und der Konzessionssportel vorgebracht. Man be­schloß, auch diese Angelegenheit durch Eingaben wei­ter zu verfolgen. Geklagt wurde auch noch über das allzuhäufige Besuchen von Wirtschaftslokalen durch Hausierer; es wurde empfohlen, den Hausierern den Zutritt zu den Sälen zu verbieten. Auch das Publi­kum kann mit einem solchen Vorgehen nur einver­standen sein.

Feuer bei Wulle.

Stuttgart, 18. Nov. Heute früh kurz nach 4 Uhr brach im Betriebe der Wulleschen Brauerei in der Neckarstraße Feuer aus. Wegen der starken Rauchentwicklung konnte der Herd nicht gleich ent­deckt werden. Der Hauptfeuerwache gelang es jedoch, das Feuer, das eine Verschalung ergriffen hatte, zu bewältigen, bevor größerer Schaden entstand. Um 5 Uhr war jede Gefahr beseitigt.

Fabrikbrand.

Heilbronn, 18. Nov. Heute früh gegen ^3 Uhr brach in der Fabrik von I. Weipert u. Söhne in dem Magazin Feuer aus, das das ganze Gebäude ergriff und in wenigen Stunden niederlegte. In dem Gebäude befand sich eine Malerwerkstätte, so­wie die Vorratsräume, wo Oele, Lack und Spiritus aufbewahrt waren. Außerdem befanden sich in dem Gebäude einige lOOpferdekrästige Maschinen, die alle mit verbrannten. Ein mit fertigen Waren belade­ner Eisenbahnwaggon, der vor dem Gebäude stand, ist mitverbrannt. Der angerichtete Schaden beträgt gegen eine halbe Million, ist aber durch Versicherung gedeckt. Der Betrieb in der Fabrik ist nicht gestört.

Böblingen, 18. Nov. Als ein in der Rohrmühle wohnhafter Melker Heu auf dem Futterboden holen wollte, entdeckte er einen toten Mann, der vielleicht schon 810 Tage dort gelegen ist. Spuren eines Verbrechens waren nicht zu finden. Der Unbekannte, der etwa 5560 Jahre alt ist, dürfte einem Schlag­anfall erlegen sein. Heute nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr haben zwei Italiener im nahen Wiesen­grund sämtliche Behältnisse ihres Logiswirts, eben­falls eines Italieners, erbrochen und mehrere Klei­dungsstücke, eine Damenuhr mit Kette und 105 Bargeld entwendet. Wohin sich die Einbrecher ge­wandt haben, ist noch nicht bekannt.

Cannstatt» 18. Nov. In der Person des Dekans a. D. Reinhardt Härlin ist gestern hier im Alter von 94 Jahren der Senior der evangelischen Geistlichkeit des Landes gestorben. Er war einst Präzeptor in Besigheim, dann Helfer in Weilheim, später Helfer und Bezirksschulinspektor in Nürtingen, von 1869 an Dekan und Bezirksschulinspektor in Marbach, bis er 1894 in den Ruhestand trat.

Weinsberg, 18. Nov. Hilfswärter Schäfer war mit der Bedienung des Packwagens am eben einge­fahrenen Personenzug auf der hiesigen Station be­schäftigt und wollte einen Korb über das Gleis schaf­fen, als er von einer die Station durchfahrenden ^ Leermaschine, deren Kommen er infolge des herr-^ schenden Windes überhört hatte, erfaßt und auf die Seite geschleudert wurde. Mir schweren inneren! Verletzungen wurde er aufgehoben und in seine elter-

Das ZtngtüLs-aus.

46.) Roman von Georg Türk.

Heinrich schrieb, daß er nicht eher etwas von sich hören lassen wollte, als bis er Gutes melden könne ... Er sei lange umhergeirrt in dem frem­den Land, unter den fremden Menschen, ohne Brot, ohne Heim . . . Dann habe er einen edlen Men­schen gefunden, der habe sich seiner angenommen. Ihm habe er alles erzählt und der brave Mann habe ihm vertraut, ihm einen Posten in seinem großen Geschäft gegeben. . . Und der Mann habe ihm seine Sehnsucht nach der Mutter angesehen und ihm ge­sagt, er solle noch einmal heimgehen und der Mutter den Beweis bringen, daß er ein anderer geworden sei ... .

Dem allem hörte die Mutter zu, mit einem seli­gen Lächeln.

Karl wollte eben weiter lesen, da sank die Mutter zurück ....

Totenstille herrschte in der Stube. Nur das gleichförmige Ticken der Wanduhr im Wohnzimmer vernahm man durch die offene Türe.

Hedwig beugte sich über die ruhig Daliegende.

Mutter!" flüsterte sie leise.

Aber sie bekam keine Antwort.

Sie lauschte auf den Atem ... er stand still. Sie legte ihr die Hand aufs Herz... es pochte nicht mehr ... Da drückte sie ihr laut aufweinend die Augen zu. Und als die Umstehenden die Tote ansahen, da war von dem Gesicht alle Härte und Strenge gewichen. Es glich wieder dem Bild draußen an der Wand . . .

Nach einigen Wochen kam Heinrich . . und mit ihm seine junge Frau. Er hatte es in seinem Brief verschwiegen. Das sollte eine Ueberraschung für die Mutter sein . . .

liche Wohnung verbracht. Er steht im 25. Lebens­jahre.

Heilbronn, 18. Nov. Die neue Landwirtschaft!. Winterschule, die im Laufe dieses Jahres von der Stadt durch Umbau eines älteren Schulgebäudes an der Karlsstraße errichtet wurde, wurde gestern nach­mittag in feierlicher Weise eröffnet. Der Eröffnung wohnten von der K. Zentralstelle für die Landwirt­schaft Regierungsdirektor v. Sting und Oberregie­rungsrat Bayer, ferner der Ober'amtsvorstand Re­gierungsrat Mögling, Oberbürgermeister Dr. Göbel, sowie die Vertreter der benachbarten Amtskörper­schaften und landwitschaftlichen Bezirksvereine an. Die Feier wurde durch einen Gesang der Schüler be­gonnen und beendet. Ansprachen hielten Oberbür­germeister Dr. Göbel, Regierungsdirektor v. Sting, Regierungsrat Mögling, der Schulvorstand Oekono- mierat Wunderlich, der Heuer auf eine 25jährige Tätigkeit zurückblicken kann, und Landesökonomierat Schaffer von Weinsberg, der im Auftraa der benach­barten Vezirksvereine eine Spende von 1000 Mark überbrachte, deren Zinsen zu Schülerprämien ver­wendet werden sollen. Die Schule wird Heuer mit 96 Schülern eröffnet, das ist nicht nur die höchste Schülerzahl, die Heilbronns Winterschule je sah, son­dern die überhaupt höchste Schülerzahl der württem- bergischen landwirtschaftlichen Winterschulen. Mit einem geselligen Beisammensein der Teilnehmer im Ratskeller endete die Feier.

Göppingen, 18. Nov. Schon gestern abend zwi­schen 6 und 7 Uhr hat sich der Mord auf dem Wald­eckhof ereignet. Um 8 Uhr erschien Reick auf der hiesigen Polizeiwache und erstattete gegen sich An­zeige. Als die Untat geschah, lagen die drei Kinder im Alter von 4, 6 und 8 Jahren im Schlaf. Das Opfer war durch einen Schuß in die Schläfe getötet worden. Die Frau stammt aus dem nahen Nieder­wälder: und stand vor ihrem 30. Geburtstag. Ein­ziger Zeuge der Tat war der Knecht auf dem Hof, der zunächst entfloh und erst nach einigen Stunden nach Göppingen kam, um sich als Zeuge zu melden. Der Hof war an einen Landwirt aus dem Nagolder Bezirk um 70 000 verkauft worden. Es ist ein stattliches Gut von 8090 Morgen Größe.

Ravensburg, 18. Nov. Der in einem hiesigen großen kaufmännischen Geschäft als Laufbursche an- gestellte Wendelin Schüler ist mit 432 ^ seit gestern nachmittag verschwunden. Wahrscheinlich hat er sich nach der Schweiz begeben.

Au» rvslt Zeit.

Süddeutschland und die Marinelieferungen.

Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes hat angeordnet, daß zu Lieferungen für die Marine die süddeutsche Industrie in möglichst weitem Umfange herangezogen werden soll, da die Leistungsfähigkeit der Industrie in Süddeutschland hierzu weitgehende ^ Gelegenheit biete. Infolgedessen hat ein Kommissar der Kaiserlichen Werftdirektion in Danzig an Ort ! und Stelle eingehende Informationen über die ein- ^ zelnen Zweige eingezogen. Es wird sich hauptsächlich

Sie führten ihn an ihr Grab. Er wollte sich nicht trösten lassen, daß er sie nicht mehr lebend ge­funden hatte.

Auch an Marias Grab stand er lange schweigend, mit gesenktem Kopfe.

Als ein ernster, stiller Mensch kehrte er mit sei­nem Weibe zurück in seine neue Heimat.

Zwanzigstes Kapitel.

Hans Ringer hatte seine Studien beendigt und hatte an einer kleinen Bühne ein Engagement ge­funden, dann im Opernhaus der Hauptstadt gastiert, und war in das Ensemble als Heldentenor ausge­nommen worden.

Die Frau Eroßkaufmann Elisabeth Hammer­stein saß am gedeckten Tisch in ihrem Speisezimmer und strich nervös mit der Hand über die Tisckmlatte.

Ihr Herr Gemahl ließ sie wieder einmal mit dem Essen warten . . .

Frau Hammerstein war eine noch junge Frau. Aber ihr Gesicht war früh gealtert und zeigte eine seltsame Unruhe.

Die elektrische Klingel ertönte. Sie blieb gleich­mütig sitzen.

Da trat ihr Gemahl herein, ein Vierziger, mit glattrasiertem, vollem Gesicht, das nicht gerade viel Geist verriet. Im Mundwinkel eine halb gerauchte Virginia.

Bei seinem Eintreten klingelte die Frau.

,,'NTag!" sagte der Mann, erhielt aber keine Antwort.

Das Dienstmädchen erschien.

Sie können auftragen!"

So! Hm!" brummte der Mann.Wieder einmal nicht gut bei Laune."

In gereiztem Ton entgegnete sie:Es ist bald zwei. Um halb eins soll gegessen werden!"

um die Vergebung von Textil- und Bürstenwaren (wollene Decken, Flaggenluche, Bürsten und Pinsel, sowie Piasavaware usw.) handeln.

Die Zivilliste.

München, 18. Nov. Der Finanzausschuß der Kammer der Abgeordneten hat heute nach langer Beratung den Antrag der Regierung aus Erhöhung der Zivilliste in der mitgeteilten Fassung mit 9 gegen 6 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen angenommen.

Arbeitsverweigerung auf hoher See. Deutschenhetze.

Buenos Aires, 18. Nov. Die Passagiere des in Rio de Janeiro eingetroffenen DampfersLutetia" erklärten, daß der Dampfer bei der letzten Ueberfahrt schwere Havarien gehabt habe. Seit der Abfahrt von Lissabon hätten sie kein frisches Wasser gehabt. Statt Kaffee hätten sie Mineralwasser Kinken müssen. Das Maschinenpersonal, unter dem sich Deutsche nicht befanden, verweigerte den Dienst wegen mangelhafter Venti­lation bei der Heizung. Die Leute mußten mit dem Revolver zur Arbeit gezwungen werden. Vor Rio de Janeiro wurde auch die dritte Maschine beschädigt, sodaß zuletzt nur noch mit einer Geschwindigkeit von 4 Meilen gefahren werden konnte. Es wird versucht, den Deutschen die Schuld für das Vorkommnis zuzuschieben, weil zwei angebliche deutsche Stewards versehentlich die Wasserhahnen in der Ba­dekabine aufgelassen hatten. Die deutschen Passagiere wurden bedroht und blieben in ihren Kabinen. Der Kapitän erklärte, keinen Beweis für eine Sabotage zu haben. Die hiesige Ver­tretung der französischen Dampfschiffgesellschaft gibt an, daß sie den über den Vorfall verbreiteten Nachrichten in der Presse fern stehe.

Heidelberg, 18. Nov. Das älteste Schalttags­kind Süddeutschlands, Privatmann Friedrich Erhard, ist hier im Alter von 82 Jahren gestorben. Erhard war am 29. Februar 1832 in Oestringen als Sohn des dortigen Bürgermeisters geboren und hat dem­nach in seinem Leben nur 20mal Geburtstag gefeiert. Er war lange Zeit einer der bedeutendsten Tabak­fabrikanten Badens. Von der Gemeinde Leimens wurde er zum Ehrenbürger ernannt, alle anderen Auszeichnungen, Orden und Titel, die ihm in seinem langen Leben angeboten wurden, hat er stets ab­gelehnt.

Jena, 18. Nov. Die Auszählung der bei den gestrigen Gemeinderatswahlen abgegebenen Stim­men hat ergeben, daß die Liste des Bürgerausschusses mit großer Mehrheit glatt gewählt wurde. Die So­zialdemokraten verlieren 7 Sitze.

Paris, 18. Nov. Die Untersuchung hat ergeben, daß der Eoldbarrendiebstahl allem Anschein nach zwischen Köln und der belgischen Stadt Erquelines sich ereignet hat. Der Wert des der Ottomanbank entwendeten Goldes beträgt nicht 46 000 türkische Pfund, sondern 46 000 Francs.

Paris, 18. Nov. Auf furchtbare Weise verun­glückte gestern nachmittag der Lokomotivführer Bar- thelemi auf der Staatsbahnlinie bei Versailles. Beim Verlassen des Tunnels beugte er sich vor, um den Regulator zu richten. In demselben Augenblick wurde ihm von der Lokomotive eines entgegenkom­menden Zuges der Kopf abgerissen.

Was weißt du vom Geschäft!"

Geschäft? Jawohl: im Ratskeller!"

Er lachte.

Gehört auch zum Geschäft! Uebrigens soll sich Minna beeilen, ich muß gleich wieder fort."

Wohin?"

Geschäfte!"

So!"

Der Rest der Mahlzeit verlief schweigend.

Der Mann erhob sich und zündete sich eine neue Zigarre an. Dann zog er die Zeitung aus der Tasche und warf sie auf den Tisch.

Das Neueste!" sagte er . . .Und nun: Mahl­zeit! Wann ich heute zurückkomme, weiß ich nicht. Gegenwärtig drängen die Geschäfte!"

Fort war er. Sie klingelte.

Räumen Sie ab, Minna!"

Als das Mädchen gegangen war, erhob sich Frau Hammerstein, ging, nervös lachend, im Zimmer hin und her, betrachtete die teueren Möbel, die kostbaren Bilder, die reichen Schmuckgegenstände und sagte vor sich hin:Das ist ein Leben!"

Sie warf sich in einen Sessel, weinte hellauf und rief:O. wie bin ich so unglücklich! "

Nach einer Weile zog sie das feine Taschentuch hervor, trocknete die Tränen und griff nach der Zeitung.

Sie las aus purer Langeweile.

Mit einem Mal fuhr sie empor.

Ihre Hände zitterten heftig.

Sie hatte nichts weiter gelesen, als daß heute der neue Heldentenor Hans Ringer denLohengrirft singen werde. Derselbe Hans Ringer, der vor einem Jahr ein Gastspiel hier gegeben hatte.

Vor einem Jahr?" Sie besann sich. «Ach so . . . da war ich ja im Bad . . . meiner Nerven wegen. . ."

(Fortsetzung im Zweiten Blatt.)