ta- rum wird die Zerstörung von Tausenden voll Maschinen gefordert, weil der Verlust einer jeden Maschine die Schwä- '""6 der deutschen Wirtschaftskraft bedeutet. Und darauf i ^ ^gesehen, zumal die Gegner genau wissen, daß Deutsch- v Zerstörten Apparat schon des Kapitalsmangels >cht oder doch sobald nicht wieder aufbauen kann. M.W.
Tagung des deutschen Landwirtschaftsrats
o ^5^rr^hafen, 18. Jum. Nach einer von der Württ. R>^E. "^^alnmer veranstalteten Rundfahrt auf dem enjee vereinigte sich Sonntag abend um 9.30 Uhr im ^ Zeppelinwohlfahrt der Deutsche Landwirt- ^ ^brat, der heute und morgen hier seine diesjährige Ta- v g abhält, zu einem Begrützungsabend, dem als Ver
treter der württembergischen Regierung Staatspräsident Bazille und Finanzminister Dr. Dehlinger, als Vertreter des Reichsernährungsministeriums Ministerialdirekt. Hoff- mann und als Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums Oberregierungsrat Müller, ferner der Präsident der preutz. Staatsbank Dr. Schröter, der Präsident der Deutschen Rentenbank, Staatsminister a. D. Exz. v, Lentze, der Vorsitzende des Reichsausschusses der deutschen Landwirtschaft, Frhr. v. Wangenheim, Landtagsprästdent Körner, Kommerzienrat Colsmann und Dr. Eckener vom Zeppelinluftschiffbau, sowie Vertreter der Länder und sonstiger Behörden beiwohnten. Der Präsident der württembergischen Landwirtschaftskammer, Adorno, entbot herzliche Will- kommensgrüße. Er erinnerte an den genialen Bezwinger der Lüfte, den Grafen Zeppelin, und stellte dann mit Genugtuung fest, daß es die deutsche Landwirtschaft gewesen ist, die das Vaterland zweimal vor dem Zusammenbruch bewahrt hat, nämlich in den Zeiten der Inflation durch die Errichtung der Deutschen Rentenbank und sodann durch das große Hilsswerk der deutschen Landwirtschaft. Der Redner schloß mit einem Hoch auf das Vaterland, worauf das Deutschlandlied gesungen wurde. Weitere Begrüßungsansprachen hielten sodann Stadtschultheiß Schnitzler und Oberamtmann Hofmeister, worauf Staatspräsident Bazille zugleich im Namen des Landtagspräsidenten und der übrigen Länder für die Einladung dankte und die besten Wünsche für die Tagung aussprach. Der Staatspräsident nahm hierauf zu der Frage Stellung» um die bald der heftigste Streit im deutschen Volk entbrennen werde. In wenigen Wochen wird im Reichstag die Entscheidung über die Z^llssr-kage fallen. Der höchste Gesichtspunkt ftir ein Volk muß immer sein: die Erhaltung des Volkes im Ganzen. Ein Volk, das nicht im Stande ist, auf eigener Scholle sich zu ernähren, das wird in den Riesenkümpfen der Gegenwart und Zukunft untergehen müssen. Das alles hat die Vorkriegszeit gezeigt. Industrie und Landwirtschaft können nebeneinander in gleicher Blüte bestehen, wenn sie in gleichem Maße durch Zölle geschützt werden. So geht der Kampf um die Agrarzölle nicht nur um die Landwirtschaft,
! sondern um das ganze Volk. Deshalb wird die württember- gische Regierung stets an der Seite der Landwirtschaft sei... (Stürmischer Beifall.) Der Präsident des Deutschen Land- w'rtschaftsrats, Dr. Brandes, faßte seine Dankesworte in einem Hoch auf die. württembergische Landwirtschaftskammer zusammen
Friedrichsyafen, 15. Juni. Der Deutsche Landwirtfchafts- rat trat heute mittag zu seiner 55. Vollversammlung zusammen. Der Präsident des Landwirtschaftsrates Dr. Brandes wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, daß es sich darum handle, in letzter Stunde noch einmal Stellung zu nehmen zu den großen wirtschaftlichen Problemen, die vor ihrer Entscheidung stehen und von deren Lösung Wohl und Wehe nicht nur der deutschen Landwirtschaft, sondern der ganzen deutschen Wirtschaft und des Volkes abhänge. Einen Aufstieg der deutschen Wirtschaft werde es niemals geben, wenn einer der Erwerbsstände in unserem Vaterlande gedrosselt werde. Der Redner bejahte die Frage, daß die Landwirtschaft fähig und in der Lage M, die Nahrungsmittelbefreiu:' Deutschlands zu erreichen. Die in den letzten Ihren getriebene Wirtschaftspolitik laste aber die vorwärtsdrängende Entwicklung nicht zur vollen Entfaltung kommen. Die deutsche Landwirtschaft sei zu treuem und mit Gottes Hilfe erfolgreichem Dienste am deutschen Vaterlande bereir. Man gebe ihr nur die Möglichkeit dazu! (Lebhafter Beifall.)
Der Vorsitzende gab dann Begrllßungstelegramme des Reichskanzlers, des Reichsernährungsministers, des Reichsministers des Innern und des Reichsverbandes der Industrie bekannt, worauf er die Vertreter der Behörden begrüßte.
j . Ministerialdirektor Hoffmann wünschte der Tagung ! im Namen der Reichsregierung und der Länder guten Er- j folg. Er betonte, daß für die Landwirtschaft schwere Ent- i scheidungen bevorstehen.
^ Senatspräsident beim Reichsfinanzhof Eeheimrat Dr. ' Strutz-München hielt darauf einen Vortrag über di« - direkte Besteuerung nach den Gesetzentwürfen der Neichs- j regierung unter besonderer Berücksichtigung der Belang« j der Landwirtschaft.
j ' Der zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied des Deut- ! schen Landwirtschaftsrates wiedergewählte Regierungsprä- ; sident a. D. Dr. Kutscher berichtete über die Tätigkeit ' des landwirtschaftlichen Steuerausschusses.
I Nach einer kurzen Aussprache wurde sodann eine Ent» ! schließung angenommen, worin festgestellt wird, daß die j für die direkte Besteuerung vorgesehenen Steuergesetze eine l schwere Belastung des Produktionsvermögens bedeuten, i deren Zahlung aus dem Ertrag zurzeit unmöglich ist und
- in Zukunft nur bei einer wesentlichen Besterung der Wirt»
- schaftslage gesichert erscheint. Durch die fortdauernde schwere Kreditnot ist die Zinsenlast der deutschen Landwirtschaft
j drückender geworden als vor dem Weltkriege. über» j steigt, wie auf Grund einwandfreier Unterlagen festgestellt j werden muß, in vielen Betrieben heute bereits die Höhe ! der Vorkriegszinsen. Die Entschließung verlangt, daß die j in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigten Betriebe nicht ! nurch eine weitere Ueberspannung der steuerlichen Anfor- ' derungen zum Erliegen gebracht werden. Sie wendet sich i ferner gegen die steuerliche Belastung des Kindes- und Gat» ! tenerbes und fordert die Wiederherstellung des unbeschränkten Rechtsschutzes für die Steuerpflichtigen, die Beseitigung der versteckten Einfuhrprämien auf dem Gebiete der Umsatzsteuer sowie die allgemeine Senkung des Umsatzsteuersatzes. Außerdem verurteilt sie den Gedanken der Erfassung des deutschen Produktionsvermögens in Verbindung mit der Aufwertung und erwartet die schleunige Verabschiedung der Reichsfinanzreform sowie die baldige Verabschiedung des Bewertungsgesetzes.
Staatsminister a. D. Dr. Lentze sprach über die Belebung des landwirtschaftlichen Kredites durch die Errichtung der Deutschen Rentenbankkreditanstalt. Zu dieser Frage wurde eine Entschließung angenommen, wonach die deutsche Landwirtschaft nicht imstande ist, die jährlich 290 Millionen betragende Zurückzahlung der empfangenen Wirtschaftskredite an die Deutsche Rentenbank oorzunehmen, wenn ihr nicht eine besondere Kreditquelle zur Hilfeleistung und Stützung eröffnet werde. Diese Kreditquelle erblickt der Landwirtschaftsrat in der Deutschen Rentenbankkreditanstalt. Er begrüßt Len entsprechenden Gesetzentwurf, hält aber die vom Reichsrat an der Regierungsvorlage vorgenommenen Abänderungen für eine unannehmbare Verschlechterung des Entwurfes und erwartet von der Volksvertretung, daß sie den Gesetzentwurf sobald wie möglich in der Fassung der Reichsregierung annimmt und verabschiedet.
Angenommen wurde ferner in einer Eeschäftsfitzung eine Entschließung betreffend die Mitarbeit der Landwirtschaft an der Unterbringung der zur EntlassuW kommenden Webrinachtsanqehörigen.
Reichswirtschaftsrat und Zolltarif
. Berlin» 15. Juni. Die in der Sonntagsausgabe des „Vorwärts" gebrachte Mitteilung, der vorläufige Reichswirtschaftsrat habe die Zolloorlage der Regierung als Ganzes glatt abgelehnt und sich insbesondere gegen die Einführung ! von Eetreidezöllen ausgesprochen, ist, wie wir erfahren, s unzutreffend. Am Samstag gelangten etwa 18 Einzelan« r träge zur Beratung. Eine Redaktionskommission hat über j den Verlauf der Verhandlung einen Bericht angefertigt, i über den die Beratungen erst Montag vormittag begonnen
- haben. Es liegt kein Anhaltspunkt dafür vor, daß der ! Reicbswirtscbartsrnt die Aararwlle ablebnen werde.
i Die Wirren in China
k Die chinefische Regierung und die Streikende«
! Schanghai, 16. Juni. (Reuter.) Mehrere in der Presse s erschienenen Interviews lassen erkennen, daß verantwort« r liche Ausländer ernstlich wegen der Art und Weise besorgt s sind, in der die chinesische Regierung den Streikenden Vor» ^ schub leistet. Den Grund für diese Vorschubleistung glaubt s man in innerpolitischen Erwägungen zu erblicken, nämlich s in dem Wunsch der Regierung, zu verhindern, daß die f öffentliche Meinung sich gegen sie wende. Inzwischen ver« s stärkt sich bei den Streikenden allenthalben die Ueberzeu« . gung, daß die Regierung auf ihrer Seite stehe. Die frem- l' denfeindliche Propaganda nimmt zu. Die Lage im Jn» f nein verschlimmert sich allgemein.
! Peking, 15. Juni. (Reuter.) Das Auswärtige Amt stellt ; dex britischen Gesandtschaft einen Protest gegen die Schie- ßerei in Hankau zu, in dem es heißt, der Außenminister i habe mit großer Ueberraschung vernommen, daß, während ! in Schanghai die Angelegenheit noch nicht geregelt gewesen ^ sei, ein ähnlicher schrecklicher Vorfall in Hankau sich ereig» net habe, wo britische Freiwillige am 11. Juni Maschinen- ? gewehre verwendet, 8 Chinesen getötet, 11 verwundet und - damit die Grundsätze der Menschlichkeit verletzt hätten. Die