Kous'Mkturwende?

Wenn einmal die Wirtschaiisgeschichie der Nachkriegszeit geschrieben werden wird, so wird vielleicht die Beurteilung der letzten schicksalsschweren Jahre anders ausfallen als dis des zeitgenössischen Chronisten. Denn ihm Mt I« dce D - stanz zu den Geschehnissen, auch wennersich derRelatwi. tat aller Dinge bewußt ist. Trotzdem suhlt sich der Chronist verpflichtet, wenigstens den Versuch zu machen, die Quin­tessenz aus den überreichen Ereignissen eines Jahres zu stehen, namentlich dann, wenn ein Wirtschaftszahr in allen seinen Zügen ein so völlig anderes Gesicht zettzt, als die vo7-

herqega>'genen Jahre. .

Das Jahr 1924 hat zwar nicht de« tragischen Verlauf genommen wie das unselige Jahr 1923, das uns in em' Chaos zu führen schien. Und doch wird das verflossene Jahr, vielleicht einen Wendepunkt in unserer Wirtschaft bedeuten^ Denn 1924 war das Jahr, das unser Schiff endlich aus schwerster Seenot gerettet hat; das Jahr endgültiger Sta» bilisierung unserer Währung und beginnender Gesundung unserer Wirtschaft. An dieser Tatsache kann auch kaum der Hinweis auf die schwere Krise, in der sich unsere Wirt­schaft seit diesem Umschwung befindet, etwas ändern. Gewiß war schon Ende 1923 unsere Währung stabilisiert. Aber Hand aufs Herz wie viele glaubten damals fest an die Dauerhaftigkeit der Rentenmark? Recht kluge Leute verhiel­ten sich dem neuen Geld gegenüber recht skeptisch. Hat doch selbst ein recht angesehener Gelehrter die Rentenmark als diegrandioseste Inflation der Welt" bezeichnet. Auch po­litische Demagogie wandte sich offen gegen dieunfundierte" z Rentenmark. Wenige nur begriffen, daß auch eine abstrakte, ! nach modern währungstheoretischen Grundsätzen aufgebaute s Währung durchaus stabil bleiben kann. Hinter dem Titel : Wunder", mit dem man schließlich die Rentenmark, nach­dem sie stabil blieb, ehrte, verbarg sich nur Verständnis­losigkeit. Und heute ist die Rentenmarkwährung bereits in die durch Gold und Devisen gesicherte Reichsmark über­geführt worden.

Was also vor einem Jahr der rosarote Optimist kaum zu hoffen wagte, ist Wirklichkeit geworden. Die deutsche Valuta steht wieder auf festem Boden. Das war wirtschaftlich zweifel­los die größte Errungenschaft des Jahres 1924. Denn eins stabile Währung ist die Voraussetzung für eine Rückkehr zu normalen innen- und außenwirtschaftlichen Verhältnissen schlechthin. Wohlgemerkt, die Voraussetzung... Denn wenn wi: uns an der Schwelle des neuen Jahres fragen: wo stehen wir wirtschaftlich? so ist leider nur festzustellen, daß wir noch weit von unserem Ziele, einer gesunden innen­wirtschaftlichen und einer normalen weltwirtschaftlichen Lage entfernt sind. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man besonders hervorheben, daß wir und die Welt nicht einfach die Fäden da wieder aufnehmen können, wo sie 1914 zerrissen wurden. Nichc nur politisch, sondern auch ökonomisch und technisch haben in der Zwischenzeit die größ­ten Umwälzungen stattgefunden, so daß wir heute nach innen und außen einer völlig veränderten wirtschaftlichen Situation gegenüberstehen. Nur eines allerdings erscheint sich nicht geändert zu haben, der Konkurrenzneid, oder bes­ser die Konkllrrenzfurcht der Welt vor Deutschlands Indu­strie obwohl Deutschland heute das am teuersten Waren produzierende Land der Welt ist. Diese Tatsache wird Deutschland wahrscheinlich recht empfindlich verspüren beim Aufsuchen von Absatzmärkten, wozu es infolge der Repara- tionsverpslichtungen künftig in stärkstem Umfange gezwun­gen sein wird.

Für die innere Wirtschaft bedeutete das abgelaufene Jahr eine Entschleierung. Die Illusionen der Papiermarkgewinne zerflossen; der Uebergang von der Scheinblüte zur Krise vollzog sich, zu einer Krise allerdings, die nicht nur, wie man anfangs anzunehmen glaubte, das Fegefeuer sein sollte, aus dem die Wirtschaft neu gestärkt und strahlend hervor­gehen werde. Wohl wurden lebensunfähige Jnflations- blüten in Masten hinweggefegt, aber ebenso enthüllten sich auch schwere organische Fehler der Wirtschaft. Die Inflation war ein schlechter Lehrmeister, die Betriebe waren meist bis zum Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt; die Scheinkonjunktur führte Zu einer fieberhaften Eründungs- tätigkeit, die eine Ueber-Jndusirialifierung zur Folge hatte, unter der nicht nur Deutschland, sondern auch ganz Europa zu leiden hat. Es kam hinzu, daß die Papiergewinne man­gels eines wertbeständigen Geldes meist zur Erweiterung der industriellen Betriebsanlagen Verwendung fanden, was sich heute nicht nur in einer teilweisen lleberkapitalisierung -er Wirtschaft äußert. Das ist auch die eigentliche Ursache der deutschen Kapitalkrise. Die neuen Eoldbilanzen zeigen dasselbe Bild: der deutschen Wirtschaft fehlt es weniger an Anlagekapital, als an flüssigen Betriebsmitteln. Es klingt vielfach paradox, wenn man ausspricht, daß im kapital­armen Deutschland die Wirtschaft an Ueberftuß von zu we­nig produktivem Kapital krankt, aber was ist es anders, wenn die erweiterten Betriebsanlagen nichr vcll ausgen werden können, wenn nicht alle Maschinen lausen? Sie s. nichts anderes als eine tote Last!

Well mehr als dadurch wird aber die Lage der deutschen Industrie drrch den Mangel an Absatz charakterisiert. Alle bisher gemachten Angccmgungen, die Preisa stauaktion der Regierung, die Steuerermäßigungen, die Kreditpolitik der Reichsbank haben eigentlich versagt. Nach außen konkurrenz­unfähig und der innere Markt zu wenig kaufkräftig! Zwi­schen Produktionskosten und Konsumkraft klafft noch eine Lücke, die bisher noch nicht überbrückt werden konnte. Da liegt das eigentliche Problem der deutschen Wirtschaft, von dessen Lös mg oac Wob' und Wehe unseres Landes und besonders ^uch unsere Zab-mgsfähigkeit an Reparationen letzten Endes a'mängig find. Das Jahr 1924 sollte ja nach dem Dawesplan für uns ein Jahr der Atempause und der Sammlung der Kräfte sei». Was hat es aber gebracht? Ist eim ichksw.uschu,., deren Außenhanvelsvolumen nur 46 Prozent des normalen "mfam,I der Vorkries- besitzt, -eif H-r einen jährlichen Tribut von 2,3 Milliarden Eold- mar >os tst kll., daß Deutschland zur Erfüllung der ihm

im Dawesplan auferlegten Verpflichtungen eine Wirtschaft- liche Konjunktur braucht von gewaltigem Ausmaße, und zwar nicht nur eine Belebung des inneren Marktes, sondern »ach aufnahmewillige und aufnahmefähige ausländische Märkte. Kurz, wir brauchen eine Weltkonjunktur.

Wie ist aber die weltwirtschaftliche Lage? Auch sie hat tiefeinschneidende Veränderungen erfahren seit 1914. Die weltwirtschaftlichen Beziehungen sind nicht nur unterbrochen worden, sondern auch die Weltmarktverhältnisse haben eine oäsliae Umschichtung erlebt. Tie Vereinigten Staaten, zum weltwirtschaftlichen Zentrum geworden und einst kn der Hauptsache Rohstoffexporteure, haben die Verarbeitung ihrer eigenen Rohstoffe in die Hand genommen und er- itreben industrielle Unabhängigkeit. Wenn heute dre alten europäischen Industriestaaten im freien Wettbewerb sich ruf den Märkten begegnen, so werden sie die Vereinigten Staaten als gefährlichen Konkurrenten vorfinden. Und wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird ein Kampf um di« Absatzmärkte mit einer Heftigkeit entbrennen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Diese schwierige Situation darüber dürfen wir uns kaum hinwegtäuschen wird ge­rade Deutschland schwer treffen müssen, das in erster Lime zur Abtragung seiner Verpflichtungen auf einen verstärkten Fabrikatexport angewiesen ist. Anstatt daß wir mit unseren Waren auf die Weltmärkte kommen können, wird das Aus­land von wenigen Ausnahmen abgesehen kaum viel Bedarf für unsere Erzeugnisse haben. Die gegenwärtigen Handelsvertragsverhandlungen werfen bereits Schatten voraus; man will wohl Deutschland als Käufer und Absatz­markt sehen, will, daß es jährlich Milliarden unent­geltlich leistet, schließt sich aber nach allen Seiten hin ab. In allen Ländern, England und Amerika einbegriffen, ma­chen sich starke Schutzzöllnerische Tendenzen bemerkbar. Ge­rade die großen Wirtschaftsmächte zeigen das Bestreben, ihren Fabrikatexport zu steigern, aber möglichst wenig zu kaufen. Konjunkturwende? Trotz aller Anzeichen einer lang­samen Besserung der weltwirtschaftlichen Lage ist Optimis­mus wenig am Platze. Solange das Ausland, wie es bis­her geschieht, Deutschland einseitig vom Gesichtspunkt des Absatzmarktes und des Käufers betrachtet und nicht ein- sehen will, daß es nur als Verkäufer kaufkräftig sein kann, ist an eine Gesundung der weltwirtschaftlichen Beziehungen nicht zu denken.

Barmat-Kutisker Preußische Staatsbank

In der Reihe der Finanzskandale, mit denen das alte Jahr abgeschlossen hat, erregt das letzte Glied dieser uner­freulichen Kette, die Verhaftung der Gebrüder Barmat, in der Reichshauptstadt wie in der Provinz das größte Auf­sehen. Für Berlin wurde die Sensation noch gesteigert durch die ans Groteske streifenden Einzelheiten der Verhaftung, bei denen zum Beispiel ein Aufgebot des Reichswasserschutzes eine Rolle spielte, der die schloßartige Villa des General­direktors Julius Barmat in Schwanenwerder am Wannses von der Wasserseite her umstellte, um eine Flucht über den See zu verhindern. Auch das Massenaufgebot an Kriminal- und Polizeibeamten, das seit drei Tagen unterwegs ist, erinnert ein wenig an den Film, wird allerdings durch den sehr weitverzweigten industriellen Jnteressenkreis der Barmat-Gruppe gerechtfertigt. Die mit anerkennenswerter Energie durchgeführten Schritte der Staatsanwaltschaft scheinen noch nicht beendet zu sein. Weiter wird bekannt, daß in der Merkurbank» in der alle maßgebenden Beamten vernommen wurden, zwei von ihnen, 'n Herr Lichtenstein, Direktor der Merkurbank, und ein Herr Levy, vorläufig fest- genommen und nach dem Polizeipräsidium gebracht, wurden. In der Zentrale der deutschen Merkurbank wurde so viel Material beschlagnahmt, daß für die Sichtung einige Tage erforderlich sein werden. Die ganze Angelegenheit hat jetzt einen derartigen Umfang angenommen, daß auch der Unter­suchungsrichter ein Sonderdezernat eingereicht hat. Durch die Beschlagnahme sämtlicher Konten der Merkurbank war es nicht möglich, den Angestellten ihr fälliges Monatsgehalt zu zahlen, auch war die Bank nicht in der Lage, die für die Berlin-Burger Eisenwerke fälligen Löhne für 1500 Ar­beiter, die durch Boten nach Magdeburg gebracht werden sollten, zu zahlen. In den Kreisen der Direktion des Kon­zerns, soweit sie nicht verhaftet worden ist, soll nach einer Zeitungsmeldung ernstlich erwogen werden, die Eeschäfts- aufsicht über die einzelnen Konzerngesellschaften zu bean- tragen.

Keine volle Klarheit besteht noch über die geschäftlichen Zusammenhänge zwischen Barmat, Kutisker und der Staats, bank. Die übertriebene Kreditgewährung der Staatsbank an die Barmats scheint festzustehen, allerdings sollen auch in letzter Zeit Rückzahlungen erfolgt sein. Es wird bezwei­felt, ob von seiten der Brüder Barmat bei der Gewährung von Krediten in einwandfreier Weise vorgegangen wor­den ist. Die Preußische Staatsbank selbst teilt jetzt folgendes mit:Die Nachricht, daß die Seehandlung an Kutisker über 10 Millionen, an Michael 40 Millionen und an den Barmat- Konzern 50 Millionen geliehen habe, ist falsch. Die Summe der Forderungen an die drei Stellen zusammen beträgt nock nicht 45 Millionen Mark." ^

lieber den Werdegang Julius Varmats, des eigentlichen Leiters des großen Konzerns, schrieb die Handelskammer Bochum rm Jahr 1922:Während zahllose deutsche Ge­meinde- und Fachverbände seit vielen Monaten vergeblich versuchten, Einfuhrgenehmigungen für den Bezug von Le­bensmitteln aus dem Auslande zu erhalten, während die zuständigen Reichsstellen das ihnen Mögliche aufbieten, Kre­dite im Ausland zu erlangen, weil ihnen die zur Bezahlung der gekauften Lebensmittel notwendigen Devisen nicht mehr zur Verfügung stehen, oibt es heute noch einzelne Privile­gierte, die Einfuhrbereastigungcn in scheinbar unbegrenz­tem Umfang in Händen haben, sich viele Millionen in aus­ländischer Währung mit leichter Müh- ve-'chaffen und auf Kosten des deutschen Volkes ungezählte -en in ihre

Taschen stecken. Herr Barmat, russischer Staatsangehöriger, war in den ersten Kriegsjahren in Amsterdam seines Zei­chens russischer Uebersetzer. Er ist später Vertrauensmann der Internationale geworden und wurde von der russischen Sowjetregierung der holländischen Regierung alsllZesandter im Haag vorgeschlag.n, von dieser aber vor die Tür ge­setzt. Varmat unterhält ungewöhnlich gute persönliche Be­ziehungen zu den höchsten Regierungsstellen in Berlin."

lieber die Tätigkeit Kutiskers in Deutschland schreiben die Blätter:Als KuUsker im Jahre 1919 mit Geldern nach Deutschland kam, deren Herkunft sehr zweifelhaft ist und über die Nachforschungen in Litauen noch Näheres ergeben dürften, fand er in den ersten Wirren der Nachkriegszeit den richtigen Boden für seine Schiebertätigkeit. Die Riesen­bestände des ehemaligen Heeres wurden überall zum Ver­kauf angeboten. Merkwürdigerweise waren es meist nicht reelle deutsche Firmen, sondern Ausländer und Schieber, die sich in diese Geschäfte hineindrängten. In dem Konkur­renzkampf hatte Kutisker ungeahnte Erfolge. Wo er auf­trat, wollte die Behörde bald nur noch an ihn verkaufen. Bereits im Wojak-Brozeß, bei dem es sich vorwiegend um Schiebungen im Spandauer Lager handelte, erklärte der Angeklagte Wojak melancholisch:Als Herr Kutisker ankam» waren wir alle erledigt, der machte allein das Geschäft." Worauf der suggestive Einfluß ieses kleinen unscheinbar aussehenden Mannes, der nicht einmal die deutsche Sprache richtig beherrscht, zu erklären ist, läßt sich schwer sagen.

Neues vom Tage.

Eoolidge gegen eine Abrüstungskonferenz

Washington, 4. Jan. Präsident Coolidge ist nicht für ein« internationale Wirtschafts- und Abrüstungskonferenz unter Einschluß Deutschlands und Rußlands, wie sie von Senator Vorah vorgeschlagen wurde. Coolidge ist der Ansicht, daß eine solche Konferenz ein zu weit gestecktes Ziel zu verfolgen hätte, um praktische Ergebnisse erzielen zu können.

Die Meistbegünstigung

Berlin» 4. Jan. Die Bestimmungen des Versailler Der» trags über die meistbegünstigt^ Zollbehandlung werden mit dem 10. Januar 1925 unwirksam. Deutschland gewinnt da­her, soweit keine Handelsverträge bestehen, von diesem Zeit­punkt ab wieder die Freiheit in der Gewährung der Meist­begünstigung an andere Länder. Mit Rücksicht hierauf hat die Reichsregierung unbeschadet der vorhandenen gesetzlichen Möglichkeit zur Anwendung besonderer Vergeltungsmaß­nahmen eine Verordnung erlassen, nach der vom 11. Ja­nuar 1925 ab die meistbegünstigte Zollbehandlung nur noch auf die Erzeugnisse solcher Länder anzuwcnden ist, in denen die deutschen Erzeugnisse vertraglich oder tatsächlich nach dem Grundsätze der Meistbegünstigung behandelt werden. Nach demaugenblicklichen Stande handelt es sich um folgende Länder: Argentinien, Aethiopien, Bolivien, Brasilien, bri­tische Dominions und Kolonien (außer Australien, Ka­nada und Neuseeland), Bulgarien, Chile, China, Costa Rica, Columbien, Dänemark, Equador, Griechenland, Guatemala, Honduras, Indien, Irland, Jugoslawien, Kuba, Lettland, Liberia, Litauen, Mexiko, Nicaragua, Niederlande, Nor­wegen, Oesterreich, Panama, Paraguay, Persien, Peru, Ru­mänien, Rußland (nebst Ukraine, Weiß-Rußland, Georgien, Armenien, ferner Osten), Salvador, Schweden, Schweiz, Siam, Spanien, Tschechoslowakei, Türkei, Ungarn, Uru­guay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Nordamerika. Im Hinblick auf die Handelsvertragsverhandlungen ist mit dem Hinzutreten weiterer Länder zu rechnen.

Der Reichskanzler an Saarlouis

Berlin, 4. Jan. Der Reichskanzler richtete an die Stadt­verordneten in Saarlouis folgendes Schreiben: Mit Freud« und Stolz nahm die Reichsregierung Kenntnis von dem er­hebenden Bekenntnis zum Deutschtum, das sämtliche Stadt­verordneten von Saarlouis anläßlich der umlaufenden Ge­rüchte über gewisse Absichten wegen der Zukunft ihrer Siadt erneut ablegten. In welchem Zusammenhang diese Gerüchte haben entstehen können und worauf sie zurückzuführen sind, entzieht sich der Beurteilung der Reichsregierung. Jeden­falls ging ihr, wie ich in Uebereinstimmung mit dem in­zwischen erfolgten Dementi der französischen Regierung fest­stellen kann, keinerlei Angebot der französischen Regierung über eine von den Bestimmungen des Vertrages von Ver­sailles abweichende Regelung des endgültigen Schicksaals des Saargebiets, insbesondere der Gegend von Saarlouis zu. Das Recht, im Wege der Volksabstimmung, frei und un­beeinflußt über ihre staatliche Zugehörigkeit zu entscheiden, ist der gescn ten Bevölkerung des Saargebietes vertraglich gewährleistet. Keine deutsche Regierung könnte ihre Hand dazu bieten, dieses Recht irgend einem Teile der Bevölke­rung des Saargebiets zu entziehen. Wohin d^- Zehnen und der Wille der Einwohner von Saarlouis geht, zeigte dis von echt vaterländischem Geiste getragene eindrucksvolle Kundgebung der Stadtverordneten von Saarll,uis erneut in klarer und unzweideutiger Weise. Namens der Reichs­regierung spreche ich hierfür den Stadtverordneten wärm­sten Dank aus und versichere feierlich, daß die Reichsregie­rung der deutschen Stadt Saarlouis allzeit die Treue wah­ren wird.

Große Unterschlagung

Berlin, 3. Jan. Nach Unterschlagung von 250 000 Mk. Amtsgelder ist der 42jährige in Niederbodeleben gebürtige Oberpostsekretär Berthold Fischer, der in mein Postamt im Osten Berlins als Kasienvorsteher beschäftigt war, flüchtig geworden. Er hat die Unterschlagungen bis zu einer in der Nacht auf Samstag erfolgten Revisision durch Bücherfäl- schunge« zu verheimlichen verstanden. Fischer war auf den Rennbahnen ein häufiger Gast und scheint ein Opfer seiner Spiel- und Wettll' nschaft geworden zu sein. Auf sein« Ergreifung ist Tme Belohnun^. 'm 30 000 Goldmark aus­gesetzt worden.

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